Was ist Wahoo SYSTM? Was kostet es? Was sind die Neuerungen gegenüber dem Vorgänger The Sufferfest?
Unser Freddy schrieb einige Monate an diesem sehr ausführlichen Testbericht…
Viel Spaß damit :-)
Wahoo SYSTM Review von A-Z
Von Frederik Böna (@frederik_boena)
Es ist wieder einmal Winter.
Die Tage sind kurz, in den niedrigeren Höhenlagen regnet es oft, weiter oben schneit es. Die Straßen und Radwege sind mitunter vereist, oft sehr schmutzig und nicht selten auch voller Salz.
Viele Radsportlerinnen und Radsportler absolvieren daher einen Großteil ihres Trainings zurzeit drinnen auf einer Rolle.
Während Rollentraining früher zwangsläufig relativ monoton war, gibt es inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, das Indoor-Training kurzweiliger zu gestalten.
Große Bandbreite an Anbietern für Indoor Training
Dank diverser Smarttrainer und Anbieter virtueller Trainingswelten wie Zwift, kann man nicht nur mit anderen Personen gemeinsame Ausfahrten übernehmen, sondern sogar Rennen bestreiten, vorgegebene Trainingspläne absolvieren und teilweise auch „echte“ Strecken wie beispielsweise in Innsbruck oder London nachfahren.
Anbieter wie Rouvy bieten sogar die Möglichkeit, ganze Alpenpässe nachzufahren.
☝️
**Es muss nicht immer Zwift sein! In diesem Artikel listen wir dir die 5 besten Alternativen auf!**
Platzhirsch Zwift
Das Training auf einem Smarttrainer in einer virtuellen Welt hat dadurch teilweise Züge eines Computerspiels.
Insbesondere Zwift kombiniert das Training durch die Möglichkeit, in einer virtuellen Welt gemeinsam mit anderen realen Personen zu fahren und den Einsatz von Gadgets, sehr stark mit einem Computerspiel, das man online spielt.
Womöglich ist das auch der Grund dafür, dass Zwift der Platzhirsch unter den Anbietern virtueller Trainingsplattformen ist.
Grundsätzlich legen aber alle Anbieter sehr großen Wert auf einen möglichst hohen Spaß-Faktor.
Anderer Fokus bei Wahoo SYSTM
Einen etwas anderen Weg geht dagegen die Plattform SYSTM von Wahoo.
Bei SYSTM liegt der Fokus in erster Linie auf einem wissenschaftlich fundierten Training. Wahoo hat es sich selbst zum Ziel gesetzt, mit SYSTM die umfassendste verfügbare Trainings-App auf dem Markt zu haben und damit in naher Zukunft den Indoor-Bereich zu dominieren.
Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, angesichts der Tatsache, dass es SYSTM erst seit Herbst des Jahres 2021 gibt.
Vorgänger: The Sufferfest
SYSTM hat allerdings mit „The Sufferfest“ einen durchaus sehr erfolgreichen Vorgänger.
The Sufferfest kam bereits im Jahr 2009 auf den Markt und ist vermutlich allen, die bereits seit einiger Zeit auf die Vorteile des Rollentrainings setzen, bekannt.
Selbst ich habe von The Sufferfest bereits gehört, obwohl ich alles andere als oft, geschweige denn gerne, Indoor trainiert habe, bzw. trainiere. Genutzt habe ich The Sufferfest allerdings nie.
The Sufferfest war eine amerikanische Firma und hatte das Ziel, ambitionierten Radsportlern, aber auch Triathleten ein möglichst passgenaues Training anzubieten.
Reines Training im Vordergrund bei The Sufferfest
The Sufferfest war von Anfang an eine komplette Trainings-App, die seinen Nutzern ein individuelles Trainingsprogramm mit wissenschaftlichem Hintergrund ermöglichen wollte.
Der Ausgangspunkt hierfür war die 4D-Leistungsdiagnostik, die man problemlos alleine zuhause auf der eigenen Rolle durchführen konnte, bzw. immer noch kann, denn auch SYSTM setzt auf genau diese Leistungsdiagnostik.
Passende Trainingseinheiten nach 4dP Leistungsdiagnostik
Im Anschluss an diese Leistungsdiagnostik liegt für jeden Sportler ein vierdimensionales Powerprofil (4DP) vor, anhand dessen passgenaue Trainingseinheiten automatisch erstellt werden, die gezielt an den vorhandenen Stärken und Schwächen ansetzen.
Was sich einfach anhört, ist allerdings mit maximaler Anstrengung verbunden.
Extrem harte Leistungsdiagnostik – im Sitzen
Die Leistungsdiagnostik dauert zwar „nur“ 65 Minuten, beinhaltet aber maximale Belastungstests über 5 Sekunden, 1 Minute, 5 Minuten und 20 Minuten – noch dazu alles im Sitzen!
Gnädigerweise ist es erlaubt, die Belastungen auf zwei Tage aufzuteilen und es ist sogar möglich, sie draußen auf der Straße zu absolvieren.
Unmittelbar nach Abschluss der Leistungsdiagnostik erhält man die Auswertung mit einem daraus abgeleiteten Fahrerprofil, eine Gegenüberstellung der größten Stärken und Schwächen und von da an individuelle Trainingseinheiten, die an das eigene Fahrerprofil abgestimmt sind.
Wer zum Beispiel eine sehr starke Leistung über 5-Minuten erbringen kann, bekommt härtere VO2max-Intervalle eingeplant. Wenn man seine Stärken eher im Sprint hat, wirkt sich das auch auf intensivere Sprintintervallen aus.
Trainingspläne für alle Nutzer gleich
Grundsätzlich sind die Trainingspläne aber noch (?!) für alle Nutzer gleich. Lediglich die Intensität der Intervalle wird entsprechend des eigenen Fahrerprofils individuell angepasst.
The Sufferfest beschränkte sich allerdings keineswegs auf Trainingseinheiten auf der Rolle. Die App bot nach und nach auch immer mehr zusätzliche Workouts abseits des Rades an, beispielsweise Yoga-Übungen, Core-Workouts und Mentaltraining.
Weniger Spaßfaktor als bei Zwift
Der Fun-Faktor von The Sufferfest war im Vergleich zu Zwift, Rouvy oder anderen Anbietern deutlich geringer. Virtuelle Animationen gab es überhaupt nicht.
Um trotzdem für eine möglichst große Motivation zu sorgen, wurden allerdings Fernsehaufnahmen von Profi-Rennen aus der World Tour passend zur jeweiligen Trainingseinheit und den zu absolvierenden Intervallen zusammengeschnitten und mit Musik unterlegt.
Profi-Videoaufnahmen sollen für Kurzweiligkeit sorgen
Auch das hat SYSTM von The Sufferfest übernommen.
Braucht man diese Motivation nicht oder empfindet sie womöglich sogar als störend, kann man hierauf aber auch verzichten und stattdessen ausschließlich die relevanten Fahrdaten ähnlich einem Radcomputer auf dem Bildschirm anzeigen lassen.
Dadurch kann man während einer Trainingseinheit den Fokus deutlich besser auf das Fernsehprogramm, Netflix usw. legen, gleichzeitig aber auch alle relevanten Trainingsdaten wie Leistung oder Herz- und Trittfrequenz im Blick behalten.
Dadurch, dass der Mini-Player relativ klein und transparent ist, stört er das Bild tatsächlich kaum. Intervalle werden zudem über Audiosamples sehr deutlich angekündigt.
Was ist Neu in Wahoo SYSTM?
Grundsätzlich wirkt es auf den ersten Blick erst einmal so, als ob SYSTM nahezu alles einfach von The Sufferfest übernommen hat.
Das spiegelt die Realität allerdings nicht wider.
Seit der Übernahme von The Sufferfest durch Wahoo hat sich tatsächlich einiges getan. Der ganzheitliche Ansatz, den bereits The Sufferfest mit seinen Trainingspläne verfolgte, hat bei SYSTM noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen.
Lauf- und Schwimmtrainings, Yoga mit der im Radsport bekannten Yoga-Trainierin Abi Carver, Mental- und Krafttraining – die Auswahl der Trainingseinheiten in verschiedenen Bereichen ist inzwischen sehr beeindruckend.
Wenn man weiß, wo die eigenen Defizite liegen, kann man mit SYSTM ganz gezielt an diesen arbeiten.
Einheiten auch Outdoor abfahrbar
Wahoo möchte mit SYSTM zudem gewährleisten, dass die vorgefertigten Trainingseinheiten auch draußen problemlos absolviert werden können.
Trainiert man auf der Rolle, kann man auf eine Vielzahl neuer Trainingsinhalte zurückgreifen.
Unter „OnLocation“ werden beispielsweise geführte Touren auf bekannten Straßen angeboten und unter „Inspiration“ kann man aus Filmen und Dokumentationen aus dem Radsport wählen und sich so das entsprechende Programm für die zu absolvierende Trainingseinheit selbst aussuchen.
Onboard Aufnahmen & Leistungsdaten neu
Ebenfalls neu sind Onboard-Aufnahmen samt Leistungsdaten aus Profi-Rennen, die von Anweisungen eines Sportdirektors begleitet werden.
Sehr cool: A week with…
Spinning-Workouts von GCN-Moderatoren, die von einem Trainer geleitet werden, sind ebenfalls in SYSTM enthalten.
Besonders faszinierend ist „A Week With„.
Trainiere wie Phil Gaimon
Hier hat man die Möglichkeit, sieben Tage lang Trainingseinheiten zu absolvieren, die alle von einem einzigen Prominenten oder Trainer präsentiert werden. Man bekommt so Einblicke, wie beispielsweise jemand wie Phil Gaimon lebt und trainiert.
Wahoo verspricht zudem, dass es immer wieder Neuerungen bei SYSTM geben wird, die das Training weiter verbessern und zudem auch unterhaltsamer und abwechslungsreicher machen sollen.
11 Kategorien für Radsport Workouts
Aktuell stehen insgesamt elf reine Kategorien für Radsport-Workouts zur Verfügung:
- Base
- Climbing
- Drills
- Endurance
- Fitness Tests
- Mashups
- Racing Simulation
- Recovery
- Speed Building
- Style/Form
- und Time Trial
Alle Trainingseinheiten wurden von Profi-Coaches entwickelt und können natürlich jederzeit als einzelne Einheiten absolviert werden.
über 100 vordefinierte Trainingspläne
Insgesamt gibt es bei SYSTM mehr als 100 vorgefertigte Trainingspläne.
Last but not least hat Wahoo inzwischen auch einen Podcast namens “The Knowledge” ins Leben gerufen, der 15-minütige Deep-Dives zu bestimmten Trainingsthemen behandelt.
Gleich geblieben ist allerdings, dass der Fun-Faktor auch bei SYSTM nach wie vor nicht im Vordergrund steht und SYSTM auch keinesfalls als eSports-Game wahrgenommen werden soll.
Nichtsdeszotrotz hat SYSTM dennoch viele Workouts durch eine Vielzahl neuer immersiver Trainingsinhalte ergänzt.
Wahoo hat mit SYSTM also im Prinzip „nur“ das Leistungstestprotokoll von The Sufferfest als Grundlage für die Trainingspläne, alle Workouts (auf und abseits des Rades) von The Sufferfest, das Filmmaterial aus Profirennen und die humorvollen Motivationskommentaren beibehalten.
Alles andere ist neu und kam erst seit der Übernahme von The Sufferfest durch Wahoo, die im Übrigen bereits seit 2019 schrittweise erfolgte.
Kompatibilität von Wahoo SYSTM
Wie man es von Wahoo kennt, ist SYSTM mit allen gängigen Betriebssystemen kompatibel: Windows, MacOS, Android, iOS – Wahoo SYSTM läuft überall problemlos und ist auch einfach zu bedienen und selbsterklärend.
Preis – was kostet SYSTM?
Insgesamt kostet SYSTM 16,49 € im Monat.
Bevor man sich dazu entscheidet, diese 16,49 € zu bezahlen, hat man die Möglichkeit, Wahoo SYSTM zunächst 14 Tage lang uneingeschränkt testen zu können.
Erst nach dem Ablauf dieser 14 Tage ist man dazu gezwungen, für SYSTEM zu bezahlen, wenn man es weiterhin nutzen möchte.
Im Vergleich zur Konkurrenz wie beispielsweise TrainerRoad schneidet SYSTM sehr gut ab.
Preislich ist SYSTM gegenüber TrainerRoad rund einen Euro günstiger. Zwift dagegen gibt es bereits für 14,99 € pro Monat.
Entscheidet man sich bei SYSTM für einen Jahresbeitrag, kann man die Kosten jedoch noch einmal reduzieren. Insgesamt 160 €, also 13,33 € pro Monat kostet SYSTM dann noch, allerdings kann man dann auch nicht monatlich kündigen.
Fazit vom SYSTM Test
Mit SYSTM ist es Wahoo gelungen, ambitionierten Radsportlern in Verbindung mit Smart-Trainer, Leistungsmessung und Herzfrequenzsensor ein eigenes, kleines Leistungs- und Trainingszentrum für relativ wenig Geld zur Verfügung zu stellen.
Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Anbieter einer virtuellen Trainingsplattform, bei dem sich so ganzheitlich und wissenschaftlich fundiert trainieren lässt.
4D Leistungsdiagnostik
Die spezielle 4D-Leistungsdiagnostik ermöglicht wahrscheinlich ein deutlich genaueres und individuelleres Fahrerprofil als es ein 20 minütiger FTP-Test oder gar ein Ramp Test bei Zwift.
Vermutlich lässt sich mit dieser Leistungsdiagnostik und den daran abgestimmten Trainingsplänen tatsächlich sehr durchdacht trainieren, selbst draußen auf der Straße.
Die 4D-Leistungsdiagnostik hat jedoch einen großen Haken: Man muss dazu in der Lage sein, sich auf der Rolle richtig quälen zu können! Und das auch noch ausschließlich im Sitzen!
Für mich persönlich ist SYSTM damit leider keine Option.
Ich kann (und will) mich schlichtweg nicht zuhause auf der Rolle völlig verausgaben und im Sitzen würde ich vor allem bei den kürzeren Belastungstests noch dazu nicht besonders viel Druck aufs Pedal bekommen.
Warum man die Belastungstests ausschließlich im Sitzen absolvieren muss, erschließt sich mir leider nicht. Für Bahnradfahrer, Triathleten und Zeitfahrspezialisten ist das aber vermutlich gut machbar.
Wenn man beim Training auf der Rolle den Fokus vor allem auf ein wissenschaftlich fundiertes Training und keine Ablenkung von äußeren Einflüssen in Kauf nehmen möchte, kommt man an SYSTM eigentlich nicht vorbei.
Wer auch virtuell lieber in einer Gruppe mit anderen Radsportlern fährt oder sich durch die virtuelle Umgebung in diversen Trainingswelten positiv ablenken kann, ist mit anderen Anbietern wie Zwift oder Rouvy (siehe unsere weiteren Alternativen zu Zwift) vermutlich besser dran.
Im Prinzip ist SYSTM „lediglich“ die Weiterentwicklung von The Sufferfest.
Wer an The Sufferfest keine Freude hatte, wird auch mit SYSTM nicht viel anfangen können.
Wer jedoch mit The Sufferfest zielgerichtet trainieren konnte und dabei auch noch Spaß hatte, wird mit SYSTM und dem deutlich erweiterten Angebot an Trainingsmöglichkeiten mit Sicherheit sehr zufrieden sein.
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