Im heutigen Blog berichte ich von meinem Rennen bei Rund um Köln!
Einem der schönsten und härtesten Jedermannrennen – wie ich finde – in Deutschland!
Bei knapp 73 km – wir befinden uns im Ferrenberg von Overath – merke ich das erste Mal, dass ich jetzt ruhiger werden muss.
Und zwar dringend.
Es liegen 1:53 Rennstunden hinter mir mit ø 272w (308w NP) bei einem Schnitt von 38,6 km/h.
Gestartet aus dem super 2. Block (meist sehr diszipliniert die Leute) fuhr ich die ganze Zeit in der ersten Gruppe mit.
Hier am Ferrenberg trennte sich aber die Spreu vom Weizen.
Und ich bin jetzt die Spreu.
Wir versuchten zwar nochmal kurz an die vorderen 10-15 in unserer Gruppe heranzukommen, selbst wenn wir es geschafft hätten, beim nächsten Anstieg hätte es uns/mich dann spätestens zerlegt.
Zwei Anstiege später war es dann soweit.
Luft raus am Knochen
Im sogenannten „Knochen“ (von Immekeppel hoch in Richtung Herkenrath) passierte es. Es kam nach langer, langer Zeit mal wieder das kleine, hässliche Männchen mit dem Hammer.
Kawumms.
Mein Herz-Kreislaufsystem war noch ok, die Beine fühlten sich aber an wie Spaghetti, die man ausversehen für 40 min. im Topf hat kochen lassen.
Der Rest des Rennens wurde entsprechend zur Qual.
Suffer Level 9,5 von 10 :-)
10 von 10 wäre Absteigen gewesen, das konnte ich gerade noch verhindern (hier am Schloss Bensberg war es aber zugegeben sehr knapp – siehe Insta Video).
36,4 km/h im Schnitt
Mit einer Zeit von 3:32 h und einer ø Geschwindigkeit von 36,4 km/h landete ich letztendlich auf dem gesamt 250. Platz (37. in der AK) – was für mich noch so einigermaßen ok ist, aber richtig zufrieden bin ich nicht.
Dafür war die Form in den Wochen davor zu gut.
So um die 3:25 – 3:27 h +- hätte ich an „normalen Tagen“ – aus dem Bauch heraus – als das Maximum bezeichnet, hier landeten auch viele aus meiner Gruppe im Rennen.
Hätte hätte zahlt aber natürlich alles nicht, es stehen die 3:32 h auf dem Papier. Punkt.
Alles in allem war es aber ein echt geiler Tag auf dem Rad und eine sehr, sehr gut organisierte Veranstaltung!
Apropos Veranstalter…
Hierzu – es gab eine Welle der internet Entrüstung ggü. dem Veranstalter wegen der Baustelle in Bensberg – möchte ich nachher noch ein paar Worte verlieren!
Im Folgenden – meine Takeaways des gestrigen Rund um Köln Rennens!
Herzlichst,
Daniel
Rund um Köln Rennbericht
# 1 Die Leistungswerte
- Finisherzeit: 3:32:35 h
- ø Leistung: 231w (277w NP)
- ø HF: 158 bpm
- ø Pace: 36,4 km/h
- Pw:Hr: 22% (zu hoch!!)
Sehr „interessant“ ist es, sich einmal die beiden Rennhälften anzugucken…
1. Rennhälfte
- KM 0-64,5
- Zeit: 1:38 h
- ø Pace: 39,2 km/h
- Leistung: 273w (309w NP)
- Pw:Hr: 8,8%
2. Rennhälfte
- KM 64,5-129
- Zeit: 1:53 h
- ø Pace: 34,1 km/h (-13% ggü. 1. Hälfte)
- Leistung: 194w (234w NP) >> -29% an Leistung ggü. 1. Hälfte
- Pw:Hr: 17,5% (fast eine Verdoppelung)
#2 Das Pacing
Man sieht oben bei den Zahlen gut, wie der Stecker gezogen wurde. Direkt nach dem Rennen hätte ich vermutet, dass mein anfängl. Pacing wohl etwas forsch war, aber im Nachhinein, beim Blick auf die nackten Zahlen, sehe ich das gar nicht mal so…
Ein Blick auf die ersten Teilstücke…
Anfahrt durch Köln bis Altenberg Anstieg
- Zeit: 34:47 min.
- Leistung: 287w (308w NP)
- W/kg: 3,6
- HF: 158 bpm
- Pace: 42,6 km/h
Ein bisschen besser im Windschatten fahren, wäre nicht schlecht gewesen… So dass der Puls, wenn möglich, unter 150 bleibt…
Mein Ziel war es im vorderen Drittel in den ersten Anstieg reinzugehen – entsprechend musste ich in der Anfahrt hier und da mal paar Löcher zufahren und Positionen gut machen.
Anmerkung bei den unten stehenden Anstiegen, das sind die Strava Segmente, hier sind oftmals noch Teilstücke NACH dem Anstieg mit drin. Philipp hat in seiner Grafik oben den reinen Kernanstieg drin.
Altenberger Dom Hüttchen (Strava Segment)
- Zeit: 5:59 min.
- Leistung: 348w (354w NP)
- W/kg: 4,3
- HF: 180 bpm
- Pace: 26,3 km/h
Hier hätte ich jetzt konkret vermutet, dass ich in den Altenberger Anstieg „zu krass“ gefahren bin, aber die knapp 350w sind knapp unter meiner Schwelle. Das sollte man an guten Tagen mal für 6 min. leisten können.
Oder auch öfter.
Man sieht bei Strava schon, dass ich anfangs sehr hart in den Anstieg reingegangen bin, mit Wattspitzen um die 600w und der Körper sich offensichtlich schwer tat, hier zu erholen. Entsprechend hoch der Puls.
Aber grdsl. war das jetzt noch im Rahmen.
Magendarm
Eine kleine Erklärung für die „Überforderung“ könnte sein, dass ich am Fr. Abend noch spürbar einen Infekt in den Körper rein bekommen habe.
Bei uns (und im Kindergarten) krassierte in der Familie seit einer Woche Magendarm, meine Frau und beide Kinder hatten sich letzte Woche alle übergeben. Bei meiner Frau Franzi zudem mit Gliederschmerzen etc.
Freitagabend klopfte der Virus dann auch bei mir an… Ehrlicherweise dachte ich nicht, dass ich 2 Tage später starten könnte, ab Sa. Mittag ging es dann aber sogar wieder. Wie ein Gewitter, dass schnell durchrauscht!
Sagen wir es mal so: förderlich war es sicherlich nicht, ich will aber hier auch nicht nach Ausreden suchen!
Um auf das Rennen und den Anstieg zurückzukommen…
Mein Ziel war es einfach, in einer schwungvollen Gruppe oben dabei zu sein…
…was sich übrigens überhaupt nicht gelohnt hatte, denn vor Sand wurden wir in der Abfahrt wieder von hinten aufgefahren.
Klassiker :-)
Noch ein letzter Blick auf die erste Schloss Bensberg Befahrung!
Schloss Bensberg #1
- Zeit: 5:29 min.
- Leistung: 315w
- W/kg: 3,9
- HF: 164 bpm
- Pace: 27,3 km/h
Die Auffahrt würde ich als „kontrolliert“ beschreiben. Hier waren wir in einer guten Gruppe und es wurde untereinander geguckt, dass man mit Schwung über das Kopfsteinpflaster kam.
Meine investierte Leistung vollkommen im Rahmen.
#3 Meine Nutrition
Im Rennen hatte ich – entgegen meiner Planung – mich nur mit Powercarb statt mit Race Carb X versorgt.
Kurz wegen Race Carb X…
Ich hatte ja eigentlich vorgehabt, mich mit Race Carb X zu versorgen, nach meinem Q&A mit Robert schien mir das aber nicht vonnöten zu sein, da über die Versorgung oben am Schloss Bensberg (siehe meine 2. Auffahrt mit Flaschenwechsel auf Insta) die Sicherstellung von Carbs und Flüssigkeit gegeben war.
Robert hatte ja sehr gut herausgestellt, dass Race Carb X im Prinzip ein „riesiges“ Gel ist, dass man kontinuierlich mit Wasser/Fast Carb ergänzen muss.
Die Flüssigkeitszufuhr hatte bei mir an dem warmen Tag (max. Temp. von 24 Grad) Vorrang. Krämpfe deuteten sich übrigens ganz sanft in den Waden an, brachen aber nicht aus…
#4 Warum nicht mit dem XLITE Bike?
Sehr lustig!
Ich bekam tatsächlich vor Ort sehr, sehr viele Fragen von euch, warum ich eigentlich nicht mit dem neuen XLITE Bike gefahren bin…
…die recht simple Antwort drauf: Weil es noch nicht versichert ist!
Ich will mich einfach nicht wochenlang in den Schlaf weinen – sollte hier etwas im Rennen passieren.
Hashtag Sturzgefahr!
613 Sattel von SQlab
Das Van Rysel (Alu) funktionierte einwandfrei und ein echter Knaller ist der super leichte und bequeme SQlab (Tri) Sattel (613; älteres Modell aus sicher 2015), den ich drauf habe!
Ewig alt und echt nicht schön das Ding, aber wenn’s passt, dann passt’s :-)
Null Sitzprobleme.
Beim Rose ist noch der Fizik Sattel drauf, den muss ich demnächst leider einmal austauschen, hier gibt’s definitiv Optimierungspotenzial für den Bobbes.
Wenn ihr Tipps für super Sättel habt, immer her damit!!!
#5 Orga des Rennens // Causa Schloss Bensberg Baustelle
Ich hatte es geahnt!
Das „neue“ Orgateam von Rund um Köln (sie veranstalten u.a. auch den Köln Marathon) musste sich kurz vorm Rennen übelste Beschimpfungen via Instagram gefallen lassen…
Zwischenzeitl. haben sie (verständlicherweise) die Kommentare unter jenem Insta Post ausgeblendet.
Ganz ehrlich, das haben sie nicht verdient!!
Grund:
Diese Baustelle in Bensberg, die erst unmittelbar vor dem Rennen „provisorisch“ fertig gestellt wurde…
„Sie sollen doch lieber beim Marathon bleiben“ …. „Keine Ahnung von Radrennen“ …. und so weiter.
Ein Auszug der Kommentare..
Baustelle vor Schloss Bensberg
Leute, diese Aufregung ist nicht nachvollziehbar:
1) War das Ganze im Anstieg nach Bensberg, also mit recht moderater Geschwindigkeit und durch den Anstieg hatte sich das Feld 2) entsprechend gezogen..
Wenn das jetzt in einem Flachstück oder in einer Abfahrt gewesen wäre, brauchen wir nicht drüber reden. Aber so: Echt mal locker durch die Hose atmen!!!
Es war letztlich eine sehr entspannte Stelle, die an sich ähnlich breit war, wie das Kopfsteinpflaster-Stück später!
Fahrbahnteiler
Da war es in Köln aufgrund der sehr zahlreichen Fahrbahnteiler deutlich riskanter – hier könnte man bei der nächsten Austragung u.U. noch etwas besser/prägnanter mithilfe von Volunteers vorwarnen…
Aber um mal von meiner Seite auf den Punkt zu kommen:
Ein Riesenlob an den Veranstalter für dieses sehr gut organisierte Rennen!!!
Ich finde wir sollten alle sehr froh sein, dass es solche Veranstaltungen – bei all dem „Rennsterben“ in Deutschland – überhaupt noch gibt..
Überlegt euch mal, die sperren das Herzstück einer der größten deutschen Städte komplett ab, nur damit wir Jedermänner/frauen da unseren Hobbysport ausüben können!
Ich finde das sollte man auch mal wertschätzen – und wenn es Grund für Kritik gibt, dann bitte sachlich äußern, so wie man es im echten Leben auch tun würde.
Überblick
- + Startblöcke sehr gut voneinander getrennt (ca. 2-3 min. Puffer)
- das fand ich deutlich besser als in Eschborn, wo zB Block 1 + 2 zusammen gestartet sind und es hier deutlich stressiger war, da mehr Fahrer unterwegs!!
- + sehr, sehr viele freiwillige Helfer, die in Köln die Stadt gesperrt haben
- + sehr, sehr gute Stimmung entlang der Rennstrecke an sehr vielen „offiziellen“ Party Stellen/ Ortschaften
- + zwei Verpflegungsstellen optimal! (wenn ich das mit dem „Desaster“ in 2019 vergleiche, als bei 34 Grad die Verpflegungsstellen kein Wasser mehr hatten; aber noch mit anderem Veranstalter)
- + sehr, sehr gutes Angebot an Kaltgetränken (Krombacher 0,0% und u.a. Red Bull) im Zielbereich
- + Angebot für die Kids: Meine Frau war mit den Kindern oben am Schloss Bensberg, hier hatten sie auch für die Kinder ein echt nettes Angebot (Kinderschminke, Maltisch etc.)
- +++ auch ein sehr cleverer (!) Schachzug, dass die Startblöcke nicht nummeriert waren, sondern per Farbcode kategorisiert waren – so nahm man viel Diskutieren & Druck vorab raus, weil keiner richtig wusste, wo er/sie startet
- – einziger Kritikpunkt von meiner Seite, man kann natürlich nichts für die Straßenqualität in Köln bzw. im Bergischen Land, aber 1-2 Tage vorm Rennen hätte man einen mit dem Motorrad/Moped losschicken können, der mit „Sprühfarbe“ auf der Strecke die krassesten Schlaglöcher etc. markiert, so würde man dann als Teilnehmer sehen, dass da gleich was gefährliches kommt
#4 Verschiedenes/Trivia
- Top Platzierung für unseren Coach Anton Schiffer (Gesamt 3. mit 3:02:49) – er wurde im Zielsprint geschlagen
- Top Platzierung auch für unsere Athletin im Coaching Franziska (3:37:44) – trotz Kettenabwurf und dadurch verlorener Gruppe wurde sie noch starke 13.
- weitere Platzierungen unserer Athleten in der Community:
- Florian S. – 3:08 h (Platz 31 gesamt)
- Uwe L. – 3:46 h (62. Platz AK, Master 3)
- Ralf Z. – 3:40 h (79. Platz AK, Master 2)
- Rainer S. – 3:38 h (62. Platz AK, Master 2)
- Robert S. – 3:41 h (87. Platz AK, Master 2)
- Ralf H. – 4:05 h (34. Platz AK, Master 4)
- sehr lustige Idee: Vom Veranstalter gab es nach dem Zieleinlauf keine Metall-Medaille, sondern eine „Holzmedaille“ – darf man drüber schmunzeln :-)
- die lange Strecke bei Rund um Köln hatte wegen der Baustelle vor Obersteeg einen Anstieg mehr (wegen Umleitung) drin als im letzten Jahr: 7,6% auf einen km als gratis Zugabe – Yihaah!!
- kurios: Der Sieger der kleinen Runde (Velodom 70) Michel GIEßELMANN (ehem. Elitefahrer) fuhr vom Start weg alleine ins Ziel und hatte als Solofahrer (!!) knapp 3,5 min. Vorsprung vor dem Feld!!! (siehe Fotogalerie bei Sportograf)
- pünktlich zum Rennen hatten wir den bis dato „wärmsten“ Tag des Jahres im Rheinland!!
- eine gekühlte Red Bull Dose nach dem Ziel – ganz großes Kino gestern im Zielbereich :-)
- es gab KEINE „nervigen“ Startnummern mehr für den Lenker, auch sehr geil!
Wir freuen uns auf Rund um Köln 2024 – was ein geiles Radrennen!