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Rund um Köln Rennbericht – inkl. Vergleich Jedermann-Szene vs. Profis!

by Daniel

Am Donnerstag vor Rund um Köln rief mich Daniel an und fragte, ob ich am Sonntag nicht starten wolle.

Was für eine Frage :-)

Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen und sagte spontan zu. Dementsprechend kurz war natürlich meine Vorbereitung auf das Rennen.

So war ich beispielsweise am Dienstag in der Rennwoche noch eine intensive Einheit über 5h gefahren, die Intervalle (siehe meinen Artikel über die Notwendigkeit von gutem Intervalltraining!) über insgesamt mehr als 1h Belastungszeit enthielt.

Nichts was ich sonst in einer Rennwoche so fahren würde.

Um trotzdem nicht komplett unvorbereitet am Start zu stehen, fuhr ich Freitag und Samstag jeweils ca. 60km der Strecke ab und kannte außer den ersten und letzten (flachen) 10km in Köln somit die komplette Rennstrecke.

Rund um Köln Rennen Analyse
Knapp 100 km von vorne – Rennanalyse von Anton bei Rund um Köln!

Rund um Köln
– Rennbericht & Analyse von Anton!

Von Anton Schiffer (@antonschiffer)

Da ich in Köln wohne, war der Morgen vor dem Rennen sehr stressfrei. Eine Stunde vor dem Start fuhr ich entspannt bei mir zuhause los und absolvierte die knapp 10km bis zum Start am Rheinauhafen als kleines Warm Up.

Dort angekommen traf ich Laurin und Sebastian (siehe unser Startbild!), die ebenfalls für SpeedVille im ersten Starblock an den Start gingen.

** Mein komplettes Rennen mit allen Details kannst du hier bei Strava sehen! **

Ersten 25 km RuK
Anton erste 25 km bei RuK

Schnelle und hektische Anfangsphase

Um 9:30Uhr ertönte der Start und es ging direkt ziemlich hektisch los Richtung Bergisches Land.

Die ersten 25km bei Rund um Köln sind weitestgehend flach und auch technisch nicht besonders herausfordernd, da man meist auf breiten Straßen unterwegs ist.

Lediglich die regelmäßig wiederkehrenden Verkehrsinseln in der Mitte der Fahrbahn, die vom Veranstalter gut durch Streckenposten markiert wurden, sorgten für einige brenzlige Situationen im großen und schnell fahrenden Feld.

So stürzte auch mein Teamkollege Laurin an einer der Verkehrsinseln durch hektische Ausweichmanöver der vor ihm fahrenden Radsportler.

Ich absolvierte die ersten 25km im Hauptfeld in 35min und benötigte für das Stundenmittel von 43km/h lediglich 181 Watt Durchschnittsleistung.

Attacke am ersten Berg

In Altenberg angekommen, ging es in den ersten Berg.

Bei meiner Streckenbesichtigung war mir die Steigung recht harmlos vorgekommen, und da nach dem Berg erstmal eine lange flache Passage ohne größere Schwierigkeiten anstand, hatte ich im Vorfeld hier keine rennentscheidende Situation vermutet und fuhr dementsprechend relativ weit hinten in den Berg rein.

** Tipp: Alle relevanten Anstiege bei Rund um Köln kannst du in diesem Blogpost von uns nachgucken! **

Doch damit hatte ich mich getäuscht.

In der Steigung ging vorne sofort die Post ab und ich versuchte mich erstmal am Feld vorbei nach vorne zu bewegen. Dort angekommen sah ich eine größere Gruppe von ca. 20 Fahrern, die sich gelöst hatten. Ich zögerte nicht lange und fuhr die Lücke zur Gruppe alleine zu.

Altenberg KOM

KOM am Altenberg

In der Gruppe angekommen, sah ich, dass sich noch eine Gruppe mit fünf Fahrern vorne abgesetzt hatte. Erneut attackierte ich und fuhr das Loch zur ersten Gruppe im Alleingang zu.

Die bescherte mir auch (überraschend) den Gewinn der Bergwertung, die mir so vor dem Start gar nicht bekannt war.

Neben der Bergwertung holte ich auch den KOM auf Strava, was mich natürlich sehr freute, da die Strecke auch Bestandteil des UCI 1.1 Profi Rennens ist.

Den gesamten Berg bis zur Kuppe oben nach 6,6km fuhr ich mit 377 Watt NP in 10:38 min und schaffte damit den Sprung in die Sechsköpfige Ausreißergruppe. 


Im Vergleich:
Was treten die Profis vs. Jedermänner?

Vergleich: Profis vs. Jedermänner
Vergleich: Profis vs. Jedermänner

Zur Einordnung der Leistung die Zeiten von Anton und unserer Athleten im Coaching Basti und Ralf:

  • Anton Schiffer: 3:08h (Platz 55)
  • Basti Z.: 3:01h (Platz 11)
  • Ralf Z.: 3:33h (Platz 352)

Fluchtgruppe

In der Fluchtgruppe

Die Ausreißergruppe arbeitete von Beginn an gut zusammen und wir konnten einen Vorsprung von ca. 30sek bis zu den nächsten zwei Bergen in Sand und Bensberg ausbauen.

Auch die Anstiege fuhren wir gut in der Gruppe zusammen, so dass ich mir hier bereits relativ sicher war, dass unsere kleine Gruppe es bis zum Ziel schaffen könnte.

Die ersten 20km unserer Flucht bis zum Anstieg in Bensberg fuhr ich mit knapp 42kmh und einer NP von 342 Watt.

Hinten im Hauptfeld machte das Team Strassacker zwar gut Tempo, teilte uns das Führungsmotorrad mit, aber unser Tempo in der Gruppe war dennoch so hoch, dass wir so schnell nicht eingeholt werden sollten.

Dachte ich mir zumindest.


Sehr interessantes Video:
Anton bewertet in eigenen Worten sein Rennen!

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Sturz in der Fluchtgruppe

Dann kam es jedoch anders.

In der Anfahrt zum ersten längeren Berg auf der Runde bei Lüghausen stürzten drei der sechs Ausreißer in einer schnellen Rechtskurve. Dies dezimierte unsere Spitzengruppe auf drei Fahrer, neben mir war noch der spätere Sieger Christian Kreuchler (siehe unser Interview mit ihm bei Eschborn – Frankfurt 21) und der Belgier Michael Apers in der Gruppe.

Nach dem ersten kurzen Schreck organisierten wir drei uns relativ schnell neu und fuhren in einem hohen Tempo zu dritt weiter.

So langsam machte sich bei mir die Anstrengung der vergangenen Kilometer bemerkbar, ich war dennoch noch sehr optimistisch, da wir mittlerweile unseren Vorsprung auf anderthalb Minuten ausbauen konnten. 

Ab 85 km bekam ich Probleme
– 320W NP (4,8 W/kg) über 1:45h bis dahin!

Beim dritten und letzten längeren Berg auf der Runde bei Kilometer 85 hatte ich das erste Mal das Gefühl, richtig in Schwierigkeiten zu sein.

Ich versuchte mich nach dem Berg nochmal gut zu verpflegen und fuhr auch für die nächsten 10km bis zum Anstieg in Sand etwas weniger Führung, dennoch konnte ich mich von den mittlerweile 75km in der Ausreißergruppe nicht wirklich erholen.

Diese waren mit 320 Watt normalisierter Leistung (4,8 W/kg) über 1:45h sicherlich auch das härteste, was ich über einen so langen Zeitraum bisher gefahren bin.

In Sand musste ich reißen lassen!

Im Anstieg in Sand sind mir dann endgültig die Beine geplatzt und ich konnte meinen beiden Fluchthelfern nicht mehr folgen. 

Während ich bei der ersten Auffahrt des Berges in Sand noch 2min bei 384 Watt fahren konnte und zu dem Zeitpunkt nicht das Gefühl hatte, hier an mein Limit zu gehen, benötigte ich bei der zweiten Auffahrt 2:12 min. und 329 Watt und war absolut an meinem Limit.

Hier zeigte sich die akkumulierte Ermüdung aus dem gesamten Rennen.


Rund um Köln Rennen Analyse

Einschätzung von Philipp

Wir haben mal Coach Philipp von „außen“ auf Anton’s Rennen gucken lassen.

Seine Takeaways im Folgenden:

  • Saustarke Leistung, an zahlreichen Anstiegen in der ersten Hälfte über 6w/kg (Belastungsdauer zwischen 2 und 5min) und zusätzlich erster Rang an der Bergwertung in Neschen
  • Anton schafft es mit 2 anderen in die entscheidende Gruppe des Tages und muss ab KM30 selbst in der Ebene zwischen 270 und 300w erbringen, um vorne dabeizubleiben
  • Bis zum „Einbruch“ am zweiten Anstieg Sand nach 100km ist er an jedem Anstieg an oder über der Schwelle unterwegs! (siehe Profilgrafik oben mit Kletterleistungen)
  • Am Ende sind es diese wiederholten Belastungen im roten Bereich, die ihm den Zahn ziehen. Bemerkenswert: Das hohe Niveau in der Elite-Jedermann Szene, das vom Profibereich nicht mehr so weit entfernt ist (siehe Vergleichsgrafik)
  • Anton ist als Triathlet, auch auf der Olympischen Distanz, auf etwas stetigere Belastungen fokussiert und am Ende sind es zwei hochintensive Anstiege zu viel
  • Jetzt schon einer der stärksten Fahrer im Hinblick auf die absolute Leistungsfähigkeit, braucht er noch etwas mehr Erfahrungen in diesen Rennen und eine etwas spezifischere Konditionierung für den finalen Schritt
  • Wir sind gespannt auf den Ötzi :-)

Mentaler Knick, als mich das Hauptfeld vor Schloss Bensberg einholte

Einmal abgehangen, war ich auch mental durch mit dem Rennen.

Da mich das Hauptfeld noch vor dem Kopfsteinpflaster Anstieg in Bensberg einholte, und hier im Feld ein hohes Tempo angeschlagen wurde, schaffte ich es nicht einmal mehr die große Gruppe zu halten und rollte abgeschlagen im Gruppetto auf Platz 55 ins Ziel. 

Mit dem Endergebnis bin ich natürlich nicht glücklich, dennoch bin ich im großen und ganzen zufrieden mit meinem Rennen.


Berghoch zählt jedes (!) Kilo


Ich habe mein Bestes gegeben und viel riskiert, für so eine lange Flucht fehlen mir aber wahrscheinlich auch noch ein paar harte Rennkilometer in den Beinen.

Bisher kann ich meine gesamten Radrennen, die ich in meinem Leben gefahren bin, an einer Hand abzählen, so dass hier sicherlich noch Potential in mir steckt.

In den nächsten Wochen stehen bei mir nun ein paar Lizenz Rundstreckenrennen und Kriterien an, in denen ich das erste Mal in der Elite starten darf, da ich mit meinem dritten Platz bei den NRW Meisterschaften aufgestiegen bin.

Danach werde ich mich im Sommer zunächst im Schwarzwald und danach in den Alpen gezielt auf den Ötztaler Radmarathon vorbereiten, der am 28. August das Saisonhighlight in diesem Jahr für mich ist.

Stay tuned,
Euer Anton


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