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Leistungsdiagnostik zu Hause: 5 portable Messgeräte im Vergleich!

by Daniel

Wie sinnvoll sind (portable) Messgeräte, um die eigene Leistung auf dem Rennrad zu checken?

Als Anfang der 2000er immer mehr Sportwissenschaftler und -mediziner Leistungsdiagnostik in erschwinglichem Kostenrahmen auch für Hobby Radsportler anboten, war der HYPE in der Szene groß!

Was vorher fast ausschließlich den Profis und Kaderathleten vorbehalten war, konnte nun der Marathoni in Vorbreitung auf den u.a. Ötzi auch für sich nutzen – inkl. des Gefühls, sich mal ein bisschen wie ein Profi zu fühlen :-)

Auch ich habe damals in meiner Selbstständigkeit mit der jc Leistungsdiagnostik von diesem Phänomen enorm profitiert.

Problematisch für uns Anbieter war in diesen Jahren aber schon:

Die Bereitschaft bei den Leuten nach einer Eingangsdiagnostik auch die so notwendigen Folgediagnostiken (RE-Tests) zu finanzieren, war, vorsichtig ausgedrückt, eher „bescheiden“.

Ich habe es nie verstanden und verstehe es auch bis heute noch nicht:

Ein Großteil der Rennradfahrer investiert immer wieder tausende von Euro in neues und „besseres“ Equipment – das Interesse, was im eigenen Körper beim Radfahren wirklich und messbar passiert, scheint aber immer noch eher sekundär…….

Unser Coach Kenny analysiert Jörgs Leistungswerte

Leistungsdiagnostik zu Hause: Wie gut sind die portablen Messgeräte?

Von Jens Claussen

FTP Diagnostik

Zugegeben, der Einzug der Wattmessung war sicherlich in der Trainingswissenschaft für den Radsport bahnbrechend.

Diese Entwicklung verdrängte aber auch mehr und mehr den klassischen Stufentest mit der Messung von körpereigenen Parametern wie Laktat und Sauerstoffaufnahme vs. Kohlendioxidabgabe (Spiromertie).

Pedalbasierte Wattmessung ist heute schon für einen Mittelklasse Laufradsatz von DT Swiss zu erwerben, der FTP Test (siehe unser Vergleich der 3 beliebtesten FTP Tests!) im Internet so zielsicher beschrieben, dass ihn nahezu jeder ausführen kann.

Der FTP Test ist super, kann aber eine individuelle Leistungsdiagnostik NICHT ersetzen, sondern nur ergänzen!

GRUND

Der FTP Test liefert euch keinerlei Informationen darüber, WAS in eurem Körper während der Belastung wirklich passiert! KEINE Info, ob ihr auffällig atmet – KEINE Info über eine Einschätzung eurer Sauerstoffaufnahme – KEINE Info über eure Stoffwechselaktivität – KEINE Info, ob Blutdruck oder Herztätigkeit unter Belastung bei euch evtl. abklärungsbedürftig sind – KEINE Info ……..

Die Industrie ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie hat diese „Lücke“ in der Leistungserfassung natürlich längst erkannt und für sich genutzt.

Grund genug, sich mal für Euch auf Recherche zu begeben, was der Markt inzwischen so hergibt an (portablen) Messgeräten, die individuelle Parameter erfassen sollen. 

Immer unter dem kritischen Blick von einem, der Leistungsdiagnostik lange Zeit hauptberuflich gemacht hat.

#1 Lactate Scout (Laktatmessgerät)

Kurzinfo zu Laktat beim Radfahren: 

Der Begriff „Laktat“ dürfte den meisten von euch bekannt sein, da er immer wieder in Zusammenhang mit Trainingssteuerung (Laktatschwellen) und/oder Leistungsdiagnostik in verschiedensten Medienformen auftaucht.

Ohne wissenschaftlich abzugleiten, Laktat ist ein Stoffwechselprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels. Wenn wir beim Radfahren nicht mehr genügend Sauerstoff aufnehmen, steigt der Laktatwert messbar an.

Was dann passiert: ab einem bestimmten Wert, der Individuellen ANaeroben Schwelle (IANS), sinkt der ph-Wert in unserem Körper massiv ab!

Folge: die Muskulatur kann nicht mehr kontrahieren („zucken“), wir müssen die Belastung abbrechen. Zugegebener Maße recht einfach erklärt, reicht aber!!

Für WEN sinnvoll?

Für ambitionierte Rennradfahrer, die sich mit dem Thema „Laktatschwellen“ und „Trainingsbereiche nach Laktat definieren“ schon auseinandergesetzt haben, ist der Lactate Scout sicherlich die beste und sinnvollste Anschaffung aller Geräte, um das Training zu kontrolieren/optimieren.

Ich habe den Lactate Scout selbst jahrelang für Feldtests genutzt – er ist einfach in der Handhabung und misst, verglichen mit teuren Laborgeräten, absolut präzise!!!!

Anm: Laktatbildung ist übrigens nicht nur NEGATIV für uns! Es wird in der Leber wieder zu Zucker umgewandelt, den wir dann erneut beim Radfahren verwerten können!

Messprinzip: 

  • enzymatisch-amperometrisch

Messgenauigkeit: 

  • je nach Hämatokrit Wert <0,2-0,3 mmol/l Standardabweichung

Gewicht: 

  • ca. 60 g

Normwerte: 

  • 0,5-2,0 mmol/l

(mögliche) Werte beim Radfahren: 

Ich habe in einer Ausbelastung nie mehr als 15/16 mml/l gemessen. Natürlich sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren wie Trainingsstand, Laktattoleranz, max. LAK Bildungsrate …. abhängig (beim Rudern sind sogar mal Werte von 30 mmol/l gemessen worden!).

Anschaffungs-/ Nutzungskosten: 

Empfehlenswert (ja/nein/bedingt): ja


Spiroergometrie
Unser Autor Jens bei einer Leistungsdiagnostik in Göttingen

#2 Lactolevel (Spirometrie/Atemgasanalyse)

Kurzinfo zur Atemgasanalyse beim Radfahren: 

Bei einer Atemgasanalyse werden mit einer Gesichtsmaske (bei einer professionellen Leistungsdiagnostik) oder über ein Mundstück Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe (i.d.R. mit jedem Atemzug) erfasst.

Über den sog. Respiratorischen Quotienten (RQ) lassen sich dann gute und verlässliche Aussagen über den Energiestoffwechsel während des Radfahrens ableiten.

Besonders wichtig für Rennrad Fahrer aus dem Marathon-/Langstreckenbereich: Über eine Atemgasanalyse kann zudem exakt die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) ermittelt werden – der aussagekräftigste Wert unserer aeroben Leistungsfähigkeit!

Für WEN sinnvoll?

Für alle Radfahrer, die regelmäßig im Selbstversuch auf dem Smarttrainer (oder auf der Bahn) Stufentests absolvieren und Werte wie die VO2max zur Kontrolle der Trainingssteuerung vergleichen wollen.  

Messprinzip: 

  • Volumensensor misst Volumenfluss und Gasaustausch.

Messgenauigkeit: 

  • keine Herstellerangaben

Gewicht: 

  • ca. 170 g

Normwerte: 

  • untrainierte Männer (25-40 ml/min/kg)
  • untrainierte Frauen (23-35 ml/min/kg) 

(mögliche) Werte bei (sehr) gut trainierten Radfahrern: 

  • 60-85 ml/min/kg

Anschaffungs- und Nutzungskosten: 

erst ab Quartal 3/2023 erhältlich; mit Early Bird € 699 auf die ersten 200 Geräte, danach € 875 / im Early Bird ist die Auswertung APP kostenlos, danach € 7,99/monatlich; keine Angaben zu den Kosten des auswechselbaren Mundstücks  

Empfehlenswert (ja/nein/bedingt): bedingt 

  • Es gibt überhaupt keine Erfahrungswerte und zugängliche Studien zu diesem Gerät!

#3 CORE Sensor (Messgerät für Körpertemperatur)

Kurzinfo zur Körpertemperatur beim Radfahren: 

Die Körpertemperatur beim Rennradfahren erhöht sich nicht nur durch sog. exogene (äußere) Einflüsse wie Sonne, Lufttemperatur und -feuchtigkeit oder sehr warmer Wind…

…sondern auch durch endogene (innere) Faktoren wie Stoffwechsel und Energieumsatz, die immer auch Wärme erzeugen.

Körpertemperaturen zwischen 37,5 und 39° sind unkritisch, sehr gut Trainierte und Akklimatisierte kommen aber auch noch mit 40° unter Belastung zurecht.

Hier dann natürlich mit erheblichen Leistungseinbußen, aber ohne gesundheitlichen Kollaps.

  • Bei einer Lufttemperatur von 15° führt schon ein Training mit einer Intensität von >85% der VO2max zu einem deutlichen Anstieg der Körpertemperatur!!
Für WEN sinnvoll?

Für Radsportler, die in der Vergangenheit immer wieder Probleme bei Hitze hatten.

Zur Unterstützung bei der Akklimatisation für ein Rennen und/oder Trainingslager unter extremer Wärme und hohen Feuchtigkeitsbedingungen; für gezieltes „Hitzetraining“.

Messprinzip: 

  • Wärmeenergieübertragungssensor, der die Wärme erkennt, die sich vom Körper weg oder in den Körper hinein bewegt.

Messgenauigkeit: 

  • 0,21° Standardabweichung

Gewicht: 

  • ca. 12 g

Normwerte: 

  • 37° +/- 5°

(mögliche) Werte beim Radfahren: 

  • bis 39°

Anschaffungs-/ Nutzungskosten: 

  • € 300 / Arm-/ Brustgurt zur Sensorbefestigung € 12-15; Klebepflaster € 24 (24 Stk.); kostenlose CORE App

Empfehlenswert (ja/nein/bedingt): ja


#4 Freestyle Libre 3 Sensor (Blutzuckermessgerät)

Kurzinfo zum Blutzucker (Glucose) beim Radfahren: 

Ohne einen permanenten Spiegel von Zucker (Glucose) im Blut geht gar nichts – kein Denken, kein Bewegen, kein Rennrad fahren!

Fahren wir zu intensiv, verbraucht der Körper im Kohlenhydratstoffwechsel zu viel Zucker. Der Blutzuckerspiegel sinkt ab, wir müssen durch Gels oder Riegel nachfüllen oder aber im „worst case“ abbrechen!

Für WEN sinnvoll?

Für alle Rennrad Fahrer mit Diabetes Typ I und II; für alle, die noch keinen gesicherten Diabetes, aber einen Prädiabetes haben (Nüchtern Wert von: 100-125 mg/dl); für alle Spitzenfahrer, die ihre Energiezufuhr vor, WÄHREND und nach dem Training/Rennen optimieren möchten.

Messprinzip: 

  • Blutzucker wird mit einem Sensor über ein Filament in der Gewebeflüssigkeit gemessen.

Messgenauigkeit: 

  • Zeitverzögerung vs. einer Messung im Blut von 2-5 min

Gewicht: 

  • keine Herstellerangaben

Normwerte: 

  • 70-100 mg/dl

(mögliche) Werte beim Radfahren: 

  • gesunde Rennrad Fahrer haben bei Werten < 40 mg/dl eine schwere Unterzuckerung

Anschaffungs- und Nutzungskosten: 

  • € 65,90 (hält 14 Tage), für Diabetiker mit Rezept erhältlich! / kostenlose Freestyle Libre 3 App

Empfehlenswert (ja/nein/bedingt): ja


#5 StatSensor/StatSensor XPress (Kreatininmessgerät)

Kurzinfo zu Kreatinin: 

Kreatinin ist ein Abbauprodukt von Kreatin, einem Energiespeicher in unseren Muskeln.

Es steigt bei intensivem Ausdauersport, wo große Muskelgruppen beteiligt sind (beim Radfahren: Oberschenkel-, Unterschenkel- und Gesäßmuskulatur) stark an und wird über die Nieren ausgeschieden.

Für gesunde Radsportler unbedenklich, für Sportler mit gestörter Nierenfunktion ein ungemein wichtiger Diagnostikwert!

Für WEN sinnvoll? 

Zur Kontrolle für Radsportler mit gestörter Nierenfunktion; für Radfahrer, die anhand des Kreatinin Wertes einordnen wollen, wie intensiv eine Belastung war (dazu sollte man aber über einen medizinischen/wissenschaftlichen Background verfügen ….).

Messprinzip: 

  • über Biosensor im Messstreifen

Messgenauigkeit: 

  • keine Herstellerangaben

Gewicht: 

  • ca. 220 g

Normwerte: 

  • Männer < 50 Jahre (74-132 Mikromol/l) 
  • Männer > 50 Jahre (68-124 Mikromol/l)
  • Frauen (53-96 Mikromol/l)

(mögliche) Werte beim Radfahren: 

  • bis 1000 Mikromol/l

Anschaffungs- und Nutzungskosten: 

  • € 659 / €264 (50 Teststreifen)

Empfehlenswert (ja/nein/bedingt): bedingt


WICHTIGE ANMERKUNG

Ihr seid keine Sportmediziner oder -wissenschaftler!! Zumindest 99% der Leser hier wahrscheinlich nicht.

Die eigene Diagnostik anhand der o.g. Geräte kann auf keinen Fall die professionelle, komplexe Leistungsdiagnostik und den regelmäßigen Facharztbesuch beim Kardiologen, Pulmologen oder Internisten ersetzen!

Nur ein Arzt und/oder Sportwissenschaftler können auffällige Messwerte unter Belastung erkennen und beurteilen!!

Erkundigt euch bei der Krankenkasse.

Die sportärztliche Untersuchung (mit Laktat und Spiroergometrie) ist inzwischen bei den meisten gesetzliche Krankenkassen im Leistungskatalog aufgenommen!

Euer Jens


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Fotos: privat

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