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Starker 12. Platz beim Ötztaler Radmarathon: Hier ist Anton’s Rennbericht!

by Daniel

Nachdem ich hier im Blog und auf dem YouTube Channel im Vorfeld von meinen Rennen, Training, Leistungsdiagnostik und Material berichtet habe…

…möchte ich euch heute in einem kleinen Ötztaler-Rennbericht Einblicke in meine erste Teilnahme des wohl bekanntesten und größten aller Radmarathons geben:

Ötztaler Radmarathon: Mein Rennbericht!

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Von Anton Schiffer (@antonschiffer)

Am vergangenen Mittwoch bin ich gemeinsam mit meiner Freundin nach Sölden angereist. Nach der Anreise absolvierte ich noch eine kurze Trainingsausfahrt, inklusive einer kleinen Vorbelastung, um die Müdigkeit der langen Fahrt aus den Beinen zu bekommen.

Währenddessen fühlten sich meine Beine noch nicht so wirklich gut an, aber das hatte ich nach der langen Fahrt und dem Ruhetag am Vortag bereits so erwartet.

Letzte Fahrt nach St. Leonhard und zurück

Tags darauf stand mit einer Fahrt über das Timmelsjoch nach St. Leonhard und über selbige Strecke wieder zurück, die letzte längere Ausfahrt vor dem Ötzi an.

Auch wenn ich bewusst sehr locker an den beiden langen Anstiegen gefahren bin, merkte ich nach den 100 km die Belastung doch mehr als geplant.

Das Gefühl bestätigte sich auch an dem darauffolgenden Tag, was mich so kurz vor dem großen Rennen etwas beunruhigte.

Beine etwas schlapp

Die verbliebenden zwei Tage versuchte ich mich bestmöglich zu regenerieren, die Glykogenspeicher zu füllen und mich so gut es geht auf die 230 km lange Strecke vorzubereiten. 

Ein Highlight dabei war die gemeinsame Ausfahrt mit SpeedVille am Samstag, bei der ich zu meiner Freude einige bekannte Gesichter aus den beiden Bikecamps aus Mallorca und Österreich traf.

Am Abend stand dann noch die Abgabe der Verpflegung bei Kenny, Laurin und Team Wohlleben an, die uns am Brenner und in St. Leonhard durch das Anreichen von Flaschen unterstützten, bevor es danach zeitnah in Bett ging, da der Start am nächsten Morgen bereits um 6:30 Uhr erfolgte. 

Mathias Nothegger Ötztaler
Epischer Ötztaler (Foto aus 2018) – Anlass für tausende Radsportler, Schwung im Training aufzunehmen!

Vor Nervosität ging kaum was rein zum Frühstück

Nach einem kleinen Frühstück, bei dem ich jedoch aufgrund meiner doch vorhandenen Nervosität nicht viel herunterbekam, radelte ich um kurz nach 6 Uhr zum Start.

Ein riesen Dankeschön an der Stelle nochmal an meine Freundin Marie, die mir einen Platz ganz vorne in Startblock 2 freigehalten hatte! 

Um 6:30 Uhr erfolgte der Start für den ersten Block und wenige Minuten später durfte sich auch der zweite Block auf die Reise machen. 

Ziel: Top 10 Platzierung

Meine Zielsetzung vor dem Start war eine top 10 Platzierung. Ich hatte mir im Vorfeld ausführlich die Ergebnislisten der letzten Jahre angeschaut und auf Strava die Daten der besten Fahrer studiert, sodass ich meine Zielsetzung als realistisch einschätzte.

Meine zurechtgelegte Taktik im Vorfeld sah folgendermaßen aus:

Oetztaler in Zahlen
Was du beim Ötzi leisten musst – unsere illustre Analyse aus 2015/2016

Meine Taktik für den Ötzi

Bis nach Ötz wollte ich mich langsam nach vorne arbeiten und dann zusammen mit der ersten Gruppe über das Kühtai fahren. Im langen und flachen Anstieg zum Brenner war meine Devise, möglichst viele Kräfte zu sparen, bevor es in die heiße Phase des Rennens geht.

Auch am Jaufenpass wollte ich mich noch so gut es geht zurückhalten und in der Gruppe mitfahren, ohne selber zu früh ungeduldig zu werden und Akzente zu setzen.

Am Timmelsjoch hatte ich bereits auf Strava gesehen, dass selbst die besten Fahrer oben raus deutlich langsamer werden. In der Spitze ist der Ötztaler also eigentlich ein Time to Exhaustion Test (TTE) bei knapp unter 5 w/kg über drei Alpenpässe.

Wattvergleich beim Ötztaler Radmarathon
Weitere Analyse von uns (2021) – was die verschiedenen Teilnehmer an den Pässen leisten müssen (zum Blog mit allen Details!)

Darauf hatte ich mein Training der letzten Wochen angepasst und in den Schlüsseleinheiten bis zu 3h Belastungszeit bei 5 w/kg absolviert. Dass die Fitness für eine gute Platzierung reichen sollte war mir nach diesen Einheiten eigentlich relativ klar, die große Unbekannte für mich war die Verpflegung, sowie die extrem lange Renndauer.

Anton nimmt dich 2 Wochen vorm Ötztaler mit in sein Training!

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Nach dem Startschuss versuchte ich mich möglichst kräftesparend langsam Richtung Spitze vorzuarbeiten. Leider gingen in der flachen Abfahrt hier bereits größere Lücken im Feld auf, die ich zweimal im Alleingang schließen musste und hierfür einige Minuten bei über 300 Watt investieren musste.

Schließlich war ich aber doch in der ersten Gruppe, ruhte mich im Feld etwas aus und begann mich zu verpflegen. Mein Ziel war es, pro Stunde 80 – 100 g Kohlenhydrate zuzuführen, was über die ca. 7 h doch eine Menge an Getränken und Gels ist. 

Die Abfahrt runter nach Ötz

Den ersten Abschnitt bis Ötz absolvierte ich in 35:54 min und fuhr an Position 209 in den Anstieg zum Kühtai rein. Die Leistung bis dahin lag bei durchschnittlich 179 Watt, NP waren 225 Watt. 

Im Anstieg arbeitete ich mich während den ersten Kilometern weiter nach vorne, bis ich schließlich nach 8 min bei 5,4 w/kg in der Spitzengruppe saß.

Hier passierte den restlichen Anstieg nicht mehr viel, das Tempo war vergleichbar mit dem der Jahre davor und die Gruppe mit ca. 50 Fahrern ziemlich groß.

Beim Anstieg merkte ich relativ schnell jedoch, dass meine Beine leider nicht den besten Tag erwischt hatten. Über die Ursachen hierfür kann ich nur raten, die Vorbereitung war in meinen Augen eigentlich nahezu optimal.

Vielleicht zu viel getapert?

Bereits in der Vergangenheit ist mir jedoch aufgefallen, dass ich persönlich nach einem Tapering häufig schlechter performe als aus dem ganz normalen Training heraus.

So hatte ich beispielsweise nach drei Wochen Trainingslager beim Arlberg Giro deutlich bessere Beine als jetzt beim Ötzi.

Auch wenn mir die Vorteile eines Taperings, insbesondere auf das kardio-zirkulatorische System, durchaus bewusst sind, habe ich für mich hier noch nicht die optimale Methode gefunden. 

Während des Rennens versuchte ich trotzdem positiv zu bleiben und überquerte in der Spitzengruppe die Passhöhe des Kühtais. Den Anstieg absolvierte ich in 57:27 min, was an dem Tag die schnellste Zeit am Kühtai war.

Hierfür benötigte ich 276 Watt avg., 4,5 w/kg und 288 Watt NP. 

Kühtai Segment Strava
Offizielles Strava Segment – alle Zahlen & Daten siehe Anton’s Strava Account

Abfahrt nach Kematen

Die Abfahrt nach Kematen war ziemlich nass, kalt und schnell, sodass ich froh war, als wir unten angekommen waren. Hier wurde auf dem nächsten Abschnitt bis nach Sterzingen ein sehr langsames Tempo angeschlagen, sodass von hinten noch viele Fahrer auf unsere Gruppe aufschlossen und wir oben am Brenner eine Gruppe von ca. 100 Fahrern waren.

Für mich war diese Phase des Rennens nicht ganz leicht, da ich aufgrund des langsamen Tempos viel Zeit hatte, mir über meine schlechten Beine Sorgen zu machen.

Ich versuchte trotzdem weiterhin positiv zu bleiben und mich gut zu verpflegen (siehe hier meinen Beitrag zur idealen Verpflegung im Radsport!).

Unsere mobile Labestation klappte super!

Die Verpflegung am Brenner bei Laurin klappte sehr gut und ich nahm auf der neutralisierten Umleitung nochmal viele Kohlenhydrate zu mir, bevor es in die Abfahrt nach Sterzingen und anschließend in den Jaufenpass ging. 

Am Jaufenpass begann dann das Rennen wieder schneller zu werden und ich fuhr den Großteil des Anstieges an der dritten Position hinter dem späteren Sieger Jack Burke und dem Zweitplatzierten Dominik Salcher, die sich in der Führung abwechselten.

Im Anstieg selber fühlte ich mich wieder etwas besser und hatte richtig Spaß bei der Auffahrt. Durch das hohe Tempo konnten wir die Spitzengruppe auf ca. 10 Fahrer reduzieren und fuhren in der Gruppe geschlossen über die Kuppe.

Den Anstieg absolvierte ich in 47:04 min, was erneut die schnellste Zeit des Feldes war.

Die Leistung lag bei durchschnittlich 300 Watt (4,9 w/kg) und 302 Watt NP.

Das Tempo am Jaufenpass war dieses Jahr in der Spitze höher als in allen Austragungen der letzten 10 Jahre, mit Ausnahme von Roberto Cunico 2014, der hier nochmal 36 sek schneller unterwegs war. 

Jaufenpass
Jaufenpass

Beim Schließen der Weste brauchte ich zu lange und rutschte ans Ende der Gruppe…

Oben am Passübergang versuchte ich meine Weste für die Abfahrt zu schließen und wurde währenddessen von allen Fahrern der Gruppe überholt, sodass ich mich vor der Abfahrt an der letzten Position der Gruppe befand.

Dies war besonders ärgerlich, da in der Abfahrt vorne ein extrem hohes Tempo gefahren wurde und sich ca. 5 Fahrer absetzten konnten. Die Fahrer hatten unten in St. Leonhard angekommen ca. 1 min Vorsprung auf unsere Dreiergruppe. 

Doch das sollte sich nicht als das größte Problem herausstellen.

Timmelsjoch
Der Endboss beim Ötzi: das Timmelsjoch

Krämpfe zu Beginn des Timmelsjochs
🔨

Direkt auf den ersten Metern des Anstiegs bekam ich in beiden Oberschenkeln Krämpfe, die mich dazu zwangen, das Tempo zu reduzieren.

An der Verpflegung bekam ich erneut zwei neue Flaschen und versuchte mich schnell zu verpflegen, um den Krämpfen entgegen zu wirken.


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Nach einer Weile wurde es etwas besser, jedoch waren meine Beine trotzdem extrem ermüdet. Die restliche, auf mich elendig lang wirkende Auffahrt zum Timmelsjoch fuhr ich in meinem eigenen Tempo und versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben.

Vielen Dank an der Stelle nochmal an meinen Athleten im Coaching Sven (hier im Eifel Bikecamp letztes Jahr) für den Support!!!

Viel Watt brachte ich nicht mehr auf das Pedal und auch mental war ich ziemlich durch, da ich auch mein Ziel einer Top 10 Platzierung nicht mehr erreichen konnte. 

Das gesamte Timmelsjoch fuhr ich in 1:40:33 h, was an dem Tag die 15. beste Zeit war. Die Leistung fiel deutlich ab und betrug 247 Watt avg., 4,1 w/kg und 251 Watt NP.

Timmelsjoch
Timmelsjoch

Zielzeit: 7:22h (Platz 12)

Oben angekommen, war ich froh es endlich geschafft zu haben und begab mich auf die letzte Abfahrt Richtung Sölden. Hier konnte ich noch meinen Konkurrenten Philip Handl einholen und fuhr mit ihm zusammen nach Sölden rein.

Kurz vor der letzten Kurve überholte ich ihn und konnte so als 12. nach 7:22:11 h ins Ziel einfahren. 

Auch wenn ich mein eigenes Ziel nicht erreichen konnte, war ich dennoch froh es ins Ziel geschafft zu haben.

Ich habe mein Bestes in der Vorbereitung und beim Rennen gegeben, worauf ich trotzdem stolz sein kann und habe viele wertvolle Erfahrungen aus Österreich mitgenommen.

Bis zum letzten Berg hatte ich das Gefühl, um eine top 10 Platzierung mitfahren zu können, was mich positiv auf die Zukunft blicken lässt.

Sicherlich bin ich auch mit 22 Jahren noch nicht im besten Alter für einen so langen und harten Radmarathon, bei dem am Ende die Lebenskilometer, Ermüdungswiderstandfähigkeit und Erfahrung vermutlich mehr zählen als beispielsweise die VO2max oder 20 min MMP.

Sollte ich in den nächsten Jahren nochmal den Ötztaler Radmarathon in Angriff nehmen, habe ich von den oben genannten drei Punkten mit Sicherheit mehr zu bieten.

Herzlichst,
Euer Anton!


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Fotos: Ötztal Tourismus, privat, Strava Screenshots, Rudi Wyhlidal

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