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Granfondo Vosges: Rennbericht von Freddy (Quali für die UCI WM geschafft!)

by Daniel

Granfondo Vosges: Endlich ist es so weit!

Nachdem ich bisher mit der Tour d’Energie und der ŠKODA Velotour Eschborn-Frankfurt in der Saison 2022 bislang nur bei – für mich – zwei kurzen und relativ flachen Rennen gestartet bin…

…wartete am 15.05. mit dem Granfondo Vosges nun das erste längere Rennen mit etwas mehr Höhenmetern auf mich.

168 Kilometer und 3.500 Höhenmeter, um genau zu sein.

Das entspricht schon eher dem, was ich mir unter einem Radrennen vorstelle.

Noch dazu bietet der Granfondo Vosges die Möglichkeit, sich mit einer „guten Platzierung“ für die UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft 2022 in Trento zu qualifizieren.

Meine Motivation ist entsprechend hoch. 

Granfondo Vosges: Mein Rennbericht (Platz 39)

Von Frederik Boena (@frederik_boena)

Leider verlief meine Vorbereitung auf den Granfondo Vosges alles andere als optimal.

Nach einem relativ schnellen und fordernden Everesting am Wochenende zuvor, hatte ich viel zu wenig Wert auf ausreichend Regeneration (siehe dir unsere 5 besten Tipps für eine ideale Regeneration an!) gelegt.

Stattdessen hatte ich einfach munter weiter Kilometer gesammelt und das schöne Wetter genutzt. Zusätzlich lag eine relativ stressige Arbeitswoche mit zahlreichen Überstunden hinter mir.

Insofern sind meine Beine schon vor dem Start nicht besonders frisch. Trotzdem freue ich mich sehr auf das Rennen, denn die Vogesen hatte ich bis dahin aus zwei Urlauben mit dem Rennrad nur in positiver Erinnerung.

Die richtige & ausreichende Regeneration
– essentiell für deinen Erfolg auf dem Bike!

Für mich sind die Vogesen der schönere Schwarzwald – ohne das despektierlich gegenüber dem Schwarzwald zu meinen. 

Zudem sagte die Wettervorhersage bereits seit Tagen sehr sommerliche Temperaturen mit viel Sonne voraus – genau meine Bedingungen. 

Doch als ich am Sonntagmorgen etwa 30 Minuten vor dem Rennen zum Start rolle, weicht meine Vorfreude zum ersten Mal einer gewissen Skepsis.

Ich stehe viel zu weit hinten!

Sehr viele Fahrer kamen offenbar deutlich früher als ich und konnten sich so eine deutlich bessere Ausgangsposition verschaffen.

Ich vertraue darauf, dass ich die ersten drei ansteigenden Kilometer unmittelbar nach dem Start dazu nutzen kann, mich nach vorne zu arbeiten. 

Startschuss beim Granfondo Vosges
– es eskaliert völlig!

Doch als dann der Startschuss ertönt, eskaliert um mich herum quasi alles – quasi wie bei einem Zwift Rennen!!

Ich bin nicht der einzige Fahrer, der unbedingt so schnell wie möglich nach vorne kommen will. Ich bin nahezu am Limit und das schon direkt nach dem Start.

In den vergangenen Jahren bin ich bei zahlreichen Radmarathons gestartet, aber so einen explosiven Rennbeginn habe ich noch nie erlebt.

Leider gibt es auch dieses Mal wieder zahlreiche Fahrer, die sich zwar sehr weit vorne im Startblock platziert haben, das Rennen aber offenbar als Genussrunde sehen.

Ein Fahrer öffnet bereits nach 500 Metern schon sein erstes Gel!!!

Es kommt, wie es kommen muss: Die ersten Lücken nach vorne gehen auf und lassen sich nicht mehr so leicht schließen.

Die Spitze des Feldes ist erstmal weg. Immerhin bin ich umgeben von einigen schnellen Fahrern, die genauso wie ich noch möglichst weit nach vorne kommen wollen. 

Ist ja schon mal nicht so schlecht.

Der erste Pass beim Granfondo Vosges: Col des Feignes

Der erste Pass – der Col des Feignes – ist vom Start an der Skistation La Bresse – Hohneck schnell erreicht. Doch diese 2 Kilometer mit rund 100 Höhenmetern sind bereits so intensiv, dass mir gefühlt die Beine platzen.

Die Abfahrt lässt wenig Zeit zur Erholung. Sie erfordert höchste Konzentration. Löcher, schlechter Straßenbelag und immer wieder Rollsplit geben einen ersten Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.


Abfahrts-Training mit Laurin von SpeedVille

In unserem Mallorca Bikecamp schaffte SpeedVille Coach Laurin die tatsächlich 5. schnellste Abfahrt nach Sa Calobra von ca. 90.000!!! In diesem Video nimmt er dich mit auf eine seiner rasanten Abfahrten (dieses Video war „nur“ die ca. 80. schnellste Abfahrt).

Unsere 5 besten Tipps, um sicher & schnell bergab zu fahren, kannst du hier nachlesen! (zum Blogpost)


Croix des Moinats

Bereits hier kommt es zu den ersten Stürzen und Defekten. Nach rund 9 Kilometern geht es wieder bergauf, auf den Croix des Moinats mit einer Höhe von 891 Metern.

Der Anstieg ist rund 5 Kilometer lang. 5 Kilometer, in denen es wieder voll zur Sache geht. Ich fange so langsam an, mir ernsthaft darüber Gedanken zu machen, wie ich dieses Tempo auch nur annähernd bis ins Ziel durchhalten soll.

Doch in der Hoffnung, irgendwie zur Spitze aufschließen zu können, fahre ich einfach weiter Vollgas. Oben angekommen, wartet erneut eine technisch schwere Abfahrt.

Wieder kommt es zu Stürzen.

Ein Fahrer versteuert sich und landet im Graben. Ein anderer rutscht auf Rollsplit weg.

Hayes im Rennen die Hölle

Doch unten wartet ab Cornimont endlich das erste Flachstück, in dem ich im Windschatten kurz durchatmen kann. 6 Kilometer später wird es dafür wieder umso heftiger, als es den Hayes hinauf geht.

Der Anstieg wäre wahrscheinlich bei jeder Trainingsrunde ein Genuss. Eine schmale Straße im Wald, in der Mitte der Straße Moos, alles sehr beschaulich und naturbelassen.

Im Wettkampf ist der Hayes die Hölle.

Ich wünsche mir Tubeless-Reifen mit weniger Druck drauf

Die Straße ist so schmal, dass man zum Überholen entweder über das Moos in der Mitte oder über die Reste einer ohnehin schon schlechten Straße am Rand fahren muss.

Gefühlt rolle ich nicht über auf der Straße, sondern vibriere den Berg hinauf. Zum ersten Mal in einem Rennen wünsche ich mir, ich hätte breitere Tubeless-Reifen mit weniger Luftdruck. 

Doch zu meiner Überraschung schließe ich in diesem Anstieg gemeinsam mit ein paar anderen Fahrern tatsächlich zur Spitzengruppe auf.

Die ist zu diesem Zeitpunkt allerdings schon sehr in die Länge gezogen und zerfällt hier an diesem Anstieg immer mehr. Einige Fahrer setzen sich vorne ab. Ich bin noch viel zu weit hinten, um hierauf irgendwie reagieren zu können.

So bilden sich vorne zwei Gruppen mit insgesamt rund 40 Fahrern, während ich mich in einer dritten, größeren Gruppe befinde.

Der Morbieux – ich bin mitten im Renngeschehen dabei!

Aber immerhin bin ich nun relativ weit vorne im Renngeschehen beim Granfondo Vosges mit dabei.

Nach einer ausnahmsweise mal relativ entspannten Abfahrt, wartet mit dem Morbieux der nächste Anstieg. Ein Anstieg, der mir nach der hohen Intensität zuvor ziemlich viel abverlangt.

Während das erste Drittel des Anstiegs noch recht problemlos machbar ist, folgen danach immer wieder längere Abschnitte mit deutlich über 10 Prozent Steigung.

Eigentlich genau das, was ich mag, doch nach der Anstrengung zuvor muss ich hier tatsächlich kämpfen. Immerhin geht es den Fahrern um mich herum genauso.

Granfondo Vosges Review
Top besetzter Granfondo Vosges
Foto: Maxime Duffey

Mont de Fourche

Nach dem relativ harmlosen Mont de Fourche, über den wir mehr oder weniger einfach hinweg rollen, wird das Rennen endlich etwas ruhiger. Es folgen rund 50 Kilometer, in denen ich mich zum ersten Mal ein wenig erholen kann.

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Der Col de la Demoiselle stellt keine nennenswerte Herausforderung dar, die Gruppe harmoniert gut. 

Bis in den kleinen Ort Hadol.

Einige verpassen die Abbiegung

Hier geht es plötzlich und unerwartet an einer Kreuzung rechts ab und sofort steil den Berg hoch. Ein Großteil der Gruppe verpasst diese Abzweigung und fährt einfach geradeaus.

Andere Fahrer, darunter auch ich, schaffen es gerade noch rechtzeitig, abzubremsen und rechts abzubiegen. Ein Fahrer stürzt dabei.

Ziemlich enttäuscht und auch verärgert sind wir aber, als wir sehen, dass die Streckenführung so nur an einer Verpflegungsstation vorbeiführt und danach wieder auf die Straße, auf der wir uns zuvor befanden, führt.

Die anderen Fahrer, die einfach geradeaus gefahren wäre, hatten so eine „Abkürzung“ und in der Folge ein paar hundert Meter Vorsprung auf die Fahrer, die der ausgeschilderten Strecke gefolgt waren.

Es heißt also wieder einmal, die entstandene Lücke zuzufahren. Das gelingt zwar relativ schnell, kostet aber wieder Kraft. 

Es wird sehr steil: Pas de l’Âne

Wenig später, nach 114 Kilometern, geht es wieder wieder bergauf und das gleich richtig. Der Pas de l’Âne beginnt gleich richtig steil.

Die Gruppe zerfällt sofort.

Kathi reicht mir 2 Trinkflaschen!

In einer der unteren steilen Rampen steht meine Freundin Kathi und reicht mir zwei volle Trinkflaschen (siehe mehr Details in unserem Blog).

Ich fühle mich zum ersten Mal während des ganzen Rennens richtig gut und setze mich mit ein paar anderen Fahrern ab.

Endlich sammeln wir auch ein paar Fahrer ein, die aus der Spitzengruppe zurückgefallen sind. In einer nur noch rund 10 Fahrer großen Gruppe erreiche ich die Passhöhe.

Wieder wartet eine schmale Abfahrt mit vielen Kurven und Steinen. In einer Kurve versteuere ich mich und kann nur mit Glück einen Sturz vermeiden. 

Doch die Abfahrt ist nicht lang.

Ich verliere die Orientierung: Wie viele Anstiege kommen noch?

Bereits nach wenigen Kilometern folgt der nächste Anstieg beim Granfondo Vosges.

Mein Problem ist nur, dass ich inzwischen nicht mehr weiß, wie viele Anstiege noch kommen. Ich gehe noch von insgesamt vier Pässen und anschließend dem Schlussanstieg zur Skistation La Bresse-Hohneck aus.

Doch in Wahrheit sind es nur noch drei. Doch es kommt noch schlimmer. Den Col de Bonne Fontaine ist mit seinen nicht einmal 5 Kilometern Länge und nur 239 Höhenmetern registriere ich gar nicht als richtigen Anstieg.

Als es nur noch zwei Pässe sind, gehe ich davon aus, dass es noch vier sind. Dementsprechend versuche ich auch, mir meine Kraft noch möglichst gut einzuteilen. 

Haut du Tôt

Am 863 Meter hohen Haut du Tôt ist das gar nicht so leicht, angesichts einiger Passagen mit über 10 Prozent Steigung.

In der schnellen Abfahrt hinunter nach Rochesson liegt ein Fahrer vom Team Strassacker im Graben und wird von Rettungssanitätern verarztet.

Gute Besserung an der Stelle.

Eigentlich wundert es mich, dass es nicht schon zu mehr schlimmen Stürzen gekommen ist, angesichts der Straßenverhältnisse. 

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Der letzte Pass beim Granfondo Vosges:
Der Grosse Pierre

Als es nach 152 Kilometern wieder bergauf geht, weiß ich nicht, dass es sich bereits um den letzten Pass handelt, den Grosse Pierre.

Ich wundere mich nur, dass auf einmal die wenigen verbliebenen Fahrer um mich herum noch einmal spürbar das Tempo anziehen. Ich kann zwar mithalten, frage mich aber, ob es nicht viel zu früh ist, hier schon so viel zu investieren.

Kurz vor der Passhöhe nehme ich sogar kurz etwas Druck vom Pedal und hole ein Gel (Anzeige: Die neuen Gels von meinem Sponsor MNSTRY mit 40 g Kohlenhydrate je Gel!!) aus meiner Trikottasche, das ich in der Abfahrt nehmen will.

Als ich dann jedoch auf dem Hinweisschild lese, dass ich gerade über den Grosse Pierre fahre, den letzten Pass des Granfondo Vosges, bemerke ich meinen Irrtum.

Anstatt zwei weiteren Pässen und dem Schlussanstieg liegt nur noch der Schlussanstieg vor mir. Ich weiß gerade nicht, ob ich über mich selbst lachen oder mich doch lieber ohrfeigen soll.

Das Gel, das ich ohnehin schon geöffnet habe, nehme ich trotzdem.

Der Schwung ist ohnehin weg, sodass ich in der Abfahrt weiter an Boden auf die Fahrer verliere, mit denen ich eigentlich zusammen auf den Grosse Pierre gefahren bin und ich verliere sogar noch ein paar Plätze mehr.

Granfondo Vosges
Wir gratulieren Freddy zur Quali für die Jedermann WM!!!

Geschafft!
Mit Platz 39 schaffe ich die Qualifikation für die UCI Granfondo WM!

Unten in La Bresse angekommen, mobilisiere ich noch einmal ein paar Kräfte und setze den Fahrern vor mir nach.

Obwohl der 9 Kilometer lange Anstieg nur sehr flach ansteigt und die Fahrer vor mir als Gruppe zusammenarbeiten, kann ich die Lücke kurz vor dem Ziel noch einmal schließen.

Doch die Verfolgungsjagd hat so viel Kraft gekostet, dass ich kurz danach im Zielsprint nicht mehr dagegen halten kann. 

Nach 5 Stunden und 14 Minuten erreiche ich auf Platz 39 das Ziel. Das reicht tatsächlich für die Qualifikation für die UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft!!! 

Besonders zufrieden bin ich trotzdem nicht mit meinem Rennen.

Zwar hätte meine Zeit – bis auf 2021 – in der Vergangenheit jedes Mal zum Sieg gereicht (!!), doch ich habe das Gefühl, dass deutlich mehr hätte drin sein können, wenn ich mich mich taktisch ein bisschen intelligenter angestellt hätte.

Doch auch das gehört zum Radsport dazu.

Ich werde hoffentlich daraus lernen. 

Euer Freddy!

Foto: Maxime Duffey


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