Wir berichten vom Rennen Eschborn – Frankfurt!
Am vergangenen Sonntag starteten zahlreiche unserer SpeedVille Athleten im Coaching bei einem der schönsten Jedermann/frau Rennen Deutschlands!
Zusätzlich brachten wir mit unserem Partner Tissot auch noch das Team SpeedVille x Tissot an den Start (knapp 15 Startplätze für unsere Community).
Im heutigen Blogpost berichtet unser stärkster Fahrer & Coach Anton Schiffer von seinem sehr starken 4. Platz – flankiert wird das Ganze mit visuellen Eindrücken eines sehr schönen Radsportfestes :-)
Also Anton, bitte übernehmen!
Nach 2021 ging es für mich zum 2. Mal nach Frankfurt zum bekannten Radrennen Eschborn – Frankfurt.
Im heutigen Blog möchte ich dir einen kleinen Einblick in mein Rennen (100k Strecke) geben und natürlich auch an meiner Rennanalyse teilhaben lassen.
Vorweg:
Vollkommene Transparenz: Meine komplettes Rennen mit allen Leistungsdaten kannst du hier bei Strava sehen (zu meiner Strava Fahrt!)
Eschborn – Frankfurt Rennbericht
Von Anton Schiffer (@antonschiffer)
Um das Ergebnis vorweg zunehmen: Es wurde wie im letzten Jahr der vierte Platz für mich.
Einerseits natürlich ärgerlich, erneut so knapp am Podest vorbei geschrammt zu sein, andererseits bin ich trotzdem zufrieden mit meiner Leistung und kann viele positive Erfahrungen aus dem Rennen mitnehmen.
Das große Ziel am Horizont heißt für mich ja weiterhin: Ötztaler Radmarathon.
Aber fangen wir von vorne an:
Anreise erst am Renntag
Start war um 8:45 Uhr und ich entschied mich wie im letzten Jahr, erst morgens nach Eschborn anzureisen. Anreise und alles weitere am Rennmorgen klappte einwandfrei und so fand ich mich ca. 15min vor Rennbeginn im ersten Startblock neben Laurin und einigen SpeedVille Athleten (aus unserem Coaching) wieder.
Da sich viele Sportler noch früher in den Startblock stellen um einen guten Platz zu ergattern, standen wir ziemlich weit hinten im letzten Drittel des ersten Startblocks.
Das heißt dann natürlich am Anfang erstmal überholen, überholen und noch mehr überholen. Aus dem letzten Jahr wusste ich aber das dies kein Problem ist und so sah ich dem Start relativ gelassen entgegen.
Zahlreiche Teilnehmer unserer Community in Eschborn am Start
Hektischer Start & Frankfurt
Nach dem Start fuhr ich zunächst ein paar Minuten hinter Laurin und Terence aus meinem Team, verlor die beiden dann jedoch im Pulk aus den Augen und machte mich von dort an alleine auf den Weg Richtung Spitze.
Das Rennen bis zum Beginn des Feldbergs war insgesamt sehr unruhig und von vielen Stürzen geprägt. Ich konnte mich zum Glück aus alldem raus halten und erreichte den Beginn des langen Feldberg-Anstieges unversehrt.
Knapp 40 km/h bis zum Feldberg
Bis zum Beginn des Feldbergs fuhr ich einen Schnitt von 39,9 km/h und benötigte dafür 234 Watt im Durchschnitt und 267 Watt normalisiert.
Sicherlich ließe sich hier nochmal etwas Energie durch eine Startposition weiter vorne im Startblock und dadurch weniger Überholmanövern sparen, ob dies aber eine Stunde rumstehen in der morgendlichen Kälte bei knapp 10 Grad wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Auch so war die Anfangsphase mit einem Energieverbrauch von 13,5 kj/h/kg noch relativ moderat.
Wichtig: Regelmäßige Verpflegung!
Bereits in der ersten Stunde des Rennen versuchte ich mich regelmäßig zu verpflegen (siehe hier auch mein Seminar zum Thema Kohlenhydrate während der Belastung!), die bei mir rein aus Sportgetränken bestand.
Hierfür nutzte ich das Power Carb von Ministry of Nutrition (nennen sich jetzt MNSTRY; das Pulver hatten wir auch in unseren Bikecamps auf Mallorca dabei!!!!), von dem ich je 80 Gramm Pulver in zwei Radflaschen packte.
Zusammen waren dies 150 Gramm Kohlenhydrate, die ich über die 2,5h Rennstunden aufnahm und war somit hervorragend mit der notwendigen Energie versorgt.
Ab wann brauchst du wie viel Kohlenhydrate?
Am Feldberg versuchte ich mich anfangs etwas zurück zu halten, hatte ich hier im letzten Jahr bereits unnötige Körner mit frühen Attacken vergeudet und wollte diesen Fehler dieses Jahr vermeiden.
Die Erfolgsaussichten für Soloritte gehen gerade im unteren flachen Teil gegen Null und verschwenden nur unnötige Ressourcen.
Meine Leistung am Feldberg: 5,6 W/kg
Insgesamt benötigte ich für das 11,16km lange Strava Segment am Feldberg 25:54 min bei einer Durchschnittsleistung von 349 Watt, was bei meinem Renngewicht von 62kg 5,6 Watt pro Kilogramm entspricht.
Damit war ich sogar ca. 2min schneller als das Profi Feld, dass nach uns startete und entspannt mit knapp 28min über den Berg rollte.
22 Watt mehr am Feldberg, aber halbe Min. langsamer als in 2021
Im Vergleich mit dem letzten Jahr war ich dieses Jahr am Feldberg 36 sek langsamer. Diese Zeit verlor ich im mittleren flachen Stück zwischen 3,5 und 8 km, als die ganze Gruppe relativ langsam fuhr.
Dennoch brauchte ich für die 36 sek langsamere Zeit in diesem Jahr 22 Watt mehr Durchschnittsleistung. Da mein Gewicht identisch zu dem im letzten Jahr ist, vermute ich folgende Gründe für diesen Unterschied:
Das könnte folgende Gründe haben
- Die Zeit in den steileren Passagen des Anstiegs (0-3 und 8-11km) war dieses Jahr schneller, viel Zeit haben wir im flacheren Mittelteil liegen gelassen. Hier konnte ich im letzten Jahr im Windschatten von einer schnelleren Geschwindigkeit profitieren.
- Im letzten Jahr bin ich mit meinem Specialized Venge gefahren, das wesentlich aerodynamischer ist als mein Giant TCR aus diesem Jahr.
- Am Specialized habe ich einen Power2max, am Giant einen Quarq Leistungsmesser. Quarq ist bekannt dafür, etwas mehr Leistung abzulesen als andere Powermeter.
Nach der scharfen Linkskurve, die die steileren letzten drei Kilometer des Feldbergs einleiten, attackierte der spätere Gewinner des Tissot Bergpreises Martin Maertens.
Zusammen mit einem weiteren Kontrahenten folgte ich der Attacke und wir setzten uns ziemlich schnell zu dritt vom Hauptfeld, das zu dem Zeitpunkt aus etwa 100 Fahrern bestand, ab.
Einen Kilometer vor dem Gipfel attackierte Martin erneut, und dieses mal konnten weder ich noch der andere Mitstreiter ihm folgen, sodass wir mit ca. 100m Rückstand die Kuppe des Feldbergs erreichten.
Die letzten 3km des Anstiegs absolvierte ich in 7:05 min und fuhr 405 Watt im Durchschnitt (6,5 W/kg).
Am Ende des Anstiegs war ich schon am Limit, sodass ich auch die fehlenden 4 sek zum Gewinn der Tissot Bergwertung nicht noch hätte rausholen können.
Glückwunsch an Martin (unten li. im Video), er war an dem Tag der Stärkste am Feldberg!
Die harte Belastung zeig sich auch am negativen W´ von -7,3 kj am Ende des Anstiegs.
Das W´ stellt die noch verfügbare Kapazität oberhalb der Schwellenleistung zu fahren dar und wird von Strava als festen Wert von 20,0 angenommen. Tatsächlich ist der Wert, ähnlich etwa wie die VO2max oder FTP individuell und lag bei meinem letzten Test bei 16,6.
Ich erreichte meine tatsächliche Leistungsgrenze
Man kann also davon ausgehen, dass ich oben am Berg tatsächlich an meine Leistungsgrenze gegangen bin, weshalb ich auch der letzten Attacke nicht mehr folgen konnte.
Auf der schnellen Abfahrt wurden wir zu meiner Überraschung trotz Spitzengeschwindigkeiten von über 80 km/h relativ schnell von dem heranrasenden Hauptfeld eingesammelt.
Nun passierte bis zum Beginn des letzten Anstiegs, dem Mammolshainer Stich nicht mehr viel.
Dachte ich zumindest.
Letzter Akt: Mammolshainer Stich
Tatsächlich hatte sich in der Abfahrt vom Feldberg der spätere Sieger Sean Feldhaus vom Team Strassacker vom Feld abgesetzt und konnte als Solist einen ungefährdeten Sieg feiern.
Dies hatte ich während des Rennens gar nicht mitbekommen und war bis kurz vor Ende davon ausgegangen, mich in der Führungsgruppe zu befinden.
Doch auch mit dem Wissen über den Solisten hätte sich an meiner Fahrweise nicht viel geändert, da einem als Einzelstarter in einem großen Hauptfeld nicht viele Möglichkeiten offen stehen.
Offensichtliche Teamtaktik
Das Team Strassacker wusste scheinbar um den Ausreißer und machte das Rennen absichtlich langsam. Aus teamtaktischer Sicht natürlich verständlich, jedoch bleibt die Frage, inwieweit Chancengleichheit zwischen normalen Einzelstartern und einem Team mit 18 leistungsstarken Fahrern besteht.
Meine Meinung habe ich den 3 Strassacker-Fahrern am Ende, als wir nach dem letzten Anstieg nur noch zu siebt in der Führungsgruppe waren und sie trotz heran rollendem Hauptfeld immer noch keine Führungsarbeit übernehmen wollten, klar gemacht.
Trotzdem natürlich eine bärenstarke Leistung des Siegers, der am Ende mit 1:20min Vorsprung gewann. Auf der Abbildung zu sehen ist mein Rückstand auf Sean Feldhaus, der kurz vor dem Mammolshainer Stich auf über 2min angewachsen war.
Nur 211w zwischen Feldberg und Mammolshainer Stich
Dies war zu einem durch seine starke Leistung möglich, zum anderen aber auch durch angesprochenen Teamtaktik der Strassacker Fahrer, die das Rennen natürlich langsam machten.
Dies spiegelte sich auch in meiner sehr niedrigen Durchschnittsleistung von 211 Watt zwischen Feldberg und Mammolhainer Stich wider.
Am Mammolshainer Stich wurde das Rennen auch in meiner Gruppe wieder eröffnet, indem erneut, wie auch am Feldberg, Martin Maertens attackierte.
Ich fuhr zunächst an Position vier das Steilstück im Ort hinauf, merkte aber wie Maertens Meter um Meter unsere Gruppe distanzierte, sodass ich mich entschloss, selber die Verfolgung in die Hand zu nehmen.
8:07 min. für den Mammolshainer
– die Profis sind nochmal 30 Sek. schneller
Langsam kam ich wieder näher an den Ausreißer ran und konnte etwa einen Kilometer vor dem Ziel auf in aufschließen. Den Anstieg absolvierte ich in 8:07 min, wofür ich 398 Watt benötigte und womit ich meine Zeit aus dem Vorjahr um fast eine Minute verbessern konnte.
Im ersten Teil des Anstiegs stellte ich sogar mit 437 Watt (7,1 W/kg) eine neue All Time 5min Bestleistung auf, was mich natürlich sehr gefreut hat.
Auch hier erkennt man am W´ von -10 kj, dass ich wirklich an mein Limit gegangen bin.
Die schnellsten Profis am Renntag absolvierten den Anstieg nochmal 30sek schneller als ich, hier sieht man dann doch den Unterschied zwischen einem World Tour Peloton und dem Jedermann Rennen.
Schlusssprint in Eschborn
In der Abfahrt zum Ziel wurden wir noch von einer kleinen Dreiergruppe eingeholt, sodass ich mit sieben Fahrern in einer Gruppe war.
Kurz vor dem Ziel drohten wir von einer größeren Gruppe eingeholt zu werden, doch glücklicherweise konnten wir einen knappen Vorsprung ins Ziel retten.
Im Zielsprint belegte ich hinter zwei der Strassacker Fahrern den dritten Platz in meiner Gruppe und wurde somit vierter in der Gesamtwertung, womit ich trotz des verpassten Podiums zufrieden bin.
Das Rennen hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und ich freue mich schon im nächsten Jahr erneut das Podium anzugreifen.
Hier noch die Daten des gesamten Rennens. Mit einem IF von 0,88 war es doch durchaus intensiv und gerade der VI von 1,20 zeigt die unrhythmische Fahrweise.
Herzlichst,
Euer Coach Anton
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