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Wie viel Reifendruck beim Rennrad? Unsere besten Tipps inkl. Rechner!

by Daniel

Wie finde ich meinen RICHTIGEN Reifendruck?

Darum geht’s im heutigen Blog…

Schwalbe Airmax Pro
Luftdruckprüfer: Schwalbe Airmax Pro (Quelle: Schwalbe.com)

Der Reifendruck wird hierbei angegeben in…

           – Entweder in der Einheit Bar oder PSI (Pounds per Square Inch)  / 1 Bar = 14,5 PSI

Der passende Reifendruck fließt genauso in unsere Performance auf dem Rennrad ein wie beispielsweise die individuelle, ideale Sitzposition oder aber das zu unseren Bedürfnissen ausgewählte Material.

Der Reifendruck beeinflusst deine Performance auf dem Bike enorm

Sind doch die Zeiten glücklicherweise vorüber, in denen mit 18mm Pneus über damals noch Straßen mit schlechterer Beschaffenheit gefahren wurde.

Ich kann mich noch sehr gut an meine Anfangsjahre auf dem Rennrad erinnern:

Mit „den 18ern“ unter dir hast du nicht nur jeden Kieselstein gespürt, nein, regelmäßige Reifenpannen gehörten damals (leider) zum Rennradleben dazu.

Das individuell richtige Setting für den Reifendruck hängt von deutlich mehr Faktoren ab, als man auf den ersten Blick evtl. vermutet…….

Welche Parameter den Reifendruck beeinflussen

  • Reifenbauart (Clincher / Tubeless / Schlauchreifen)
  • Reifenbreite / Reifenprofil
  • Nässe/Trockenheit
  • Lufttemperatur
  • Systemgewicht (komplettes Rad + Athlet)
  • Orthopädische Vorschädigungen (z.B. Rückenprobleme)

Bevor wir uns mit den unterschiedlichen Auswirkungen dieser Faktoren auf den Reifendruck im Einzelnen auseinandersetzen, zunächst ein paar allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten zum Reifendruck

Der richtige Reifendruck – einige Grundregeln!

Von Jens Claussen

  • Grundsätzlich legt der Reifendruck in Kombination mit dem Systemgewicht (Rad + Athlet) die Auflage-/ Kontaktfläche fest, auf der wir uns bewegen!!
  • Je BREITER der Reifen ist, desto WENIGER Luftdruck benötigt er -> denkt an die breiten Autoreifen: diese werden ja auch nur mit ca. 2 bar gefahren, um die Spurtreue zu wahren
  • Je RUPPIGER der Untergrund ist, desto BREITER und PROFILIERTER sollte der Reifen sein -> für mehr Komfort und Fahrstabilität
  • Je NASSER und GLITSCHIGER der Untergrund ist, desto WENIGER Luftdruck benötigt der Reifen -> damit ist, besonders in Kurven mehr Haftung gewährleistet
  • Ein AUSREICHENDER Reifendruck schützt vor Durchschlägen -> siehe Bild unten!
  • da die Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterrad nicht bei 50/50 liegt (auf dem Hinterrad lastet mehr Gewicht!), kann auf den VORDERREIFEN, je nach Untergrund und Reifenbauart, 0,2-0,3 bar WENIGER gepumpt werden
Der richtige Reifendruck
li.: Ausreichend Luftdruck | re.: Durchschlag bis auf die Felge, wenn der Luftdruck zu niedrig ist (Quelle: bergfreunde.de)

Reifenbauart (Clincher / Tubeless Ready / Schlauchreifen)

Info: Die folgenden Reifendruck-Angaben orientieren sich an 28 mm breiten Reifen (bis auf den Conti Competition)

Continental Gatorskin
  • Clincher / Drahtreifen: zB Continental GatorSkin / Herstellerempfehlung: 6.5-8.0 Bar

Vittoria Corsa G2.0
  • Clincher / Faltreifen: zB Vittoria G 2.0 / Herstellerempfehlung: 6.0-7.5 Bar

Schwalbe Pro One TLE easy
  • Tubeless Ready: zB Schwalbe Pro One TLE easy / Herstellerempfehlung: 4-6,5 Bar
  • Anm.: 28-32mm breite Tubeless Modelle können mit weniger als 4 Bar gefahren werden ohne dass diese nennenswert an Geschwindigkeit gegenüber einem prall (7-8 Bar) aufgepumpten Faltreifen einbüßen

Continental Competition
  • Schlauchreifen: zB Continental Competition Schlauchreifen / Herstellerempfehlung: 8.0-12.0 Bar
  • den Competition Reifen gibt es in den Breiten: 19mm, 22 mm und 25 mm

Rennbericht vom Brezel Race
Reifenplatzer für Daniel beim Brezel Race in Stuttgart – mitten in der Abfahrt

Einsatzzweck

Auf einem glatten Untergrund wie z.B. einer (Holz-) Bahn hat ein Reifen deutlich weniger Rollwiderstand – ist also schneller – als der identische Reifen mit dem gleichen Luftdruck auf einer sehr gut asphaltierten Straße.

Schon auf einem sehr gut präparierten Straßenbelag nimmt der Rollwiderstand leicht zu, da, wenn auch für unser Auge kaum sichtbar, der Reifen schon im Rahmen der Dämpfung KLEINSTE Unebenheiten aufnimmt und damit „schlechter“ rollt

Reifenbreite / Reifenprofil

Je breiter und auch profilierter ein Reifen aufgebaut ist, desto weniger Luftdruck wird auf diesen befüllt.

Nur so ist gewährleistet, dass der Reifen eine vernünftige Spurtreue liefert, beim Lenkverhalten nicht „schwammig“ wird und eine solide Grundstabilität während des Fahrens bietet.

Nässe / Trockenheit

Unabhängig von der Reifenbreite brauch der Reifen bei Nässe und hier besonders in Kurvenlage mehr Grip und Haftung, damit wir nicht wegrutschen.

Hier als Faustformel: bei Nässe ca. 1 Bar Luftdruck ablassen

Lufttemperatur

Bei einem Lufttemperaturanstieg von 10° Celsius haben wir einen Anstieg des Reifendrucks von 0,3-0,5 Bar

Systemgewicht (Rad+Athlet)

Natürlich gilt, je schwerer die Person, die auf dem Rad sitzt, desto mehr Luftdruck muss befüllt werden.

An den Seitenflanken eines Reifens steht immer eine Herstellerangabe, eine sog. Range, die besagt, mit welchem Druck in Bar/PSI der Reifen mindestens befüllt werden sollte – und maximal befüllt werden darf.

Je nach Reifenbreite und Bedingungen gilt bzgl. des Fahrergewichts folgende Faustregel: je 10 KG Körpergewicht mehr, sollte der Reifen mit 0,2-0,4 Bar mehr Luftdruck befüllt werden

Orthopädische Vorschädigungen

Bei immer wiederkehrenden oder gar chronischen orthopädischen Problemen (Schulter-Nacken, untere Rücken) empfiehlt es sich, besonders bei einem Körpergewicht zwischen 50-70 Kilogramm, den Reifendruck zwischen der mittleren und unteren Empfehlung des Herstellers anzusiedeln. Damit können die Dämpfungseigenschaften eines Reifens auf den Körper am besten ausgenutzt werden. 


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Weiteres Wissenswertes inkl. Link zum Reifendruck-Rechner

  • Tubeless Reifen, die ohne Schlauch gefahren werden, haben einen schnelleren Luftverlust als Clincher. Bei Tubeless sollte man vor JEDER FAHRT den Luftdruck kontrollieren
  • Bei Clinchern ist der Luftverlust stark davon abhängig, mit welchem Schlauchmaterial diese bestückt werden. Die „klassischen“ Butyl Schläuche halten die Luft 7-10 Tage, leichte TPU Schläuche (z.B. Tubolito) halten die Luft am längsten, hier reicht eine Kontrolle alle 10-14 Tage. Das Material Latex verliert die Luft am schnellsten
  • Sclaverand Ventile können bei Feuchtigkeit und/oder Kälte in ihrer Funktion nachlassen -> soll heißen, dass die Luft schneller entweichen kann. Hier lohnt es sich, auch wenn es nicht so cool aussieht, die Ventile mit Abdeckkappen zu bestücken
  • Tubeless Ventile sollten regelmäßig auf Verklebungen überprüft werden
  • Wenn sich jemand von euch entscheiden sollte, in unsere Trainingscamps sein eigenes Rad mitzunehmen, muss er vor dem Transport im Flieger NICHT die Luft aus den Reifen lassen. Je höher das Flugzeug steigt, desto mehr sinkt die Druckluft im Reifen -> dürfte bei einer Flughöhe von 10.000 m aber nicht mal 1 Bar ausmachen…..
  • Bei Gravel Reifen macht es durchaus mal Sinn, spielerisch den minimal vorgeschlagenen Luftdruck des Herstellers zu unterschreiten. Ich bin meinen Winterreifen (Maxxis Ravager 40mm), der mit 2,5-4,1 Bar befüllt werden soll, bei Schnee und starkem Schlamm zwecks mehr Stabilität und Grip mit 1,5 Bar vorne und 1,7 Bar hinten gefahren. Top, den ganzen Winter kein Platten und keine Probleme mit der Felge (DT Swiss Spline 1800)
  • Im digitalen Zeitalter kann man seinen persönlichen Reifendruck natürlich auch berechnen lassen – > Reifendruck Rechner | Luftdruck fürs Fahrrad berechnen (Silca.cc)

Euer Jens

Fotos: Herstellerfotos

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