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[12 Monate nach der Geburt!] Wie Bianca fast die 7-Stunden-Marke beim Ötzi erreichte!

by Daniel

Vor dieser Leistung kann man nicht oft genug den Hut ziehen: Im Sommer 2018 brachte Bianca Somavilla noch ihren Sohn zur Welt und schaffte es gerade mal 12 Monate später, beim Ötztaler Radmarathon, eine Zeit von fast 7 Stunden (!!) anzukratzen und dabei in den Top 10 der Frauen zu finishen (!!). Wie sie das Training mit dem anspruchsvollen Alltag als Jungmama kombiniert, zeigt sie uns in diesem neuen, inspirierenden Blog auf.

Bianca Somavilla

Von Bianca Somavilla

„Es gibt Radmarathons. Und es gibt den Ötztaler Radmarathon!“ 

So lautet einer der Slogans, mit dem medial für den Ötztaler geworben wird. 

Und tatsächlich, nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Italien, Belgien und unzähligen weiteren Nationen wird der Ötztaler Radmarathon groß geschrieben. 

Mehr als 15.000 Bewerber auf 4.000 heiß begehrte Startplätze. Wahnsinn! 

„Ich habe einen Traum“ lautet ein weiterer Slogan. 

Und so träumen Menschen davon, den Ötzi einmal zu finishen, ihre Bestmarke zu überbieten oder aufs Podium zu fahren. 

Ist es ein Traum oder ist es ein Ziel, auf das wir uns vorbereiten? Ein Saisonhighlight für das wir trainieren? 

Mein 1. Ötzi in 2016

Als ich 2016 den Ötztaler Radmarathon zum ersten Mal fuhr, hatte diese Herausforderung etwas ganz Magisches für mich. 

Ein Ziel, das ich schon lange im Kopf hatte. Das erste Mal ist einfach immer etwas Besonderes. 

8:41 Stunden bei der Premiere!

Ich habe damals viel trainiert und fühlte mich Ende August super vorbereitet für den Ötzi – ein großer Tag, perfektes Wetter und zur Freude erreichte ich das Ziel in einer Zeit von 8 Stunden und 41 Minuten. 

Wow! Ich war unglaublich stolz und glücklich. 

Ötztaler Radmarathon als Mama

Somit hatte ich eine Marke (für mich) gesetzt: Eine Zeit, die ein Benchmark sein sollte für jeden weiteren Ötzi, den ich noch bestreiten würde. 

Denn wie wir alle wissen, Rennrad fahren macht süchtig. Und viele von uns stehen nicht nur deswegen (mind.) einmal in ihrem Leben beim Ötztaler Radmarathon in Sölden am Start. 

Zu hohe Erwartungen in 2017

Mit großer Motivation, aber viel zu hohen Erwartungen und extrem viel Druck, den ich mir selbst gemacht hatte, stand ich also ein Jahr später wieder am Start. 

Woher kam plötzlich dieser Ehrgeiz? Diese Ambition?

Das Wissen, dass meine Form stärker war als im Jahr zuvor und die Zeit, die ich unbedingt verbessern wollte, trugen dazu bei.

Geschehen ist genau das, was man sich nicht wünscht: Der Ötzi wurde für mich lang und zäh, da ich das Kühtai zu schnell gefahren bin und mir anschließend die Energie und Kraft fehlte, um meine Wunschzeit zu erreichen. 

>> [Update:] Siehe unsere Tipps zum Pacing beim Ötztaler!

Übermüdet und fertig kam ich in Sölden an, Gedanken wie „warum mache ich das überhaupt?“ und „nie wieder tue ich mir das an“ schwirrten durch meinen Kopf. 

Doch selbst wenn man solche Gedanken unmittelbar nach dem Marathon hat, kommt der nächste Februar und die Zeit der Voranmeldung. 

Dann kommt der nächste März mit der Verlosung der Startplätze. Und anschließend kommt der nächste Startplatz und somit ein weiterer Start.

Ich wurde Mama und musste alles neu organisieren

Für mich kam jedoch erstmal eine Pause. 

Eine wunderschöne Pause, denn wir hatten uns dazu entschlossen, eine Familie zu gründen. Das ganze Schwangerschafts- und Babyprogramm war also angesagt. 

Im März 2019, acht Monate nach der Geburt unseres Sohnes, hatte ich wieder einen Startplatz für den Ötzi bekommen. 

Kann man diesen Marathon als frische Mama (oder natürlich auch als Papa!) in seiner Wunschzeit fahren? Ja, das kann man / frau :-)

Erste Einheiten nach der Geburt meines Sohnes

Schon bald nach der Geburt unseres Sohnes konnte ich wieder mit dem Radfahren beginnen. Anfangs waren es durch das Stillen und die längere Sportpause noch sehr kurze Einheiten, die ich langsam steigerte. 

Der sportliche Ausgleich zum „Mama-sein“ war und ist für mich wunderbar, denn ich genieße die körperliche Anstrengung, die Zeit für mich und kann anschließend wieder erholt und mit viel Energie für meinen Sohn da sein. 

Mit Kindern ändert sich fast alles im Leben!

Durch das neue Leben mit Kind ändert sich vieles und der Trainingsalltag muss neu gestaltet werden. 

Die Vorbereitung für die Radmarathons im Sommer beginnt ja eigentlich schon im Winter. 

Mein Wintertraining besteht aus einer Kombination aus Zwift, Skitouren und Langlaufen. Das Training am Tacx war für mich ideal, da der Kleine im Winter sechs Monate alt war. 

Kürzere Intervalleinheiten, wenn der Kleine schlief

Sobald mein Sohn etwas Müdigkeit gezeigt hat, habe ich mich in mein Radtrikot geworfen und den Tacx vorbereitet. 

Als er dann eingeschlafen war, habe ich mein Training gestartet. Obwohl ich manchmal schon etwas früher abbrechen musste, ging sich meistens eine ganze Stunde am Rad aus. 

Familie & Training kombinieren

In den Rennradurlaub nach Gran Canaria – mit Oma & Opa

Im Frühjahr haben wir uns für ein Trainingslager auf Gran Canaria entschieden. Nachdem mein Partner auch sehr ambitioniert Rennrad fährt und wir uns beim Trainieren nicht ausschließlich abwechseln wollten, sind wir gemeinsam mit Oma und Opa verreist. 

Unser Sohn hat die Aufmerksamkeit und Liebe seiner Großeltern genossen und so konnten wir einige wunderschöne Touren auf Gran Canaria fahren. 

Isso: Als Mama/Papa musst du Kompromisse eingehen!

Natürlich sind wir Kompromisse eingegangen und nicht so viele Kilometer und Höhenmeter wie früher gefahren, denn wir wollten auch Zeit als Familie verbringen und so haben wir einen guten Mittelweg gefunden. 

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Zu Hause gibt es immer drei Möglichkeiten, um neben der Familie zu trainieren:


3 Tipps, wie wir Training & Familie kombinieren

1) Wir wechseln uns ab!

Mein Freund und ich wechseln uns mit dem Training ab. Dies bedeutet ein kürzeres Training für beide, idealerweise ein Intervalltraining

Mit strukturiertem und gezieltem Training muss es nicht immer eine mehrstündige Ausfahrt sein, um seine Leistung zu verbessern. 

2) Training mit meinem Sohn

Ich trainiere mit meinem Sohn gemeinsam und nutze dazu einen Fahrradanhänger. Da ich mich momentan in Elternzeit befinde, wähle ich diese Möglichkeit sehr häufig. 

Ich verwende einen Thule Chariot Sport, welcher für mich zum besten Begleiter im letzten Jahr geworden ist. 

Durch den Fahrradanhänger und das Kind zieht man zusätzlich einige Kilos (!!) hinter sich her. Unser Kleiner fühlt sich sehr wohl im Anhänger und für mich ist es ein geniales Krafttraining

Ich fahre allerdings mit dem Mountainbike und nur auf Forstwegen, da ich es mit dem Anhänger im Straßenverkehr zu gefährlich finde. 

3) Radzeit zu zweit: Unterstützung der Eltern/Großeltern 

Mit dem Partner zu zweit. Das tut der Beziehung sehr gut und wir können unser Hobby gemeinsam ausüben. 

Dazu beziehen wir unsere Eltern ein. Sie verbringen sehr gerne ein paar Stunden mit ihrem Enkelkind, während wir die Zeit für längere Ausfahrten am Rennrad nutzen. 

Die Kombination aus diesen drei beschriebenen Trainingsvarianten war meine Vorbereitung auf die Rennsaison und den Ötztaler 2019. 


Zusätzlich beschäftige ich mich viel intensiver mit den Themen Ernährung, Pacing und der persönlichen mentalen Einstellung, als noch in den vergangen Jahren. 

Durch die neuen Umstände müssen die vorhandenen Ressourcen einfach intelligenter eingesetzt werden!


Mein Ötztaler Radmarathon 2019 – mein Rennbericht!

Am 1. September ist es dann also soweit: 

„Guten Morgen! Hier beginnt dein Traum!“, ist am Start in Sölden zu lesen.

Anspannung und Vorfreude liegen in der Luft. Die Temperatur ist angenehm, trotz der frühen Uhrzeit. Um 06:45 Uhr ist Startschuss und es kann losgehen. Ich freue mich richtig auf diesen Marathon.  

Körperlich und mental gut vorbereitet, habe ich beschlossen, den heutigen Tag zu genießen. Ich liebe Rennradfahren und deshalb ist für mich klar, dass es Spaß machen muss. 

Es darf hart werden und ich werde alles geben, zugleich soll es mir aber Freude bereiten meinen Körper zu spüren und an meine Grenzen zu gehen. 


Biancas 5 Tipps, um (auch als Mama) topfit zu sein!

  1. Ich passe mein Training dem Rhythmus von meinem Kind an. Wenn Schlafenszeit ist, nutze ich diese um zu trainieren.
  2. Wenn ich es nicht schaffe, mit dem Anhänger eine 3-Stunden-Ausfahrt zu machen, teile ich das Training in eine kurze Runde am Morgen und den Rest am Abend auf.
  3. Ich kombiniere die Ausfahrten mit dem Anhänger mit einem Stop am Spielplatz oder auf einer netten Alm. Das ist mein neuer Kaffe-Stop ;-)
  4. Ich mache zweimal pro Woche ein Stabitraining.
  5. Ich nehme an vielen Rennen und Marathons teil, da ich dadurch stärker werde und das für mich gleichzeitig ein super Training ist.

Ich fahre heute nur nach Gefühl: Kein Pulsmesser & Wattmesser!

Meinen Herzfrequenzsensor und meinen Wattmesser verwende ich heute nicht, denn ich kenne meinen Körper sehr gut und ich möchte nur auf meine Gefühle hören, anstatt strikt nach Watt und Puls zu fahren. 

Meinen Fehler von 2017 werde ich dieses Mal nicht mehr begehen. 

Kühtai mit Vorsicht!

Ötztaler Radmarathon 2017
Anstieg zum Kühtai

Also fahre ich das Kühtai so, wie es sich für mich gut angefühlt. Oben angekommen bin ich absolut zufrieden mit meiner Zeit und kann mit positiver Energie in die schnelle Abfahrt starten. 

Es ist einfach genial, wenn die Straßen gesperrt sind und man bergab Gas geben kann. 

Schon am Ende der Abfahrt aus dem Kühtai findet sich eine kleine Gruppe zusammen. „Mit dieser Gruppe fahre ich bis zum Brenner“, denke ich mir. 

Wenn die Kette abspringt!

Doch plötzlich springt mir meine Kette bei einem kurzen Anstieg kurz vor Innsbruck raus. Ein Schockmoment, denn ich muss anhalten, die Kette wieder einhängen und der Gruppe hinterher eilen, da ich diese auf keinen Fall verlieren möchte. 

Zum Glück gelingt es mir, wieder Anschluss zu finden und für den Sprint bekomme ich in diesem Segment sogar einen „Strava QOM“, yeah!

Ötztaler Radmarathon 2017
Ultimative Challenge für Jedermänner: Der Ötztaler Radmarathon

Die führenden Frauen am Jaufenpass zusammen

Bis zum Anstieg auf den Jaufenpass hat sich die Gruppe um einiges vergrößert und die Damenspitze ist – bis auf die ersten drei – wieder zusammen. 

Ich kann meinen Rhythmus finden, auch wenn ich nicht mit der schnellsten Dame in meiner Altersklasse mithalten kann.  

Auf der Passhöhe angekommen, habe ich noch Kräfte für die Abfahrt und den Anstieg zum Timmelsjoch

Der Wille treibt mich das Timmelsjoch hoch!

Wie bekannt ist, entscheidet sich sehr viel am Timmelsjoch. 

Meine Leistung kann ich hier nicht mehr ganz so erbringen, wie ich es mir erwünscht hätte und der Anstieg fühlt sich lang und hart an. 

Dennoch fokussiere ich mich darauf, meine Kräfte zu sammeln und alles zu geben. Ich merke, dass ich noch Kraft aufbringen kann. 

Kraft für die letzten Serpentinen bis zum Tunnel, Kraft für den kurzen Anstieg zur Mautstation und Kraft für die letzten Kilometer bis ins Ziel, welches ich in einer Zeit von 8 Stunden, 13 Minuten und 18 Sekunden erreiche. 

Ich bin überglücklich mit meiner Zeit, meiner Platzierung (2. Platz in meiner AK) und vor allem damit, dass meine Familie im Ziel auf mich wartet und ich meinen Sohn in den Arm nehmen kann. 

Mentale Kraft durch meine Familie!

Während des Marathons habe ich so oft an den Moment gedacht, in Sölden anzukommen und meine Liebsten zu umarmen. Meine Familie gibt mir so viel Energie und Kraft, welche ich während dem Ötztaler Radmarathon genutzt habe. 

Bianca Somavilla mit ihrem Sohn
Foto: Ötztal Tourismus

Es war ein perfekter Tag, mit einer top Organisation und unvergesslichen Momenten über diese lange und harte Strecke. 

Mein Fazit der letzten Monate

Ja, Sport mit Familie ist absolut möglich, wenn der Partner hinter einem steht, man sich gut organisiert und man dabei Spaß und Leidenschaft hat. 


Fotos: Ötztal Tourismus, Bianca Somavilla, privat, Johannes Winter


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