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Robert Petzold offen wie selten: «Für 2018 gibt es das klare Ziel: Ich will den Ötzi gewinnen.»

by Daniel

Ein Zeichen für den sauberen Sport. Die Rede ist von Robert Petzold 3. Platz beim Ötztaler Radmarathon 2017. Eine verdammt starke Leistung, auf die der Bergspezialist aus Dresden richtig stolz sein darf. Mit Robert Petzold spreche ich über seinen Kampf für einen sauberen Sport, wie es sich anfühlt, wenn man Themen immer wieder kritisch hinterfragt, aneckt, gegen den Strom schwimmt und sich dadurch nicht immer nur Freunde macht. Und wir sprechen natürlich über seinen großen Traum in 2018, denn da zählt nur eins: Der Sieg beim Ötztaler Radmarathon – und für den sauberen Sport.

Interview Sessions

Dies ist ein Auszug meines Interviews mit Robert Petzold aus den Interview Sessions #010.

Robert Petzold über: Siegambitionen beim Ötzi 2018 & seinen Antidoping-Kampf

Für mich bist du ein Musterbeispiel für die Generation Y. Kannst du dir vorstellen, was ich damit meine?
Es ist für mich jetzt nicht überraschend, dass du damit kommst. Über den Begriff habe ich selber schon oft nachgedacht. Klar, wir sind halt die Generation, die viel hinterfragt und viel probiert. Unsere Generation ist ja in einem sehr guten Umfeld aufgewachsen, wir haben alle materiellen Dinge und sind dort gesättigt – bei dieser Generation Y geht es eher darum, sich selbst zu verwirklichen und das ist das, was ich im Radsport auch machen möchte bzw. bereits tue.

Bist du dem Schritt, der Selbstständigkeit im Radsport, ein Stück näher gekommen? Letztes Jahr kommuniziertest du ja diesen Wunsch.
Ich habe auf jeden Fall eine gute Entwicklung gemacht und habe dadurch auch mein Einkommen im Radsport. Es ist aber natürlich noch alles auf einem überschaubaren Niveau – reicht für mich, dass ich bescheiden davon leben kann.

Was sind deine Einnahmenquellen?
Die Einnahmen splitten sich, ein Teil ist Coaching, ein Teil ist Sponsoring, ein Teil ist das Guiding von quäldich-Reisen. Dann kommen noch Kleinigkeiten dazu, wie Vorträge, Kolumnen, Artikel schreiben etc.

Ich habe ganz begeistert deinen Artikel in der jüngsten RennRad gelesen, den fand ich gut.
Danke.

Wie lange brauchst du für so einen Artikel? Es war ein recht langer Text.
Ich schreibe an so einem Text etwa einen halben Tag. Du kennst das ja selbst von deinen Artikeln. Man muss auch irgendwie Lust dazu haben, man kann nicht immer schreiben. Wenn man dann mal im Flow ist, dann geht das ziemlich locker von der Hand, finde ich. Das Schreiben ist auch eine Sache, die ich sehr gerne mache.

Tatsächlich?
Ja, ich muss aber schauen, dass ich auch die Zeit dafür habe. Ich muss viel trainieren und habe viele andere Dinge um die Ohren, da habe ich nicht immer die Ruhe und die Zeit zu schreiben.

„Ich will sehen, was ich als sauberer Sportler erreichen kann, ohne Medikamente, dubiose Nahrungsergänzung oder andere Mittel“. Dieses Zitat ist von dir. Ab wann werden Nahrungsergänzungsmittel dubios? Was nimmst du noch?
Was ich selber nehme und was man natürlich unter Nahrungsergänzungsmittel fassen könnte, ist Maltodextrin und Fructose. Das sind Zuckerarten, die ich kaufe und für Rennen und während größerer sportlicher Belastungen zu mir nehme. Das ist das einzige, was ich nehme und für mich die Grenze. Schon bei Magnesium-, Zink- oder Eisenpräparaten hört es für mich persönlich auf.

Und Rote Beete Saft?
Ich kenne viele, die das trinken. Ich habe es einmal gemacht, es ist für mich geschmacklich nicht akzeptabel, da kommt mir alles wieder hoch.

Dein Kumpel aus dem Team, der Thomas, mag das aber? Das meinte er zu mir, als ich euch beim Ötzi besucht hatte.
Ja, Thomas mag das ganz gerne.

Stichwort Ötzi. Nach dem Ziel gab es ein Statement von dir, dass deine Platzierung ein Zeichen für den sauberen Sport ist. Finde ich toll. Wie fandest du es denn, dass der Sieger des Ötzis der Sohn vom berüchtigten Dr. Cecchini aus Lucca ist? Was ging da in deinem Kopf vor?
Fangen wir mal so an: Wenn ich beim Ötzi ins Ziel komme, dann habe ich leider nicht nur positive Eindrücke, natürlich freue ich mich über die Zeit unter 7 Stunden. Eine Zeit, die vor einigen Jahren noch nicht möglich war. Ich sehe auch, dass ich meine Leistung an dem Tag gebracht habe und zufrieden sein kann.

Aber dennoch ist das für mich eine Veranstaltung, bei der es darum geht zu gewinnen, man sich mit anderen messen möchte. Ich weiß von niemand konkret, ob er was nimmt oder nicht, aber es gibt natürlich bei einigen Fahrern eindeutige Indizien. Wer da eins und eins zusammen zählt, und sich ein bisschen in der Szene auskennt, der muss das Ganze sehr kritisch beäugen (Lesetipp: Dopingfall Roberto Cunico, d. Red.)

Aber wie fühlt es sich an?
Es kostet mich extrem viel Kraft damit umzugehen. Einerseits zu sagen ich bin sauber und dann ein Umfeld zu erleben, in dem leider nicht alle sauber sind. Das sind unfaire Spielregeln und erfordert extrem viel Stärke, den Weg so weiter zu gehen und auch meine ambitionierten Ziele weiterhin nicht außer Acht zu lassen.

Mit dieser Doping-Thematik und auch deiner offensiven Haltung macht man sich wahrscheinlich mehr Feinde als Freunde? Hast du mal irgendwann gedacht, ist ja toll, was ich mir hier so vornehme, aber irgendwie findet es bei den wichtigen Leuten und Partnern nicht den richtigen Anklang? Stichwort Sponsoren…
Da gebe ich dir vollkommen Recht, würde aber soweit gehen und sagen, dass ich nichts bereue, was ich bisher gesagt und gemacht habe. Ich stehe zu allen meinen Aussagen und werde in Zukunft natürlich sehr genau überlegen, wie ich mich äußere. Ich werde aber definitiv an meiner Einstellung festhalten und den sauberen Weg weitergehen.

Mit 19 Jahren, in 2008, hast du mit dem Radsport angefangen. Ein Jahr nach Jan Ullrichs Rücktrittspressekonferenz in Hamburg. Hat dich das Thema Doping damals noch gar nicht tangiert? Wie war es für dich, in dieser Zeit mit dem Radsport anzufangen?
Doch, doch, das war ja damals ja auch eine Zeit, in der ich den Radsport ziemlich aufmerksam verfolgt hatte. Ich habe, wie viele andere auch, regelmäßig die Tour de France geschaut, schon in 1997, es waren halt die Jan-Ullrich-Zeiten.

Soviel man auch auf ihn einhackt, ich glaube, er hat schon sehr viel für den Radsport in Deutschland getan. Er hatte aus meiner Sicht aber ein eher unglückliches Händchen mit seinen Beratern und dann natürlich auch gewisse Entscheidungen getroffen, die man aus Anti-Doping Sicht nicht gutheißen kann.

Ich war früher auf jeden Fall ein großer Fan des professionellen Radsports, das hat sich dann in der Zeit, in der ich selbst angefangen habe aktiv zu fahren, ziemlich stark gelegt. Ich konnte die Rennen und Touren echt nicht mehr gucken.

Ich weiß von niemand konkret, ob er was nimmt oder nicht, aber es gibt natürlich bei einigen Fahrern eindeutige Indizien. Wer da eins und eins zusammen zählt, und sich ein bisschen in der Szene auskennt, der muss das Ganze sehr kritisch beäugen.

Wie lange hielt das an?
Tatsächlich einige Jahre. Dieses Jahr war die erste Tour de France, bei der ich mir wieder Bergetappen angeschaut habe. All die Jahre davor nicht mehr (Lesetipp: Fazit zur TDF 2017 mit den Gewinnern & Verlierern mit Philipp Diegner, d. Red.).

Warum?
Da war einfach zu viel Betrug im Spiel, es war eigentlich klar, dass es in den Top Ten nicht mit sauberen Mitteln zugehen kann.

Glaubst du?
Ja, da bin ich mir sicher.

Das mag sein. Leider Gottes aber auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. In wahrscheinlich jeder Sportart, in der man Geld verdient, vielleicht außer Dart, ist Doping ein Thema.
Selbst da. Bei Dart wird Alkohol getrunken, vermutlich zur Beruhigung.

Wie würdest du den Radsport bezüglich Anti-Doping im Vergleich zu anderen Sportarten, wie Fußball, Leichtathletik, etc. einschätzen?
Im Vergleich zu anderen Sportarten fällt es mir schwer zu vergleichen, weil ich mich dort nicht so sehr auskenne. (Lesetipp: Interview mit Deutschlands Dopingjäger Nr.1 Hajo Seppelt, d. Red.).

Bauchgefühl?
Sehr schwieriges Thema. Ich sehe in den letzten Jahren definitiv eine gewisse Entwicklung. In 2006 gab es ja die Fuentes Affäre, danach hatte ich zumindest den Eindruck, dass es mal für eine gewisse Zeit sauberer wurde…

Ich empfehle dir an der Stelle das Buch von Thomas Dekker
Ich habe viel davon gehört.

Krass, wie es auch in den Jahren unmittelbar nach Fuentes zuging…
Ok, wie gesagt, ich glaube schon, dass es zwischen 2006 und 2012 etwas sauberer war als jetzt die letzten Jahre. Man sieht es ja recht eindeutig an den Aufstiegszeiten, wie viel Leistung über gewisse Zeiträume erbracht wird – und hier ist seit einigen Jahren leider wieder eine gewisse negative Entwicklung erkennbar mit teils „Mutanten-Leistungen“.

Du meinst diesen Franzosen, der die Auffahrten misst und auf seiner Seite analysiert?
Ja, der Name von ihm fällt mir gerade nicht ein. Jedenfalls, wenn Fahrer in der dritten Woche einer Rundfahrt solche Leistungen bringen, das sind natürlich alles riesige Talente, gar keine Frage, für einen Tag alles kein Thema, aber nach drei Rennwochen diese Leistungen noch zu bringen, mit einem sehr geringen Leistungsabfall, das ist einfach unmenschlich – und an der Stelle fängt Doping an, den Unterschied zu machen. Höher, weiter, schneller, und vor allem besser regenerieren.

Brutal schweres Thema. Vor ein paar Jahren tendierte ich auch zu „schwarz/weiß“ Diskussionen. Es gibt aber sehr viel Grau dazwischen, wie immer. Nehmen wir das Beispiel: Du bist ein Riesentalent. Dann kommt jemand daher und sagt dir, dass du das Gleiche tun musst, wie alle anderen auch, sonst wird Platz 21 bei der Tour dein Maximum sein. Was die Sache erschwert, ist, dass die meisten keine vernünftige Ausbildung haben. Und jetzt soll er sich die Chance auf Millionen entgehen lassen? Oder doch lieber Pizza ausfahren und gerade so überleben? Aus meiner Sicht ist das System der Fehler, weniger die jungen Fahrer. Wie siehst du das?

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Fotos: Manuel Wirth, Arno Burgi

Dies war ein Auszug des Interviews mit Robert Petzold aus dem aktuellen e-Magazin (PDF) Interview Sessions #010. Veröffentlichung war am 17. Januar 2018.

Weitere Themen, über die wir gesprochen haben: 
– trotz gutem Verhältnis zu Patrick Hagenaars; auf dem Rad schenkt er keinem was
– um wie viel Minuten er seine Zeit aus 2017 (6:59 Stunden) er noch drücken kann
– Dopingkontrollen beim Ötzi
– Weißbier bei den Teamevents
– KT-Fahrer oder Jedermannfahrer?
– die Relevanz der letzten 30 km beim Ötzi
– den Rechtsruck in Sachsen (Pegida & Co.)

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Weitere Interviewgäste im e-Magazin sind U23-Bundestrainer Ralf Grabsch und Paracyclist Jan Wiedemann.

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>> Hier gehts zu den Interview Sessions #010 mit u.a. Robert Petzold


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Vorschau der Interview Sessions #010

– hochwertiges PDF-Magazin
– 51 Seiten
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Interview Session Magazin #010

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