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Wie geht es in der Rennspitze eigentlich zur Sache? René Rossi wird für SpeedVille von der Tour de Kärnten berichten

by Daniel

Renè ist unser Mann vor Ort bei der Tour de Kärnten 2018, zweifelsohne eins der härtesten Etappenrennen im Jedermannbereich. Eins der Dinger, für das du schon richtig trainieren musst, um eine einigermaßen gute Platzierung zu ergattern: 6 Etappen mit kumuliert 8.000 Höhenmetern. Ein dickes Brett. Gut, dass René an den Start gehen wird und nicht ich selbst. René ist schließlich ein ehemaliger Elitefahrer, als Reporter vor Ort gewährt er uns hoffentlich spannende Einblicke in die Rennspitze. Heute gehen wir der Frage nach: Wer ist dieser René Rossi?

Rene Rossi, TdK

Wie geht es in der Spitze bei einem Etappenrennen wie der Tour de Kärnten eigentlich zur Sache?

Dieser Frage wird in diesem Jahr SpeedVille Leser René Rossi nachgehen und vor Ort am Ossiachersee in Kärnten berichten.

Wie kommt es dazu?

Vor ein paar Monaten fragte ich unter ausgewählten Lesern nach, wer Lust dazu hat, als „Reporter vor Ort“ für SpeedVille vom Renngeschehen zu berichten – René war sofort Feuer und Flamme. Übrigens Leute, wer auch Interesse daran hat, als Report vor Ort von ausgewählten Rennen oder Radmarathons zu berichten, darf sich gerne bei mir melden. In den nächsten Tagen suche ich zum Beispiel Fahrer, die für SpeedVille beim Velothon Berlin an den Start gehen möchten. Weiter unten findet ihr in der „Infobox“ nähere Informationen zu dem Thema.

Zurück zu Renè Rossi.

Ich hatte zunächst noch keine Ahnung, dass es sich bei Renè Rossi, ein ehemaliger Elitefahrer, um ein echtes Rennpferd handelt, einer der das früher richtig ambitioniert gemacht hat. Viel Watt bei niedrigem Gewicht.

Aber umso besser, schließlich nicht die schlechteste Kombination für ein schweres Etappenrennen wie die Tour de Kärnten mit ihren gut 8.000 Höhenmetern.

Schauen wir doch mal, was man alles mitbringen muss, um da vorne in den Top 15 zu fahren. Wie die Jungs trainieren? Wie die Taktiken vorne in der Rennspitze vonstatten gehen? Wie sie von Etappe zu Etappe mehr leiden…

Fangen wir aber erstmal mit der Fahrervorstellung an.

Alle Infos zu Renè Rossi, dem Mann vor Ort bei der diesjährigen Tour de Kärnten.

René Rossi: SpeedVille Reporter bei der Tour de Kärnten 2018

Rene Rossi

René Rossi im Fightmode

Rene, kannst du dich den Lesern vorstellen? Wo kommst du vor allem sportlich her?
Ich wohne in Linz in Oberösterreich. Sport war seit jeher mein Begleiter, ursprünglich aber der alpine Skirennsport, welchen ich auch bis zu meinem 20. Lebensjahr professionell betrieben habe, leider wurde ich dann durch einen schweren Trainingsunfall ausgebremst.

War das der Grund für den Wechsel aufs Rad?
Ja, dies war auch der Grund, warum ich zum Radsport kam, ich suchte einfach einen Sport, bei dem mich mein Fuß (Anmerkung: in dem Fuß sind 12 Nägel drinnen, dadurch ist eine komplette Neigung des Sprunggelenks nicht mehr möglich) am wenigsten beeinträchtigt. Dies war dann eben der Radsport.

Da ich ein Mensch bin, der Sachen entweder zu 100 Prozent oder gar nicht macht, habe ich im Radsport dort weitergemacht, wo ich beim Skisport aufgehört habe.

Hattest du direkt einen Coach?
Am Anfang meiner Laufbahn hat mich Hans Peter Obwaller ein wenig betreut, hat mir nicht nur grundsätzlich wertvolle Tipps, vor allem trainingstechnisch zahlreiche gute Ratschläge gegeben, welche ich auch heute noch beherzige.

Zu Beginn stand hauptsächlich das Training im Vordergrund und eher nur wenige Rennen, am Anfang dann auch mehr auf dem Mountainbike, um mich einfach an die Rennbelastung zu gewöhnen.

Nach zwei „Lehrjahren“ wollte ich es dann wissen und löste meine erste Elite/U23 Lizenz. Wie erwartet waren die Jahre sehr hart als „Neuling“, doch die harten Jahre sind meist die lehr- und hilfreichsten für die Jahre danach – zumindest hat sich das bei mir so erwiesen.

Wie kamst du dann zum Jedermannsport?
Nach ein paar Jahren Elite-Radsport musste ich mir selbst etwas überlegen, wie es weitergehen soll, denn sind wir ehrlich: so richtig weitergekommen bin ich nicht, und zum „einfach mitfahren“ war der Aufwand zu groß.

So entschied ich mich, einen Schritt zurück zu gehen, in die 2. Liga hier in Österreich, in welcher ich auch Radmarathons bestreiten darf (Anmerkung: mit Elite Lizenz ist es in Österreich untersagt, an Radmarathons teilzunehmen).

Auf wie viele Renntage kommst du noch?
Seitdem ich eben mit dieser Amateurlizenz unterwegs bin, komme ich nach wie vor auf rund 30-40 Renntage pro Jahr in ganz Europa – und heuer erstmals mit meinem eigenen Team „Team Velo-Lounge.at“, welches ich ins Leben gerufen habe.

Hast du schon mal bei der Tour de Kärnten teilgenommen?
Nein, leider noch nicht, die Tour de Kärnten stand allerdings vor 2 Jahren schon einmal auf meinem Rennplan, ich konnte aber leider aufgrund eines Sturzes nicht starten, somit habe ich ohnehin noch eine Rechnung offen.

Was ist für dich der Reiz bei der Tour de Kärnten? Immerhin geht das Rennen über 6 Etappen und ca. 8.000 hm…
Der Reiz an der Tour de Kärnten ist für mich, dass bei dieser Rundfahrt wirklich der beste Radfahrer gewinnen wird bzw. die besten Radfahrer vorne sein werden. Das Rennen hat eigentlich keinen wirklich leichten Tag, somit darf man sich auch keinen Hänger erlauben, es gibt keine Etappe, bei der man auch an einem schlechten Tag mit den Besten das Ziel erreichen wird.

Somit wird der Fahrer gewinnen, der über 6 Tage eine konstante Leistung abrufen kann, und genau das macht für mich den Reiz aus. Denn über einen Tag kann jeder mal schnell fahren, aber über sechs Tage schaut die Geschichte schon anders aus.

Bei der Tour de Kärnten wird auch das Team Strassacker an den Start gehen, eins der besten Jedermannteams aus Deutschland. Wie gehst du taktisch damit um?
Das Team Strassacker kenne ich sogar flüchtig, weil ich einen Bekannten habe, der dort im Team ist, ich kenne die Jungs auch von ein paar Trainingsfahrten in Mallorca, bei denen wir ab und an mal ein paar Kilometer gemeinsam gefahren sind und ich deshalb weiß, dass die Jungs bärenstark sind; das ist ein super Team mit starken Fahrern und taktischer Rennintelligenz (d. Red., siehe Hanno Rieping Artikel zur GCC Saison 2017), somit wird es natürlich schwer, als Einzelfahrer dagegen anzukommen.

Was macht dir dann Hoffnung als Einzelstarter?
Im Fall der Tour de Kärnten glaube ich schon, dass man auch ohne ein Team recht gut zurechtkommt, da die Etappen eher so angelegt sind, dass wirklich die Stärke der Fahrer zählt, denn was nützt die ganze Taktik, wenn man am Berg einfach nicht stark genug ist, um die Taktik ausführen zu können? Somit denke ich, dass die Tour de Kärnten ein Rennen ist, das auch Einzelfahrern entgegen kommt.

Kommen wir zu deiner Trainingsplanung. In ein paar Monaten ist es soweit. Wie holst du in Kärnten alles raus?
Momentan befinde ich mich bereits in der finalen Trainingsphase vor den Rennen. Mein Training begann Anfang November mit einem zweimonatigen Grundlagenblock, bei dem ich vorwiegend hohe Umfänge mit moderaten Belastungen trainierte.

Seit Beginn des Jahres stehen aber vermehrt niedrigere Umfänge mit hohen Belastungen auf dem Plan, um mich so für die anstehenden Rennen vorzubereiten.

Mein Team wird Anfang Februar bei den ersten Rennen in Italien starten, um für die Saisonstarts in Österreich bestens gerüstet zu sein, welcher ja Ende März stattfindet.

Tour de Kärnten

Rennspitze bei der Tour de Kärnten 2017

Wirst du in Italien auch an den Start gehen?
Ja, ich werde in Italien selbst auch am Start stehen und zwar am 11.2., am 18.2. und am 4.3. 2018. Mit diesen drei Rennen sollte die erste Rennhärte dann geholt sein.

Dazwischen gibt es noch ein Trainingslager in Mallorca, um den letzten Feinschliff zu holen.

Wo seid ihr auf Mallorca „stationiert“?
Dieses Jahr sind wir in Alcudia, eine Ecke, in der ich vorher noch recht selten war, aber man kann dort ideal trainieren, flachere Touren in Richtung Landesinnere – in den Bergen ist man auch recht schnell mit dem Einstieg in Pollenca und dann die Küste entlang, also ideal für den letzten Formschliff.

Dann werde ich bis zur Tour de Kärnten vorwiegend Rennen bestreiten an den Wochenenden und unter der Woche eher lockeres Training einlegen.

Ich denke dass ich mich so am besten auf die Tour vorbereiten kann, schliesslich sind Rennen noch immer das beste Training.

Mit welcher Platzierung wärest du bei der diesjährigen Tour de Kärnten zufrieden?
Da ich kein reiner Bergfahrer bin, wird eine Platzierung ganz vorne kaum möglich sein, allerdings unter den „Top 15 Gesamt“ würde ich mir schon zutrauen.

Hast du mittlerweile wieder einen Coach?
Ich trainiere seit zwei Jahren mit Mathias Nothegger, welcher es nicht immer leicht mit mir hat und mich oft bremsen muss, da ich immer dazu geneigt bin, eher zu viel zu machen, ist wohl eine typische Sportlerkrankheit.

Mathias hat dir bestimmt Tipps für die Tour de Kärnten gegeben? Er war letztes Jahr ganz vorne mit dabei.
So genau haben wir bisher noch gar nicht über dieses Etappenrennen gesprochen, ich weiß nur, dass er letztes Jahr davon gesprochen hat, dass es eminent wichtig ist, sich seine Kräfte einzuteilen, bzw., dass man seine Gegner kennt. Man muss wissen, bei welchen Attacken man mitgehen muss und bei welchen man sich seine Kräfte schont, da die Attacke ohnehin ohne Aussicht ist. Ist wie gesagt alles eine Sache der Taktik. Und natürlich auch der eigenen Stärke.

Tour de Kärnten

EZF bei der TdK

Was ist dein Zielgewicht für die Tour de Kärnten und wie viel hast du jetzt?
Momentan pendle ich zwischen 68–70 kg herum, bei der Tour peile ich ein Gewicht um die 67 kg an.

Bei welcher Größe?
Bei einer Größe von 182 cm – ich denke da sind die angepeilten 67 kg schon mein absolutes Minimum bzw. Maximum, was ich erreichen kann. Sicherlich würde ich auch auf 65 kg kommen, nur würde das zulasten der Leistung gehen. Beim Gewicht finde ich muss man immer darauf achten, dass man einen Kompromiss zwischen dem möglich geringsten Gewicht und dem Wohlfühlgewicht erreicht.

Rene Rossi

Renè Rossi

Die Tour de Kärnten startet mit einem EZF. Besitzt du ein Zeitfahrrad?
Seit heuer bin ich im Besitz einer Zeitfahrmaschine und ich werde auf diesem auch viel trainieren, damit ich dann ein gutes Auftaktzeitfahren hinlegen kann. Der Kurs sollte mir eigentlich entgegenkommen.

Sehen wir uns ggf. beim King of the Lake Ende der Saison?
Ja, da werde ich und mein Team auf alle Fälle am Start sein, das Rennen ist für unsere Sponsoren extrem wichtig, da es in unserem Bundesland stattfindet, somit sollte der Formaufbau auch dahingehend gerichtet sein, um dort eine gute Leistung abrufen zu können.

Ausblick: Welche Rennen bzw. Radmarathons reizen dich in deinem Leben noch? Was willst du unbedingt noch tun?
Einer meiner Langzeitziele ist die Crocodile-Trophy, man hat gesehen, dass in der Vergangenheit schon mehrere Straßenfahrer dieses Rennen bestritten haben, somit denke ich sollte ich da gut zurecht kommen.

Mal schauen, ob ich in den nächsten Jahren die Möglichkeit erhalte, daran teilzunehmen.

Vielen Dank René. Wie sich René dann bei der Tour de Kärnten schlagen wird, das werdet ihr hier auf SpeedVille ab dem 19. Mai 2018 lesen.

Also, wie immer: dran bleiben!

Weitere interessante Links/Lesetipps:
– KT-Fahrer Yannick Mayer als Jedermann bei der Tour de Kärnten 2017 (Link)

– Protagonisten der Tour de Kärnten reden über ihre Erfahrungen & Vorbereitung (Link)
– Ein Abend mit dem Team Strassacker (Link)
– Strassacker Boss Franco Adamo im Interview (Link)
– Tour de Kärnten Veranstalter Bernd Neudert im Interview (Link)
– 20 Rennen & Radmarathons, die du mal fahren musst (Link)

Fotos: Renè Rossi privat, Tour de Kärnten, Werner Kapfenberger

Steckbrief: René Rossi

Alter: 31
Team: Team Velo-Lounge.at
Größe, Gewicht: 182 cm und 69 kg
Lieblingsrennen: Kirschblütenrennen (Anm.: österreichischer Frühjahrsklassiker)
Lieblings-Rennrad: BMC Team Machine SLR02
3 Anstiege, die ich liebe: Randa/ Grossglockner/ San Salvador
3 Anstiege, die ich „hasse“: Kitzbühler Horn/ Katschberg/ Dreisesselberg
Dieses Rennen würde ich als Profi gerne mal fahren: Paris-Roubaix, weil es einfach ein irres Rennen ist, bei dem alles passieren kann und wo man als Rennfahrer wirklich grösstenteils noch intuitiv fahren muss, anstatt nur auf Anweisungen zu warten……Radsport pur

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