- was solltest du vorm Kauf eines Aero-Rennrads beachten?
- wie ist die typische Rahmen Geometrie eines Aerobikes?
- welche Muskeln werden bei der sportlichen Sitzposition extrem gefordert?
Nachdem in Teil 1 unserer kleinen Serie diejenigen auf ihre Kosten kamen, die eine etwas bequemere Position auf dem Bike bevorzugen (siehe Komfort Rennrad), widmen wir uns heute den “Racern” unter euch!
Also all denen, für die die Sitzposition gar nicht aggressiv genug sein kann und die dafür natürlich ein Bike mit aerodynamischen Eigenschaften benötigen.

Die Berücksichtigung folgender Attribute bei der Betrachtung eines klassischen Aero-Rades bleiben identisch zu unserer Komfort-Rad-Analyse.
Hier noch einmal schnell aufgelistet:
- Besonderheiten in der Rahmengeometrie (Stack-To-Reach / Steuerrohr- und Sitzrohrwinkel / Steuerrohrlänge / Oberrohrlänge / Radstand)
- Auswirkungen der Rahmengeometrie auf die Sitzposition
- Auswirkung der Sitzposition auf die muskuläre Belastung und die allgemeine orthopädische Situation
Und auch dem Hersteller bleiben wir zur besseren Orientierung für euch treu – ein CUBE BIKE in Rahmenhöhe 56 cm.
Das AERO-RENNRAD – alles was du wissen solltest!
Von Jens Claussen

Maßkarte des CUBE Litening AERO C:68X SLT bei Rahmenhöhe 56 cm
Werte der Rahmengeometrie für ein AERODYNAMISCHES Sitzen
- Oberrohr: 565 mm
- Sitzrohr-Winkel: 73,5°
- Steuerrohr-Länge: 145 mm
- Steuerrohr-Winkel: 73,5 °
- Radstand: 995 mm
- Stack: 563 mm
- Reach: 398 mm
- Stack-To-Reach: 1,42 (Stack bedeutet die normierte Höhe des Rahmens / Reach die normierte Länge des Rennrades -> Je kleiner der Koeffizient (Stack/Reach) ausfällt, desto sportlicher/unkomfortabler ist die Sitzposition -> ein Aero-Rad hat Werte um die 1,4 (und kleiner), ein Allrounder 1,45-1,50 und ein Komfort-Rad > 1,50)
ALLGEMEIN / AERO-Geometrien haben oft…
- Einen kürzeren Radstand (zwecks Agilität)
- Kürzere Steuerrohre (um gestreckter zu sitzen)
- Längere Oberrohre (um gestreckter zu sitzen)
- Steilere Steuerrohrwinkel (um gestreckter zu sitzen)
- Einen niedrigeren Stack-To-Reach Wert
Info: Bei einem Stack-To-Reach von < 1,45 spricht man bzgl. des Einsatzzweckes schon von einer aerodynamischen Geometrie
Immer mit dem Ziel…
a) die Stirnfläche und damit den Luftwiderstand bestmöglich zu reduzieren (hier lassen sich übrigens durch eine optimierte Sitzposition deutlich mehr Watt herausholen als durch das Material!)
b) Speed, Speed, Speed!!!
Was bedeutet das für die Sitzposition?
Durch den längeren Reach wird die Sitzhaltung automatisch gestreckter und der Hüftwinkel mehr geschlossen (kleiner). Diese Haltung ist deutlich anspruchsvoller für den Bewegungs- und Halteapparat.
Was bedeutet das für die Beanspruchung unserer “Radmuskulatur”?
- ROT = Primär beanspruchte Muskulatur
- BLAU = Sekundär beanspruchte Muskulatur
Dem Kontaktpunkt Hand kommt eine zentrale Bedeutung zu!
Auf diesen kleinen Flächen lastet durch die gestreckte Sitzposition – zumeist bei einem Aero-Rad gekoppelt an eine starke Lenker-Sattel-Überhöhung und eine Gewichtsverlagerung nach vorne – ein Großteil unseres Gewichts.
Dieses kann zu Taubheit und/oder Kribbeln in den Händen führen.
Auch die Belastung auf den Ellenbogen und Schultern steigt proportional an, je weiter wir uns nach vorne beugen.
Verspannungen im Nackenbereich
Wir ziehen dabei die Schultern ungewollt, aber automatisch in Richtung Ohren und durch die tief gebückte Haltung müssen wir mit der Nackenmuskulatur den Kopf mehr anheben, um einen sicheren Blick auf die Straße zu haben.
Dieses kann zu starken Verspannungen im Nacken aber auch in der Rautenmuskulatur (Muskulatur zwischen den Schulterblättern) führen
Unterer Rücken sehr gefordert
Die untere Rücken- und Bauchmuskulatur (CORE-Muskulatur) ist in einer Aero-Position sehr gefordert. Sie gewährleistet mit ihrer Haltearbeit, dass wir nicht vom Sattel rutschen!
Zielgruppe und Tipps für ein Aero-Rad
- Ambitionierte Radsportler, die
- (deren Körper) eine gestreckte Haltung auf dem Rennrad schon über Jahre (kennt) kennen
- an Wettkämpfen teilnehmen, bei denen die Geschwindigkeit im Vordergrund steht (Rundstreckenrennen, Kriterien, flache Straßenrennen)
- keine nennenswerten Bewegungseinschränkungen in den wichtigsten Gelenken haben (Schulter, Hüfte, Knie)
- nicht an immer wiederkehrenden Rückenproblemen leiden
2 Tipps vorm Kauf eines Aero-Rads
- Tipp 1: Vor dem Kauf eines Aero-Rades sollte man sich hinsichtlich seiner eigenen Beweglichkeit hinterfragen. Dafür ist auch ein sog. FMS (Functional Movement Screen) sinnvoll. Ein Testverfahren, bei dem mit 7 standardisierten Übungen eine verlässliche Aussage über die Beweglichkeit gemacht werden kann -> Functional Movement Systems
- Tipp 2: Zu einem regelmäßigen Training auf einem Aero-Rad gehören auch regelmäßig (mindestens 2x pro Woche) Mobilitätsübungen, als da wären:
- Übungen zum Öffnen der Hüfte
- Übungen für die Beckenkippung und -aufrichtung
- Übungen zur Öffnung der Brustwirbelsäule
- Dehnen der Hüftbeugemuskulatur

Ein Aero-Rad ist sicherlich eine feine Sache, erfordert aber auch neben dem eigentlichen Radtraining ein konsequentes Arbeiten an seinen körperlichen Schwächen.
Ansonsten kann der Geschwindigkeitsrausch schnell zum Albtraum werden… .
Euer Jens
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Fotos: Herstellerfotos, privat