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Radmarathons im Alpenraum – 5 Ideen, wie man sie optimieren kann!

by Daniel

Ich nehme es vorweg – Radrennen oder Radmarathons zu organisieren, stelle ich mir als echte Herkulesaufgabe vor!

  • viele, viele Teilnehmer mit unterschiedlichsten Befindlichkeiten (hey, ich bin „Jedermann-Profi“ und gehöre in den Block 1!!!)
  • Teilnehmer mit unterschiedlichsten Fahrfertigkeiten, die für Chaos/Unfälle auf der Strecke sorgen
  • Strecken „sperren“ und Freiwillige finden, die Getränke ausgeben, Straßen sperren etc
  • zähe Gespräche mit Behörden führen und ihnen erklären, warum es ganz toll ist, wenn zig-Tausend Hobbyfahrer durch ihre Gemeinde kacheln
  • Ärzte, Rettungswägen und Polizei organisieren
  • dann natürlich noch die mühsame Akquise von Sponsoren, was alleine schon ein eigenes Buch ist
  • den Teilnehmern erklären, dass für all die Aufwendungen logischerweise ein (berechtigtes) Startgeld von 70, 80 oder auch mal 100€ zu berappen ist
  • etc etc – die Liste ist sicherlich noch lange nicht zu Ende

Bevor ich mit meinem Kommentar zum eigentlichen Thema komme…

…warum der Dreiländergiro vielleicht zum Zweiländergiro mutieren sollte, möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich Hochachtung und Respekt vor jedem habe, der in der heutigen Zeit überhaupt noch „Radrennen“ organisiert!

Ist einfach nicht einfach. DANKE dafür schon mal!!!

Kommen wir zum Thema, ich hole noch kurz etwas aus..

Ich bin selbst Radmarathons im offenen Verkehr gewohnt

Selbst habe ich etwas über 10 Jahre in München gewohnt und nach meinem Start als Mittdreißiger in den Radsport in 2013 folgte in 2014 der erste Radmarathon in St. Pölten (damaliger Slogan „Der härteste im Osten!“) im Juni.

Ich war angefixt, ich hatte richtig Bock!

Als ehemaliger Fußballer reizte mich der Wettkampfgedanke. Mich mit anderen duellieren und an einem Tag richtig einen raushauen!

Dass man sich hier mitunter mitten im Straßenverkehr befand fühlte sich komisch an, aber ich hatte damals noch keine Kinder und machte mir hierzu keine all zu große Platte…

Getreu dem Motto: passt scho!

Etwas später dann der Arlberg Giro und als „i-Tüpfelchen“ in meiner ersten Jedermann-Saison noch der Alpen-Traum im September 2014, damaliges Pendant der Roadbike zum Ötztaler (von der Tour).

Mit Matthias Brändle im Rahmen des Arlberg Giros

D.h. ich bin quasi von der ersten Stunde an gewohnt gewesen, bei Radmarathons „mitten im Verkehr“ zu fahren…

Gesperrt für den Straßenverkehr war von denen ja leider keiner!

Straßen komplett gesperrt in Deutschland

Als ich etwas später dann (ab 2016) auch mal bei Radrennen in Deutschland an den Start gegangen bin (GFNY Hameln, Rund um Köln etc.) war meine Überraschung groß:

Mensch, hier sind ja auf einmal die Straßen abgesperrt!

Eine komplett andere Experience, natürlich eine deutlich bessere…

Der einzig komplett gesperrte Radmarathon, den ich im Alpenraum fuhr, war der Ötztaler in 2017 – das fantastische King of the Lake Zeitfahren in 2016 war natürlich auch komplett gesperrt, aber kein Radmarathon!

King of the Lake
King of the Lake Zeitfahren 2016

Livestream beim Dreiländergiro

Als ich nun am Sonntag (30.6.24) gemütlich daheim auf der Rolle saß (bei uns regnete es leider mal wieder) schaute ich parallel auf dem Handy den Livestream des Dreiländergiros auf Youtube…

Die Bilder erinnerten mich an unseren traumhaften Familienurlaub in Nauders in 2018 – herrlich der Anblick der Berge und zahlreichen Athleten vor Ort!

Es trudelten die ersten Finisher ein – und ich nahm (mit halbem Ohr) wahr, dass der ewige „Radmarathon-König“ Stefan Kirchmair den 1. Platz belegte…

Soweit ja keine Überraschung. Es sei ihm gegönnt.

Wenig später wurde aber per Nebensatz mitgeteilt, dass Stefan leider disqualifiziert werden musste. Warum genau wussten die beiden Moderatoren vor Ort scheinbar auch nicht richtig…

Was war passiert?

Stefan hatte wohl die vorab kommunizierten Verkehrsegeln der Veranstaltung „gebrochen“ und innerhalb einer Ortschaft als einer der Führenden einen „e-Roller“ plus Polizei Fahrzeug überholt, die mit sehr niedriger Geschwindigkeit durch den Ort fuhren.

So konnte man es auf seinem Stravaprofil nachlesen…

Das mal das eine….

Sein Fehler an der Stelle, keine Frage, er räumt das Ganze ja auch ein…

Viel Adrenalin im Radrennen

Aber bitte, liebe Leute… Wir befinden uns inmitten eines „Radrennens“, aufgrund der aufgeheizten Stimmung und sicherlich auch viel Testosteron und Adrenalin können solche Aktionen eben nun mal passieren.

Ich jedenfalls kann mich in Stefan hineinversetzen und durchaus nachvollziehen, dass im Eifer des Gefechts so etwas mal passiert.. Wie gesagt, es ging hier bei ihm um den Sieg und nicht um Platz 497.

Vielleicht kann man aber insgesamt die Situation entschärfen – dazu weiter unten meine Ideen…

Ampel-Standzeit nervig

Andere Stimmen drangen zu mir durch, dass man bis zu 3x an den Ampeln in der Schweiz stand….

Festival in Zernez

Wiederum andere meinten, dass die allgemeine Verkehrssituation um Zernez (aufgrund des Burning Mountain Festivals) mehr als fraglich war, da hier ein sehr hohes Verkehrsaufkommen war..

Es kamen Erinnerungen an früher hoch – also vor 2016, als ich wie gesagt selbst einige der Radmarathons gefahren bin…

Ging meistens gut, aber so richtig cool war es eigentlich nie… Ich möchte die Namen der Radmarathons nicht nennen, aber da waren in Kombination mit dem Straßenverkehr richtig brenzlige Situationen bei.

Bitte nicht falsch verstehen – und liebe Organisatoren –, nehmt diesen Blogpost bitte als POSITIVE Kritik wahr….

Aber ich bin der festen Meinung, dass man die Organisation der meisten Marathons neu denken sollte, wenn nicht sogar muss…

Stilfserjoch
Magischer Stelvio

5 Ideen, wie man die Radmarathons optimieren kann

#1 Zeitnahme fraglich

  • entweder man veranstaltet ein Radrennen mit einer entsprechenden Zeitnahme + Platzierung oder es ist wirklich nur eine touristische Radausfahrt
  • sobald ich aber Sieger, Zeiten etc. auslobe, drehen logischerweise alle Teilnehmer frei – v.a. in den vorderen Gefilden, in denen es wie immer um alles geht, auch wenn es bekanntlich um nichts geht
  • von daher sollte man aus meiner Sicht die Zeitnahme grdsl. beibehalten, man kann sie aber etwas modifizieren bzw. entschleunigen (siehe die folgenden Punkte)

#2 Schweiz aus dem Kurs nehmen?

  • was man so hört und wahrnimmt, ist, dass es nicht ganz so einfach ist, diesen Radmarathon – im Falle des 3LG –durch die Schweiz fahren zu lassen
  • vermutlich sehen die Schweizer Gemeinden keinen größeren Nutzen, wenn eben zig-Tausenden Hobbyfahrer ihre Straße blockieren
  • der einzige Nutzen erscheint mir logischerweise eine entsprechende Vergütung für die Schweizer Seite
  • ob man sich hier einig oder meilenweit voneinander entfernt ist, kann ich nicht beurteilen
  • ein ggf. pragmatischer Vorschlag meinerseits wäre, entsprechende Teile in der Schweiz aus dem Programm zu nehmen (falls das logistisch geht), um mit besser kooperierenden Gemeinden in Österreich und Italien den Kurs entsprechend zu verändern?
  • ob Dreiländergiro oder Zweiländergiro – das macht letztlich doch keinen wirklichen Unterschied
  • dass die Schweiz noch nicht mal Mitglied der EU ist, macht das Ganze vermutlich nicht einfacher
  • die Leute nehmen an diesem Event teil, weil sie mit anderen Gleichgesinnten den STELVIO hochkacheln können – das ist doch der reizvolle Sauhund bei diesem Event!!!
  • wenn man hier noch ein paar Anstiege reinbauen kann, mit deutlich besser kooperierenden Kommunen wäre vermutlich schon viel geholfen

#3 Passagen neutralisieren

  • sollte es alles logistisch nicht hinhauen, gewisse Gegenden aus dem Kurs zu nehmen, der pragmatische Vorschlag, Teile der Strecke dann neutralisiert zu fahren…
  • sobald der Streckenabschnitt passiert ist, startet die Zeitnahme wieder
  • so hatten sie es damals beim Alpen-Traum in Österreich in 2014 gemacht – ich bekomme den Ort nicht mehr ganz zusammen… Hier bist du anfangs einmal über eine Matte gefahren (Zeit wurde angehalten) und später wieder über eine Matte (Zeit läuft wieder)
  • wer hier dann dennoch weiterballert, und über rote Ampeln etc. fährt, kann ruhig aus dem Rennen genommen werden
  • so können Gruppen gemeinsam hierdurch tingeln – Kraft sammeln und durchschnaufen – und gemeinsam wieder im Anschluss Gas geben
  • neutralisierte Bereiche könnten sein
    • gefährliche Abfahrten (um Druck vom Kessel zu bekommen)
    • Passagen mit Baustellen
    • ggf Teile in der Schweiz im Falle des 3LG

#4 Verpflegungszonen in der neutralisierten Zone

  • Labestationen sollten grdsl. in der neutralisierten Zone stattfinden
  • so dass Teilnehmer entspannt ihre Flaschen auffüllen können, ohne dass die Zeit läuft
  • so sind auch nicht mehr die Hilfsdienste von Freunden & Familie vonnöten, die am Streckenrand die Flasche reichen

#5 Nettozeit statt Bruttozeit

  • machen ja schon einige Veranstalter, dass nach Nettozeit abgerechnet wird
  • gerne für ALLE Finisher – auch für die ersten 50 oder 100, die ins Ziel fahren (hier wird ja oftmals nach Zieldurchfahrung gewertet)
  • nimmt den Druck deutlich raus

Fazit

Ich bin mir bewusst, dass da einige Änderungen nicht ohne Weiteres umzusetzen sind, v.a. wäre ein Invest in die technische Infrastruktur vermutlich vonnöten, um entsprechende neutralisierte Zonen zu gewährleisten…

Wie gesagt, dieser Blogpost soll lediglich zum Nachdenken anregen, ich fände es sehr schade, wenn dieses prestigreiche Event von der Bildfläche verschwinden würde..

Nach dem Highlander oder dem Arlberg Giro (zumindest in 2024) sollten nicht noch weitere potentiell tolle Veranstaltungen abgesagt werden…

Müsste man natürlich alles einmal durchkalkulieren, ich bin mir sicher die Teilnehmer wären bereit den ein oder anderen Punkt (finanziell) mit zu unterstützen!

Herzlichst,
Daniel

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