Die treuen Leser des SpeedVille Blogs wissen, dass ich gerne „Mäuschen“ spiele!
Wenn ich ein gutes Radsportbuch lese, finde ich es immer wieder faszinierend in die Welt der Protagonisten einzutauchen…
- Jonathan Vaughters – ONE-WAY TICKET
- Charly Wegelius – DOMESTIK
- Tyler Hamilton – DIE RADSPORT MAFIA
- Lance Armstrong – TOUR DES LEBENS
- Ralph Denk – NUR ALLES ZÄHLT
- Dominik Nerz – GESTÜRZT
- etc pp
In gut geschriebenen Biografien oder Dokumentation bekommt man einen sehr detaillierten Einblick, wie extrem hart der Radsport ist, warum manche zu unerlaubten Mitteln gegriffen haben…
…oder wie man strategisch den Sieg beim wichtigsten Radrennen der Welt plant!
Nando Boers
Genau darum geht es bei der aktuellen Buchveröffentlichung von Nando Boers, die zunächst in Niederländisch und Dänisch erschien.
Aufgrund der hohen Nachfrage wurde das Buch nun auch ins Deutsche übersetzt (Covadonga Verlag) und ist für euch jetzt beim Buchhändler eures Vertrauens erhältlich!
Ich habe das extrem gute Buch gelesen und möchte euch im heutigen Blog meine wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen!
Herzlichst,
Daniel
PS: In Koop mit dem Covadonga Verlag verlose ich 2 GRATIS Exemplare! Wie du bis zum 10.6.24 das Buch gewinnen kannst, erfährst du HIER in unserem Insta-Post! (hier klicken!)
„Nando Boers – Der Plan“ – meine 5 Takeaways
#1 sehr smarte Teamführung
Beim Lesen des Buchs wird schnell klar, dass die Teamführung um General Manager Richard Plugge sehr, sehr professionell agiert und den langfristigen Blick (für den Sieg bei der TDF) hat.
Der Grundstein des heutigen Teams VISMA-Lease a Bike war in 2013 das damalige Blanco Pro Cycling Team, welches das Nachfolgerteam von Rabobank war.
Rabobank beschloss aufgrund der u.a. Negativschlagzeilen im Radsport das Sponsoring zu beenden.
Das Kernteam plante per Neustart wie sie langfristig das Gelbe Trikot gewinnen können – die Protagonisten im Buch sind hierbei:
- Richard Plugge (GM)
- Merijn Zeeman (Sportl. Leiter)
- Grischa Niermann (Sportl. Leiter)
Für mich persönlich war es sehr interessant zu lesen, mit welchen Methoden die o.g. Personen den Shift zum heutigen Weltklasseteam vollzogen haben….
- wie sie die Kommunikation verbesserten
- wie sie die Ernährung verbesserten
- wie man Höhentrainingslager strukturierte
- welch fortschrittliche Technik sie ins Training integrierten (zB Food Coach App)
- wie sie Talente entdeckten
- welchen Test sie mit ihren Talenten am Hausberg bei Valkenburg machten
Das wirkte alles schon extrem professionell und durchdacht…
#2 Nutrition ist das A und O
Heute – im Jahre 2024 – ist das in der Radsportszene geläufig, aber damals vor ca. 10 Jahren setzte man bereits beim Team den Grundstein für eine optimierte Ernährung bei Training und natürlich Rennen.
Im Buch kommt immer wieder die „Foodcoach-App“ vor, in dem alle Fahrer stets wussten, mit welcher Menge an Nährstoffen und Kalorien sie sich zu ernähren haben.
Als Basis für die jeweiligen Empfehlungen dienten entsprechend die geleisteten Watt über die Zeiträume von den Radcomputern.
Hier mal ein sehr interessantes Zitat vom Autor, das zeigt wie ernst man bei Jumbo Visma das Thema Ernährung nahm:
Wenig später sah ich die Fahrer in das Dorf einfahren, hinter ihnen Heiboer und Martijn Redegeld, der Ernährungsexperte des Teams, in einem gemieteten Lieferwagen. Hinter dem Lenkrad hob Heijboer einen Finger zur Begrüßung und zeigte nach vorne, in die Richtung, in die sie fuhren. Kurz darauf saßen alle auf einer Terrasse und bestellten Kaffee und Eis.
Trainingslager auf Teneriffa (2020)
Laurens De Plus, der zu der Zeit beste belgische Kletterer und ein wichtiger Helfer für Steven Kruijswijk bei der Tour de France 2019, schaute auf das Etikett seines Wassereises. »19 Gramm«, sagte er. Er blickte sich um, suchte den Kontakt zu Redegeld, der dann »19« in die Excel-Tabelle auf seinem Laptop ein-tippte. Die Fahrer mussten auf 90 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde kommen.
Junge Fahrer wie Jonas Vingegaard hatten große Schwierigkeiten, diese Menge zu erreichen. Man musste wirklich erst lernen, so viel zu essen.
#3 Höhentrainingslager unumgänglich
Mittlerweile für die heutigen World Tour Teams sicherlich auch Usus, wird beschrieben welch hohen Stellenwert das Training und v.a. der Schlaf in der Höhe hat.
- sehr wichtige Rolle nimmt hierfür Teneriffa ein
- Inspiration bekommen sie von Team Sky um Bradley Wiggins, der schon damals auf die Kanaren reiste
- Sleep high train low? – gibt es einen allgemeingültigen Ansatz?
- beraten wird das Team in Fragen des Höhentrainings von Sportphysiologe Louis Delhaije
- seine Empfehlung ist: „Schlafe hoch und trainiere tief UND hoch!“
Sehr interessant ist die Übersicht, wie zB das Höhentraining in den Kalender von Primoz Roglic eingeplant wurde:
- 3 Wochen Teneriffa (Februar)
- 3 Wochen Sierra Nevada (Mai)
- 3 Wochen Tignes (Juni)
#4 Tragischer „Held“: Tom Dumoulin
Welch ein ikonischer Fahrer der 10er Dekade – muss man beim Lesen des Buchs leider feststellen, dass Tom Dumoulin die ganze Sache irgendwann „aus den Händen gleitet“…
Von 2020 bis 2022 war er mit Unterbrechungen Mitglied des Teams, fand aber nur ganz selten zu alter Stärke (wie zu Zeiten von Sunweb) zurück, als er den Giro d’Italia in 2017 gewann.
- seine besten Resultate waren noch ein 5. Platz beim EZF der Tour de Suisse 2021
- Niederländischer Meister im EZF 2021
- Silbermedaille bei Olympia in Tokio 2021
Man merkt, wie er vieles durchdenkt, vielleicht zu viel denkt.
Zunächst steht die Teamführung um Martijn Zeeman noch hinter ihm, entscheidet man sich bei Jumbo Visma, dass es für das Team wohl das Beste ist, wenn man Tom „ziehen“ lässt.
Man muss dazu sagen, dass Tom Dumoulin v.a. in den Niederlanden ein extrem populärer Sportler war, der dem Team auch sehr viel mediale Reichweite einbrachte.
#5 Pogacar vs. Roglic vs. Vingegaard vs. Jumbo Visma
Jeder hat vermutlich noch die epischen Bilder vom Zeitfahren der TDF 2020 an der Planche des Belles Filles vor Augen, als Primoz Roglic bei der vorletzten Etappe einen Vorsprung von knapp 1 min. gegen Pogacar verlor.
Dieser ganze Passus im Buch – also was genau in diesen Tagen beim Team vor sich ging, wie exakt das Pacing war etc. – fand ich extrem interessant!
Wo wir gerade bei den Kapitänen Roglic und Vingegaard sind, widmet sich das Buch natürlich dann diesen beiden sehr detailliert zu – wie dann in den Folgejahren Vingegaard immer mehr in die führende Rolle schlüpfte und Roglic schleichend „verschwand“…
Ebenfalls sehr interessant, wie Roglic es offensichtlich recht schwer fiel, sich noch in das Team zu integrieren, als er nicht mehr die erste Geige spielte. Hier wäre es mal interessant zu beobachten, wie sich die Beziehung zwischen Roglic und BORA entwickelt.
Toursieg in 2022 durch Vingegaard
In 2022 sollte dann das passieren, was man sich Jahre zuvor als Ziel gesteckt hatte – Jonas Vingegaard gewann danke einer extrem starken Teamperformance (hier gilt es v.a. Wout van Aert positiv hervorzuheben!!) die TDF!
Hier hat das Buch seine aus meiner Sicht stärksten Teile, als sehr detailliert beschrieben wurde wie die Strategie teamintern besprochen wurde, um den scheinbar übermächtigen Pogacar im Kollektiv zu stürzen!
Das Buch macht hierbei auch keinen Stopp vor den sonst so gut gehüteten Geheimnissen wie den Leistungswerten (Watt) der Fahrer!
Daher für alle, die selbst aktiv Radsport betreiben und an Rennen teilnehmen eine sehr inspirierende Leseempfehlung!
Herzlichst,
Daniel
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