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Frauen beim Ötztaler: Wie entwickelt sich die Teilnahmequote über die Jahre?

by Daniel
  • Wie viele Frauen nehmen eigentlich beim Ötztaler Radmarathon teil?
  • Dieser spannenden Frage gehen wir heute einmal im Blog nach!
  • Wie viele weibliche Mitglieder zählt German Cycling (ehemals BDR)
  • Wie viele Teilnehmerinnen gehen bei anderen Radmarathons an den Start?
  • Wie sieht Janine Meyer die Entwicklung des Frauen-Radsports?

Nachdem es neulich zur ersten Verlosung für den diesjährigen Ötztaler Radmarathon gekommen ist, beginnen wieder die Monate, in denen die „inoffizielle Weltmeisterschaft der Marathonis“ wieder in aller Munde ist.

Die Quote an weiblichen Teilnehmern, die sich diesen Traum erfüllen wollen, ist nach wie vor im Vergleich zu den Männern ziemlich gering. 

Aber:

  • Hat sich die Frauenquote in den vergangenen Jahren eventuell nennenswert gesteigert?
  • Wo liegen die Zahlen, auch im Vergleich zu Zahlen von Frauen, die Rennrad fahren?
  • Haben Frauen auf so einer langen Strecke überhaupt einen Nachteil gegenüber Männern oder ist es vielmehr eine Sache des eigenen Zutrauens?

Als kleines „Special“ für euch haben wir zu diesem Thema mal mit der letztjährigen Siegerin des Ötzis, Janine Meyer gesprochen.

Janine Meyer

Die 46-jährige Kölnerin stellte dabei mit 07:26:26 Std. einen neuen Streckenrekord auf und stand in Sölden zum zweiten Mal in Folge ganz oben auf dem Podium.

Unglaubliche 27 Minuten Vorsprung hatte sie dabei vor der Zweitplatzierten Ils van der Moeren (50) aus Belgien.

Und nein, Meyer ist und war auch keine Profi-Fahrerin – sie arbeitet Vollzeit als Finanzbuchhalterin und ist damit DAS „Role Model“ was Frau beim Ötztaler erreichen kann.

Dazu später gleich mehr… .

30.000 Kilometer pro Jahr und über 170 Radrennen gewonnen…. .

Im Gesamtergebnis 40. Geworden.

Jack Burke beim Ötztaler
Janine Meyer und Jack Burke (2024)

Frauen beim Ötztaler Radmarathon

Von Jens Claussen

Bei meiner ersten Teilnahme am Ötztaler 1998 habe ich zugegebenermaßen nicht viele Frauen entdecken können.

  • Zehn Jahre 2008 später waren es immerhin 134 Frauen (Finisher) -> Quote: 3,9%
  • Im Jahr 2011 wurde zum ersten Mal die Schallmauer von 200 weiblichen Finishern geknackt, 209 Frauen erreichten das Ziel -> Quote: 5,4%
  • Im Jahr 2015 waren es schon 256 Finisherinnen -> Quote: 6%, danach sank die Zahl aber erstmal wieder ab, bis wir in den vergangenen beiden Jahren wieder einen Anstieg erlebt haben

Ötztaler Radmarathon: Finisher-Quoten bei den Frauen

JahrFinisher-GesamtFinisher-FrauenFrauen-Quote
201942332205,2%
20212261984,3%
202235662166,1%
202338662727%
202438752957,6%
Übersicht der Frauen beim Ötztaler Radmarathon (Finisherinnen)


Mit einem Anteil von 8,2% gestarteten Frauen lag der Ötztaler 2024 aber immer noch hinter anderen Marathon-Großveranstaltungen wie dem Maratona dles Dolomites (11,9%) oder der Säntis Clässic (15,8%).


Ötztaler Gewinnerin Janine Meyer exklusiv zum Thema „Frauen beim Ötztaler“

Janine, wie fühlt man sich generell als Frau beim Ötztaler unter so vielen Männern?

Als Frau fühle ich mich persönlich unter den vielen Männern wirklich gut aufgehoben. Da gibt es wirklich durchweg einen großen Respekt gegenüber mir und auch meiner Leistung.

Interessant ist, dass ich, obwohl nicht wirklich viele Männer vor mir im Ziel waren, nicht als direkte Konkurrenz im Rennen angesehen werde.

Wie macht sich das konkret bemerkbar?

Na ja, z.B. werde ich in Gruppen nicht unbedingt in die Führung reingezwungen. Ich versuche aber, wenn ich mal in einer Gruppe sitze, auch meinen Anteil dazuzugeben, damit die Gruppe dann gut läuft.

Das macht für mich so ein langes Rennen, bei dem man sich die Kräfte gut einteilen muss, auch mit aus. Dass man miteinander fährt und sich nicht nur gegenseitig unterstützt, sondern auch motiviert.

Hat man als Frau auf so langen Distanzen aufgrund der geringeren Kraft eventuell Nachteile gegenüber den Männern?

Ganz im Gegenteil, da hat man aus meiner Sicht als Frau, je länger die Distanz wird sogar eher Vorteile.

Ich beobachte immer wieder, dass Frauen sich Rennen oft besser einteilen als Männer und vor allem auch gleichmäßiger fahren. Das kann bei einem langen Rennen hinten raus natürlich den Unterschied machen.

Frauen brechen am Ende des Rennens weniger oft ein.

Zudem glaube ich das eine optimale Nahrungsaufnahme bei dem normalerweise geringeren Gewicht einer Frau für Frauen einfacher ist.

Anm.: Janine Meyer ist beim Öztaler 2024 in der Overall-Gesamtwertung 40. geworden und hat damit Tausende (!) von Männern hinter sich gelassen!

Wie würdest du die Entwicklung von weiblichen Teilnehmerinnen bei Radmarathons generell einschätzen?

Meines Wissens haben die meisten Radmarathon Veranstaltungen momentan einen Frauenanteil von 5-10%. Ich könnte mir immer noch vorstellen, dass sich viele Frauen so eine lange Distanz einfach nicht zutrauen.

Wobei ich schon das Gefühl habe, dass das tendenziell mehr wird. So kenne ich mittlerweile viele Frauen, die sich am Ötztaler versuchen wollen. Dadurch wird die Quote bestimmt weiterwachsen.

Und ich finde egal, welches Ziel „Frau“ dabei hat.

Jede Frau, und natürlich auch jeder Mann verdient meinen vollsten Respekt, wenn sie/er beim Ötztaler am Start steht.


Frauen-Radsport boomt

Von den ca. 6 Millionen deutschen „Radsportlern“ sind 27% Frauen.

Zu diesem Ergebnis kam eine Marktstudie im Jahr 2023. Das deckt sich auch mit der Mitgliederstatistik von German Cycling (ehemals BDR).

Tendenz steigend, wie Bernd Schmidt, dessen Vizepräsident Breitensport betont.

Die Quote derjenigen Frauen, die den Rennrad Sport lieben, ist also um ein 3,5-faches höher als derer, die sich einen Start beim Ötzi zutrauen.

Auch wenn 27% auf den ersten Blick nicht sonderlich viel erscheinen, gibt es in jüngster Vergangenheit (und aktuell) 2 Strömungen, die diese Zahl (und damit auch potentielle Kandidatinnen für den Ötztaler) weiter steigen lassen werden:

  1. Der Gravel-Markt boomt und zieht auffällig viele Frauen an. Wenn Frauen die Leidenschaft am (längeren) Radfahren entdecken, ist auch ein Gravler schnell in ein Rennrad „umgebaut“
  2. Der Frauen-Profi-Radsport geht durch die Decke und daran wird sich, Stand jetzt in den nächsten Jahren auch nichts ändern. Das generiert bei Mädchen und jungen Frauen Vorbilder. Man schaue hier bitte nur auf die erfolgreichen jungen deutschen Rad-Pros Liane Lippert, Franziska Koch, Ricarda Bauernfeind, Linda, Riedmann und, und, und ……

Wissenswertes

  • Obwohl der Großteil aller Anmeldungen beim Ötztaler in der Altersklasse 51-60 Jahren liegt, ist bei den Frauen die Verteilung anders. Hier überwiegen eindeutig die Teilnehmerinnen der AK bis 35 Jahre
  • Gleich drei Frauen gelangen vier oder mehr Triumphe beim Ötztaler: Anna Corona (ITA/2002-2005), Edith Vanden Brande (BEL/2009-2012), Laila Orenos (SUI/2014-2018). Das ist bei den Männern bislang noch keinem Sportler gelungen
  • Die zweifache Ötztal-Siegerin Janine Meyer fährt neben einem Vollzeitjob ca. 30.000 Kilometer im Jahr und hat schon über 170 Radrennen gewonnen
  • Weitere Deutsche Siegerinnen beim Ötztaler Radmarathon: Monika Dietl (2013) und Christina Rausch (2019 und 2021), Catherine Rossmann (2022) (siehe unseren Talk mit ihr beim Ötzi 2023!)

Übrigens, für all die Frauen, die sich nach diesem Blog inspiriert fühlen, den Ötztaler in Angriff nehmen zu wollen, noch ein Info:

Wir bieten in unserem Coaching auch zyklusbasiertes Training an!

Euer Jens!

Links:

Fotos: privat, Ötztaler Radmarathon, TVB Sölden

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