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Sehr gute Übersicht: Die häufigsten Verletzungen im Radsport!

by Daniel
  • Wie gefährlich ist der Radsport?
  • Wir vergleichen anhand einer aktuellen Studie die häufigsten Verletzungen im Radsport
  • Was sind die Ursachen, wie kann man vorbeugen?

Im heutigen Blog beschäftigen wir uns mit einem Thema, mit dem sich jeder von uns in seinem Radsportleben irgendwann einmal (oder immer mal wieder) konfrontiert sieht:

Den Verletzungen im Radsport, in der Regel hervorgerufen durch selbst oder aber auch fremd verschuldete Stürze.

An dieser Stelle ziehen wir eine klare Trennlinie zu Sportschäden (Beschwerden aufgrund von falscher Sitzposition, schlecht eingestellten Pedalsystemen, …..), die wir sicherlich auch nochmal in einem separaten Blog ins Visier nehmen.

Zu den häufigsten Verletzungen im Radsport gibt es eine Vielzahl von Studien mit recht eindeutigen Zahlen, die wir im weiteren Verlauf für euch zusammenfassen wollen.

Teilnehmer dieser Studien waren größtenteils Aktive, die einem der ca. 2.500 Radsportvereine in Deutschland angeschlossen waren und die Disziplinen Straßenrennsport und/oder MTB betrieben.

Laut BDR sind das ca. mögliche 150.000 Athleten.

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Verletzungen im Radsport – die Zusammenfassung der Studienlage

Von Jens Claussen

(für ein angenehmeres Lesen in Stichpunkten!)

  • Die häufigsten Verletzungen mit Angaben von 40-60% sind Abschürfungen, Kontusionen (Schädigungen von Organen und Körperteilen durch direkte Gewalteinwirkung von außen) und Hämatome (Schwellungen und Blutergüsse)
  • Als schwerste Verletzungen wurden von allen Studien TN Frakturen (Brüche) genannt, hier insbesondere der Schultergürtel mit 42-64%
  • Die Clavicula-(Schlüsselbein-) Fraktur liegt dabei mit 11% (bei allen Verletzungen) und 44% (aller Frakturen) deutlich vorne -> muss eigentlich jeder echte Radfahrer mal gehabt haben
  • Generell gibt es häufiger Verletzungen der oberen Extremität (Arme, Hände und oberer Rumpf) als der unteren (unterer Rumpf, Becken, Beine, Füße)
  • Kopfverletzungen machen – je nach Studie – insgesamt 3-23% aus
  • Weiterhin immer wieder genannte Verletzungen sind Verletzungen des Muskel– und Bandapparates
  • Frauen verletzen sich proportional häufiger als Männer, obwohl sich im Jahresdurchschnitt weniger Stunden auf dem Rad sitzen
Übersicht der Verletzungen auf dem Rennrad

Mit genauerem Hinsehen hier mal zum Vergleich mit der allgemeinen Studienlage die Ergebnisse einer sehr interessanten Einzelstudie von Marc Christoph Rehlinghaus an der Uni Würzburg, veröffentlicht im Jahr 2022.

Kurz Infos zur Rehlinghaus-Studie: -> https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/

  • Zahl der Probanden (Teilnehmer): 398
  • Untersuchungszeitraum: 6 Jahre -> mittels Fragebögen
  • Nur Teilnehmer aus Radsportvereinen
  • Unterscheidung in Leistungssport (mit Lizenz) und Hobby (ohne Lizenz)
  • Teilnehmer mussten älter als 18 Jahre sein – geschlechtsunabhängig
  • Keine Teilnehmer mit E-Bikes

Zusammenfassung der Ergebnisse der Rehlingshaus-Studie…

Probanden / Verteilung

  • Geschlechtsverteilung: 86,2% männlich / 13,6% weiblich / Rest k.A.
  • Alter: Mittelwert von 40 Jahren / ältester TN: 80 Jahre / jüngster TN: 18 Jahre
  • Erfahrung: im Mittel betrieben die TN seit 14 Jahren Radsport
  • Durchschnittliche Verletzungen im angegebenen Radsportzeitraum: 3,99 / davon Männer 3,99 und Frauen 2,27
  • Durchschnittliche Jahreskilometer / Trainings Std./Woche: Männer 8183 km / 11 Std. und Frauen 6351 km / 9 Std.
  • Verteilung Leistungssport / Hobby: 25% mit Lizenz / 75% ohne Lizenz
  • Radsportdisziplinen: sehr ausgeglichen mit 49% Rennrad und 47,3% MTB
  • Insgesamt erfasst: 766 Verletzungsereignisse

Woher stammen die Verletzungen?

  • 66,4% aller angegebenen Verletzungen durch Sturz auf Boden oder Asphalt
  • 15,5% durch Kollision mit einem Hindernis
  • 3,93% Verletzung durch eigenes Rad / davon 8 TN durch den Lenker und 5 TN durch das Kettenblatt verletzt
  • Fehler oder Fremdverschulden?: 61% durch eigenen Fehler verletzt, 29,6% durch Fremdeinwirkung (Abdrängen, Kollision, Ausbremsen)
  • Wettkampf oder Training?: 69, 9% aller Verletzungen ereigneten sich im Training
  • 6% aller Verletzungen durch Materialfehler
  • Verletzungen am Kopf: 147 (28,7%) Kopf-Verletzungen bei 509 Sturzverletzungen (13 TN trugen KEINEN Helm!) / Immerhin 35,7% der Kopfverletzungen waren eine Gehirnerschütterung
Verletzungen am Kopf
  • Verletzungen an Oberkörper/Armen: 523 Verletzungen bei 316 (62,1%) der Angaben. Auch in dieser Studie liegt diese Körperregion ganz vorne. 166 TN gaben Prellungen und 179 TN Wunden ohne Bruch an. Bei den Frakturen dominiert auch hier die Clavicula (Schlüsselbein) mit 8,84%
Verletzungen am Oberkörper und Armen
  • Verletzungen an der Hand: 287 Verletzungen bei 195 (38,3%) der Angaben. Hier dominieren mit 26,9% eindeutig die Schürfwunden
Verletzungen an der Hand
  • Verletzungen am Rumpf: 303 Verletzungen bei 212 (41,6%) der Angaben. Neben Schürfwunden und Prellungen sind hier auch mit 40 Nennungen (7,9%) die Rippenfrakturen signifikant
Verletzungen am Rumpf
  • Verletzungen der Wirbelsäule: glücklicherweise kaum erwähnenswert. Nur knapp 3% aller Befragten gaben hier ein Ereignis an
Verletzungen an der Wirbelsäule
  • Verletzungen am Knie: Lediglich 4,5% gaben hier ein Ereignis an, Verletzungsart wie Knorpelschaden oder Meniskus sind hingegen eher den Sportschäden zuzuordnen
Verletzungen am Knie
  • Verletzungen am Unterkörper: 393 Verletzungen bei 252 (49,5%) der Angaben. Auch hier wurden Schürfwunden, Prellungen und tiefe Wunden am häufigsten genannt Frakturen von Becken, Ober-/Unterschenkel und Fuß lagen allesamt im 1% Bereich
Verletzungen am Unterkörper


Interessant: Bei 76% der Studienteilnehmer hatten die Verletzungen KEINE Langzeitfolgen, gut 11% hingegen litten aber danach unter langfristigen Schmerzen und funktionellen Einschränkungen!!!


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Mögliche Ursachen von Verletzungen im Radsport

  • Durch immer besseres und vor allem leichteres Material nehmen die Geschwindigkeiten im Radsport (in nahezu jeglicher Situation) von Jahr zu Jahr zu – und damit folglich auch die Sturzgefahr!
  • Mit der Einführung der Scheibenbremsen erfolgt der Bremspunkt vor Kurven deutlich später. Das birgt besonders bergab ein deutlich höheres Risiko, wie wir leider auch – als mögliche Mit-Ursache – bei tödlichen Stürzen einiger Radprofis in der Vergangenheit erleben mussten
  • Die Tatsache, dass Frauen durchschnittlich öfter als Männer stürzen und sich dabei im Schnitt auch schwerer verletzen, könnte laut Studien liegen an: Frauen wiegen weniger und können somit schneller die Kontrolle über ihr Rad verlieren / Frauen haben eine geringere Knochendichte, dadurch kommt es schneller zu Frakturen
  • Allgemein: Kontrollverlust, technische Probleme, mangelndes Bike-Handling, Unterschätzen der Geschwindigkeit (wenig Erfahrung!), Traktionsverlust in Kurven, im Rennen zu aggressiv (man muss nicht in jede Lücke reinfahren, die gar nicht da ist), Behinderung durch andere

Mögliche Prävention von Verletzungen im Radsport

  • Grundsätzlich an notwendiger Fitness arbeiten, denn: Fehler, Stürze und Verletzungen passieren in der Regel, wenn man erschöpft und unkonzentriert ist!
  • An der Fahrtechnik, besonders bergab und in Kurven feilen -> Hier auch mal viell. einen Technikkurs besuchen
  • Wenn man an Rennen teilnehmen möchte: Dichtes aneinander Fahren mit hoher Geschwindigkeit in der Gruppe üben. Erst langsam und dann an immer höhere Geschwindigkeiten „rantasten“!
  • Gleichgewichtsübungen auf dem Rad machen. Interessant: Eine Studie mit Profi-Radfahrerinnen ergab, dass Rennradfahrerinnen bessere Gleichgewichtsleistungen erbrachten als MTBlerinnen
  • Bei wenig Erfahrung auf dem Rad sollte eine vorrausschauende Auswahl der Strecke mit Berücksichtigung von Beschaffenheit und Anspruch des Geländes erfolgen!
  • Im Radrennen „mit Auge fahren“ und möglichst unter den ersten 10-15 Positionen aufhalten -> da kommt es i.d.R. am wenigsten zu Stürzen

Fazit

Jeder von uns kann auf der Straße und im Gelände eine Menge selbst dafür tun, dass die im Text genannten Zahlen nicht noch weiter in die Höhe schnellen.

Sei es durch: 

  • Richtiges Einschätzen der eigenen Fähigkeiten 
  • Regelmäßiges Überprüfen des eigenen Materials 
  • Vorausschauendes Fahren (immer mit der „Blödheit“ der anderen rechnen!)
  • Eine Umsichtigkeit und Mitverantwortung für anderen Menschen auf dem Rad.

In diesem Sinne, kommt heil durch den Winter!!

Euer Jens

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