Home » Kategorien » Rennen & Marathons » Liege – Bastogne – Liege: 4 Dinge, die mich sehr beeindruckten!

Liege – Bastogne – Liege: 4 Dinge, die mich sehr beeindruckten!

by Daniel

Ich war mittlerweile schon bei dem ein oder anderen Profi-Radrennen als Zuschauer zu Gast….

…aber eben noch nie bei einem Klassiker. Und leider noch nie bei einem Monument in Belgien!

Hier (in Belgien) scheinen die Radsportuhren bekanntlich etwas anders zu ticken!

Gestern, am 23.4. war es endlich mal soweit. Mit meiner Frau entschied ich ein paar Tage zuvor, dass wir als Familie ins nicht allzu weite Stavelot (hier fahren wir immer bei unseren Eifel Bikecamps durch) fahren!

Mit dem Anstieg zur Côte de Stockeu gibt’s hier ne fiese Rampe, an der sich die weltbesten Radprofis vermeintlich die Zähne ausbeißen.

Diese Rampe fahren wir bei unserer Bikecamp Etappe immer runter (übelst steil!!) – mal gucken wie Evenepoel und Co. sich hier hochquälen…

So meine Denke, dazu gleich mehr…

Im heutigen Blog meine Aufarbeitung eines sehr schönen Radsporttages in Belgien… Was bleibt hängen? Wie fühlt sich Radsport hier an? Gibt es einen Unterschied zu uns in Deutschland?

Herzlichst,
Daniel

Tolle Stimmung am Eddy Merckx Denkmal
Tolle Stimmung oben am Cote de Stockeu

Liege – Bastogne – Liege:
Meine 4 Takeaways!

Denke ich über den gestrigen Tag nach, kommt mir als erstes diese kaiserliche Aura in den Sinn.

Remco Evenepoel
Remco Evenepoel, Julian Alaphilippe (re.)

#1 Evenepoel’s Aura

Es ist ca. 15:00 Uhr, der Sound des Hubschraubers wird immer lauter und es schießt so langsam in den Bauch, dieses Gefühl der Aufgeregtheit. So ein bisschen wie beim ersten Date damals Anfang der 90er.

Du weißt, gleich kommt das Fahrerfeld. Gleich passiert hier endlich was nach Stunden der Rumdiddelei in der Wallachei.

Der Helikoptersound wird immer lauter und tatsächlich, hier sind sie die ersten Ausreißer.

Mit schmerzverzerrten Gesichtern kämpfen sich 3 oder 4 Fahrer – darunter auch der in der deutschen Zwiftszene bekannte Jason Osbourne – den fiesen „Kniebrecheranstieg“ hoch.

Das war für mich zu erwarten. Die kämpfen um jede Sekunde. Die sind am Limit.

Das Peloton

Als dann aber ca. 1 min. später das Peloton mit gefühlt 20-30 Fahrern hochkommt, ändert sich meine Wahrnehmung:

Die Köpfe wackeln deutlich weniger, eigentlich fällt mir mit Julian Alaphilippe nur einer richtig übel kämpfend auf, der recht wild „rotzend“ die Meute oben anführt. Er macht heute die Tempoarbeit für seinen Kapitän…

Remco Evenepoel (23) – sowas wie das Wunderkind neben Tadej Pogacar des internationalen Radsports.

Evenepol fällt mir selbst durch das Display meiner Systemkamera schnell auf, und zwar mit einer gewissen Leichtigkeit, mit der er diese „Mistrampe“ hochgleitet.

Der Kopf kaum am wackeln, der Oberkörper stabil und der Mund fast noch geschlossen.

Hubschrauber mit TV Kamera
Dieses Gefühl, wenn der Helikopter kommt

Spürbarer Unterschied der absoluten Topelite!

Graziös, kaiserlich – man spürt diesen Unterschied von der absoluten Top-Elite zu „gewöhnlichen Arbeitern“ des Radsports.

Abends sitze ich auf dem Sofa und gehe meine hunderte von Fotos durch – ich hoffe es kommt rüber, aber dieser Anblick von ihm hat etwas „Kaiserliches“, eine gewisse Leichtigkeit!

Für mich war in diesem Augenblick per Intuition klar, dass der Sieg bei diesem brutal schweren Eintagesrennen nur über ihn geht.

Für die Zuschauer wäre es sicher ein Spektakel gewesen, wenn der andere „Superstar“ des heutigen Tages (Pogacar) nicht gestürzt wäre und sich die beiden dann am Ende am Côte de la Redoute duelliert hätten.

Aber das kann ja noch zum späteren Zeitpunkt im Verbund mit Mathieu van der Poel passieren. Als Fan des Radsports stehen uns hoffentlich sehr spannende Zeiten bevor!


Stavelot (Belgien)

#2 „Käffer“ verwanden sich zur Weltbühne

Das war echt zäh.

Mit meiner Frau fuhr ich gegen 9:00 Uhr aus Bergisch Gladbach (Vorort von Köln) los. Gegen 10:30 Uhr waren wir in Stavelot. Auf einen Sonntag.

Anzeige

Was nun also machen mit zwei kleinen Kindern? 2 und 5 Jahre alt. Hier ist nichts geboten.

Puh, das wird schwierig.

Um es mal so zu formulieren, wenn es nicht gerade mit Radfahren oder einem Profi-Radrennen oder einem Eifel Bikecamp zu tun hat, gibt es relativ wenig Gründe, seine Sonntage in Stavelot zu verbringen.

Hier ist tagsüber echt nicht viel los. Ich vermute das ist nachts nicht anders.

Für uns als Familie war es also eine echte Challenge von 10:30 bis ca. 13:30 Uhr die Zeit „rum zu bekommen“…

Côte de Stockeu

Freilichtbühne des Radsports

Für die Kinder gab es nach etwas Sucherei vor Ort zwar einen versteckten Spielplatz, aber keine wirklich einladenden Cafès als Familie – und dazu noch das Wetter typisch belgisch: geht so.

Gegen 13:00 Uhr änderte sich das Bild.

Es strömten sehr, sehr viele Leute in das kleine Örtchen in den Ardennen, die Stimmung steigt, das Bier wird rausgeholt, die Mucke aufgedreht – knapp 2 Stunden bevor das Feld hier durchkommt, entwickelt sich tatsächlich eine gewisse Volksfeststimmung!

Stavelot wird zur Freilichtbühne.

Das ist geil!

„Helden der Landstraße“ ist so ein Zitat, das mir aus einer früheren Doku zu Zeiten von Jan Ullrich im Gedächtnis hängen geblieben ist.

Denn wenn es sonst die bekannten Arenen dieser Welt sind, in denen die Weltstars des Fußballs, Tennis etc. geformt werden, ist es im Radsport oftmals irgendein Anstieg/Feldweg/Wirtschaftsweg neben einem Kartoffelacker!

Eine sehr interessante Kombi!


Die Stimmung steigt
Fans pilgern den Anstieg hinauf

#3 Sehr coole Stimmung

Du spürst sehr schnell, dass die Belgier einen anderen Bezug zum Radsport haben als wir in Deutschland.

Klar, wenn Rund um Köln ist oder Eschborn Frankfurt, dann siehst du auch die Anwohner vor ihren Häusern stehen mit Campingstuhl, Bierchen und Partymusik.

Hier in Belgien ist es aber nochmal alles etwas mehr.

Vor nahezu jedem Haus wurde der Grill angemacht, das Bier rausgeholt, die Leute feierten einfach eine schöne Sonntagsparty. Die Kinder spielten draußen herum, einige Jugendliche probierten sich, in dem sie den Aufstieg immer wieder vor den anwesenden Zuschauern hinauffuhren.

Die Belgier leben diesen schönen Sport.

Das Ganze würde ich gerne nochmal wiederholen, gerne beim nächsten Mal zur Côte de la Redoute oder natürlich auch mal zur Flandernrundfahrt, wo es vermutlich nochmal etwas lauter ist!


Stavelot bei Liege Bastogne Liege

#4 After Party

Was sie sehr clever gemacht haben…

In Stavelot hatten sie direkt neben der Kurve, in der es den steilen Stockeu Anstieg hinaufging eine Hüpfburg aufgestellt. Die (kleinen) Kinder waren also beschäftigt.

Die größeren Kinder zockten Fußball, fuhren Fahrrad oder machten einen langen Nacken am Smartphone.

Und die Erwachsenen schauten sich – nachdem das Rennen Stavelot wieder verlassen hatte – ganz in Ruhe das Finale per Public Viewing in der „lokalen Kneipe“ an :-)

Sehr cool.

Das „komplette Örtchen“ versammelte sich bei Bratwurst und Bier und verfolgte auf der Leinwand, wie ihr Held Evenepoel den Briten Pidcock zweimal zum Ende des Rennens „vernaschte“!

Radsportherz was willst du mehr?

Anzeige

Das könnte Dir auch gefallen: