Wenn man sich dazu entschieden hat, sein Training mittels Leistungsmessung zu absolvieren, laufen einem schnell zwei Trainingskonzepte über den Weg.
Die Rede ist von der „funktionellen Schwellenleistung“, mit FTP abgekürzt und von der „individuellen anaeroben Schwellenleistung“ wofür IANS steht.
Mit beiden Verfahren lassen sich die individuellen Trainingsbereiche bestimmen und das Training kann effektiv gesteuert werden.
Wo genau die Unterschiede und die Vor- und Nachteile in der Praxis liegen, wird heute im Blog erläutert.
IANS vs FTP – wir vergleichen die Trainingskonzepte!
Von Felix Kummer
#1 Was ist Training nach der FTP?
Definition FTP
Der FTP (Functional Threshold Power) ist die maximale durchschnittliche Leistung (in Watt), welche ein Athlet für ca. 45-60 min konstant halten kann, ohne zu ermüden und die Leistung senken zu müssen.
Bei diesem Konzept wird also eine maximale Belastung über einen bestimmten Zeitraum aufrechterhalten.
Ausschlaggebend für die Bestimmung der FTP ist der Durchschnittswert in Watt, der in einer Testzeit getreten wurde. Anhand dieses Wertes werden dann, entsprechend herabgestuft, die einzelnen Trainingsbereiche bestimmt.
Es gibt im Wesentlichen 3 gängige Methoden zur Bestimmung der Durchschnittsleistung:
Die gängigste ist ein 20-minütiger „All-Out“ Vollgastest, bei dem bis zur Belastungsgrenze getreten wird. Der Leistungswert der dann festgesetzt wird, beträgt 95% der getretenen Durchschnittsleistung.
Verschiedene Tests
Der volle Wert der Leistung wird als Rechengrundlage genommen.
Wenn sogar 45-60min lang mit Maximalleistung gefahren wird, kann dieser Wert ohne Abzug als Berechnungsgrundlage genommen werden.
Dies macht man am besten auf einem Ergometer oder einer Rolle, denn in freier Wildbahn kann es in einer Stunde Einflussfaktoren geben, die einem davon abhalten wirklich maximal zu fahren.
Zuletzt und ebenfalls mit vollem Wert gibt es die Methode zunächst mit einem 5-Minütigen „All-Out“ die anaeroben Speicher zu leeren.
Über diese Vorbelastung soll sichergestellt werden, dass ein Fahrer wirklich nur noch den FTP leisten kann.
Danach startet die Testbelastung und es wird weiter 10-20 Minuten lang mit Maximalleistung getreten, je nach Leistungsniveau kann sich diese Belastungsdauer unterscheiden.
#2 Was ist Training nach der IANS?
Definition IANS
Die IANS (individuelle anaerobe Schwelle) ist die höchste Belastungsintensität eines Sportlers, bei der Laktatbildung und -abbau im Gleichgewicht stehen, was die maximale Dauerleistung ohne ständig steigende Erschöpfung ermöglicht.
Bei diesem Konzept tritts du über einen bestimmten Zeitraum genau so viele Watt, dass dein Laktatwert im Blut konstant bleibt.
Die Belastungsdauer ist hier etwas unterschiedlich.
In der Praxis werden während der Belastung mehrere Laktatmessungen mittels Blutentnahme gemacht.
Üblicherweise wird ein Laktattest als Stufentest ausgeführt, zum Beispiel mit 3min-Stufen und 20 Watt oder 30 Watt Steigerung pro Stufe.
Das bedeutet, dass die Belastung stufenartig erhöht wird und du eine gewisse Zeit die Belastung einer Stufe trittst. Die Zielleistung ist jene, bei der die Laktatkonzentration im Blut anfängt exponentiell anzusteigen.
Was ist der Unterschied der beiden Trainingskonzepte (FTP & IANS)?
Beide Verfahren unterscheiden sich grundlegend.
Während beim FTP eine maximale Durchschnittsleistung im Mittelpunkt steht, geht es bei der IANS um eine Leistung in Abhängigkeit von einem anderen, physiologisch fundierten Wert, der Laktatkonzentration.
Beide Verfahren liefern am Ende einen anderen Ausgangswert.
Vor- und Nachteile beider Verfahren in der Praxis
Logisch, dass weniger komplexe System ist das Trainieren nach der FTP.
Hier liegt auch der wesentliche Vorteil in der Praxis. Um die Trainingsbereiche zu bestimmen, benötige ich nur einen Leistungsmesser. Den Test kann ich in der Regel allein durchführen.
Um einen Laktat-Stufentest durchführen zu können, benötigen die meisten ein Labor und eine Person, die den Test und die Blutentnahme durchführt. Dies ist ungleich aufwendiger und kostspieliger als eine reine Leistungsmessung.
Während bei der FTP nur eine Leistung im Mittelpunkt steht, gibt die IANS bzw, eine detaillierte Laktatdiagnostik auch Aufschluss darüber, welche Leistung aerob und anaerob erbracht wird und wie stabil das aerobe System in verschiedenen Bereichen arbeitet.
Hieraus lässt sich dann auch ableiten, wie lange ich eine bestimmte Leistung aufrechterhalten kann. Teilweise lassen sich auch Rückschlüsse ziehen, welche Energieträger verbrannt werden.
In eigener Sache…
Unsere Coaching-App (iOS, Android):
Die ersten 30 Tage zum Ausprobieren komplett GRATIS!
Fürs Training funktionieren beide Verfahren ausgesprochen gut und sind der reinen Pulsmessung überlegen….
Für die meisten Athleten reicht das FTP-Verfahren völlig aus, denn das ständige Prüfen und Anpassen der Bereiche über die IANS wird mit mehreren Testläufen pro Jahr schnell kostspielig und aufwendig.
Extrem hilfreich ist beim IANS-Konzept der Umstand, dass ich bei längeren Wettkämpfen (zB Ötztaler) viel genauer planen respektive überwachen kann, wie schnell ich fahren sollte – das Pacing.
Der Vorteil liegt also eher in der Praxis in der Steuerung meiner Leistungsabgabe als im genauer planbaren Training.