Was passiert eigentlich NACH dem Fahrradunfall? Wie bekommst du den entstanden Schaden nun vom Verursacher (und seiner Versicherung) erstattet?
- Sachschaden (kaputtes Fahrrad und weiteres Equipment)
- Schmerzensgeld
Die meisten von euch dürften ja mitbekommen haben, dass ich Anfang Oktober einen ziemlich beschi**enen Radunfall hatte, als mich ein Auto auf dem Radweg „abschoss“ (siehe Unfallbericht!)
(Sehr viel) Glück im Unglück, dass meinen Knochen außer ein paar Prellungen nichts weiter passierte… Das auf jeden Fall erstmal das Wichtigste!
Kopf und Wirbelsäule ok!
Mulmiges Gefühl
Was die Psyche anbelangt, würde ich jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass ich wieder komplett ohne mulmiges Gefühl auf einer Landstraße fahre, wo man als Autofahrer 70 oder 100 fahren darf.
Ich erwische mich schon dabei, dass man jetzt noch krasser aufpasst – und ich war vorher schon sehr vorsichtig..
Denn es sind weniger die eigenen Fehler, sondern eher die Angst, dass die Autofahrer – auch ohne böse Absicht – mal einen schlechten Moment haben können, in dem sie unaufmerksam sind:
- mal am Handy rungedaddelt
- schnell noch ein Lied bei Spotify gesucht
- die Kinder quängeln hinten im Auto
- Radiosender suchen/einstellen
- etc. pp
Du kennst das.
Kann man jetzt nicht mehr ändern, ich habe natürlich auch wieder richtig Bock auf Rennrad fahren – jetzt muss ich mal gucken, dass ich meine entstandenen Sachschäden ersetzt bekomme.
Ich hoffe nicht, dass all zu viele von euch in eine ähnliche Situation kommen werden, weiß aber, dass es mehr betrifft, als einem lieb ist.
Denn was mich neben meinem (eigenen) Unfall echt erschrocken hatte, war die Tatsache, wie viele Emails ich von euch bekommen haben, dass ihnen selbst in jüngster Zeit auch ein mieser Unfall widerfahren ist…
Ich hatte nicht gezählt, um die 20-25 Emails würde ich schätzen waren das von euch…
Oder in anderen Worten: Es ist einfach ein gefährlich schöner Sport :-)
Hier nun meine Takeaways, wie ist das weitere Vorgehen nach dem Unfall mit Versicherung, Anwalt & Co.
——- Wichtig: Dieser Blog ist natürlich keine Rechtsberatung, ich schildere lediglich meine persönlichen Erfahrungen. Solltest du Fragen haben, konsultiere bitte (d)einen Anwalt. ——-
Was passiert nach dem Fahrradunfall? So bekommst du deinen Schaden erstattet!
Von Daniel (@speedvilleblog)
#1 Lasse dich ärztlich untersuchen
Wie gesagt, ich bin mit einem MEEEEGA blauen Auge davon gekommen, aber dieser Tipp meines Hausarztes war sehr eindringlich:
„Lass dich bitte komplett untersuchen!“
Denn sobald man mit der Versicherung des Unfallverursachers diskutiert, möchten sie natürlich immer Belege (Bilder, CT, MRT etc.) sehen.
Wenn du nun nicht belegen kannst, dass diese Verletzung von dem Unfall stammt, gehen deine Ansprüche (u.a. Schmerzensgeld) sehr schnell flöten!
Wie heißt es so schön im Volksmund: „Auszahlungen gehören nicht zum Geschäftsmodell einer Versicherung!“
In meinem Fall wurde ich geröntgt, kam unters CT etc.
Alles bebildert, alles beschrieben. Stempel drauf und ab an den Anwalt…
#2 Besorge dir einen guten Anwalt
Wenn du das Unfallopfer bist, scheue bitte keine Sekunde und besorge dir einen guten Anwalt (für Verkehrsrecht).
Grund hierfür ist v.a. dass der Unfallverursacher alle Kosten tragen muss, die dem Opfer entstehen.
Ob es nachher wirklich ALLE Kosten sind, die der Verursacher bzw. seine Versicherung trägt, weiß ich noch nicht, es gibt wohl einen kleinen (Eigen) Anteil, den man selbst tragen muss, welcher aber wohl zu vernachlässigen ist.
In meinem Fall: Ja, ich habe mir natürlich auch schon einen Anwalt besorgt, welcher nun die Kommunikation zwischen mir und der gegnerischen Partei übernimmt.
Da hätte ich jetzt echt keinen Nerv drauf, noch mit denen dann rum zu diskutieren…
Reicht schon, dass er mich vom Bike „geholt“ hat…
Via Zentralruf.de ermittelst du die (KFZ) Versicherung des Unfallverursachers
Solltest du aus (für mich) nicht nachvollziehbaren Gründen versuchen, das Ganze OHNE Anwalt zu regeln, müsstest du dich bei der Versicherung des Unfallverursachers melden und entsprechende Belege etc (s.u.) einreichen.
Die Versicherung des Unfallverursachers kannst du über Zentralruf.de ausfindig machen! Was du auf jeden Fall benötigst, ist das amtliche Kennzeichen.
#3 Erstattung/Ermittlung des Sachschadens per KVA
Kommen wir zum Bike. Wahrscheinlich muss ich leider sagen, Ex-Bike.
Ich könnte heulen…
Dass ich mit dem XLITE 06 nicht mehr fahren kann, dürfte jedem klar sein (guck mal hier bei Insta, da siehst du den Schaden im kurzen Video)!
Damit du nun der gegnerischen Versicherung belegen kannst, wie groß der entstandene Schaden ist, brauchst du den schriftlichen Bericht eines Sachverständigen – also zB von einer guten Fahrradwerkstatt!
Diese notiert nun den Schaden und listet die Kosten, was es kosten würde, sollte man den Schaden reparieren (können).
Die Kosten für den KVA (Kostenvoranschlag) trägst initial du, werden dir als Unfallopfer aber später erstattet.
Die Aufwendungen für den KVA belaufen sich in der Regel auf mittelgroße zweistellige Beträge um die 45-50€.
Hier scheinen die Beträge vom „Gesetzgeber“ wohl „genormt“ zu sein, so dass du nicht Angst haben muss, dass dir der Bikeshop Kosten für den KVA von mehreren hundert Euro berechnet.
#4 Wichtig: Prüfe dein weiteres Equipment
Echt nicht unwichtig und vergisst man schnell im Gewusel:
Prüfe bitte dein weiteres Equipment, das du an dem Tag dabei bzw. an hattest:
- Helm
- Sonnenbrille
- Klamotten
- Schuhe und Cleats
- Radcomputer
- Powermeter-Pedale
In der allerersten Aufregung hatte ich den ein oder anderen Schaden an o.g. Dingen gar nicht gesehen, beim 2. Blick sind aber hier neben dem Bike auch noch ein paar weitere Schäden entstanden.
Es läppert sich. Wir alle wissen: Radsport ist nicht billig.
Sofern du die Kaufbelege hast, diese bitte mit einem Foto des entstandenen Schadens auch an deinen Anwalt übermitteln, der es dann mit der gegnerischen Versicherung bespricht.
#5 Schmerzensgeld
Wenn du aufgrund eines fehlerhaften/fahrlässigen Verhaltens Opfer in einem Verkehrsunfall bist, hast du Anspruch auf Schmerzensgeld.
Hier greift nun das Zivilrecht.
Wenn du bei obigen Punkten noch alles hättest selbst regeln können, solltest/musst du nun einen Anwalt beauftragen, um deinen (immateriellen) Schaden ersetzt zu bekommen.
Die meisten Anwaltskanzleien dürften hier gewisse Routinen haben, so dass du ihnen in Ruhe schildern kannst, wie es dir nach/seit dem Unfall ergangen ist.
Scheue dich nicht, hier die Hosen herunter zu lassen.
Zu guter Letzt noch eine berechtigte Frage….
Was ist eigentlich mit der eigenen Fahrrad-Versicherung?
Die meisten SpeedVille Leser wissen ja, dass ich seit dem Sommer mein Bike habe bei Helden.de versichern lassen. Ich hatte mich zunächst auch gefragt, welche Rolle Helden.de hier nun spielt?
Muss ich ihnen zunächst den Unfall melden und die geben es dann „versicherungsintern“ an die gegnerische Versicherung weiter?
Nein, deine eigene Versicherung hat bei Fremdverschulden eigentlich eine Zuschauerrolle…
Deine eigene Versicherung (siehe Vergleich von 6 guten Versicherungen für dein Rennrad!) würde erst ins Spiel kommen, sollte der Unfallverursacher NICHT versichert sein – dann würde in dem Fall Helden.de für deinen entstandenen Schaden aufkommen, so dass du nicht auf den Kosten sitzen bleibst.
Ich werde nun abwarten, wie sich der Fall entwickelt und euch hier auf dem Laufenden halten!
…und natürlich hoffen, dass ihr möglichst nicht in solch eine Situation kommt!
Ab kommender Woche geht’s dann wieder auf die Rolle – deutlich eintöniger, aber auch deutlich sicherer beim Wintertraining :-)
Herzlichst,
Daniel