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Was der Profiradsport noch vom Fußball und Basketball lernen kann! | Meine Meinung!

by Daniel

[Kommentar] Dank meines Partners Tissot durfte ich vor ein paar Wochen bei einem Business Breakfast in der Frankfurter Commerzbankarena dabei sein. Im Zuge dieses Treffens, bei dem es um den Status Quo und die Zukunft des Radsports in Deutschland ging, formte sich bei mir der Gedanke, wie man mehr Nachhaltigkeit bei den Profiteams reinbekommen könnte – schließlich bin ich ziemlich genervt v.a. von den ständig neuen Teamnamen. Da muss mehr Kontinuität rein. Nur wie?

Business Breakfast ASO

Ich sitze in der Commerzbank-Arena in Frankfurt – für die Nostalgiker: Frankfurter Waldstadion –, als mich ein kleiner rethorischer Stolperer von John Degenkolb aufhorchen lässt.

Den genauen Satz bekomme ich nicht mehr zusammen, sinngemäß geht es aber um den heutigen Teamnamen von Cannondale-Drapac (oder war es Drapac Cannondale? Mit Bindestrich? Ohne?)

Degenkolb muss sich selbst korrigieren, bzw. wird das von einem besserwissenden Journalisten:

„EF Education First, so heißen die ja heute!“

Weißte Bescheid.

Was mache ich hier eigentlich und worum soll es in diesem Kommentar gehen?

Dies ist ein Business Breakfast, zu dem die A.S.O, Veranstalter der Deutschland Tour und Eschborn-Frankfurt eingeladen hat.

Neben Degenkolb ist als prominenter Speaker noch Fabian Wegmann mit am Start. Es sind zwar noch weitere Redner mit dabei, auf die ich in diesem Kommentar nicht näher eingehen brauche.

Die Agenda ist die aktuelle Business-Situation des Radsports  in Deutschland und wo die Reise hingehen wird. Oder kann.

Fragestellungen, die man beantworten möchte:

  • Für wen ist der Radsport interessant?
  • Welchen Anreiz haben Firmen, in den Radsport zu investieren?
  • Was für verschiedene Fantypen gibt es?
  • Ranking des Radsports in Deutschland

Kann man sich ja mal anhören zwischen Butterbrezen und Erinnerungen an Stepanovic, Gaudino & Co.

Business Breakfast ASO
Mit dabei: John Degenkolb, Fabian Wegmann

Deges Versprecher ist Auslöser dieses Artikels

Der besagte Versprecher an sich ist eine Banalität, keine Erwähnung wert, für mich aber dennoch der Auslöser dieses Artikels.

Denn, wie kann man den Radsport wieder groß/größer bekommen, wenn neben fehlenden sportlichen Erfolgen – Deutschland braucht schlicht einen Fahrer im Gelben Trikot gegen ENDE der TDF, nicht am Anfang, am Anfang ist für die Hardcorefans auf Eurosport, am Ende ist für die Tagesschaugucker – wenn es doch so wenig Nachhaltigkeit gibt?

Nachhaltigkeit alleine schon durch nicht ständig wechselnde Teamnamen?

Jahr für Jahr.

Team Telekom hieß zumindest viele, viele Jahre lang Team Telekom, irgendwann mal T-Mobile (noch irgendwie ähnlich), welcher normale „Fan“ weiß heute noch, dass BORA hansgrohe mal vor einigen Jahren als zweitklassiges Team unter dem Namen NetApp Endura gefahren ist?

Natürlich werden das einige wenige von euch SpeedVille Lesern wissen – die große Masse in Deutschland verlierst du aber an der Stelle.

Wenig Kontinuität bei Teams

Team Sky, man mag von ihnen halten was man will, zumindest sorgte ihr komfortables Budget dafür, dass Teamchef Brailsford nicht auf alljährliche Klappertour gehen musste, um einen neuen Sponsor zu finden, der die Zeche für Froome, Thomas & Co. zahlte.

Paradebeispiel für ein ziemlich ungemütliches Geschäftsmodell und fehlende Nachhaltigkeit in der Außendarstellung ist das belgische Team Quickstep um Chef Patrick Lefevere.

Kaum ein Rennen, das im Frühjahr NICHT von ihnen gewonnen wird, trotz dieser Dominanz war lange Zeit unklar, ob es die Equipe in dieser Saison 2019 überhaupt noch gibt.

Business Breakfast ASO
Skoda nennt gute Gründe fürs Sportsponsoring

Der Grund?

Die Fahrer wurden Lefevere, aufgrund der Erfolge, schlicht zu teuer, es musste zudem ein neuer Hauptsponsor gefunden werden – unterm Strich:

Mal wieder ein neuer Teamname und einige Radsportinteressierte, die sich vor Beginn der Saison neu einlesen müssen.

Spinnen wir diese Gedanken mal weiter.

Was müsste alles getan werden, damit die Teams eigenständiger werden, mehr Planungssicherheit haben, sich eine größere Fanbase aufbauen können?

Potenzial: Generierung von Einnahmen jenseits der Sponsoren

Um es vorweg zu sagen: Anreiz, in den professionellen Radsport für Firmen zu investieren, ist primär eine vergünstigte Werbepräsenz.

Denn um deine nationalweit oder internatiol agierende Marke zu präsentieren, hast du verschiedene Möglichkeiten:

Du machst Werbung in TV, Zeitungen oder ähnlich reichweitenstarken Medien wie großen Onlineplattformen oder du gehst (es gibt noch einige andere Disziplinen im Marketing, auf die ich nicht eingehe) ins Sponsoring.

Überspitzt gesagt: Das Logo des Herstellers auf Trikot, Mütze oder Unterrohr.

Business Breakfast ASO
Hatte geladen: Die Deutschland Tour (ASO)

Warum ist es so wichtig, dass die großen Hauptsender übertragen?

Simples Beispiel:

Durch die Übertragung der großen Rennen (v.a. TDF) bei den Öffentlich Rechtlichen hat z.B. die Firma Bora direkt mal eine höhere Reichweite generiert.

Genau wie all die anderen Hersteller, die man auf Werbebanden bei Zieleinlauf & Co. sieht.

Der Anreiz in den Radsport reinzugehen, wurde durch den Einstieg von der ARD gleich viel höher als noch vor einigen Jahren, als die Rennen auf dem Nischensender Eurosport liefen.

Ist gut fürs Geschäft, ist gut für die Nachhaltigkeit.

Gemünzt auf eine normierte Größe (was kostet es z.B. tausend Menschen in meiner Zielgruppe zu erreichen?) ist der Invest per Sponsoring im Radsport um einiges günstiger als im Vergleich zu oben genannten „klassischen“ Medien (Print, TV, Radio, Web).

Googelt mal bitte nach Aussagen von Bora-Chef Willi Bruckbauer (siehe auch mein Interview mit ihm), hierzu gibt es einige konkrete Zahlen von ihm, um welchen Faktor er mehr Präsenz hat.

Weswegen wir wieder bei den Teamnamen sind.

Bora Hansgrohe, Deceuninck – Quick Step, Team Jumbo-Visma, Groupama – FDJ.

Die Firmen, die das meiste Geld geben, kommen gemäß der Höhe des Betrags in den Teamnamen.

Vereinfacht ausgedrückt.

Das klassische Gegenstück ist an der Stelle der Fußball.

Der HSV hieß immer schon HSV, wird wahrscheinlich auch immer HSV heißen. Entsprechend können ältere Generationen wie neuere immer noch über das Gleiche reden.

Augen gleichermaßen glänzen – oder tränen.

Beim Blick auf eine Verheiratung von beiden Gegenstücken schaute ich auch auf die durchgebrandete Basketball Bundesliga, eine Art Hybrid von Radsport und Fußball.

Hier finden die Namen der Sponsoren ebenfalls Einzug in die Teamnamen, es bleibt aber meist – bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Fraport Skyliners) – der lokale Aspekt beibehalten.

Beispiele:

Alba Berlin, Rasta Vechta, Telekom Baskets Bonn.

Eine mögliche Idee für den Radsport?

Sicherlich bräuchte es einer radikalen Reform, UCI und BDR sind nicht bekannt für ihre Innovationsfreudigkeit, das Ziel dieses Artikels ist es aber auch nicht bis ins letzte Detail vorgekaute Lösungsvorschläge zu bereiten.

Ziel ist es schlicht auf ein Potenzial hinzuweisen.

Business Breakfast ASO

Erste Ideen für mehr Eigenständigkeit:

Dennoch, beim Durchdenken für eine größere Unabhängigkeit der Teams kamen mir diese Gedanken:

a) Beteiligung der Teams an Renneinnahmen

Ich muss gestehen, ich kenne die aktuelle Situation nicht bis ins kleinste Detail, aber soweit ich das wahrgenommen habe, werden die teilnehmenden Teams nicht an den Einnahmen der TDF, Giro und Co. beteiligt.

Das kann sicherlich damit zusammenhängen, dass die Veranstaltungen im Radsport aus privater Hand durchgeführt werden, während im Fußball die UEFA oder FIFA die größten Turniere organisieren und dort per Statute von anno dazumal Entsprechendes (Beteiligung der Vereine & Verbände) festgelegt wurde.

Übrigens ein Punkt, bei dem Deutschland Tour Organisator Claude Rache (hat nichts mit Cycling Claude zu tun) zumindest durchsickern ließ, dass man ASO-seitig über eine solche Beteiligung der Teams bei Eintagesrennen nachdenke.

Sehr interessant wie ich finde.

b) Einnahmen jenseits der Sponsoren

Sicherlich können Radteams und Fußballvereine nur sehr schwerlich verglichen werden. Dennoch blicke ich auf die offensichtlichen Unterschiede.

Keine Zuschauereinnahmen

Radteams nehmen weltweit an Rennen teil, knallen dort mit 40+ für wenige Sekunden durch die Straßen, während Fußballmannschaften in der Regel alle zwei Wochen in ihren heimischen Stätten vor zigtausenden von Fans spielen, die alle einen satten Eintrittspreis zahlen.

Soll heißen, Fußballmannschaften haben weniger Risiko, da sie ihre Einnahmen auf mehrere Schultern verteilen, während Radsportteams nahezu ausschließlich auf das Wohl und Wehe der Sponsoren angewiesen ist.

Senkt dieser den Daumen, wird es schnell dunkel.

Mehr Trikotverkäufe

Verdienen Fußballteams nicht unerhebliche Beträge durch den Verkauf von Merchandising wie z.B. Trikots – manche Stars, wie einst David Beckham bei Real Madrid, spielten große Teile der Ablösesummen durch den Verkauf ihres Namens auf dem Trikot direkt wieder ein, ist dieser Bereich im Radsport in meiner Wahrnehmung noch unterentwickelt.

Vielleicht liegt es daran, dass man sich kein Trikot von Kittel bei Kautusha kaufen kann, sondern eben „nur“ das Katusha Trikot?

Vielleicht liegt es auch daran, dass man als Fußballfan, trotz Bierplauze, das Trikot seines Lieblingsclubs voller Stolz im Mallorcaurlaub trägt, während man als Radsportafficionado ein Trikot meist nur bei selbiger Freizeitausübung trägt, was an Enge und Schnitt liegen mag.

Man weiß es nicht.

Transfererlöse finden mittlerweile statt

Ein anderer Ansatz für Radsportteams, Geld zu verdienen, wäre es junge Talente auszubilden und anschließend „Worldtour fertig“ an die großen Teams zu verkaufen, eine Tatsache, die ich persönlich in der eigenen Wahrnehmung kaum registriere, es scheint sie aber zu geben.

Wenn ein Radprofi also, trotz laufenden Vertrages, von einem anderen Team abgeworben wird, dann müssen sich die Teams entsprechend auf eine Ablöse einigen.

Wie gesagt, findet wohl statt, ich habe es selbst aber noch nicht wirklich in den Nachrichten gehört und gelesen.

Könnte man ggf. noch forcieren.

Sollten euch Ideen einfallen, wie man den Radsportteams mehr unter die Arme greifen kann, dadurch die bestehenden Sponsoren gleichzeitig entlastet, schreibt mir gerne eure Ideen in die Kommentare unter diesen Facebook Post (siehe Link).

Nicht vergessen, wir reden nicht von Missständen, wir sprechen von Potentialen :-)

Herzlichst,
Euer Daniel

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