[PR Reise] Was bei den Bundesjugendspielen die Stoppuhr war, ist beim größten Radsportspektakel der Welt ein unglaublich komplexes System, um die Zeiten der besten Radprofis der Welt zu messen und vor allem festzuhalten. Kante Kowalskyie war als SpeedVille Reporter auf Einladung von Tissot beim Grand Depart in Noirmoutier-en-l’Île und berichtet auf erfrischende Art und Weise, oftmals mit einem zwinkernden Auge, von einem Wochenende zwischen Nerdtalk, hochkomplexer Technik und traumhafter Landschaft.
Von Kante Kowalskyie
Da hat mich Tissot doch glatt nach Frankreich zur Tour de France eingeladen, um die Faszination Radsport und die Tradition der Zeitmessung hautnah zu erleben.
Na ja fast.
Eigentlich sollte der Kollege Müller hinfahren, weil er der Kopf von SpeedVille ist und so, ich nur das Maskottchen. Mimimimimi…. Aber ich hatte Glück, und er keine Zeit – also packe ich die Koffer.
Ab nach Frankreich. Le Tour und der Grand Depart ruft.
Yeah!
Freitag/Abreisetag
Es regnet in Strömen – na toll. Das kann ja heiter werden. Aber kann mir egal sein, was hier für ein Wetter ist, Hauptsache in der Bretagne ist es sonnig – und laut Wetterbericht ist es das ziemlich:
31 Grad. Celsius und nicht Fahrenheit.
Kann also nur besser werden! Und das wird es auch.
Kurzer Blick in den Flieger. Ist jetzt nicht mit den typischen Radfahrern gefüllt.
Über Amsterdam nach Nantes
Klar! Der erste Teil des Hinflugs geht schließlich nach Amsterdam. Das ist zwar eine sehr radfreundliche Stadt, aber dann doch auch bekannt für andere Themen, die Spaß machen.
Ihr wisst schon, was ich meine.
Und wenn nicht: Ab nach Amsterdam auf einen Kaffee in so einen Shop oder wie die Dinger auch immer heißen.
Amsterdam empfängt uns mit schönem Wetter.
Jetzt noch einmal quer über den Airport Schiphol – quasi Halbmarathon – und dann nach Fronkreisch.
Am Gate haben wir dann das restliche Grupetto der Pressetruppe beisammen.
Erstmal gegenseitiges Beschnuppern.
Ein bunter Reigen netter Journalisten und Radsportnerds. Das kann lustig werden. Die sehen jetzt auch nicht ALLE nach Leistungssport bzw. Radsport aus – eher nach Rotweintrinken.
Und mitten drin ich, Kante Kowalskyie. Was die wohl von mir denken? Is mir letztlich auch wurscht.
Erster Eindruck der Truppe: Ein Kessel Buntes würde ich sagen.
Ankunft in Frankreich: Wetter herrlich. Die Truppe noch nüchtern und bestens gelaunt. Sonnenbrille auf und los geht’s in Richtung Bus.
Ankunft in Frankreich zur TDF 2018
Here we go:
Nantes in der Bretagne. 26 Grad. Sonne satt. Das wird der Hammer. So kann es weitergehen. Freu mich wie ein Schnitzel.
Eindrücke der Stadt: Beschauliches Örtchen am Atlantik. Der kleine Ort hat sich für das Radsportevent richtig fein herausgeputzt – wie so viele Orte in Frankreich in den nächsten drei Wochen.
Leute: Eine gute Stimmung liegt in der Luft. Es riecht nach Kettenöl und Meerwasser. Die Menschen, denen ich begegne, lächeln und freuen sich über die Fremden und die Radsportler.
Endlich mal wieder was los in der Provinz.
Beeindruckende Atmosphäre allerorten
Radsport: Was soll ich sagen? Die Tour de France!! Die weltweit größte Radsportveranstaltung. Und ich mittendrin! Immer noch. Verrückte Nummer. Ich wusste aber, dass ich es irgendwann hierher schaffe… Training und so… Jetzt ist Elite angesagt. Tschüss ihr Loser!
Atmosphäre allgemein: Die spinnen die Franzosen. Im positiven Sinne. Es ist an jeder Ecke etwas dekoriert, Fahrräder werden bunt angemalt und in den Garten gestellt.
Man baut aus allem, was man hat, irgendetwas, das mit Rad oder Radfahren zu tun hat, dekoriert es bunt und stellt es in den Garten oder in die Einfahrt.
Was mich am meisten beeindruckt, ist die Hingabe der Leute. Ich habe einen älteren Herrn am Straßenrand gesehen, der nur noch ein Bein hatte und auf Krücken in der prallen Sonne stand.
Leidenschaft pur. Die Leute lieben den Radsport hier. In Deutschland fühlt sich das anders an. Weniger echt, weniger Tradition.
Transfer: Ein nagelneuer VW-Bus fährt uns im Tissot-Branding in Chaffeur-Manier durchs Land. Es sind etwa eineinhalb Stunden bis zum Hotel.
Die lustige Truppe ist wohl ein wenig müde von der langen Reise. Es wird nur partiell gesprochen.
Außer auf der Rückbank:
Es tönt unaufhörlicher Rennrad-Nerd-Talk: Jonas L. aus M.: Schrauben, Kettenblatt und Co., ich muss mir meine Kopfhörer reinstecken, Mucke aufdrehen, bis gleich.
Ankunft im Hotel
So, da simma wieder.
Hotel und die Umgebung: Der absolute Wahnsinn! Schaut Euch die Bilder an!
Hier komme ich nochmal her. Später dann, wenn ich alt bin. Weißt noch? Damals, als hier die TDF losging. Und ich mittendrin…
Herrlich.
Vorher steht aber noch ein bisschen Sport auf dem Plan.
Ausfahrt mit der „Kuchenfressertruppe“ im Tour de France Style: Kilometermäßig nicht der Rede wert. Irgendwas um die 30 km, aber dafür geben manch wenige hier alles.
Bikefitting und Spacerturm runterbauen inklusive. Für weniger als 30 Kilometer!!!!
Vor meinem inneren Auge laufen Bilder ab, die ich aus Jugendschutzgründen nicht widergeben will, darf und laut Müller auch soll.
Aber auch der Rest ist sehr professionell: Einheitliche Trikots, Begleitfahrzeuge, Kameras, Zielsprint, Zieleinfahrt und Siegerehrung.
DER HAMMER!!
Straßenqualität in Frankreich
Beruhigend zu sehen, dass in Frankreich die Straßen auch nicht viel besser sind als in Deutschland. Eine andere Sache, die mich hier an der Bretagne fasziniert, das ist dieser Flair. Ein ganz eigener Flair hier am Nordatlantik. So was herrlich Unaufgeregtes und Beschauliches.
Gefällt mir.
Wenn ich nun auch noch die Schilder lesen könnte und verstehen würde, was mir die Autofahrer entgegenbrüllen, würde ich es noch mehr genießen. Der Franzose brüllt übrigens charmanter als der Deutsche. Alles klingt nach Liebe und großer Romantik – weniger nach Morddrohung wie man es auf unseren Straßen kennt.
Rahmenprogramm: Bestens organisiert und eine stets gut gelaunte Mannschaft von fleißigen Helfern kümmerte sich wirklich hervorragend um uns.
In Summe lässt sich sagen, das war wirklich ein Once-In-A-Lifetime-Trip, für den ich Tissot und Müller sehr dankbar bin.
Neben meinen Reiseeindrücken möchte ich aber auch noch ein paar Worte über das Timekeeping verlieren.
Als kleiner IT-Nerd im echten Leben wurden mir hier sehr interessante Einblicke gewährt.
Deutlich komplexer das Ganze, als man denkt.
Inside Tour de France: Das steckt alles hinter der Zeitmessung
Der Schweizer Uhrenhersteller Tissot ist der offizielle Zeitmesser der Tour de France. Wissen die meisten, ist ja auch überall zu sehen: Logos und Banner sind überall am Start.
Was mich aber vorweg sehr erstaunt hatte, ist, dass Tissot mit der Expertise Zeitmessung, auch in vielen anderen Sportarten neben dem Radsport, als „Official Timekeeper“ tätig ist, z.B in der NBA, bei den Weltmeisterschaften im Fechten und im Eishockey.
Das hatte ich so nicht aufm Schirm.
Zeitmessung – wie komplex ist das bitte?
Ein hochkomplexes System aus gefühlt einer Million Computern, die nichts anderes tun, als Zeit zu verwalten, Statistiken zu erstellen und zu rechnen, rechnen, rechnen – was Computer oder Nerds eben so tun.
Das Besondere an der Zeitmessung bei der Tour de France sind die vielen einzelnen Komponenten, also die Transponder an den Rädern, welche die jeweilige Einzelzeitmessung der Rennfahrer permanent bereit halten, das Gesamtklassement stetig berechnen und nicht zu vergessen – die hochkomplexe Darstellung des Zielfotos.
Das ist nicht nur, knipps, knipps, eben mal ein Foto…
Der Stellenwert des Zielfotos
Das Zielfoto ist ein offizielles Instrument, welches das Ergebnis des jeweiligen Rennens widerspiegelt und von der UCI als valide Grundlage der Siegerbestimmung akzeptiert wird.
Das hat vor allem mit der Genauigkeit des Fotos und der Technik dahinter zu tun. Man mag es kaum glauben, aber das gute alte Foto schlägt tatsächlich die ganze andere Technik.
Die Tissot Schwestergesellschaft, Swiss Timing, ist Betreiber und damit die verantwortliche Firma für die angewendete Technik rund um das Foto der Ziellinie.
Das Fotofinish ist bereits seit 1948 etabliert und in den letzten Jahren natürlich technisch gereift und mit der Zeit immer besser geworden.
Wäre ja auch zu krass, wenn da immer noch einer mit einer Riesenkamera und Vorhang überm Kopf stehen würde, um den Zieleinlauf festzuhalten.
Was passiert da genau?
Es wird jede Zehntausendstelsekunde ein Foto geschossen und dann in einer Art Scheibentechnik a.k.a. „The Salami-Taktik“ in einzelne Fotos zerlegt und anschließend in Verbindung mit den verschiedenen Kameraperspektiven wieder zusammengefügt.
Klingt komplex, ist auch komplex.
Es bedarf einer Menge Manpower und technischer Infrastruktur, um die gewaltigen Datenmengen aus der französischen Provinz an die „Heilige Halle“ an der Zieleinfahrt zu senden.
Diese heilige Halle nennt man bitte hochachtungsvoll das CHRONOPOL.
Das Chronopol a.k.a. the Brain
Ich nenne es im Moment das „Nord-o-pol“, weil es der einzige Raum/Ort ist, der mit einer Klimaanlage auf gefühlt -11 Grad Serverraum-Temperatur runtergekühlt ist und an dem mir nicht die Weichteile an den zu dicken Oberschenkeln kleben.
Es ist viel zu heiß hier in Frankreich. Überall. Kein Scherz.
Kante mag keine Hitze.
Das Chronopol steht majestätisch und ein wenig erhaben direkt an der Ziellinie. Es ist vollgepackt mit unzähligen Laptops, einer Menge an schlauen, quasi lebendigen Taschenrechnern, die statt Buchstabensuppe ganz sicher lieber Excelkekse essen und einer, etwas altmodisch anmutenden Registrierkasse mit einer Papierrolle!?
Dieses Relikt aus alten Zeiten kenne ich noch von meiner Ausbildung. Da hat unsere Buchhalterin immer meine Fehlzeiten in der Berufsschule runtergerattert.
Das waren lange Zettel.
Hier hat es einen anderen Grund, und auch einen geileren Namen:
Tissot Timing Device
Dieses Timing Device, bzw. der Ausdruck, wird von einem Offiziellen der A.S.O. (Aumary Sport Organisation; Veranstalter der Tour de France) nach dem Rennen unterschrieben und in dem Zuge wird das Ganze nochmal hochoffiziell abgesegnet – und überhaupt.
Auch die übertragenden Fernsehsender wollen mit den Daten und Informationen versorgt werden. Der Zuschauer zuhause ist hier genauso wichtig wie der Fan an der Strecke, der ja den Rennfahrer über die Ziellinie rasen sehen kann – sofern er an der richtigen Stelle steht.
Was aber völlig krass ist – meiner Meinung nach – , ist die Tatsache, dass die gute alte SMS immer noch eine ziemlich große Rolle bei der ganzen Geschichte spielt.
Bergwertung per SMS an die Ziellinie
Denn damit werden, unter anderem, die Daten der Bergwertungen mal eben, tippel tippel, in ein Nokia 3210 gepackt und an die Ziellinie geschickt.
Und meine Nerd-Leser-Freunde unter euch fragen sich jetzt zurecht:
Kante, da draußen ist doch so viel geiler Scheiß, wie ist das mit den ganzen biometrischen Daten und wäre es nicht an der Zeit für Augmented Reality oder so ein wenig Roboterkram?
Dazu kann ich folgendes sagen:
Ich hatte einen extrem coolen Nerdtalk mit Pascal Rossier, Head of Sport Operations & Services, bei der Swiss Timing.
Dröger Titel, aber ein wahnsinnig sympathischer Typ.
Der hat mir bei Champagner und Kaviar (ok, das ist jetzt gelogen, es gab Baguette und Meerwasser) einen kleinen Einblick in die Themen der Zukunft gewährt.
Ich darf nicht zu viel verraten, aber es wird an verschiedenen Projekten gearbeitet, bei denen es unter anderem um Videoerkennung und permanente digitale Lokalisierung der Fahrer geht.
Da kommt also noch einiges an High-Tech-Nerd-Stuff auf uns zu und wir können uns auf noch mehr Details während der Rennen freuen.
Was bleibt hängen?
Ich war, und bin, jedenfalls völlig fasziniert, mit welchem technischen und menschlichen Aufwand das alles für uns Zuschauer und natürlich auch für die Bücher und ewigen Statistiken der Radsportwelt produziert wird.
Hätte ich nicht gedacht.
Wie oben schon gesagt, es war eine unglaubliche und aufregende Zeit bei der Tour de France. Ich habe viele Einblicke erhalten, die dem Ottonormalradsportfreund verwehrt bleiben und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
Danke auch an alle, die mich und meine dauernde Foto- und Videomacherei (siehe Instagram), ertragen mussten. Danke an die tolle Truppe von Tissot, die uns Nonstop und immer mit einem Lächeln umsorgt haben.
Besonderer Dank auch an den Timo Q. (PR Tissot), den ich mir als „Opfer“ für die zwei Tage ausgewählt hatte und der sich tapfer geschlagen hat.
Geiler Typ mit geilem Humor.
The End.
Fotos: Lars Wehrmann
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