Zwar hatte diese Reise nur in Teilen was mit Rennradfahren zu tun – dennoch möchte ich Euch in diesem Reisebericht dieses so wunderbare Land – Südafrika – ans Herz legen. Wer im kommenden Schmuddel-Winter unter top Bedingungen trainieren will, der sollte unbedingt nach Südafrika reisen: Traumhafte Straßen, super freundliche Leute und in den Monaten November und Dezember noch sehr angenehmes warmes, nicht zu heißes, Wetter. Der eigentliche Grund für den zweiwöchigen Trip nach Südafrika war aber eine Entscheidung fürs Leben: unsere Hochzeit.
Diese zwei Wochen gehörten sicherlich zu den ereignisreichsten und schönsten in meinem Leben. Zusammen mit meiner Franzi – Chief-Lektorin meines Interview-Sessions-Magazins – ging es vom schmuddelig kalten München ins frühlingshafte Kapstadt. Der Beginn einer traumhaften Reise.
Kapstadt: das San Francisco Südafrikas
Über Kapstadt hatte ich bis bereits, im Zuge meines Anbieter-Vergleichs für Rennradreisen – insbesondere von Jens Deister von Africanbikers.de – nur positives gehört: super tolle Stadt, sehr europäisch, imposante Berge um die Stadt herum – und mit dem Chapman’s Peak Drive eine der schönsten Rennradstrecken direkt vor der Tür. Zwar war das Rennradfahren nicht Hauptbestandteil unserer Reise, aber ein paar wenige Male kam ich trotzdem auf das Fahrrad. Dazu aber später mehr.
„The Glen“ Boutique-Hotel
Bei der Online-Buchung für unser Hotel in Kapstadt machte mich Franzi noch auf das „gay friendly“ aufmerksam, ob das denn ok sei? Ja, logisch kein Thema. Als wir dann im Glen eincheckten, hieß es dann doch eher: „gay only“.
Gefühlt 70-80% der Gäste, 95% der Angestellten und 100% der Besitzer waren gay. Das war auch mal eine Erfahrung wert, und zwar eine super tolle. Den Aufenthalt im Glen muss man in Summe mit „weltklasse“ bezeichnen. Unsere (Hochzeits) Suite schön groß, gute Poolanlage, überzeugte uns aber vor allem das wirklich sehr, sehr gute Personal. Mit das zuvorkommendste, was ich bis dato so erlebt, und vor allem überlebt habe. Eine glatte Eins mit Sternchen!
Also, wer einmal nach Kapstadt reist, und Lust auf ein ausgefallenes Boutiquehotel hat, ab ins Glen Boutiquehotel mit Euch! Besitzer Marc, Typ moderner Kosmopolit aus London mit einer Lache, die man 100 Meter gegen den Wind hört, bietet seinen Gästen, egal welches Geschlecht man präferiert, exzellenten Service zum fairen Preis.
Chapman’s Peak Drive: traumhafte Ausfahrt mit Quintin
Wie die Jungfrau zum Kinde, so kann man meine unerwartete Ausfahrt mit Quintin von Bikes ’n Wines beschreiben. Beim Packen des Koffers in München fragte ich mich noch, ob ich denn überhaupt Sportzeugs mitnehmen soll, entschied ich mich für lediglich zwei Badehosen, etliche Baumwoll-T-Shirts und ein Paar alte Sneakers der Marke: „egal, wenn die kaputt gehen.“
Aber es kam wie immer ganz anders: Beim Schlendern durch die Kapstadter Innenstadt blieben wir natüüürlich im Bikeshop von Quintin hängen und gerieten nach kurzem gegenseitigen Beschnüffeln schnell in den nerdigen Fachtalk.
Das Ende vom Lied war:
Quintin: „German boy, hast Du morgen Zeit und Lust, mit mir den Chapan’s Peak Drive zu fahren?“
Ich tat kurz so als ob ich ernsthaft überlegen müsste: keine Klamotten dabei, keine gepolsterte Rennradhose, kein Helm und keine Trinkflaschen auf der Sollseite, auf der Habenseite wartete eine der schönsten Strecken, die man per Rennrad fahren kann.
Meine Antwort entsprechend zurückhaltend: „Na logisch, selbstverständlich!“
Einen Tag vor der Hochzeit, da darf man doch nochmal Leib und Leben riskieren im südafrikanischen Linksverkehr. Schlau war es nicht, aber geil. Helm und Trikot wurden netterweise von Quintin gestellt, die Badehose ohne Polster für den Hintern sowie die Turnschuhe kamen aus dem eigenen Haus.
Und ja, der Chapman’s Peak Drive ist tatsächlich eins der Highlights eines jeden Rennradfahrers. Fährt man ca. 15-20 Minuten in südlicher Richtung aus Kapstadt hinaus, geht es dann lange Zeit am Atlantischen Ozean entlang in Richtung Kap der Guten Hoffnung. Wer schon mal den Highway 1 in Kalifornien gefahren ist, dem dürften hier gewisse Parallelen auffallen: gut ausgebaute Straßen, eine extra „Bike Lane“ für die Radfahrer, mal sanfte, mal knackige Anstiege und immer die gigantische Aussicht auf den Ozean. Das Grinsen wollte mir nicht mehr aus dem Gesicht weichen.
Hochzeit in Kapstadt (Südafrika)
Ich will Euch nicht zu sehr langweilen mit unserer Hochzeit, drum halte ich mich kurz. Die Hochzeit fand in der ältesten Kirche Kapstadts in der Strand Street am 25.11.2015 statt. Pfarrer Walter, ein sehr angenehmer Zeitgenosse, geboren in Südafrika mit deutschem Vater, führte uns in einem Nebenraum der Kirche durch den standesamtlichen Teil durch. Ein paar wenige Fragen galt es per „nein“ und ein paar immens wichtige mit „ja“ zu beantworten. Die Auswahl der Treuzeugen erinnerte mich ein bisschen an das Casting des Andi Klöden Doubles beim Lance Armstrong Film.
Walter: „Wir brauchen zwei Trauzeugen, habt ihr da wen?“
Wir so: „Nö.“
Walter: „Ok, ich wüsste da zumindest eine, das sollte klappen. Einen müsst ihr aber noch selber besorgen.“
Ich sah mich an der Stelle schon am Tag meiner Hochzeit die Bushaltestellen entlang der Strand Street abklappern, als Franzi die glorreiche Idee kam, unsere für die Hochzeit gebuchte Fotografin, Yolande, zu fragen. Die gute Dame ein absoluter Glückstreffer, nicht nur, weil ihre Fotos der absolute Hammer sind. Selbst meine Visage konnte ihre Bilder nicht mehr ruinieren.
Nach dem standesamtlichen Teil ging es in der kleinsten Hochzeits-Wagenkolonne der Welt – Walter in seinem Polo, wir in Yolandes kleiner „Büchse“ (Honda, Kia, Hyundai??) – zum Bloubergstrand. Was folgte, war eine kleine aber sehr feine Zeremonie bei leider sehr starkem Wind. Am Ende ein sehr, sehr schöner Tag, dem es nichts mehr hinzuzufügen gibt.
Franschhoek: eine Mischung aus Toskana und Provence
So, Zeit die Zelte in Kapstadt abzubrechen und was vom Land zu sehen. Als frisch verheiratetes Paar ging es dann den Tag drauf mit dem Auto runter gen Süden zum Kap der Guten Hoffnung, einmal in die Schlange stellen vorm weltberühmten Schild, ein paar Pinguine und Paviane anglotzen und dann die Küste der False Bay entlang über Stellenbosch nach Franschhoek.
Übrigens, wer einmal mit dem Weißen Hai im Käfig tauchen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Alle paar Kilometer lockten einen die „Great White Cagediving“ Schilder. Zugegeben, mich hat es auch sehr gereizt, irgendwann mache ich es auch bestimmt mal, jetzt wartete erst mal das wunderschöne Städtchen Franschhoek.
Die grünen Weinberge erinnern sehr an die Toskana, die beachtlichen Berge im Hintergrund vermitteln das Bild der Provence. Und, was tut man in einer solchen Region? Logisch, mit dem Fahrrad zu den weltbekannten Weingütern fahren – leckeren Wein und Käse verköstigen – und wenn man dann noch nicht genug hat, leicht angeschwippst „Schaukel“ in den knackigen Anstiegen (bis zu 15% Steigung) fahren. Ob ich einen an der Murmel habe? Was für eine Frage…
Über Gaansbai und Wilderness zum Addo National Park
Zwei Nächte konnten wir die Füße still halten, dann zog es uns auch schon wieder weiter: Dieses Land hat so viel zu bieten, da wäre es doch schade, wenn man das nicht alles sieht. So gab es gleich, keine 10 Minuten nachdem wir aus Franschhoek rausgefahren sind, das erste Rennrad-Highlight: den Franschhoek Pass. Hatte ich die Region eben noch verglichen mit der Toskana und der Provence, befanden wir uns nun schnell in hochalpinen Regionen, wie zum Beispiel St. Moritz in der Schweiz. Der Pass hatte grade mal etwas mehr als 450 hm, die Bergkulisse war aber schlagartig karg wie in den Hochalpen. Krass.
Schade vor allem, dass ich ihn nicht gefahren bin mit meiner Badehose und Baumwoll T-Shirt ;-) Beim nächsten Mal dann.
Delfine zum Sundowner?
Wolltest du schon immer mal locker flockig mit dem Bier oder Wein in der Hand zum Sundowner auf der Dachterrasse stehen und den Delfinen in Formation beim Abendsport zuschauen? Die Delfine können natürlich auch gerne mal gegen Wale ausgetauscht werden – oder auch mal beides gleichzeitig? Wenn das interessant klingt, kann ich besten Gewissens die Sea Star Lodge in Gaansbai empfehlen. Die Lodge wird geführt von der supernetten Südafrikanerin Rita und ihrem holländischen Ehemann. Die Aussicht absolut fantastisch, der Ozean direkt vor der Tür.
Mountainbiking in Wilderness (Garden Route)
Da der Rückflug nach Deutschland von Port Elizabeth über Johannesburg ging, wollten wir am Ende nicht zu viel km im Auto sitzen. Also lautete das Motto: Kilometer fressen. Nächster Stopp in Wilderness, 360 km die Küste weiter runter. Wilderness liegt wunderbar an der Gardenroute gelegen – ein weiteres Radfahrer-Paradies in Südafrika – so waren unsere drei Tage Aufenthalt hier ein wunderbarer Mix aus gemütlicher Entspannung und Mountainbiking. Wir liehen uns zwei gut gepflegte Mountainbikes und beackerten – beide in NICHT Radklamotten – das Hinterland um Wilderness: knackige Anstiege, ruhige Forststraßen gepaart mit gut ausgebauten Teerstraßen samt einer kurzen „Beachfahrt“ – das ideale Revier zum Trainieren.
The Big Five im Addo Elephant National Park?
Die Tage in Südafrika näherten sich unerbittlich dem Ende entgegen, war es nun endlich mal an der Zeit die „großen Tiere“ anzugucken: die mit großem Rüssel und wilder Wuschelmähne. Das klingt jetzt zwar nach nem Pornostar mit Dreadlocks, ich meine an der Stelle aber natürlich: Elefanten und Löwen.
Nur, in welchen Nationalpark geht man? Der Krüger Nationalpark war raus, da mit einer Fläche von knapp 20.000 Quadratkilometern fast halb so groß wie die Schweiz und somit deutlich zu groß für „mal eben“ einen Tagesausflug. Von zahlreichen Freunden und Bekannten gab es den Tipp, den Addo Elephant Park zu besuchen, unweit von Port Elizabeth. Ok, eingeloggt.
Und, welche Tier habt ihr gesehen?
Naja, wie zu erwarten. Die großen, gefährlichen Raubkätzchen haben sich natürlich nicht blicken lassen, dafür gefühlt drei Millionen Zebras, Schildkröten, Büffel – und sehr beeindruckend: Elefanten. Diesen Giganten in freier Natur zuzugucken ist wahrhaftig ein Erlebnis. Kein Zaun, der einen trennt – einfach nur grandios, so nah an den Tieren dran zu sein.
So endeten dann wie immer „ganz überraschend“ die zwei Wochen Urlaub in Südafrika schneller als einem lieb ist und es ging wieder zurück ins kalte München. Das nächste Mal, wenn ich nach Südafrika komme, dann aber ganz sicher mit einem Rennrad und einem Koffer voller Spandex-Hosen im Gepäck, das steht fest.
Abschließende Tipps und Hinweise für Südafrika:
Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch jetzt Lust bekommen, im kommenden Winter runter nach Südafrika zu fliegen und ein Rennrad-Trainingslager abzuhalten? Ja, macht das, es lohnt sich!
Wovor ich aber dringend abrate, sind Touren auf eigene Faust zu unternehmen. Dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten in diesem Land. Sei es das zu befahrene Straßennetz oder natürlich auch die Sicherheitslage. Auch gut 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid gibt es immer noch tiefe Gräben zwischen Schwarz und Weiß. Ich befürchte, dass sich das in den nächsten 100 Jahren auch nicht ändern wird. Von daher empfehle ich Euch dringend mit ortskundigen Guides bzw. Touren-Anbietern mitzufahren. In meinem Anbietervergleich für Rennradreisen sind die Anbieter gelistet, wo ihr das Rundum-Sorglos-Paket für Südafrika bekommt: Africanbikers, Pro-Biketour, Prostyle-World und das Biketeam-Radreisen sind hier vor allem zu empfehlen.
1 comment
[…] ganz ehrlich? Eine Hochzeit zu zweit am Strand kann ich […]
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