Als ich 2009 im Trainingslager in Alcudia mit den Jungs in der Hotellobby saß und mir den Vortrag eines Radherstellers anhörte, kannte ich den Namen STORCK nur von den leckeren Bonbons.
Da stand also ein Typ mit einer langen, blonden Zottelmähne vor uns, der sich als Markus Storck vorstellte.
Schnell wurde im Vortrag und durch die Präsentation einiger Rennräder deutlich, dass es sich bei den Modellen von STORCK um eine Exklusivmarke, eher eine Edelmarke handelte, deren Preisgestaltung – weil Schwerpunkt Leichtbau – für mich damals völlig absurd erschien.
Storck: Leichtester Carbonrahmen in 2007 mit 1095 g
Dementsprechend schnell war meine Begeisterung über die durchaus schicken und für damalige Zeit ultraleichten Räder (2007 entwickelte STORCK den bis dato weltweit leichtesten Carbonrahmen mit einem Gewicht von 1095 g) auch schnell wieder verflogen…
Da man die Marke auch bis heute noch kaum bei irgendwelchen Veranstaltungen sieht, hatte sich meine Meinung über das recht kleine Unternehmen aus dem hessischen Idstein nicht verändert.
Klein, aber fein und vor allem hochpreisig!!!!
Bis hinein in den Herbst des letzten Jahres, als sich auf einmal für mich die Möglichkeit auftat, ein STORCK Rad über längere Zeit (3 Jahre) fahren zu können.
Storck Gravelbike
Da mich seit zweieinhalb Jahren das Gravelfieber in seinen Bann gezogen hat, entschloss ich mich für ein STORCK aus der Kategorie „Gravel“.
In dieser Kategorie bietet der Hersteller seit 2019 Modelle an, in Deutschland kann man inzwischen in insgesamt 53 Radgeschäften und/oder Online STORCK Räder erwerben!
Und, was soll ich sagen….
Ich war vom ersten Tag an verliebt! Grund genug, euch nach vielen Test-/ Trainingsfahrten und einigen Renneinsätzen das…
STORCK Grix Pro Performance GRX RX810 2×11 (RH 55 cm)
Von Jens Claussen
…mal genauer vorzustellen.
Ausstattung
Das Gravel Rad kommt mit einer kompletten mechanischen GRX RX810 daher, die bekanntlich äußerst robust im Gelände agiert -> siehe Bilder!
Übrigens, ich bin mit dem Rad jetzt 2.500 km gefahren und musste die Schaltung bislang kein einziges Mal nachstellen!
Zudem ist das Komplettrad mit folgenden Komponenten serienmäßig ausgestattet……
- Rahmen und Gabel: Carbon Fiber Reinforced (CFR)/Unidirectional (UD)
- Vorbau: 31,8 mm Storck ST115 Aluminium
- Lenker: 31,8 mm Storck RB260 Aluminium
- Sattelstütze: 27,2 mm Storck SP250 Aluminium
- Sattel: Selle San Marco GND open fit
- Laufräder: DT Swiss G1800 Spline 25
- Reifen: Schwalbe G-One Bite 40×622
- Kette: Shimano GRX HG-701 11x
- Kassette: Shimano HG-800 11x, 11-34
Kommen wir auf ein Gesamtgewicht von: 9,2 kg – damit war das Rad bei mehreren Tests, u.a. im RennRad Magazin, eines der leichtesten Räder in der Preiskategorie bis 3.500 €.
Erster Eindruck in der Praxis
Schon bei der ersten Ausfahrt dachte ich: Wow, was ist das für ein agiles und dabei noch recht komfortables Gerät!
Zugegeben, ich war vorher auf einem Cannondale Topstone 5 unterwegs, das durch die KING PIN Federung zwar maximalen Komfort bietet – man sitzt fast wie auf einem Sofa – , aber Agilität und Spritzigkeit doch sehr vermissen lässt….. .
Okay, ein neues Rad fühlt sich immer schneller, besser, leichter etc. an, aber auch nach mehreren Ausfahrten hatte ich immer wieder, zu Hause angekommen, ein breites Grinsen im Gesicht – bis heute!!!!
Position / Fahrverhalten / Handling
Nach der Erfahrung mit dem Cannondale Topstone wollte ich auf jeden Fall ein Gravelbike, dass mehr renntauglich ist.
Die Position auf dem STORCK Grix Pro Performance ist recht tief und gestreckt (hängt natürlich auch von der individuellen Einstellung ab..) ohne dabei zu belastend für den Rücken zu sein.
Auch wenn bei den Tests des Bikes der Punkt „Komfort“ nicht so gut abschneidet, ich als langjähriger „Rückenpatient“ kann auf diesem Bike über mehrere Stunden fahren, ohne dabei Rückenstress zu bekommen!
Dieses erhabene Gefühl kenne ich z.B. von meinem aktuellen Rennrad (BENOTTI Fuoco Team Carbon) gar nicht mehr. Aufgrund der recht langen Kettenstreben (425mm) und dem Radstand von 1050mm hat das Bike trotz seiner immensen Agilität eine erstaunliche Laufruhe, auch bergab.
Da das STORCK Grix von seinem Fahrverhalten fast einem Cyclo Crosser ähnelt, ist es auch, wie ihr auf den Bildern seht, sowohl für Gravel- als auch für Cross Rennen geeignet.
Besonderheiten
Der Rahmen aus UD Carbon Fasern ist sehr verwindungssteif und sorgt damit für eine Top-Kraftübertragung.
Auf der Seite der Kettenblätter ist die Kettenstrebe abgesenkt und verhindert somit Kettenschläge in ruppigem Gelände. Gewinde an Unter-, Sitz- und Oberrohr sowie am Hinterbau und den Sitzstreben machen das Rad Bikepacking tauglich.
Bei einem Detail dachte ich jedoch: kann doch nicht euer Ernst sein!!!!!! -> siehe Bild unten
Der Verbindungssteg zwischen den Sitzstreben ist nicht in den Rahmen integriert, sondern mit diesen VERSCHRAUBT.
Pimping my bike!
Obwohl gut 9 Kilogramm für ein Gravel Bike in dieser Preisklasse schon mal sehr ordentlich sind, habe ich mich im Laufe der letzten Monate entschieden, meinen „Gravler“ nochmal etwas aufzupimpen und ihn damit schneller und leichter zu machen.
Am meisten kann man bei Gravelbikes herausholen, wenn man versuchst an der rotierenden Masse „zu schrauben“.
Was lag da also näher, als die DT Swiss G1800 Spline gegen einen Carbon Laufradsatz zu tauschen.
Da ich dafür auf keinen Fall € 1.000 + ausgeben, parallel aber unbedingt RICHTIG an Gewicht einsparen wollte, blieb mir nichts anderes übrig als mal den NO NAME Markt umzukrempeln.
Und siehe da, mit ein wenig langem Atem bin ich fündig geworden!
ICAN AERO 35C Disc Laufräder
Diese Laufräder schmücken seit gut 4 Wochen mein STORCK Grix Pro Performance.
Hier ein paar Daten zu den bisher absolut zufriedenstellenden, sehr robusten ICAN Laufrädern:
- Gesamtgewicht (ohne Bremsscheiben und Kassette): 1420 g (VR 635 g / HR 785 g)
- Felgenhöhe: 35 mm
- Felgenbreite: Innen 21 mm / Außen 29 mm
- Nabe: ICAN D01 für Center-Lock-Scheibe: 12*100/12*142 mm – Steckachse
- Speichenanzahl: Vorne 24 / Hinten 24
- Für empfohlene Reifengröße: 25-42 mm
- Gesamtpreis: € 685,-
- Verkäufer: icansport
Zudem habe ich noch Originalvorbau, -lenker, -stütze und -reifen ausgetauscht gegen:
- Vorbau engage by ax-ligthness 130 mm: 120 g
- ROADNADO Carbon 27,2 / 350 mm: 190 g
- Alpha Pasca Carbon 31,8 / 400 mm: 210 g
- Conti Terra Speed TL easy 622 / 40 mm: 455 g
900 Gramm gespart
Durch den Wechsel dieser drei Abauteile und die Montage eines leichteren (und auch schnelleren) Reifens habe ich bei dem STORCK Grix Pro Performance noch einmal eine Gewichtsersparnis von 900 g erzielt – das Rad wiegt jetzt nur noch 8,3 kg!!!!!
Fazit
STORCK ist auch bis zum heutigen Tage keine Mainstreammarke und wird es auch, trotz dessen ein Conti Team auf diesen Rädern im Peloton unterwegs ist (Team Storck-Metropol Cycling), in Zukunft aufgrund der Unternehmensphilosophie von Eigner Markus Storck sicher nicht werden.
Aber: nicht nur die Gravel Räder von STORCK schneiden mehr und mehr in Testberichten bei der Kategorie Preis-Leistung immer besser ab, auch die Aero Boliden sind inzwischen „erschwinglicher“ als noch vor ein paar Jahren.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen kann ich denjenigen unter euch, die mal neben Rose und Canyon einen anderen Hersteller ausprobieren wollen, die Gravel Bikes von STORCK nur wärmstens empfehlen – ich bin sehr zufrieden damit!
Euer Jens
Fotos: Herstellerfotos, privat