Lieber spät als nie – aber ich habe mittlerweile auch das Peter Sagan Buch „Meine Welt“ gelesen!
In diesem Blogpost meine kurze & knackige Rezension zu einem Buch, das ein bisschen typisch ist für die aktuelle Zeit:
Warum muss man mit 28 Jahren schon eine Biografie veröffentlichen?
Typischerweise ist ja mit einer Biografie „das Aufschreiben des Lebens“ gemeint, ob man da mit 28 Jahren (das Buch wurde 2018 veröffentlicht; Sagan ist Jahrgang 1990) schon alles erlebt und verarbeitet hat, sei mal dahingestellt..
Aber….
Why so serious?!
Das kommt im Buch heraus, dieser Spruch ist gewissermaßen das Lebensmantra von Peter Sagan – er macht einfach (und scheißt sich nix!)
Eine Einstellung, die ich eigentlich sehr sympathisch finde.
Blicken wir noch einmal kurz zurück auf diesen „Rockstar des Radsports“, den ich selbst auch mal im Rahmen eines Sponsorentermins als „Pressevertreter“ auf dem Salzburgring in 2017 kennenlernen durfte!
Peter Sagan hatte sicherlich das gewisse Etwas, was man heute, und damals auch schon, bei vielen Profisportlern suchte:
- er war ein Showman
- hatte eine gewisse Ausstrahlung und war medial vermarktbar
- und brachte dazu noch brutal gute Leistungen
Sagans Stern verglühte überraschend schnell
Und schade in jedem Fall, wie schnell dann doch in der Retrospektive dieser so helle Stern am Radsporthimmel verglühte.
Peter Sagan war der schillerndste, der ikonischste Radprofi der „Zehnerdekade“ wie ich für mich mal feststellen würde – an seinen Glanz, an seine Stellung im Peloton kam keiner ran.
Und wie schnell so einer wieder weg ist von der Bildfläche – immer wieder erstaunlich und auch erschreckend.
In seinem Buch lassen er und sein Autor durchaus mal tief einblicken in das „Team Peter“ mit all den Leuten drumherum…
Im Folgenden meine persönlichen Highlights.
Herzlichst,
Daniel
Peter Sagan Buch – meine Takeaways
- Oleg Tinkoff & Bjarne Riis
- Richmond & Bergen
- seinen Wechsel zu BORA
- Flandernrundfahrt & Paris Roubaix
#1 Oleg Tinkoff & Bjarne Riis
Das erste richtige Highlight im Buch für mich war, wie Sagan sehr offen das angespannte Verhältnis der beiden Alphamännchen Bjarne Riis und Oleg Tinkoff beschreibt.
Der eine war der Inhaber, Investor und Finanzier, der andere managte die tägliche Operations (und hatte das Team ursprünglich in 2001 als CSC ins Leben gerufen).
In 2013 kaufte ihm Tinkoff das Team ab, Riis blieb als Teammanager fürs Tagtägliche erhalten.
Es wurden zahlreiche Streits vor versammelter Mannschaft ausgetragen oder auch mal vor Journalisten, als sich die beiden vorm Teambus in die Haare kriegten…
Das sind genau die Passagen, weswegen ich solche Biografien liebe – man kann wunderbar Mäuschen spielen : – )
#2 WM Titel in Richmond (2015) und Bergen (2017)
Mein nächstes Highlight im Buch sind Sagan’s Ausführungen, wie es in seinem Körper und Kopf vor sich ging, als er diese beiden grandiosen WM-Titel einsackte!
- in Richmond war es der 1. Titel in 2015
- der schwierige Kurs in Bergen in 2017 war Nummer 3
Dazwischen lag noch der WM-Titel in Doha, hier kam aber selbst bei ihm nicht unbändige Begeisterung im Buch auf, weswegen ich hier jetzt nicht näher drauf eingehe…
Ein passendes Zitat an der Stelle:
Wenn eine Weltmeisterschaft in der Wüste gefahren wird und niemand da ist, um sie anzusehen, hat sie dann überhaupt stattgefunden?
In 2015 wäre ihm beinahe kurz vor Ende noch ein fieses Malheur passiert, als er aus den Klickpedalen rausrutschte – in Bergen konnte er wegen einer Magendarm Infektion kaum auf dem Rennrad sitzen.
Sehr beeindruckend wie er einen hier in die Sprints, v.a. gegen Alexander Kristoff, mitnimmt und seine Taktiken offenlegt…
#3 Sein Wechsel zu BORA hansgrohe
Was für ein Knall in der Radsportszene!
Ab der Saison 2017 fuhr der absolute Superstar des Radsports für das oberbayrische Team BORA hansgrohe, das in dieser Saison auch erstmalig als World Tour Team lizensiert war.
Bis dahin haftete an dem Team noch ein Hauch von Provinz – und nun dieser Glamour-Move!
Ein bisschen, wie wenn David Beckham zum VFL Bochum wechselt.
Für mich sehr interessant zu erfahren, wie ihn zum einen die beiden Ralph Denk und Willi Bruckbauer von einem Wechsel überzeugten und auf der anderen Seite er als Gegenbedingung sein „Team Peter“ mitbringen konnte..
Was für ihn bei einem Wechsel zu Ineos/Sky oder anderen großen Teams unmöglich gewesen wäre.
#4 Flandernrundfahrt und Paris – Roubaix
Sicherlich waren die fantastischen 7 Grünen Trikots, die er als Sprintbester bei der Tour de France gewann auch extrem wichtig für ihn – beim Lesen entstand für mich der Eindruck, dass ihn die Siege bei der Flandernrundfahrt und Paris – Roubaix noch mehr geflashed hatten…
Einfach richtig krasse Vollgas-Veranstaltungen!
Eindrücklich beschreibt er die Rennsituationen bei beiden Klassikern und was er leisten musste, um hier die beiden Monumente zu holen!
Krass in der Rückschau eigentlich, dass so ein Grande des Radsports „nur“ zwei Monumente holte…
Fazit
Sicherlich sehr interessante Passagen dabei, in denen man gut Mäuschen spielen kann, aber in Summe für mich eine der schwächeren Biografien.
Wie eingangs schon gesagt, finde ich den Zeitpunkt der Biografie mit damals 28 Jahren noch etwas verfrüht.
Hätte er jetzt noch die letzten Jahre mitgenommen, in denen sein Stern überraschend schnell verglühte, wären sicherlich noch sehr interessante weitere Einblicke mit im Buch gewesen…
Aber unterm Strich – Why so serious?