Wie läuft sowas eigentlich ab, so ein Rennradwochenende mit einem Ex-Profi? Leser Georg war bei den Westerwälder Rennradtagen mit Marcel Wüst im Hotel Zugbrücke dabei und berichtet von seinen Erfahrungen.
Vor einiger Zeit wurde ich vom Hotel Zugbrücke gefragt, ob ich mal reinschnuppern möchte, Anfang Mai, bei ihren Rennradtagen, einem Radsport-Wochenende vom Feinsten im 4*s Wellnesshotel – zusammen mit keinem Geringeren als Marcel Wüst.
Klar, sehr interessant, danke für die Einladung. Marcel Wüst ist wie jeder weiß ein Riesentyp. Gibt sicherlich Schlimmeres im Leben, als sich abends mit ihm, nach einer schönen Ausfahrt, ein paar Bierchen zu genehmigen und seinen gewohnt illustren Anekdoten zu lauschen (siehe mein Interview mit ihm).
Aber der Westerwald war in diesem Augenblick leider etwas zu weit entfernt. Gut und gerne 1.000 km sind es in Summe (Hin und zurück) bis ins Wellnesshotel Zugbrücke in Höhr-Grenzhausen von München aus.
Wenn ich also selbst nicht teilnehme, dann ist das aber vielleicht für einen Leser interessant, der in der Region wohnt? Kurz in die Runde gefragt und zack erklärte sich Leser Georg aus der wunderschönen Eifel bereit, als Ersatz für mich einzuspringen und von seinen Erfahrungen im Hotel Zugbrücke zu berichten.
Gibt sicherlich auch im Leben von Georg Schlimmeres :-)
Also, wie laufen die Rennradtage im Hotel Zugbrücke ab? Wie war es mit Marcel Wüst? Wie empfand er den Westerwald als Rennradrevier?
Diese Fragen gab ich Georg mit an die Hand – die Antworten liefert er uns zusammen mit den folgenden Bildern…
Rennradtage im Hotel Zugbrücke
- dieses Bild zeigt den „offiziellen Start der Veranstaltung“, die Begrüßung durch Marcel Wüst, die gegenseitige Vorstellung der Teilnehmer sowie eine allgemeine Einweisung bezüglich Fahrverhalten, Informationen etc.
- Marcel ist auch in diesem Punkt ein 100%iger Profi und Tobi hatte noch dicke Wälzer mit Teilnehmerlisten von der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt mitgebracht
- kurzer Stopp auf einem landschaftlich wunderschönen Streckenabschnitt im Westerwald
- links und rechts der Strecke genießt man einen herrlichen Ausblick auf mehrere Weiher
- während dieses Stopps sind wir noch auf eine MTB Gruppe gestoßen, die ebenfalls von der Gegend sehr begeistert war
- in Bad Marienberg haben wir noch diesen „stahlhart durchtrainierten“ Kollegen getroffen – ob der wohl noch von der Rheinland-Pfalz Rundfahrt übrig ist?
- in der Mitte Marcel Wüst: Ein riesiges Vorbild als Sportler und noch dazu ein ganz toller Mensch
- der alte Mann mit dem „Kilometer-für-Kinder“-Trikot, tja, das bin ich…
- Marcel gehört übrigens auch dem Strava-Club „Kilometer-für-Kinder“ an
- während des Fahrtechniktrainings (man sieht es an den Schuhen) kam plötzlich ein Kellner mit einem Tablett Kölsch vorbei
- wer mag das wohl bestellt haben…? Ob das der „Kölsche Jung“ war? :-)
- da nur noch wenige Teilnehmer nach der „langen Tour“ am Techniktraining teilnahmen, hatte sich die kleine Gruppe ein Kölsch redlich verdient. Na dann mal: „Prost“!
- Inhalt dieser Übung: In welcher Position biete ich den geringsten Luftwiderstand?
- Insidertipps von Marcel über die ideale Fahrposition sowie die entsprechenden Trikots (z.B. möglichst eng anliegend)
- hier der kurzfristig, witterungsbedingt von Marcel einberufene Workshop
- dabei gab es weitere wertvolle Tipps vom Schlauchwechsel über Sitzposition bis zum Einstellen der Schaltung
Fazit der Rennradtage im Westerland – das sagt Georg
Georg, du hast ein Wochenende im Hotel Zugbrücke verbracht. Wie hat es dir unterm Strich gefallen?
Sehr gut.
Was gefiel besonders gut?
Schwierig einen bestimmten Punkt herauszupicken. Ich vergleiche das jetzt mal mit einer Fußballmannschaft, die eine super Leistung gebracht hat. Da fällt es auch schwer, einen einzelnen Spieler zu benennen. Ok ich versuch es trotzdem mal möglichst kurz:
Hotel Zugbrücke
- wunderschön gelegen
- sehr freundliches und aufmerksames Personal
- Zimmer waren komplett neu renoviert und gut ausgestattet
- Essen ausgewogen, reichlich und sehr gut
Rennradtour / Guides
Rennradtour: Einzelheiten zur Tour siehe unten
Guides: Tobi (Tobias Cramer) hat auf den Spuren der Rheinland Pfalz Rundfahrt eine super schöne Tour zusammen gestellt.
Was mir ganz besonders bei den Touren auffiel: Trotz sehr unterschiedlichem Leitungsvermögen der Teilnehmer haben es Marcel und Tobi hervorragend geschafft, dass jeder auf seine Kosten kam und auch wirklich jeder der Teilnehmer rundum zufrieden war. Marcel gab immer wieder während des Fahrens Tipps, wenn er sah, dass es was am Fahrstil zu verbessern gab. Ist diesbezüglich aber alles ok, stimmt er eben mal kurz ein „Kölsche Liedchen“ an :-)
Nach der „langen“ Tour am Samstag hat Marcel dann noch zu Fahrtechnikübungen aufgerufen. Diese Übungen wurde auf Marcels anraten in Turnschuhen gemacht, um zu verhindern, dass wir nicht schnell genug aus den „Klicks“ kommen und sich jemand verletzt. Dies stellte sich spätestens bei der Übung, dem Vordermann ans Hinterrad zu fahren, als sehr sinnvoll heraus.
Die Sonntagstour wurde nach gemeinschaftlichem Beschluss aufgrund des Wetters abgesagt. Marcel musste am gleichen Tag noch nach Italien weiterreisen. Er hätte jetzt sagen können, ok, ihr wollt nicht fahren dann war`s das und Tschüss. Nicht so Marcel: Kurze WhattsApp an alle: 9:45 Uhr Workshop im Konferenzraum.
Im Workshop und auch bei den Fahrtechnikübungen habe ich mit meinen 61 Jahren noch verdammt viel gelernt. Also auch diese Punkte Guide und Rennradtour mehr als positiv.
Wo gibt’s noch Luft nach oben? Gibt’s da was?
Vor Ort gab es für uns keinen Punkt, bei dem wir (meine Frau und ich) sagen könnten „Da ist noch Luft nach oben“. Klar, besser geht immer, aber wir waren voll und ganz zufrieden.
Lediglich für den Punkt (Online-)Kommunikation, gibt es meinerseits einen Punkt Abzug. Ich hatte ja bereits letztes Jahr Interesse, an den „Westerwälder-Rennradtagen 2016“ im August teilzunehmen und hatte daher eine Anfrage über die Homepage des Hotels gestellt, auf welche ich leider nie eine Antwort erhalten habe. Aufgrund dessen hatte ich damals von einer Teilnahme abgesehen.
Für Rennradfahrer ist das Thema Ernährung sehr wichtig. Wie empfandest du das Essen im Hotel Zugbrücke? War es an die Rennradfahrer angepasst?
Beim Essen gibt es eine sehr reichhaltige Auswahl, da sollte für jeden was dabei sein. Da sehr viele Sportler auch aus anderen Sportarten (Tischtennis, etc.) vor Ort sind, fehlt es an nichts. Für die Rennradgruppe gab es vor der Ausfahrt noch Pasta und auf dem Tisch standen Riegel zum Mitnehmen bereit.
Verfügt das Hotel über einen Rennradkeller? Mechaniker?
Anscheinend verfügt das Hotel über keinen Radkeller. So dass wir unsere Räder in einem Konferenzraum mit einem schönen Teppichboden abstellten. Dieser Raum muss jedoch vermutlich nach jedem Radseminar renoviert werden, da dieser von einigen Teilnehmern wie ein Radkeller genutzt wurde – sprich Rennräder wurden mit den Reifen gegen die Wand gestellt und sogar die Ketten wurden geölt. Dass es keinen Mechaniker vor Ort gab, war kein Problem, denn solange Marcel Teil der Veranstaltung ist, bedarf es keines Mechanikers.
Wie würdest du den Westerwald als Rennradrevier beschreiben?
Bei der kurzen „Kennenlerntour“, die nach Bendorf und dann durch das Sayntal führte, habe ich mir die „Beschaulichkeit“ der Eifel herbeigewünscht. Denn auf einem Großteil der Strecke herrschte viel Verkehr. Dies lag aber sicher auch daran, dass die Tour an einem Freitag zum Feierabendverkehr lief. Da gäbe es vielleicht Verbesserungsbedarf, dies wäre dann aber tatsächlich meckern auf hohem Niveau.
Die Samstagstour war auf einem Teilstück der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt aus dem Jahr 2004 aufgebaut. Diese Tour war von Guide Tobi super vorbereitet, landschaftlich sehr schön und führte über verkehrsarme Straßen.
Du bist mit deiner Frau angereist. Was wurde ihr geboten, während ihr auf dem Rennrad gewesen seid?
Meine Frau hat an einer Kräuterwanderung teilgenommen. Diese wurde laut ihrer Aussage fachkundig und sehr gut verständlich durchgeführt. Die Wanderung dauerte ca. 2 Stunden. Zurück im Hotel wurde in einem Workshop ein Kräutersenf hergestellt.
(c) Fotos im Artikel: Georg Hilger | Hotel Zugbrücke Grenzau | Anna Schneider