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Wie kommt man auf die Idee einen veganen Sportnahrungs-Shop zu gründen? Die Antwort liefert uns Julian Respondek

by Daniel

In der Kolumne „Lass es raus“ möchte ich Euch zu Wort kommen lassen. Jeder, der ein interessantes Thema hat und dieses gerne tausenden von Lesern mitteilen möchte, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen (Alle Infos hier). Und Julian Respondek stellt uns heute mal ein sehr interessantes Thema vor: Julian, immerhin 3-facher Ötztaler Finisher, hat einen Online-Shop gegründet für vegane Sportnahrung und ökologisches Sportequipment.

Verduro.de - vegane SportnahrungDas Thema wirft beim einen oder anderen sicherlich Fragen auf. Wozu braucht man denn einen veganen Sportnahrungs-Shop? Ausdauersport und vegan – verträgt sich das? Und überhaupt: Wozu sollte ich mich vegan beim Sport ernähren? Herkömmliche Riegel von Powerbar und Co. tun es doch schließlich auch.

Also Julian, bitte übernehmen…

— Von Julian Respondek —

Zucker muss sein

Das Timmelsjoch ist erreicht. Es liegen vier Alpenriesen hinter mir, zusammen genommen etwa 100km nur bergauf, das schlaucht. Ich bin froh oben zu sein, schließe die Windjacke und stürze mich glücklich in die Abfahrt. Glücklich nicht nur, weil es bald geschafft ist, sondern auch, weil unten in Sölden deftige Pasta auf den Gaumen wartet. Neben dem dauerhaften Treten war es nämlich auch die unablässige Aufnahme von süßer Powernahrung, die Magen, Darm und Kopf ans Limit gebracht hat.

Ich komme aus Berlin, wo es bekanntlich flach ist, Bergtraining also nicht stattfindet. Glücklicherweise hat Mutter Natur mich schlank und leicht gemacht, so dass ich die Anforderungen des Ötztaler Radmarathons auch ohne Bergtraining bereits dreimal passabel bewältigen konnte. Allerdings muss ich während solch eines Wettkampfes praktisch dauernd essen, um nicht bereits nach drei Stunden vom Rad zu kippen (die Kehrseite des schlank-und-leicht-Seins, die Reserven fehlen). Und so war es beim Ötzi jedes Mal das gleiche Spiel: Vom Start weg schüttete ich Riegel, Gels und Iso Drinks der etablierten Marken in die Maschine, bis der Rauch weiß wurde.

Wie man sich da am Ende des Tages nach was Einfachem sehnt.

verduro-julian-respondek

Es geht einfach

2014 hatte ich durch einen schönen Zufall einen coolen Einfall, der wie nicht nur ich finde, zu einer coolen Idee wuchs: Mir ist verduro.de eingefallen! verduro.de ist ein Onlineshop, in dem man vegane Sportnahrung und grünes, nachhaltiges Sportequipment findet. Aber warum das Ganze…?

Aus zwei Gründen:

Erstens sollte das Sportzubehör eines Outdoorathleten (was Straßenradfahrer und Mountainbiker ja sind) meines Erachtens umweltgerecht sein, denn ohne intakte Natur gibt es auch kein schönes Outdoorerlebnis.

Zweitens ist es der Blick auf die Zutatenlisten von Sportlernahrung, der eine wichtige Tatsache offenbart: Die gängigen Pulver, Riegel, Gels und Pillen sind ein schöner Cocktail aus wichtigen Mineralien, Vitaminen, Aminosäuren oder Kohlenhydraten, was alles grundsätzlich erst einmal kein schlechtes Zeug ist. Es gesellen sich aber oft noch Zusatz-, Hilfs- und Aromastoffe hinzu, um die Nahrung haltbar, geschmacklich besser und nicht zuletzt für den Hersteller billiger zu machen. Das ist dann schon eher schlechtes Zeug!

Dann ist da noch die Frage: Braucht unser Magen überhaupt diesen komplexen Mix in Momenten höchster Belastung? Mein Magen jedenfalls nicht. Besonders Gels verursachten bei Radrennen immer wieder Sodbrennen und der Recoveryshake nach der Belastung wollte einfach nicht aufhören zu klumpen. Hinzu kommt, dass man selten bis nie Informationen darüber findet, wo genau die Zutaten herkommen, ob sie gentechnisch verändert sind und wie sie angebaut werden. Bio-Qualität lassen ebenfalls die meisten vermissen, was die Kontamination mit Pestiziden u.ä. sehr wahrscheinlich macht.

Warum also stopfen wir das Zeug in unseren gepflegten, asketisch austrainierten Athletenkörper?

Weil wir keine Alternativen kennen.

Verduro.de - vegane Sportnahrung

Der tierliebe Öko

Bereits als Kind war ich ein Tier- und Umweltfreund, konnte keiner Fliege was zu Leide tun und sparte fleißig Wasser und Strom. Auch heute empfinde ich es als Verpflichtung, der „blauen Kugel“ nicht zu sehr auf der Tasche zu liegen und ihr so gut es geht, die Luft zum Atmen zu lassen. Gleichzeitig bin aber auch ich ein Kind der Zeit und kann und möchte auf den gewohnten Luxus nur bedingt verzichten. An diesem Punkt den bestmöglichen und schmerzärmsten Spagat zu schaffen, sollten wir, meiner Meinung nach, alle versuchen.

Vor gut 10 Jahren mündete die Liebe zu Tier und Umwelt in der Entscheidung Vegetarier zu werden, später baute ich das zum 90%-Veganer aus (hier und da gibt’s, oh Schande, mal Bio-Käse und Co.).

Die Pro und Contra Diskussion über fleischlose Ernährung möchte ich an dieser Stelle nicht führen, denn jede Entscheidung bezüglich Hühnchen oder Möhre ist gerechtfertigt und sollte akzeptiert werden.

Die Frage, ob man ohne Steak flink sein kann, ist allerdings hinlänglich geklärt. Die (Leistungs-) Sportszene ist voll von Vegetariern und zunehmend auch Veganern, die ihre Arbeit problemlos verrichten können. Mit einer Einschränkung: Da es, übrigens für alle Esser, während des Trainings und des Wettkampfs schwierig wird, beispielsweise einen Teller Linsen zu genießen, kommt der Radsportler um das Thema Nahrungsergänzung nur schwer herum. Diese gibt es aber, zum Glück aller, in jedem Sportgeschäft und in unzähligen Onlineshops – zur Sicherheit immer dieselbe Palette an bekannten Marken.

Verduro.de - vegane Sportnahrung

Leckere Riegel mit ohne alles

Wer etwas anderes oder etwas Neues sucht, steht allerdings vor einer großen Aufgabe, nämlich der zeitaufwendigen Anfrage bei Dr. Google.

So auch ich, der eines Tages mit der Frage beschäftigt war, ob es Eiweißpulver in vegan, neben Soja als Proteinquelle, auch aus anderen Pflanzen gibt. Und siehe da: Es existieren Eiweißpulver, welche aus Erbsen, Reis, Hanf und weiteren Pflanzen gewonnen werden. Bingo!

Und es gibt in der „Öko Nische“ noch mehr: Kettenöl aus pflanzlichen Ölen und biologisch abbaubar, Radflaschen, die nach einer Weile im Straßengraben (wo sie trotz allem nichts zu suchen haben!) verfaulen, Gels mit wenigen Inhaltsstoffen, Carbodrinks, nur mit dem Wichtigsten oder Vitaminpräparate aus natürlichen, nicht synthetisierten Quellen. Diese Produkte sind oft auch noch Bio und weitgehend frei von Zusatzstoffen, Gentechnik, Gluten, Laktose etc.

Einige Produkte, besonders einige der Riegelsorten, haben es längst aus dem Bio-Markt heraus geschafft und sind überall zu bekommen. Der ganze Kram ist also kein Latzhosenfutter, sondern vollwertige Sportnahrung. Denn die wichtigsten Kriterien, nämlich Geschmack, Konsistenz, Funktion und Preis, erfüllen alle Weniger-Ist-Mehr Produkte problemlos.

Das Kind ist da!

verduro-julian-respondek„Sowas will ich“, dachte ich mir „und vielleicht wollen andere das ja auch“. So kam es, dass ich mich mit ein paar Leuten zusammen setzte und mit verduro.de eine Plattform geschaffen wurde, auf der nach und nach all diese Dinge zu finden sein werden – grün, nachhaltig, ethisch korrekt und vegan.

Es ist noch ein weiter Weg, bis der Shop alles bereit hält, was der „grüne“ Markt hergibt. Vor allem bei der Hardware klaffen noch Löcher. Und manches wird auch wieder aus dem Sortiment fliegen, weil es unseren Ansprüchen an ökologischem Nutzen oder an Qualität nicht genügt. Denn wichtig ist, dass es trotz des Öko-Gedankens bei den Sportsachen und bei der Nahrungsergänzung keine Abstriche in Qualität und Handhabung geben darf. Es ist weiterhin richtiges Sport-Zeug, nur eben einfach besser für Mensch und Natur.

Wenn dann der nächste Ötzi dem Ende entgegen geht, werde ich mich wieder glücklich in die Abfahrt nach Sölden stürzen und mein Magen und ich werden uns auch diesmal auf die deftigen Nudeln im Ziel freuen. Allerdings wissen wir beide, dass wir auch vor diesem Teller Pasta schon alles richtig gemacht haben und die Ernährung dieses letzten August-Sonntags perfekt war. Und so schnell wie dieses Mal werde ich auch noch nie gewesen sein… ;-)

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