- warum gilt Girona als eins der besten Rennrad-Reviere?
- welche Touren & Anstiege sollte man unbedingt einmal gefahren sein?
- was sind die heißen Insider-Tipps inkl. Cycling Café ets.?
- welche sind die besten Monate, um in Girona Rennrad zu fahren?
Als Daniel mir neulich vorschlug, euch mal näher über den Bikespot Girona zu informieren, war ich genau so Feuer und Flamme wie im Jahr 2019, als mir mein guter Freund Thilo vorschlug, anstelle von Mallorca doch einmal Girona als Trainingsrevier zu erkunden.
Bis dato kannte ich die ca. 110.000 Einwohner zählende Stadt 100 km nordöstlich von Barcelona nur vom Hören-Sagen, wusste aber, dass in der Region viele Profis leben und trainieren.
Als enthusiastischer Fan des Profi-Radsports, Grund genug sich einmal in neues Terrain zu wagen und ich kann rückblickend nur sagen:
Die Woche im Nordosten Kataloniens gehörte zu den schönsten, die ich bislang in meinem (schon recht langen) Radsportleben genießen durfte!
Damals galt Girona noch als wahrer Geheimtipp für ambitionierte Freizeit-Radsportler, was sich aber inzwischen durch die zunehmende Bekanntheit, der Stadt, in der auch regelmäßig die Katalonien-Rundfahrt zu Gast ist, geändert haben dürfte.
Girona: Rennrad-Trainingsrevier von A-Z!
Von Jens Claussen
Erreichbarkeit von Deutschland
Im Jahr 2019 gestaltete sich für uns, ansässig in der Mitte von Deutschland, die Reise nach Girona noch zu einer kleinen „Weltreise“.
Ging es zuerst 2,5 Stunden mit dem Auto nach Frankfurt, von dort mit dem Flieger nach Barcelona und danach noch mit der Bahn nach Girona – rund acht Stunden waren wir unterwegs, Direktflüge aus unserer Region gab es damals nicht.
Aktuell gibt es Direktflüge, auch schon im Trainingslager-Monat März, von Frankfurt-Hahn, Nürnberg, Memmingen, Karsruhe/Baaden-Baaden
Flugzeit: ca. 2 Std. // größtenteils mit dem Billigflieger Ryanair
Stadt und Trainingsrevier
Schon direkt nach der Ankunft am Bahnhof fand ich Girona beeindruckend.
Und das in vielerlei Hinsicht: sehr chilliges, studentisch geprägtes Flair in der gesamten Stadt. Die Uni (seit 1991) ist noch recht jung und zählt aktuell rund 14.000 Studenten.
Zudem beheimatet Girona eine Menge an Historie, so dass man an Ruhetagen mit Sightseeing in diversen berühmten Klostern, Kathedralen, Basilicas und Museen voll auf seine Kosten kommen kann – so hat es beispielweise Salvador Dalí in dieser Region zu Weltruhm gebracht.
Vorweg: Trainingstechnisch bietet Girona und Umgebung nichts für Radsportler, die im Winter nahe null Kilometer gefahren sind und sich zunächst eine Grundlage aufbauen möchten, dafür ist das Umland zu hügelig/bergig.
Ansonsten hat diese katalanische Provinz mit ihren einzigartigen Berg- und Meereslandschaften alles, was das Radlerherz höher springen lässt.
Bei unserem Aufenthalt sind wir größtenteils Strava-Touren des, Ende letzten Jahres in den wohlverdienten Ruhestand übergetretenen Visma Lease a Bike Profis Robert Gesink gefahren, der einige Jahre mit seiner Familie in Girona gelebt hat.
Übrigens in dem Domizil mitten in der Innenstadt, in dem Lance Armstrong zu seiner erfolgreichsten und gleichwohl dunkelsten Zeit logierte.
Aber dazu später noch mehr….. .
Weiter unten findet ihr unsere Touren-Vorschläge…
Gesinks Routen geben einen fantastischen Überblick über die Möglichkeiten, die die Region rund um Girona bereithält.
In ihrer Vielfalt kaum zu übertreffen und vor allem auf fast autoleeren Straßen, auf denen in regelmäßigen Anständen große gelbe Schilder anzutreffen sind, auf denen steht: „2 Meter Abstand zu Radfahrern“.
Und der Katalane hält sich an diese Vorgabe!
Ich habe mich noch nirgends so sicher auf Südeuropas Straßen gefühlt, wie in der Gegend rund um Girona.
Hier mal Tipps zu den tollsten Anstiegen, die ihr bei einem Trainingslager unbedingt unter die Räder nehmen solltet:
5 Anstiege rund um Girona
#1 ROCACORBA
Der Berg, an dem die Profis ihre Leistungstests fahren und an dem Lance Armstrong vor seinen Tour-Siegen immer mit dem ominösen Dr. Ferrari den letzten „Feinschliff“ steuerte.
Mit dem Anstieg in der Nähe von Banyoles (siehe Strava Segment), 20 Kilometer von Girona entfernt, geht es über 13 Kilometer mit einem zu überwindenden Höhenunterschied von 798 Meter hinauf auf knapp 1000 Meter.
Nachdem zunächst die ersten drei Kilometer eines Anstieges kaum würdig sind, wird es im weiteren Verlauf steiler – gesamt beträgt die Durchschnittssteigung immerhin 6,5%!
#2 TURÓ DE L’HOME
Ein Berg, der es in sich hat!
Der 25,6 Kilometer lange Aufstieg beginnt in Arbuciés (50 Kilometer Anfahrt von Girona) und überwindet mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,9% 1.495 Höhenmeter.
Teils müssen Rampen von 15% erklommen werden, das härteste Stück kommt gegen Ende mit 6 Kilometern Länge und 7% im Schnitt.
Dieser Berg eignet sich früh im Jahr hervorragend als erster kleiner Test für Ötzi-Teilnehmer.
Einziger Wehrmutstropfen: der Straßenbelag ist nicht immer der Beste – dafür wird man oben mit einem gigantischen Panorama entlohnt!
#3 MARE DE DEÚ DEL MONT
Und noch so ein Brett!!
18 Kilometer mit 957 Höhenmetern, klingt zunächst machbar.
Der Anstieg ist in zwei Abschnitte unterteilbar, wobei der erste wenig furchteinflößend ist: Bis Kilometer acht geht es nämlich zuerst recht gemütlich mit 3,5% im Schnitt los.
Doch dann wird es immer knackiger. Von Km 8 bis Km 14, 8% Steigung und dann nochmal ab KM 16 bis zum Ende mit 8,9-9,6%.
#4 SAN PERE DE RODÉS
Wenn auch „nur“ 8,8 Kilometer lang, haben es dafür die ersten sechs davon mit einer Durchschnittsteigung von 7% in sich.
Auf dem Gipfel wartet dann eine architektonische Delikatesse, das Kloster Alt Empordà.
#5 VALLTER 2000
Wer von euch schon mit einer Bomben-Form in Girona anreist, kann es sich dann nochmal so richtig im Skigebiet VALLTER 2000 geben.
Der Anstieg von Camprodon weist eine Länge von 22,6 Kilometern mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,4% auf.
Allerdings befindet man sich dann zuletzt auf 2155 Metern Höhe, das kann im März noch frisch werden.
Von Girona hin und zurück dürfte diese Tour dann locker über 200 Kilometer aufweisen.
Klima in Girona
Als klimatisch beste Zeit zum Radfahren werden die Monate März-Mai und Oktober und November bewertet. Wir waren Mitte März vor Ort und sind nahezu den ganzen Tag mit Armlingen und Beinlingen gefahren, da es noch recht kühl war.
Radsportkultur und Cafés in Girona
In Girona sind eine Vielzahl einzigartiger Radsport-Cafes und Radsportläden zu finden, die nicht selten von ehemaligen Rad-Pros oder Pro-Triathleten betrieben werden, die sich in dieser schönen Umgebung niedergelassen haben.
Hier mal ein kleines Potpourri angesagter Rad-Locations:
LA FÁBRICA GIRONA
La Fabrica Girona wird vom ehemaligen Radprofi Christian Meier und dessen Frau Amber betrieben. „La Fabrica“ wird auch als eigenes Cafe-Label vertrieben
ESPRESSO MAFIA GIRONA
Inhaber der Espresso Mafia ist ebenfalls das Ehepaar Meier.
WEB: www.espressomafiagirona.com
LA COMUNA
La Comuna (Cafe & Residence) gehört dem Triathletenpaar Jan Frodeno und Emma Snowsill, die aber inzwischen nicht mehr fest in Girona leben, sondern nach Andorra weitergezogen sind.
WEB: www.lacomuna.co
FEDERAL CAFÉ
Das Federal Café wurde vom ehemaligen Movistar-Profi Rory Sutherland und seinem Partner Charles Harris-Inman entworfen
WEB: www.federalcafe.es
Hotels in Girona
- HOTEL COSTABELLA
- HOTEL CIUTAT DE GIRONA
- HOTEL CARLEMANY GIRONA
Profis & Co.
Rund 300 Personen aus dem Profi-Radsport sollen aktuell ihr Domizil in Girona aufgeschlagen haben – Fahrer und Fahrerinnen, Sportdirektoren, Manager und weitere Personen auf dem Staff.
Prominente Namen sind die Straßen-Olympiasiegerin von Paris, Kristen Faulkner und die letztjährige Tour de France Femmes Siegerin Kasia Niewiadoma.
Zudem haben sich viele Ex-Profis wie David Millar, Ryder Hesjedal, Dan Martin oder Giorgia Bronzini dort niedergelassen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf den Straßen eine (Ex-) Pro trifft, ist also relativ hoch.
Und was sonst noch in Girona?
Girona wird nicht nur durch seine einzigartige Kombination aus katalanischen Pyrenäen, der nahen Costa Brava, Radatmosphäre, Profitum und zertifizierten Radsporthotels ausgemacht…
…sondern auch durch ein anderes Groß-Event im Radsport, das sich im Laufe der vergangenen Jahre einen Namen in der Gravel-Szene gemacht hat:
THE TRAKA
Girona hat sich nämlich in der Vergangenheit auch zu einem absoluten Gravel-Paradies gemausert, in dem sich sowohl Profis als auch Age-Grouper jährlich Ende April/Anfang Mai in der wunderschönen Natur auf unterschiedlichen Strecken (100/200 und 360 Kilometer) mit ihresgleichen auf dem Schotter messen können.
Wer diesem sicherlich außergewöhnlichem Ereignis mal LIVE beiwohnen möchte, kann sich unter:
…informieren und anmelden!
Euer Jens
Fotos: privat, Titelfoto KI generiert
