- Erfahrungsbericht vom Stoneman Miriquidi Road
- 303 km, 5800 hm
- Start um 5:15h morgens in Olbernhau
- Kettenschloss geplatzt nach 2 km :-)
Was für ein Brett!!!
Lars und sein Kumpel Ben wollten es in ihrer Vorbereitung auf den in 7 Wochen stattfindenden Ötzi nochmal wissen und haben es sich beim STONEMAN Miriquidi auf 303 Kilometern und 5800 Höhenmetern so richtig „besorgt“.
(Anm: vom Veranstalter ist die Strecke mit 290 km und 4.900 HM angegeben)
Mit diesen Daten ist die Veranstaltung im Erzgebirge nochmal deutlich länger als der Ötztaler und hat auch mit den zu absolvierenden Höhenmetern gegenüber dem Jahreshöhepunkt in den Tiroler Alpen die Nase deutlich vorne.
Seit 35 Jahren geht die Fahrt, die NICHT im Rennformat ausgetragen wird, durch zwei Länder und lässt die Teilnehmer an 13 steilen Rampen so richtig tief gehen.
Lars und Ben haben das Abenteuer mit Bravour bewältigt und Lars erzählt uns LIVE, quasi noch brühwarm von ihren Erlebnissen auf diesem Höllenritt!
Also, zurücklehnen und genießen!
Stoneman Miriquidi (Road) Erfahrungsbericht
Von Lars
„Ganz unbekannt war mir der STONEMAN nicht, ich war vor einigen Jahren schon mal die „Mountainbike Variante“ gefahren.
Als mein Freund Ben dann irgendwann sagte: „Das müssten wir auch mal mit dem Rennrad machen, aber wenn, dann nicht an drei, sondern einem Tag“, war ich sofort angefixt!
Bei der Road Variante des STONEMAN Miriquidi nimmt man buchstäblich jeden befahrbaren Hügel des Erzgebirges unter die Reifen. Irgendwie wollen die 290 km und 4900 hm ja auch zusammenkommen.
Der Stoneman (Road) ist kein Rennen – du kannst dir alles frei auswählen
Da das „Rennen“ keinen fixen Termin hat, kann man sowohl den Tag X als auch den Starpunkt frei wählen.
Wir entschieden uns am Freitag, wenn auch nach einer betriebsamen Arbeitswoche, anzureisen, um uns am Folgetag in dieses große Abenteuer zu stürzen.
Jedoch kurz noch ein Step zurück, bevor es weitergeht…….
Ich hatte im März beschlossen, mich hier bei SpeedVille coachen zu lassen, als ich die Zusage für einen Startplatz beim Ötztaler erhalten hatte.
Coaching nach Startplatz-Zusage für den Ötztaler
Wenn schon die Chance zum Ötztaler, dann richtig – dachte ich mir!
Mein Coach Jens hat mir zu Anfang sehr viele Intervalleinheiten und Fatmax Trainings rezeptiert. Das sollte sich auf dieser Tour noch richtig auszahlen, denn 13 Anstiege sind ja schließlich auch irgendwie Intervalle.
In die Saisonplanung haben Jens und ich auch bewusst Vorbereitungswettkämpfe miteinbezogen. Nur irgendwie sollte es einfach nicht sein, dass da auch ein passender Wettkampf zu meinem Terminkalender passte.
Also musste mit dem STONEMAN nochmal ne „richtige Kante“ her, um beruhigt in Sölden am Start stehen zu können.
Aufstehen um 3:50 Uhr
Aufstehen am Samstag um 3:50 Uhr, um auch ja beim ersten Sonnenlicht abfahrbereit zu sein – und da schon mit dem Gedanken im Nacken: Wir wollen das Ding ja an einem Tag packen!!
5:15 Uhr Abfahrt in Olbernhau. Direkt 15 Minuten später als geplant. So ist das halt, wenn zwei Divas lange im Bad brauchen und entspannt frühstücken.
Start um 5:15 Uhr in Olbernhau
Kein Problem, denke ich mir. Starten wir halt gleich richtig durch. Coach Jens hat mir im Vorfeld eine Pacing-Strategie an die Hand gegeben und ich bringe die 220 Watt auch direkt auf die Kurbeln.
Der Tag ist kurz für eine so lange Tour und die Sonne wird um 22:15Uhr untergehen. Da will ich auf jeden Fall wieder in der Wohnung sein. Es ist ruhig auf den Straßen um diese Uhrzeit.
Doch wundere ich mich etwas, dass Ben heute auch so ruhig ist. Sollte er wirklich Respekt vor dieser Monstertour haben? Hat er doch fast 1000 Jahreskilometer mehr in den Beinen und ein „Bergfloh“ ist er im Gegensatz zu mir auch noch.
Wo ist Ben? Nach 2 km ist die Gruppe bereits getrennt
Als ich mich umdrehe, ist er weg.
Prima, das hat ja bestens funktioniert! Zwei Kilometer gefahren und die Gruppe ist getrennt!
Auch geduldiges Warten lässt ihn nicht wieder auftauchen. Also entscheide ich mich wieder umzudrehen und zurück zur Unterkunft zu fahren, wo ich ihn tatsächlich antreffe.
„Kettenschloss ist geplatzt!“
„Mein Kettenschloss ist geplatzt, direkt beim ersten Antritt und du hast nicht gehört, dass ich dich gerufen habe“, flucht er.
Nur kurz am Rande notiert: Wir fahren jetzt schon die ganze Saison heiß gewachste Ketten (siehe Anleitung von SpeedVille) und haben sorgsam am Vorabend nochmal eine frisch gewachste Kette aufgezogen.
Also erstmal alles richtig gemacht.
Aber auch nur erstmal, denn irgendwie ist sein Kettenschloss dabei offensichtlich nicht richtig eingerastet. Zum Glück ist Ben dieser faux pas noch in der Nähe der Wohnung passiert. Also, schnell ein neues Schloss montiert und mit 30 Minuten Verzögerung endlich los.
Wird halt nicht so oft Pause gemacht. Und es läuft flüssig!
Die Auffahrt über Seiffen zum Schwartenberg liegt noch etwas im Schatten und es ist noch recht frisch, aber es zeichnet sich ein grandioser Sommertag am Himmel ab.
Die Landschaft ist ein Traum. Kleinere Wege mit wenig Verkehr auf Nebenstrecken durch Wälder – eine sagenhafte Kulisse! Die ersten Anstiege lassen sich sehr gut treten und sind eher mit moderaten 5-7% bestückt.
Stempeln beim Miriquidi Stoneman
Es motiviert unheimlich, dass auf jedem Hügel eine Stempelstelle angebracht ist, an der ich meine Teilnehmerkarte lochen muss. Nur so kann ich spätestens am Sonntag meine Trophäe in Empfang nehmen.
Fünfergruppe
Auch ohne offizielles Starterfeld hat sich dann mittags eine Fünfergruppe gebildet. Drei Jungs aus Dresden sind zu uns aufgefahren.
Kurzer Scan, optisch sehen sie fit aus; und wir verstehen uns auf Anhieb auch noch richtig gut. Warum also nicht ein Stückchen zusammenfahren und sich im Wind abwechseln?
Das funktioniert auf Flachstücken auch ganz gut und bringt uns kräftesparend durch die mittlerweile sehr aufgeheizten Täler im tschechischen Teil der Tour.
Pacing mit 300w zu hoch
An den Anstiegen bemerke ich allerdings relativ schnell, dass die 300 Watt Marke sehr oft überrissen wird und ich 100 Watt mehr trete, als es für mich dauerhaft angepeilt war. Das geht nicht lange gut, denke ich.
Was also tun?
Kurzerhand übernehme ich die Führung und kann die Gruppe auf 220 Watt drosseln. „Puh“, sagt Mitfahrer Sebastian auf einmal, „das hätten wir so auch nicht mehr lange durchgehalten! Ich habe erst 1800 Jahreskilometer auf der Uhr.“ Ich habe, Stand jetzt, immerhin das Dreifache in den Beinen.
Wir hätten uns also völlig verausgabt, um dann, wie es hätte kommen müssen, im nächsten Ort die Gruppe wieder zu verlieren. Männer eben ….. .
Ernährung während des Stoneman Miriquidi
In den letzten Monaten habe ich festgestellt, dass ich meine Ernährung während der Belastung größtenteils mit Iso-Getränken und Gels abdecken kann.
Irgendwann brauche ich dann aber mal etwas „Richtiges“ im Magen und dieser Punkt kam diesmal irgendwie ganz plötzlich. Mitten in der tschechischen Provinz war aber so schnell nichts zu bekommen.
Also nochmal einen Riegel zur Überbrückung und die Zähne zusammenbeißen. Der nächste größere Ort mit Aussicht auf ein Wirtshaus ist noch mindestens 20 Kilometer entfernt. Ich fühle mich ausgelaugt.
Hoffentlich geht das gut???
Plötzlich rieche ich mitten im Wald den Duft von guter tschechischer Küche. Ganz klar, jetzt hat mich der Hungerast richtig im Griff, oder ist das da links wirklich ein Wirtshaus im Wald?
Manchmal muss man Glück haben.
Eine Waldschenke – Ich entscheide mich für Reis und etwas Fleisch, Ben nimmt das Schnitzel. Alles super lecker. Zwei Cola dazu und wir sind wieder „aufgeladen“.
15 Uhr und noch 130 km To Go!
Es ist ca. 15 Uhr und gerade einmal knapp die Hälfte liegt hinter uns. 160 km in den Beinen und noch 130 plus X to go. Lass mich kurz rechnen, sage ich: „20er Schnitt plus ein bisschen Pause… könnte halb elf werden.“ Noch alles im grünen Bereich …. .
Der wirklich große Anstieg steht dann am frühen Abend an. Die Auffahrt zum Klinovec mit 1000 hm am Stück. Für 18 Uhr ist schlechtes Wetter angesagt. Wie war das noch mit dem herrlichen Sonnentag.
Klinovec Anstieg (1.000 hm am Stück)
Die Auffahrt läuft ganz gut. Natürlich sind die Beine schwer von der ganzen Plackerei, aber es könnte tatsächlich deutlich schlechter laufen. Die Steigung ist schön harmonisch und ich finde meinen Tritt.
Nach ca. einer Stunde wird es aber dunkel am Himmel und es fühlt sich unheimlich schwül an. Komisch, Regen war erst ab 18 Uhr angesagt und wir brauchen noch 30 Minuten bis zum Gipfel. Der Gedanke war noch nicht beendet, da platzt auch schon ein Regenguss von oben herab.
STOP! Weiterfahrt unmöglich, viel zu gefährlich bei den glitschigen Straßen!
Wir flüchten erst in eine Bushaltestelle und später in einen Kiosk, dessen Besitzerin uns mit Kaffee auf Betriebstemperatur hält.
Wir brauchen einen neuen Plan!
Noch 100 Kilometer von der Wohnung entfernt, keine Wechselkleidung und Zahnbürste dabei.
Was nun? Hier irgendwo übernachten und morgen weiterfahren? Aufgeben und mit dem Taxi zurück?
Dann, irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit, lässt der Regen nach. „Los, wir starten jetzt durch“, motiviere ich Ben, aber auch irgendwie mich selbst.
Nach meiner Rechnung müssten wir es bis 23:30 Uhr in die Wohnung schaffen. Meine Beleuchtung, die ich erst nicht mitnehmen wollte, hält ca. 90 Minuten bei voller Leistung.
Bei Ben sieht es ähnlich aus. Auf geht’s also.
Nur noch 2 Berge und 3 Stempel
Wir schaffen den Klinovec und auch den anschließenden Fichtelberg noch ohne Wasser von oben, aber bereits im Tal fängt es wieder an zu regnen. Zum Glück nicht so schlimm wie vorhin, aber nass ist nass.
„Nur noch“ zwei Berge und drei Stempel. Wir fühlen, dass wir es schaffen können und das pusht uns nochmal ungemein.
Die sechs Matcha Gel mit Koffein, die ich mir in den letzten drei Stunden gedrückt habe, lassen mich alle Wattvorgaben vergessen. Nur noch nach Hause und das so schnell wie möglich.
Ich bin komplett drüber weg…
Ich fühle nichts mehr. Das ist total komisch. Keine Erschöpfung, keinen Schmerz. Ich bin komplett drüber weg. Die letzten 70 Minuten fahren wir in totaler Dunkelheit bei strömendem Regen.
Die Lampen haben wir mittlerweile auf reduzierte Ausleuchtung umgestellt, weil der Akku nicht mehr lange halten wird. Das Mondlicht spendet zusätzlich Ausleuchtung für die Straße. Eigentlich ein wahres Himmelfahrtskommando.
Jetzt darf nichts mehr passieren! Kein Defekt und auch kein Sturz!
Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi. Das ersehnte Ortsschild will irgendwie nicht auftauchen. 295, 296, 297 km und immer noch nicht da. Wann ist dieser Wahnsinn zu Ende?
Irgendwann tauchen die ersten Lichter am Horizont auf und dann ist diese Monstertour gefinished!!!
Fazit
Unsere Daten: 303 km / 5815 hm (Ben’s Computer hat weniger Höhenmeter aufgezeichnet – ausreichend war es allemal …..) / 13:52:30 Zeit in Bewegung, bei einem Schnitt von 21,9 km/h.
Das strukturierte Training, das ich nun seit vier Monaten regelmäßig absolviere, hat mir auf dieser langen Distanz nicht nur dabei geholfen fit über die Berge zu kommen – es hat mich auch so klar im Kopf bleiben lassen, um richtige Entscheidungen in kritischen Situationen zu treffen.
Einfach, weil noch genügend Körner vorhanden waren.
Jens hat mir heute bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg für den Ötztaler 2024 bin.
Also, noch sieben Wochen Zeit um besser zu werden.
Auf geht’s!
Euer Lars!
- mehr Infos zum Event: road.stoneman-miriquidi.com
- weiterer Erfahrungsbericht zum STONEMAN MIRIQUIDI ROAD aus 2018
Ganz ehrlich?
Ein besseres Preis/Leistungsverhältnis wirst du kaum finden, wenn du schneller Resultate auf dem Bike erzielen möchtest…
Unsere App: „Coach (Philipp) in deiner Hosentasche!“
Apple Appstore | Google Playstore
Wer statt App lieber mit unseren Coaches trainieren möchte, kann das natürlich auch gerne tun – hier geht es los ab 129€ p.m. (zur Leistungsübersicht!)
Fotos: privat