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Rider to Watch: Pablo Torres (18): Alle Infos zum neuen Supertalent!

by Daniel

Nach der sehr schwachen TDF Performance vom BORA Team hatten wir ja mal den Blick auf die heißen neuen Talente am Radsporthorizont gewagt (siehe hier)..

Gibt es da Fahrer, die man als ein Ralph Denk auf dem Zettel haben sollte, wenn man mittelfristig das Gelbe Trikot gewinnen will?

Denn mit Primoz Roglic scheint dieses Vorhaben (leider) eher unwahrscheinlich zu sein.

Pablo Torres (UAE Team Emirates Gen Z) – Colle de Finestre

In den letzten Wochen machte die Performance von Pablo Torres (18) die Runde in den Sozialen Netzwerken – als er bei der Tour de l’Avenir mit einem Wahnsinnsritt am Colle de Finestre für Aufsehen sorgte!

  • Wer ist dieser Pablo Torres?
  • Was bringt er alles mit?
  • Kann er eine künftige GC Hoffnung sein?

Darüber spreche ich heute mit unserem Coach Philipp!

Abfahrt!!!

Pablo Torres
Credit: UAE Team Emirates

Zoom In: Pablo Torres

Pablo Torres (UAE Team Emirates Gen Z)  sorgte bei der Tour de l’Avenir mit einem spektakulären Ritt am Colle delle Finestre für Aufsehen in der Radsportwelt. Welche Zeit/VAM benötigte er hier für den Anstieg?

Das war tatsächlich eine herausragende Leistung von dem 18-jährigen Fahrer. Er brauchte für die letzten 17km des Anstiegs 58:27 Minuten.

Das entspricht bei 9.5% Steigung für den gesamten Weg einem VAM* von 1660m/h. Der Wert ist bereits beeindruckend und dazu kommt, dass die letzten 7.9km des Anstiegs auf den Colle delle Finestre nicht asphaltiert sind.

Dort liegt Schotter, was den Rollwiderstand deutlich erhöht und damit die Klettergeschwindigkeit reduziert. 

6,05 – 6,15 W/kg für knapp 60 min.

Für die knapp 60 Minuten können wir damit von einer Leistung zwischen 6.05 und 6.15 Watt pro Kilogramm ausgehen.

Der junge Spanier hat derzeit kein offizielles Gewicht angegeben, wir können aber davon ausgehen, dass er ca. 55 Kilogramm wiegt. Damit hätte er ungefähr 330-339 Watt geleistet. 


Kann man die Performance mit anderen Rundfahrten/Rennen/Profis vergleichen?

Das ist durch die VAM-Berechnung möglich. Zum Vergleich können unterschiedliche Größen herangezogen werden. 

Zuerst der Vergleich mit Torres’ größtem Rivalen um den Gesamtsieg bei der Tour de L’Avenir 2024, Joseph Blackmore (GB), der am FInestre als Zweitplatzierter 3:43 Minuten auf Torres verlor und den Gesamtsieg um 12 Sekunden retten konnte.

Da er seine Daten vom Powermeter bei Strava teilt, bekommen wir einen detaillierten Einblick in die Leistung, welche auch als Validierung für die Torres’ Schätzung dienen kann. 

Guter Vergleich durch Joseph Blackmore

Er leistete hier für über 62 Minuten 363 Watt. Das sind immer noch bärenstarke 1563 Höhenmeter pro Stunde und bei einem ungefähren Gewicht von 67 Kilogramm ein Leistungsgewicht von über 5.4 Watt pro Kilogramm. Wie wir gleich noch sehen werden, ist auch diese Zeit am Finestre historisch gesehen noch sehr beeindruckend. 

Interessant sind natürlich auch andere Leistungen am Fineste aus der Vergangenheit. 

Chris Froome brauchte bei seiner legendären Attacke im Jahr 2018 fast 3 Minuten mehr für die 17km, 1:01:15!  Der bisherige Rekord von José Rujano stammt aus 2011, als der Kletterer aus Venezuela der Giro Elite davonfahren konnte, aber dennoch 90s langsamer als Pablo Torres in diesem Jahr kletterte. 

Dann kann man die Performance ähnlichen Anstiegen aus anderen Rennen der letzten Monate und Jahre vergleichen. 

Herausragend für diese Saison sind dabei Tadej Pogacar’s Leistungen bei der Tour de France und dem Giro d’Italia: Vor allem bei den drei großen Bergankünften der Alpen (Isola 2000) und Pyrenäen am Pla d’Adet und in Plateau de Beille und am Monte Grappa in Italien. 

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1722 VAM bei Tadej Pogacar am Monte Grappa

Am Monte Grappa brauchte der Slowene für 18.1 Kilometer etwas über 51 Minuten bei und einen VAM von 1722m/h. Das entspricht ungefähr 6.15 bis 6.2 Watt pro Kilogramm an diesem Anstieg mit vergleichbarer Länge, aber ohne Schotterpassagen. Wichtig: Pogacar griff hier erst auf den letzten 5 Kilometern an und hätte vermutlich noch etwas schneller sein können, hätte er seine Attacke früher platziert. 

Die erwähnten Anstiege in Frankreich waren alle etwas kürzer, aber da sie von Beginn an voll gefahren wurden, geben sie ein noch besseres Bild über die maximale Leistungsfähigkeit des besten Bergfahrers im Peloton:

  • Isola 2000 (15.7km, 7.2%): 37:44 Minuten mit 24.9km/h und 1805m/h – 6.8 Watt pro Kilogramm
  • Pla d’Adet (10.6km, 8%): 27:50 Minuten mit 22.8km/h und 1820m/h- 6.8-6.85 Watt pro Kilogramm
  • Plateau de Beille (15.7km, 7.9%): 39:46 Minuten mit 23.7km/h und 1870m/h – 6.9-6.95 Watt pro Kilogramm

Hier sieht man die unwahrscheinlich konstante Leistung des Slowenen zwischen Woche 1 und Woche 3 der Tour de France und das noch etwas höhere Niveau.

Zum weiteren Vergleich: Torres hatte bereits der Bergankunft nach Les Karellis auf der 4. Etappe für sich entschieden: 

Les Karellis (11.2km, 8%): 31:25 Minuten mit 21.4km/h und 1705m/h – 6.51-6.56 Watt pro Kilogramm

Damit reiht sich Pablo Torres aber immer noch in die Topkletterer in der World Tour ein. 


Sind diese Werte für einen 18-Jährigen extrem ungewöhnlich? 

Die Leistung von Torres auf der letzten Etappe der Tour de L’Avenir und bereits zuvor auf der Etappe nach Les Karellis setzten neue Referenzwerte für den gesamten U23-Bereich und sind sogar Tadej Pogacar’s U23-Saison im Jahr 2018 mehr als ebenbürtig.

Der Slowene war damals außerdem schon mehr als 1 Jahr älter. 

Torres Leistungen zeigen, wie stark die neue Generation an Radsportlern sein wird, die sich schon in jungen Jahren auf den Sport fokussieren und im Teeniealter strukturiert und datenbasiert trainieren.

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Natürlich spielen auch Equipment und Ernährung eine große Rolle. So werden die jungen Nachwuchsfahrer bereits früh darauf trainiert, möglichst viele Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen zu können, was sicherlich zur Leistungsexplosion beiträgt. 


Konnte Pablo Torres bei weiteren Rennen in der jüngeren Vergangenheit für Furore sorgen? 

Der junge Spanier konnte in diesem Jahr  bereits im Februar beim Profirennen Tour de Ruanda für Furore sorgen, als er einige gute Etappenränge gegen waschechte Radprofis einfuhr.

Seitdem hat ihn das UAE Emirates Team noch bei anderen Profirennen in Italien und Spanien eingesetzt, wo Torres immer gut mitfahren konnte. 

Im U23-Bereich wurde er 2. beim Nachwuchsgiro, gewann die härteste Bergankunft beim Giro Valle d’Aosta – Mont Blanc und nun 2 Etappen bei der Tour de L’Avenir.

Es ist davon auszugehen, dass er für 2025 vollständig in den Profikader vom UAE Team aufgenommen wird. 


Wie bewertest du die weiteren Fähigkeiten von Torres – welche Art Fahrer kristallisiert sich hier raus? (GC vs. Kletterer vs Zeitfahrer etc.)

Auf den ersten Blick ist das Leichtgewicht ein reiner Kletterer, aber auch seine Resultate im Zeitfahren sind sehr solide.

Alle Fahrer werden heute von jung an auch auf der Zeitfahrmaschine trainiert und deshalb sollte er auch in dieser Disziplin einigermaßen gut dabei sein. Damit wird er eine echte Gefahr für die Gesamtwertung bei längeren Rundfahrten. 

Es bleibt abzuwarten, wie er sich an die härtere und intensivere Fahrweise des Pelotons auf flacheren Etappen gewöhnen kann!

Danke dir Philipp! Also Ralph D. – hol das Handy raus und ruf mal an : -)

Fotos: UAE Team Emirates

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