Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, einmal mit dem Rennrad über die berüchtigten Hellingen der Flandernrundfahrt zu fahren. Kurz vor der Flandernrundfahrt war es endlich soweit: Ich traf ich mich mit Ano und Marta in Oudenaarde, um bei „Bikes, Bier & Fritten“ einmal in diese Faszination Radsport in Flandern einzutauchen. Welche Hellingen dabei am fiesesten waren, das lest ihr hier…
Es gibt Dinger, die musst du einfach mal im Leben machen!
Wie zum Beispiel:
Mont Ventoux, L’Alpe d’Huez, einen echten Granfondo in Italien, den Ötzi sicherlich auch – und ganz, ganz sicher mit dem Bike mal durch Flandern.
Diese Region, von der man sagt, dass sie den Radsport einfach mehr liebt und lebt! Eine Region, in der Radsport keine Randnotiz in der Zeitung ist (so wie hier!), hier hat der Radsport mindestens den Stellenwert wie Fußball.
Faszination Hellingen in Flandern
Alljährlich war ich fasziniert von den Bildern im TV bei der Flandernrundfahrt, wie sich dort die Profis, aber auch die Jedermännern in Rahmen der entsprechenden Rahmenveranstaltungen, diese fiesen, steilen mit Kopfsteinpflastern gespickten Stiche hochquälen.
Hellinge heißen die hier.
Stechen tun die auch, und zwar in Beinen, Lunge und irgendwann auch in den Händen von all der Rüttelei auf dem Kopfsteinpflaster.
Mit Ano und Marta (checkt mal ihren Instagram Account!) entschloss ich mich recht spontan zu Beginn des Jahres für 1-2 Tage mal rüber nach Belgien zu fahren und den ein oder anderen mystischen Anstieg von der eigenen „Radsport-To-Do-Liste“ abzuhaken.
Da ich eh schon lange Zeit recht neugierig war, wie es sich mit einem Gravelbike fährt, wurde mir von Rose für dieses Unterfangen das Backroad zur Verfügung gestellt mit Ultegra Di2 und 38er Reifen.
Perfekt also, um die Kopfsteinpflaster einigermaßen entspannt hochzufahren.
Im Folgenden meine Eindrücke einer wirklich ganz anderen Region!
Quasi meine „Bravo-Foto-Lovestory“ aus Flandern: Bikes, Bier & Fritten!
1) Unsere Basis in Oudenaarde
Oudenaarde war für zwei Tage unsere Base. Ein kleines beschauliches Städtchen in Ostflandern, ca. 70 km westlich von Brüssel, das sich seit einigen Jahren über die Zielankunft des wahrscheinlich härtesten Eintagesrennens der Welt freuen darf.
Beschaulich für die meiste Zeit des Jahres, was sich laut Einheimischen ca. 1 Woche vor der Flandernrundfahrt extrem ändert:
Vor allem Radsport-Touristen aus UK verwandeln die Straßen um Oudenaarde in ein echtes Cycling-Mekka.
Wie man übrigens an den Bildern erkennen kann: Es war typisches belgisches Wetter:
Also ordentlich Wind (die Nordsee ist ca. 80 km entfernt), gepaart mit leichten Regenschauern und das Ganze bei ca. 12 Grad.
Noch ein Hinweis zu Oudenaarde:
Wenn ihr selbst mal mit dem Bike durch Flandern fahren möchtet, eignet sich Oudenaarde wirklich sehr gut als Basisstation, da die entscheidenden Anstiege (Hellingen) der Flandernrundfahrt in wenigen Kilometern zu erreichen sind, v.a. der Koppenberg, Paterberg und der Kwaremont – the Big Three!
Dies waren dann auch die drei Kollegen, die wir abgefahren sind! Am zweiten Tag folgte die Muur van Geraardsbergen.
2) Route gecheckt & Bikes rausgeholt
Der Wetterbericht kündigte für unseren Donnerstagnachmittag noch einigermaßen gutes Wetter an – spontan wie wir sind, wurde sich schnell auf eine Route (es stehen 3 oder 4 für uns Jedermänner ganzjährig zur Verfügung, die man entsprechend abfahren kann) geeinigt. Bikes rausgeholt und dann auch schon losgelegt.
Gut, so schnell wie es gerade klingt, war es natürlich nicht:
Wie ziehe ich mich bei dem Wetter an? Regenjacke oder Windweste? Handschuhe? Beinlinge oder gleich ne lange Hose? Überziehschuhe…
Scheiße, Pulsgurt vergessen. Und nochmal von vorne.
Ihr kennt das.
3) Raus aus Oudenaarde – am Wasser entlang
Der erste Anstieg des Tages war der Oude Kwaremont, 13 km von Oudenaarde entfernt.
Ich war überrascht von der doch sehr schönen Natur, erinnerte mich etwas an die Eifel oder das Bergische Land – viel Grün, noch mehr Kühe und hier und da mal ein scharfer Stich!
Klickt auf obiges Video, um ein paar Impressionen per Video zu sehen, leider hatte ich dann nicht mehr am Koppenberg gefilmt.. Ihr wisst ja wie das ist.
4) Kwaremont – der harmloseste der berüchtigten 3
Ich muss gestehen, voll und ganz detailliert erinnere ich mich nicht mehr an den Kwaremont, ich weiß nur rückblickend, dass ich während des Aufstiegs dachte:
„Mensch, der geht ja eigentlich! So schlimm is der nicht!“
Die Zahlen (Strava) geben mir einigermaßen Recht.
Mit 91 Höhenmetern getreckt auf einer Distanz von gut zwei Kilometern weist der Kwaremont überschaubare ø 4% auf. An den steilsten Teilstücken klettert die Nadel bis auf 11%.
Klingt für den frisch durchmassierten und gut regenerierten SpeedVille Leser mit nem Recovery Shake in der Hand nach keinem ganz allzugroßen Sauhund. Wenn du ihn aber nach gut 150 harten Rennkilometern ein paar Mal – in Kombination mit dem direkt im Anschluss folgenden Paterberg (scheiße steil!) – fahren musst, dann tut dat Ding richtig, richtig weh!
Den KOM hält Niki Terpstra mit 4:18 Minuten. Die benötigten Watt wurden auf Strava nicht angegeben.
Kleine Randnotiz: Hat jetzt wenig mit Radsport selbst zu tun, aber gleichnamiges Bier ist wirklich grandios – danke für den Tipp, Cycling Claude!