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St. Pölten Radmarathon 2015: Der heißeste im Osten!

by Daniel

Der Radmarathon in St. Pölten entwickelte sich zu einer wahren Hitzeschlacht. 158 km und etwas über 2.700 hm mussten bei 1a-Badeseewetter um die 34 Grad im Schatten bezwungen werden. Bereits beim Start um 8:00 Uhr morgens zeigte das Thermometer satte 20 Grad an. Tolle Voraussetzungen. Eigentlich. Wenn ich mal nicht zu faul gewesen wäre, die Lage der Labestationen vorab zu studieren. Dieser Lapsus wurde böse bestraft.

Radmarathon St-PoeltenFangen wir vorne an. Nach meiner Radmarathon-Premiere im letzten Jahr an gleicher Stelle, freute ich mich besonders auf die Austragung des St. Pölten Radmarathon 2015. Das erste Rennen, wo ich meine Performance mit der vom Vorjahr vergleichen konnte. Konnte ich durch die Mehr-Kilometer in den Beinen meine Zeit etwas unterbieten? Konnte ich durch die Streckenkenntnisse aus 2014 dieses Jahr etwas intelligenter fahren?

Tolles Wetter beim St. Pölten Radmarathon 2015

Die Vorfreude stieg von Tag zu Tag beim Blick auf die Wettervorhersage. Eine Woche vor dem Startschuss teilte mir die Wetter.com App noch mit, das leichter Regen zu erwarten sei – mit jedem Tag vorm Rennen wurde der Forecast aber besser: 30 Grad plus. Regenwahrscheinlichkeit 0%. Wie geil ist das denn?! Denn, nach meinem ersten Rennen dieses Jahr beim Achensee Radmarathon, hatte ich mal so richtig Bock auf ein Rennen bei Sonne pur.

Insgesamt stand das Wochenende aber unter einem tollen Sportstern. Am Samstag das CL Finale Barca gegen Juve und Sonntagmorgen dann der St. Pölten Radmarathon. Sportlerherz, was willst du mehr?

Ein-Mann-Pastaparty in St. Pölten

So ging’s dann am Samstagabend bei geilstem Sommerwetter in die St. Pöltner Innenstadt zur 1-Mann-Pastaparty. Das muss an der Stelle jetzt mal gesagt werden: Die Innenstadt von St. Pölten ist wirklich sehr schön und im Vergleich zu den anderen Austragungsorten der Radmarathons in den Alpen eine willkommene Abwechslung. Kultur und Kopfsteinpflaster statt Kaff und Kühe.

Der Tag des Rennens

Die Wetter App hielt ihr Versprechen: Bereits morgens um 6:30 war der Himmel komplett wolkenfrei und das Thermometer kratzte schon an den 20 Grad. Ich raste aus!

Egal aber, ob gutes oder schlechtes Wetter: Frühstücken bei einem Radmarathon – das ist irgendwie nicht so meins. Stress pur. Man ist nervös. Es ist saufrüh. Und Hunger hat man obendrein auch nicht. Aber das Zeug muss ja irgendwie zwischen die Backen. Da muss für die Zukunft noch eine bessere Lösung her.

St. Pölten Radmarathon 2015: Mein Rennverlauf

Mit reichlich Haferflocken im Bauch und 50er Sonnencreme im Gesicht ging es dann um 8:00 Uhr los. Gut 250 andere Radler waren am Start für die Langdistanz-Strecke und blieben eine gefühlte Ewigkeit aufgrund der Neutralisation zusammen.

Da ich einer bin, der beengende Räume nicht so mag wie z.B. U-Bahn, Aufzug oder auch ein Rennrad-Hauptfeld, habe ich tatsächlich die Sekunden gezählt bis der erste Anstieg kommt. Damit sich dieses krass kompakte Feld endlich auseinanderzieht. Wenn man weiß, dass man da nicht rauskommt, ist das echt ein Scheißgefühl. Denn: Wenn vorne einer eine zittrige Hand an der Bremse hat, wird hinten schnell geschrien. Irgendwie ganz amüsant zu beobachten, wenn man nicht grad mittendrin ist und mit über 40 km/h durch Niederösterreich kesselt.

Als es dann endlich in den ersten seriösen Anstieg zur Wetterlucke reinging, zerriss es zum Glück das Peloton. Das erstaunliche war aber, dass beim anschließenden zweiten großen Anstieg, zur Steinbachrotte, große Teile des Feldes wieder zusammen waren, inklusive der Spitze. Für mich ein klares Zeichen dafür, dass es vorne lauter Solisten gab, wo keiner alleine 130 km durch die Prärie fahren wollte. Letztes Jahr hatte das Team Beraldo das Feld noch komplett „zersägt“. Dieses Jahr waren es gefühlt eher alles Einzelkämpfer.

Kein Glück bei den „Transfergruppen“

Beim Achensee Marathon 2015 hatte ich noch das „Glück“ mich vorne, wie eine Zecke, festbeißen zu können. Gut, der Achensee Marathon war bis zum Anstieg in Telfs auch flach wie ein Brett und daher absolut passend für meine recht schwere Statur. Jetzt, beim St. Pölten Radmarathon, konnte ich in den Bergen mit den Top-Jungs natürlich nicht mithalten. Die absoluten Watt kann ich zwar treten, aber das Gewicht mit über 82 kg ist im Vergleich zu viel.

Bei den folgenden flachen Transferstücken zu den nächsten Anstiegen hatte ich das Pech in semi-ambitionierte Gruppen zu stecken. Keiner war gewillt großartig Führungsarbeit zu machen. Als Dankeschön wurden wir regelmäßig geschluckt von den „Wattschwächeren“ aus den vorigen Anstiegen, welche im Flachen disziplinierter agierten und uns dann wieder kassierten. Das Ganze wiederholte sich dann 2-3 mal.

Immer die Labestationen vorab checken – ganz wichtig!

Der größte Fehler in meinem bisherigen noch jungen Radmarathonleben war aber definitiv, dass ich vorab nicht vernünftig die Lage der Labestationen studiert hatte. So war ich felsenfest der Meinung, dass oben nach dem Anstieg zum Wastl am Wald noch eine Tränke käme, bevor es dann gute 50 km später die nächste gibt. Kam aber nicht. Schlau, wie ich war, hatte ich nämlich vor dem Anstieg zum Wastl meine zweite volle Flasche entleert, um ein paar unnötige Gramm einzusparen. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, große Sünden 52 km lang. Meine Fresse habe ich gelitten. Krämpfe in den Beinen und Waden machten sich schnell bemerkbar. Ob zu wenig Wasser, zu große Anstrengung oder einfach zu heiß – ich habe gelitten wie ein Hund. Nur gut, dass mir zumindest mein Hotelnachbar Rainer, den ich vom Fachsimpeln auf dem Parkplatz vorm Hotel noch kannte, mit einem Gnadenschluck Wasser aus seiner Flasche die Fahrt zur Tanke ersparte. Das hätte noch gefehlt.

Noch ein letztes Mal ausrasten vor dem Ziel

So ging’s dann die letzten knapp 20 Kilometer im Flachen mit ca. 15 Mann von Plambcheck zurück nach St. Pölten. Na, ich könnt Euch sicherlich vorstellen, was gleich passiert ;-) Logisch – der ideale Ort, um noch mal „auszuflippen“. So kam’s wie es kommen musste: Bereits idiotische sechs Kilometer vor dem Ziel entschloss ich mich aus unerklärlichen Gründen aus der Gruppe auszubrechen. Sechs Kilometer vor dem Ziel??? Viel zu früh in meinem körperlichen Zustand. Die Beine und Waden waren am Ende, die Lunge im dunkelroten Bereich – aber egal: Nur die Harten kommen in den Garten!

Eigentlich wollte ich maximal 2-3 Kilometer vor dem Ziel ausbrechen, aber im Adrenalinrausch werden sicherlich nicht immer die rational besten Entscheidungen getroffen. Konsequenz: Der Puls war 6 Kilometer lang nicht mehr unter 185. Ich habe ja leider noch kein Powermeter, daher hier der Pulswert als Indikator. Die getretenen Watt müssten aber beim „Solo-Ritt“ konstant zwischen 330 und 350 Watt gelegen haben. Kompletter Irrsinn. Alles.

Gott sei Dank kam noch einer aus der Gruppe mit, so dass wir uns quasi im 2er-Team wie Kristoff und Terpstra bei der Flandern Rundfahrt 2015 im gegenseitigen Windschatten ins Ziel retten konnten. Immerhin konnten am Ende noch knapp 30 Sekunden Vorsprung rausgefahren werden.

Wie hieß früher noch die Gruppe auf StudiVZ?

„Schlau war es nicht, aber geil!“ ;-)

Dem gibt’s nichts mehr hinzuzufügen.

Fazit vom St. Pölten Radmarathon

Mit knapp 5 Stunden (4:59) auf den 158 Kilometern war ich unterm Strich gut 5 Minuten langsamer als letztes Jahr. Was war los? Lag es am deutlich heißeren Wetter? Insgesamt muss man sagen, dass das Feld zwar langsamer war als im vergangenen Jahr, aber am Ende interessiert’s ja dann doch keinen. Hauptsache sturzfrei ins Ziel gekommen und ein bisschen Spaß gehabt!

Ich kann mir selber aber nichts vorwerfen – und das ist die Hauptsache. Ich habe alles gegeben – bin die Hälfte der Strecke mit Krämpfen gefahren und habe bei den letzten 6 Kilometern noch mal alles rausgeholt. Von daher: Haken dran.

Konnte ich die Streckenkenntnisse zu meinem Vorteil nutzen? Hier gibt’s ein eindeutiges Nein. Wer bei der Hitze so blöd ist und gut 50 km lang ohne Getränke fährt, hat eindeutig mehr falsch als richtig gemacht.

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Nichtsdestotrotz, der St. Pölten Radmarathon 2015 hat mir mal wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht! Mit dem Rainer habe ich einen echt netten Kerl kennengelernt – wir sehen uns dann zum Mondsee Radmarathon Ende Juni wieder. Dann revanchiere ich mich für das Wasser mit einem vernünftigen Weißbier ;-)

Bis zum nächsten Mal,

Daniel

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1 comment

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