Carolin Schiff ist eine bergstarke Bundesligafahrerin aus Bremen. Wie sich Caro, die für das Team maxx-solar LINDIG an den Start geht, ganz ohne Berge in Form bringt und was alles dazugehört, um in der national höchsten Klasse mitzufahren, darüber sprechen wir in diesem Artikel. Ah ja, und natürlich das heikle Thema Kohle, wie schaut es eigentlich damit im Frauenradsport aus? Geht da was oder mal eher nix?
Kann man als Bundesligafahrerin Geld mit seinem Sport verdienen?
Und wie trainiert man als Bergfahrerin im Norden?
Genauer gesagt in Bremen, was nicht bekannt ist für seine Anstiege der obersten Kategorie (ähnlich wie Hannover, siehe Artikel mit Kenny und seine Tipps, um nicht vorhandene Alpenpässe zwischen Harz und Heide zu kompensieren).
Das waren die zwei Kernfragen, die mich beim Interview mit Carolin Schiff interessiert haben, die ich hier auf SpeedVille im Rahmen eines Produkttests für BBB Cycling (siehe Satteltest von Frederik) kennengelernt habe.
Eh ein Thema, das mich schon seit längerer Zeit brennend interessiert:
Frauen und der Radsport
Mensch, was habe ich einen Respekt vor diesen Mädels, die sich furchtlos in all die Abfahrten und Kurven schmeißen, Verletzungsrisiko inklusive, während bei manch anderer (Nicht-Radfahrerin) schon die Welt zusammenbricht, wenn der Nagel eingerissen ist.
Caroline Schiff über die Frauen-Bundesliga: Training, Verdienst & Co.
In 2008 startete deine Karriere, nachdem du nicht mehr Laufen konntest. Warum gerade das Radfahren?
Carolin Schiff: Eigentlich hatte ich meinen Einstieg in den Leistungssport schon als Kind in Hannover als Schwimmerin.
Nach ein paar sportfreien Jahren habe ich den Laufsport und dann den Triathlon für mich entdeckt. Ich habe dann ein paar Jahre Triathlon gemacht, hatte aber immer wieder Knieprobleme.
Riha Bikes aus Bremen
Letztendlich hat mich dann mein Partner Vladi Riha, der seit Jahren erfolgreich Amateurrennen fährt, für Radrennen begeistert.
Ich glaube eines meiner ersten Rennen war dann auch direkt 2008 die DM Straße in Bochum. Seit 2013 fahre ich im Bundesligateam und international Radrennen.
Seit 2016 fährst du für das Team maxx-solar LINDIG in der Bundesliga. Wie viel Training steckt dahinter?
Carolin Schiff: Ich trainiere im Schnitt in der Woche 10 bis 15 Stunden.
Für die Leser/innen, die den sportlichen Stellenwert der Frauen Bundesliga nicht einordnen können. Welcher Liga entspricht das?
Carolin Schiff: Die Bundesliga ist die höchste nationale Liga im Radsport.
Verdienstmöglichkeiten im Frauenradsport
Ich vermute, dass du als Bundesligafahrerin dein Leben nicht davon finanzieren kannst, bekommt man zumindest eine Aufwandsentschädigung? Kannst du uns Einblicke gewähren?
Carolin Schiff: Nein, man kann bei weitem nicht davon leben. Ich bekomme meine Kosten jedoch glücklicherweise erstattet, aber verdienen tue ich nichts mit dem Radsport, außer die eine oder andere Geldprämie.
Dieses Problem besteht aber nicht nur auf Bundesliganiveau. Auch im internationalen Frauenradsport gibt es viele Fahrerinnen, die trotz Profilizenz kein Geld damit verdienen.
Ich bin trotzdem froh, dass es immer noch Menschen gibt, die den Frauenradsport fördern. Als Beispiel kann ich unsere beiden Hauptsponsoren MAXX Solar und LINDIG Fördertechnik nennen.
Ohne deren Unterstützung würde es unser Team in dieser Form gar nicht geben. Daneben sind Materialsponsoren wie STEVENS als Bikesponsor und BBB Cycling als Helm- und Brillensponsor eine große Bereicherung.
Ich persönlich habe zudem das große Glück seit bereits vier Jahren mit der Marke ENVE als Laufrad- und Komponentensponsor zusammenarbeiten zu dürfen. Ohne diese Unterstützung wäre der eine oder andere Erfolg auf der Straße oder im Cyclocross sicherlich nicht möglich gewesen.
Zwischen Sport und Arbeitsleben
Trotzdem ist es nicht einfach den Spagat zwischen Radsport und normalem Arbeitsleben zu machen.
Auf der einen Seite habe ich persönlich den Anspruch, auf einem höchstmöglich professionellen Niveau Rennen zu bestreiten (dazu zählen auch internationale Rennen), auf der anderen Seite muss ich wie jeder Mensch auch mein Geld mit einer normalen Tätigkeit verdienen.
Ich habe mir mit meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und dem darauf folgenden BWL-Studium jedoch einen guten Grundstein gelegt und arbeite nun für die Firma BBB Cycling als PR- und Marketingkoordinatorin für Deutschland und betreibe gemeinsam mit meinem Partner Vladi Riha einen Fahrradladen in Bremen (RIHA Bikes, siehe Link).
Du bist leicht und kannst verhältnismäßig viel Leistung produzieren, ergo, du bist eine gute Bergfahrerin. Kommt es hin und wieder vor, dass du den einen oder anderen Jedermann am Berg ärgerst?
Carolin Schiff: Ja klar, ab und zu kommt das vor, aber das ist ja nicht mein primäres Ziel. Ich freue mich wenn ich mit meinen Freunden gemeinsam Rad fahren kann. Oben am Berg wird immer gewartet.
Verletzungen gehören dazu – auch bei Frauen
Viele Menschen, v.a. junge Frauen, definieren sich über ihr Aussehen, es soll immer alles perfekt sein. Wenn bei dir mal wieder das Knie oder der Ellenbogen auf ist (siehe Instagram), was bekommst du von deinen Freundinnen zu hören, die mit dem Radsport gar nichts zu tun haben?
Carolin Schiff: Die meisten reagieren erstmal geschockt und können nicht verstehen, dass man solche Stürze/Unfälle einfach so wegsteckt und weitermacht.
Aber wenn man sich für den Radsport entschieden hat, und einigermaßen erfolgreich sein möchte, darf man sich von solchen Dingen nicht abhalten lassen. Stürze sind einer der unschönen Teile unseres Sports, gehören aber leider dazu.
Als Bergfahrerin in Bremen. Klingt komisch, ist auch komisch. Was sind deine Maßnahmen, um trotz fehlender Höhenmeter entsprechend in Form zu sein?
Carolin Schiff: Bergtraining lässt sich ja auch im Flachen ganz gut simulieren. Und die eine oder andere Welle gibt es rund um Bremen auch. Man muss nur wissen, wo.
Wenn man im Training alle Anstiege fährt, kommen auch ein paar Höhenmeter zusammen. Wir haben auch einen entscheidenden Vorteil im Flachland: Wir haben keine Abfahrten und müssen eigentlich immer treten. Somit ist das Training recht effektiv.
Und wenn man dann doch mal richtige Berge braucht, ist der Harz nicht weit. In zwei Stunden ist man mit dem Auto dort und kann los legen.
Fotos: Markus Stera, Marcel Hilger, Vera Hohlfeld
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