- Kettenöl oder Kettenwachs?
- Was macht für welchen Radsportler mehr Sinn? (Rennrad vs. MTB vs Gravel)
- Wir sprachen mit unserem Blog-Partner Felix von Optimize (und nein, er ist kein Adliger)
Kettenöl oder Kettenwachs?
Fragen von Jens Claussen
SpeedVille hat schon in diversen Blogs, u. a. mit sehr professioneller Unterstützung von dir, die Vorteile der Anwendung von Kettenwachs gegenüber Kettenöl detailliert veröffentlicht.
Heute möchte ich dir mal, aus ganz persönlicher Sicht, ein paar Fragen zu diesem Thema stellen – mit dem Blickwinkel eines Rennrad- und Gravel-Enthusiasten, der immer noch „auf Öl“ unterwegs ist!
Was haben Kettenwachsprodukte gegenüber Kettenölen in der Industrie inzwischen für einen Marktanteil? Liegen dir da Zahlen vor oder kannst du diese zumindest abschätzen?
Wirklich belastbare Zahlen gibt es dazu leider nicht.
Schätzung: Ca. 20% auf Kettenwachs
Die Marktanteile unterscheiden sich tatsächlich sehr nach Kundengruppe. Im relevanten Markt, also bei allen, die das Fahrrad als Hobby und Sportgerät benutzen, schätze ich den Anteil auf ca. 20 % mit Kettenwachs.
Dafür, dass das Thema aber noch sehr neu in Deutschland ist, finde ich das durchaus beachtlich. Im Rennrad- und Gravel-Bereich ist Kettenwachs zum Beispiel deutlich stärker vertreten als im MTB-Bereich.
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In der Überlegung, auf Kettenwachs zu wechseln, schreckt mich tatsächlich immer noch das „Prozedere“ des Entfettens von Kette, Antrieb, Kassette und Schaltröllchen ab. Das ist ein immenser Zeitfaktor, demgegenüber für mich der Benefit des Kettenwachses (noch) nicht überwiegt. Welches Gegenargument hast du?
Die absolute Sauberkeit und der deutlich geringere Verschleiß gleichen den einmaligen Reinigungsaufwand mehr als aus.
Mittlerweile habe ich ja die Meinungen und Erfahrungen von vielen tausend Kunden, und von keinem habe ich bisher gehört, dass der Wechsel von Öl auf Wachs eine schlechte Idee gewesen wäre.
Was man vielleicht auch erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass mittlerweile auch andere Anbieter in dem Bereich ordentliche Reinigungslösungen anbieten, die es ermöglichen, das Ganze in 15–20 Minuten zu erledigen.
Die Lösungen reichen von professionell bis sehr einfach. Da versuche ich beispielsweise alles abzudecken, vom Ultraschallbad bis zur einfachen “Einmachglas Methode”.
Lohnt sich der Aufwand des Wachsens der Kette mit HEISSWACHS deiner Meinung nach auch für „Ab-und-zu-Fahrer“, also Rennradler, die vielleicht nur bei schönem Wetter ihre Hausrunde drehen?
Die Antwort ist tatsächlich nicht einfach.
Prinzipiell ja, denn das Wachs wird in beiden Fällen auf der Kette ja nicht schlecht. Zudem profitiert man gleichermaßen von der Laufleistung. Da ist eigentlich eher entscheidend, wie viel Lust auf Heißwachs besteht.
Wer wenig Zeit mitbringt oder weniger technisches Interesse hat, sollte wohl besser zu Flüssigwachs greifen. Beide Wachsarten sind wunderbare Schmiermittel, aber für jeweils unterschiedliche Zielgruppen.
Alle Anbieter, egal ob von Wachsen oder Ölen, werben inzwischen mit Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Hat die Herstellung von Kettenwachsen an dieser Stelle die Nase vorn?
Ich denke, hinsichtlich der Produktion geben sich alle Schmiermittel im Allgemeinen recht wenig.
Weniger Verschleiß mit Kettenwachs
Massive Unterschiede liegen in der Verschleißreduzierung. Weniger verbrauchte Ketten, Kassetten und Kettenblätter, die tendenziell in Asien gefertigt werden, haben einen erheblich größeren Einfluss auf die Umweltbilanz der Schmiermittel als das Schmiermittel selbst.
Da haben wir bei Kettenwachs allgemein halt den riesigen Vorteil, dass der Verschleiß so stark sinkt.
Die Scheibenbremse hat nahezu die Felgenbremse verdrängt, und es gibt immer weniger Räder mit mechanischen Schaltungen zu kaufen. Diese Entwicklung hat einiges an Zeit benötigt – wird es im Bereich der Kettenpflege auch noch Jahre brauchen, bis Wachs das Öl komplett vom Markt verdrängt hat?
Dort, wo Fahrräder mit elektronischen Schaltungen verkauft werden, wird es auch gewachste Ketten geben, sprich bei allen hochwertigen Fahrrädern, die eben für den Sport und das Hobby eingesetzt werden.
Kettenöl wird weiterhin bei „Ab und zu Radlern“ dominieren
Für den Durchschnittsverbraucher, der mit dem Fahrrad zum Bäcker fährt, ist Kettenwachs nichts und wird es auch mutmaßlich niemals werden.
Kettenwachs ist komplexer als Öl, bietet dafür aber massive Vorteile. Es wird aber wohl immer nur von Sportlern verwendet werden.
Was würdest du schätzen: Wie viel Prozent der Profi-Teams sind noch auf Öl unterwegs?
Das ist tatsächlich nicht einfach. Ich würde sagen, dass 80 % der World Tour Teams mit Wachs fahren, gerne auch entgegen der Absprache in Sponsoringverträgen.
Profis eher auf Kettenwachs
Ganz besonders beim Zeitfahren ist das zu beobachten.
Schaut man auf den Prozess der Herstellung beider Produktgruppen, welcher ist (auch zeitlich) aufwändiger?
Die Herstellung von Wachs ist deutlich aufwändiger, aus zwei Gründen: Das ganze Thema Wachs ist sehr viel mit manueller Arbeit in der Produktion verbunden, aber das Wichtigste ist:
Es kann auf kein Standardmittel zurückgegriffen werden, das einfach in eine Flasche gefüllt wird. Wie in meinem Fall wird es auch selbst produziert.
Ab wann amortisiert sich die Anschaffung vom „heißen“ Scheiß, deinem neuen Optimize Ultraschall Wachskocher?
Wie alles davor ist das individuell.
Für jemanden, der Bock auf Heißwachs hat, rechnet sich das Ganze sehr früh. Die Wachstemperatur stimmt zu 100 % und es gibt keine Probleme mit zu heißem oder zu kaltem Wachs.
Und für viele wichtig: Die Ketten kommen aus der Küche raus – das wird öfter mal Stress gegeben haben (lacht).
Ansonsten ist es sehr praktisch, dass in Verbindung mit dem „Degreasing Additiv“ neue Ketten ohne Entfetten gewachst werden können und in dem Gerät 4–5 Ketten Platz finden. Das ist absolut einzigartig.
Für manche ist der Komfort, für andere die gesteigerte Leistung oder die Zusatzfunktionen ausschlaggebend. Jeder, der Heißwachs gerne verwendet, sollte den Ultraschall Wachskocher in Betracht ziehen.
Vielen Dank, Felix.
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