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Tom Dumoulin Buch: „Nach Gefühl“ | Meine Review!

by Daniel

Wahnsinn eigentlich, was der Kerl alles gewonnen hatte!

Tom Dumoulin gewann natürlich den Giro, daran kann ich mich sehr gut erinnern, v.a. natürlich aufgrund der „Durchfall-Nummer“ auf der 16. Etappe von Rovetta nach Bormio.

Die Bilder dürften den meisten von euch noch vor Augen sein…

Fast schon so legendär wie Ulles Geschäft in die eigene Team Telekom Mütze während seiner Tour de France 1997.

Aber neben dem Giro gewann er noch sehr, sehr viele Etappen bei den unterschiedlichsten Rennen (v.a. im Zeitfahren), wurde 2017 ITT und TTT Weltmeister, gewann 2x Olympia Silber, wurde Zweiter bei der Tour de France in 2018, gewann in 2016 die Königsetappe der TDF nach Andorra Arcalis (ich war selbst vor Ort damals; siehe Blog!)…

Schon ein sehr ordentliches Palmarés…

Ich habe nun also seine NEU erschienene Biografie „Nach Gefühl“ gelesen, in der er mit Autor Nando Boers zu den bedeutendsten Orten seiner Karriere gefahren ist, und möchte in diesem Blog meine Eindrücke schildern…

Herzlichst,
Daniel

Tom Dumouloin Buch "Nach Gefühl"
Tom Dumoulin Buch – „Nach Gefühl“

Tom Dumoulin Buch – meine Eindrücke

#1 Auf Umwegen zum Radsport

Autor Nando Boers beschreibt, wie Dumoulin als Jugendlicher (U17) eigentlich per Zufall aufs Rennrad kam, er suchte nach einer Möglichkeit, sich zum einen sportlich auszutoben, aber auch seinem Umfeld zu beweisen, dass ihm nicht alles (wie vermeintlich in der Schule) in den Schoß fiel…

Ein lokales Rennen in seiner Heimatstadt Maastricht, bei dem er überraschend gut abschnitt, war dann der finale Auslöser, dass er den Radsport weiter verfolgte…


#2 Perfektionistisch veranlagt

Rein medial machte er (zumindest auf mich) nicht immer den Eindruck als ob er vom Ehrgeiz komplett zerfressen ist, im Buch wird aber schon geschildert, wie er eigentlich in allen Teams bis am Schluss bei Jumbo Visma, eher unzufrieden ist mit der Arbeitsweise..

Zum einen von der Einstellung mancher Teamangestellten oder hin und wieder auch mit der Einstellung mancher Teamkollegen, für die es vollkommen ok war, einen ordentlichen Profivertrag zu haben und fürs Radfahren bezahlt zu werden..

Tom wollte aber nicht nur einfach Rennrad fahren, er wollte nur eins: gewinnen.


Rücktitel

#3 Affinität für Italien?

Mit seinem sensationellem Sieg beim Giro in 2017 machte er sich eh unsterblich bei den meisten italienischen Radsportfans…

Im Buch fand ich die ein oder andere Stelle sehr interessant, in der durchkam, dass er eine gewisse Schwäche für die italienische Mentalität bzw. die bedingungslose Verehrung ihrer Sportidole hat…

Er zitierte die niederländische Berichterstattung über den mittlerweile verstorbenen Fußballgott Johann Cruyff, der medial des Öfteren durch den Kakao gezogen wurde, wenn er mal wieder eine Redewendung verwechselt hatte etc.

Eine Sache, die man ja sicherlich in Deutschland auch gut kann, ich erinnere mich hier gerne an die Verhohnepipelung von Boris Becker, Andreas Möller, Lothar Matthäus und Co..

In Italien wird hingegen das sportliche Idol eher geschützt – alleine deswegen, weil diese Idole den Leuten zahlreiche schöne Momente bereitet haben…


#4 Interessante Haltung zu Lance Armstrong

Tom Dumoulin scheut sich nicht in zahlreichen Momenten im Buch, im Gespräch mit Nando Boers auch über unangenehme Themen zu sprechen..

Eins der vermutlich unangenehmsten Themen im professionellen Radsport ist sicherlich, wenn man nicht der gängigen Meinung entspricht, dass Armstrong zurecht die sieben TDF Titel aberkannt wurden..

Persönlich sehe ich es ähnlich wie Dumoulin, der nicht ganz nachvollziehen kann, dass Armstrong die Titel aberkannt wurden, andere geständige Doper aber weiterhin in den Siegerlisten auftauchen…

Eine Meinung, die ich durchaus nachvollziehen kann..

Sicherlich war Armstrong (zu) krass, aber wenn, dann gleiches Recht bzw. Strafe für alle..


Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis (1)
Inhaltsverzeichnis Teil 2
Inhaltsverzeichnis (2)

#5 Missverständnis Team Jumbo Visma

Am Schluss reichen ihm die sportlichen Ambitionen beim Team Sunweb nicht mehr aus, Dumoulin möchte weiter wachsen und neben dem Giro die Tour de France gewinnen.

Einige Teams sind an ihm interessiert, am Schluss bekommt aber das sehr ambitionierte niederländische Team JUMBO VISMA den Zuschlag, das sich ähnlich wie Dumoulin das Ziel gesetzt hatte, die Tour de France zu gewinnen..

Eigentlich ein perfekter Match.

Dumoulin passte aber letztlich dann doch nicht in das Team hinein und beschreibt im Buch sehr gut, was dann alles zur Trennung führte..

Eine finale Trennung wohlgemerkt, im „besten Alter“ von nur 31 Jahren beendete eins der größten Talente des Radsports seine Karriere…

…eine Karriere, in der er vielleicht noch das ein oder andere mehr hätte erreichen können, so mein Eindruck nach dem Lesen des Buches.

Ebenfalls ein großartiges Radsport-Buch!!!

#6 Trivia

  • die Unprofessionalität des professionellen Radsports, als sich bei der UAE Tour ca. 20 der weltbesten Fahrer EINE Toilette vorm Start einer Etappe teilen musste, um ihr großes Geschäft zu erledigen
  • sein schönster Berg mit dem Rennrad ist der GAVIA – seine liebste Trainingsrunde von Livigno aus:
    • Livigno – Bormio – Mortirolo hoch von Mazzo – dann die Abfahrt – links nach Ponte di Legno – Gavia hoch – Bormio – Livigno
    • diese Tour müsste nach eigener Recherche ca. 115-130 km lang sein und 3.000 hm sammeln
  • er beschreibt, welchen verwirrten Eindruck Georg Preidler (ich selbst traf ihn in 2018 einmal beim KOTL) machte, der ihm beim Giro 2017 als Helfer zur Seite stand und wie sich das Team über sein Verhalten wunderte..
    • Preidler wurde im Zuge der Operation Aderlass als geständiger Dopingsünder entlarvt. Vor Gericht gestand er, dass er beim Giro in 2017 mit dem Doping begann…
  • wie unprofessionell Dumoulin es fand, wenn Teamkollegen ihre Leistungsdaten online (vermutlich bei Strava) veröffentlichten
  • wie millimetergenau sein Warmup vor einem Zeitfahren durchgeplant war – seine FTP wurde ihm Buch übrigens mit 420 Watt beziffert

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