Glasgow war am vergangenen Wochenende Schauplatz eines Radsport-Spektakels, das seinesgleichen sucht.
Nur drei Wochen nach einer der spannendsten Frankreichrundfahrten, bot das WM-Straßenrennen der Männer den perfekten Mix aus Nervenkitzel, Drama und Überraschung.
Bevor jedoch die Entscheidung auf den Straßen in Glasgow fiel, mussten 271 km und knappe 3600 Höhenmeter überwunden werden. Die letzten 140 km wurde auf einem Stadtrundkurs in der Innenstadt von Glasgow absolviert.
Was das WM-Rennen jedoch wirklich ausmachte, war die Unberechenbarkeit der Strecke.
Rückblick auf das fantastische WM-Rennen in Glasgow
Von Florian Winter
Die kurvenreichen Straßen, gepaart mit anspruchsvollen Anstiegen, erforderten nicht nur körperliche Ausdauer, sondern auch fahrerisches Können und verlangte den Fahrern wirklich komplett alles ab.
Siehe zum Beispiel wie extrem erschöpft Tadej Pogacar hier beim Interview nach der WM ist…
Zu der äußerst fordernden Strecke kam noch die Schlechtwetterprognose. Jeder Radsportler weiß, dass eine nasse kurvenreiche Streckenführung nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ein sturzfreies Rennen ist.
Um 10 Uhr fiel in Edinburgh der Startschuss und alle erwarteten ein Radspektakel: Der erste Aufreger war nach 80 Kilometern eine Straßenblockade von Klimaaktivisten.
50-minütige Zwangspause
Im Anschluss an einer 50-minütigen Unterbrechung konnte das Rennen wieder aufgenommen werden. Nach 130 gefahrenen Kilometern erreichte das Hauptfeld mit den Favoriten geschlossen die Zielstadt und bogen gemeinsam ein in den Rundkurs.
Als 73 Kilometer vor Ziel Mathieu van der Poel attackierte, konnten nur noch wenige Fahrer mitgehen. Darunter war unteranderem auch Wout van Aert, der noch vor wenigen Wochen einer der wichtigsten Helfer für Jonas Vingegaard bei der TDF 23 war.
Bei noch verbliebenen 22 km attackierte Van der Poel abermals.
22 km vor Ziel die entscheidende Attacke
Dieser Attacke hatte keiner der Favoriten mehr etwas entgegenzusetzen.
Beflügelt von den begeisterten Menschenmassen am Straßenrand konnte er seinen Vorsprung gegenüber seinem ärgsten Konkurrenten, Van Aert und Pogacar, schnell auf über eine halbe Minute ausbauen.
Für eine kurze Schrecksekunde sorgte noch der Führende selbst: Bei einem Vorsprung von einer halben Minute glitt Mathieu van der Poel 16 Kilometer vor dem Ziel in einer regennassen Kurve weg und rutschte über den nassen Asphalt.
Sturz 16 km vor Ziel
Trotz einiger Blessuren und Abschürfungen konnte Van der Poel gleich wieder auf sein Rad aufspringen und nahm seine Siegesfahrt wieder auf.
Trotz seines Sturzes konnte er auf der letzten Runde seinen Vorsprung nochmals auf fast 2 Minuten auf seine Jäger ausbauen.
Angefeuert von den Menschen am Streckenrand, sprang er förmlich den letzten Anstieg hoch und konnte auf den letzten Kilometern seine WM-Fahrt genießen und feiern.
Nach 6 Stunden und 7 Minuten überquerte Mathieu van der Poel als erster die Ziellinie in Glasgow und krönte sich zum neuen Weltmeister.
Van Aert hatte erneut das Nachsehen gegen MvdP
Zweiter wurde Wout van Aert und Dritter wurde der diesjährige Tour de France zweite, Tadej Pogacar.
Damit löst Mathieu van der Poel den letztjährigen Weltmeister Remco Evenepoel ab und darf nun bis zur nächsten Weltmeisterschaft das Regenbogen Trikot des Weltmeisters tragen.
Unsere deutschen Radprofis spielten bei dem Ausgang erwartungsgemäß leider keine Rolle.
Erstmal stand Andre Greipel als Bundestrainer am Streckenrand und verfolgte gespannt das Rennen.
Herzlichst,
Florian