Dass Sportler, die kaum bis gar kein Geld mit ihrem Sport verdienen, dopen, haben wir in den letzten Monaten zu Genüge feststellen müssen. Im Rahmen eines ZEIT-Artikels wird das ganze Elend hervorragend beschrieben: Beschaffung, Praktiken und Risiken. Die Krönung sind lnternetforen, in denen sich Hobbysportler mit anonymen Nicknames Tipps zum Umgang mit Dopingmitteln geben. Auszüge eines schrecklich guten Artikels.
Letzte Woche schickte mir Leser Marco einen sehr interessanten Link der ZEIT: Schau mal her Daniel, das wird dich wahrscheinlich interessieren:
Falscher Triumph. Geständige Hobby- und Amateursportler sprechen über ihre Dopingerfahrungen. Was hat sie bewogen? Wie fühlt es sich an, über Nacht bessere Leistungen zu generieren? Gibt es gesundheitliche Nebenwirkungen?
Oh ja, danke Marco. Das Thema ist interessant wie beängstigend zugleich. Ausführlich zeichnen die Redakteure der ZEIT das Bild einer Amateurszene in Deutschland, in der immer mehr zu unerlaubten Mitteln greifen, um bessere Leistungen zu erzielen.
Was veranlasst Hobbysportler zu dopen?
Ein skurriles und delikates Thema, so befindet auch die ZEIT: Was veranlasst überhaupt Jedermänner — schließlich ohne jede Aussicht auf den sportlichen und finanziellen Durchbruch —freiwillig Tiermedikamente zu nehmen, Tabletten zu schlucken oder Spritzen zu injizieren?
Zahlreiche Hobby- und Amateursportler werden befragt.
So berichtet der ehemalige Amateurfahrer Philip Schulz, dass der Griff zu unerlaubten Mitteln seine letzten Chance war, doch noch höherklassig zu fahren. Schulz schaffte es immerhin zum Intercontinental-Fahrer. Hauptmotivation für das Dopen? Alle sportlichen Mittel waren ausgereizt, nur per Doping war noch eine Leistungssteigerung drin. Ein paar Euro-fünfzig dürfte Schulz verdient haben. Immerhin.
Aber, gehe ich dieses gesundheitliche Risiko für so wenig Ertrag ein?
Skurriler ist da schon die Geschichte vom Azubi und Bezirksliga-Fußballer Arne Römer, der offen zugibt aus Egogründen vor Spielen “die Wunderpille” zu schlucken, die ihn, je nach Dealer, 40-90€ kostet. Selbst Herzrasen und Schwindelgefühle können den 21-jährigen Hotelfachmann-Auszubildenden nicht stoppen. Auch nicht die Tatsache, dass viermaliges Dopen pro Monat, an jedem Wochenende eine Pille, einen beträchtlichen Anteil seines Lehrlingsgehalts ausmachen. Zu schön sind die Glücksgefühle nach geschossenen Toren — was ihm übrigens seit Gebrauch der Wunderpille deutlich regelmäßiger gelingt.
Weitere Auszüge aus dem Kuriositätenkabinett
- Florian Meißner beschreibt, dass während seiner Facharztausbildung in einer Sportarztpraxis ca. 10-20% der Patienten nach Dopingmitteln fragen: Wachstumshormone, Testosteron und Epo waren ganz oben auf dem Wunschzettel der zahlungswilligen Läufer, Triathleten und Radfahrer.
- Ärzte entdecken dopende Hobbysportler immer mehr für sich und verschreiben bereitwillig leistungsfördernde Substanzen, wissen sie doch um den inneren Schrei nach Anerkennung der Sportler, welcher im Alltagsleben oftmals zu kurz kommt
- der Knaller: Es gibt sogar zunehmend Sportler, die sich einen Hund ausborgen. Beim Tierarzt geben sie an, dass dieser inkontinent sei. Das zu verschreibende Medikament Caniphedrin bekommt der Hund, mit der intakten Blase, freilich nie zu sehen. Denn der Wirkstoff Ephedrin ist leistungsfördernd und ausschließlich fürs temporäre Herrchen bestimmt, mit der ebenfalls intakten Blase, dafür gehörigem Sprung in der Schüssel
- auffällig ist auch die überdurchschnittlich hohe Quote an Asthmatikern unter Ausdauersportlern; dass sich durch die Nutzung von Asthmasprays die Sauerstoffaufnahme mittels Bronchienweitung vergrößern lässt, ist natürlich reiner Zufall
Dopingtipps in Internetforen
Wenn ihr jetzt so wie ich denkt: Wow, das ist aber mal ein dickes Brett, dann gibt’s zum Abschluss noch das krönende i-Tüpfelchen.
Ich wäre tatsächlich nicht auf den Gedanken gekommen, dass so etwas existiert — aber im Internet gibt es bekanntlich alles. So auch die passende Plattform für dopende Hobbysportler, um sich untereinander Tipps zum Umgang mit Dopingmitteln geben.
Vor allem die Dialoge der Dopingnutzer zu den gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen schockieren. Ein paar “Downlights” aus dem ZEIT- Artikel:
- Haarausfall im Alter von 22 Jahren
- extreme Störungen der Libido bzw. gar keine Libido mehr — und dieses Mal ist nicht der zu harte Sattel schuld
- angeschwollene Brustwarzen; beim Zusammenpressen kommt eine dunkle Flüssigkeit heraus
- Herzrhythmus-Störungen
Ich habe mich selber mal, aus reiner Neugierde, auf die Suche nach solchen Foren gemacht — und tatsächlich, nach kurzer Recherche habe ich zwei recht einschlägige Seiten gefunden, wo sich “Pumper”, Ausdauersportler und andere Menschen über obige Themen austauschen können. Die Foren nenne ich bewusst nicht.
Denn, das ist der ganze Mist nicht wert.