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Rennbericht Alpen-Traum – einmal so richtig an seine Grenzen gehen

by Daniel

Wie fängt man an einen Rennbericht über den Alpen-Traum 2014 zu schreiben? Echt schwierig. Total happy, dass es geschafft ist oder einfach nur platt und überwältigt von den erlebten Eindrücken?

Endura Alpen-Traum: 252 km und 6.078 hm

Noch Tage danach fehlen mir die Worte. Meine Platzierung und die gefahrene Zeit waren gefühlt unter meinen Möglichkeiten aber im Nachhinein ist das vollkommen wurscht. Dabei sein und das (gigantische) Ding finishen zählt! Ab Platz 10 interessiert’s ja eh keine alte Sau mehr. Der Endura Alpen-Traum 2014 hat mich definitiv an meine Grenzen gebracht. Mehr mental als physisch.

Kurz zu den Fakten vom Alpen-Traum:

375 Teilnehmer von 518 haben den Alpen-Traum gefinisht. Damit eine Nicht-Finisher-Quote von knapp 30%. Meine Platzierung: Platz 182 mit einer gefahrenen Zeit von 11:47 Minuten. Nicht berauschend. Zumindest in der vorderen Hälfte der eingelaufenen Teilnehmer.

Start des Alpen-Traums

Fotoquelle: Sportfotograf.com

Aber eins nach dem anderen. Angereist sind wir am Vorabend im sehr ungemütlichen Sonthofen im Allgäu. Kalt und Regen. Die Wettervorhersage für den folgenden Samstag war ebenfalls apokalyptisch mit einstelligen Temperaturen und Regen. Das Stilfser Joch lag laut Rennorga im Nullgrad Bereich. Wie Lars Reisberg bezeichnend tweetete, ging beim Rennstrecken-Chef am Freitag Nachmittag beim Befahren der Strecke am Hahntennjoch im Auto die Winterwarnleuchte an. BING. Prost Mahlzeit.

Aufgrund obiger Aussicht entschied ich mich für die vermeintlich sichere Klamotten Variante (siehe Mann in blau unteres Bild): Rennradfahren mit viel Thermo. Thermounterhemd, Thermojacke, lange Thermohose, Thermoüberziehschuhe, lange dicke Winterhandschuhe und von Gore noch eine Windstopper Mütze. Bestend gerüstet für eine schöne kalt nasse Tour… eigentlich.

Alpen-Traum Start

Da war Thermo noch toll

So wähnte ich mich das erste Drittel vom Rennen als strategischer Sieger…zumindest was die Klamotten anbelangte… Alleine beim Anblick der anderen Fahrer. Fast alle fuhren mit deutlich weniger Klamotte und schlotterten und zitterten sich bis Landeck. Echt übel..

Ab hier wurde das Wetter trocken und dann auf der Pillerhöhe auch sonnig. Aus sonnig wurde Spätsommer und so kämpfte ich mich durch das 25°C warme Südtirol am Reschensee vorbei hin zum Umbrailpass. Bis dahin war ich zeitlich prima unterwegs. Laatsch passierte ich kurz nach 14:00. Also ca. 1,5 Stunden vor dem Zeitlimit. Das fühlte sich gut an. Grazie mille für den Streckenposten. Bravo zurück.

Alpen-Traum Südtirol

Fotoquelle: Sportfotograf.com

So weit so gut – am Umbrailpass kam dann aber definitiv der Einbruch. Woran lag’s? Meine Physis war prima. Ich fuhr stets im Schwellenbereich oder sogar leicht drunter. Und dank meines 3. Kettenblatts hatte ich de facto eine sehr angenehme leicht flüssige Übersetzung bergauf. Kurzum: das Pferd springt nur so hoch, wie es muss.. Ja, ich habe mich nicht mehr physisch gequält und konnte mich auch nicht mehr motivieren dies zu tun. Aber warum eigentlich nicht? War der Respekt vorm Stilfser Joch schlicht zu groß?

Meine Erklärung: ich wollte einfach nur nicht „abkacken“.. Dabei sein ist alles? Meine Rennambition war durch das imposante Sifsler Joch wie weggeblasen. Ich wollte einfach nur noch ins Ziel kommen und dem ganzen ein Ende setzen. Wie ich dann im Nachhinein im ein oder anderen Bericht über das Stilfser Joch gelesen habe – dieser Anstieg hat was spirituelles. Man beschäftigt sich ziemlich viel mit sich selbst und kämpft mit der inneren Motivation oder auch gegen sie. Sehr beeindruckend… Meine Gedanken in etwa so:

Teufel: „Warum tue ich mir diese Scheiße mit 36 an??“ vs. Engelchen: „Du kannst stolz auf dich sein..!“

Teufel: „Jetzt schön aufm Sofa abhängen und Fußball glotzen“ vs. Engelchen: „Genieße diesen Augenblick – er ist nur für dich“

Teufel: „Wann endet dieser scheiß Berg endlich mal“ vs. Engelchen: „Komm, nur noch 400 Höhenmeter…“

 

und 123 andere weitere Gedankenspiele auf welche ich hier nicht näher eingehen werde ;-)

 

alpen-traum umbrailpass

Mental am Ende…Sucks

Sehr genervt hat mich aber definitiv meine dicke Winterklamotte im warmen Südtirol. Da ich in keinem Team mitfahre und auch keine Freundin habe, die 10 Stunden in der Pampa rumstehen mag, konnte ich nicht wie zahlreiche andere Teilnehmer meine Klamotten abwerfen. Das hat definitv die Moral nicht gerade verbessert…

Würde ich den Alpen-Traum noch einmal fahren?

Am gleichen Abend konnte ich mir auf keinen Fall vorstellen dieses Rennen noch einmal zu fahren. Jetzt mit ein bißchen Abstand sehe ich es schon anders. Dem Stilfser Joch möchte ich es noch einmal zeigen! Dann aber ohne „Thermo-Taucheranzug“ ;-)

Bis zum nächsten Mal!

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