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Weniger krank & mehr Leistung: Welches Potenzial ein gesunder Darm für Ausdauersportler hat!

by Daniel

Viele wissen um die Relevanz eines intakten Darms, vor allem für das tägliche Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit. Dass der Darm aber auch superwichtige Funktionen für Ausdauersportler steuert, ist den wenigsten bekannt. Arne Bentin, der als Sportwissenschaftler sehr eng mit IQ Athletik arbeitet und zahlreiche Radsportler zu diesem Thema betreut, zeigt uns am Beispiel von zwei Athleten die Potentiale.

Laboranalyse DarmIch nähere mich bedrohlich der 40er-Marke.

Was das bedeutet, wissen die meisten Männer unter Euch. Es wird Zeit für den Check beim Urologen.

Hintenrum.

Oh mein Gott, ich habe Angst.

Als Vierziger sollte man aber nicht nur einen professionellen Blick – oder Druck – auf seine Prostata zulassen, auch ein Check des bis zu siebeneinhalb Meter langen Essensverwerters nebenan – der Darm – macht sehr, sehr viel Sinn.

Und hier nicht nur, was den allgemeinen Gesundheitszustand anbelangt, insbesondere für Ausdauersportler mit einer hohen körperlichen Belastung ist eine intakte Verdauung essentiell – schließlich wird ein Großteil unserer Stoffwechselvorgänge im Körper vom Darm gesteuert. Die Mitochiendrienmenge und –qualität haben ebenfalls einen direkten Bezug zu diesem Organ.

Zwei von zahlreichen Funktionen, die der Darm steuert und für Radsportler von hoher Relevanz sind. Gerade beim Stichwort Mitochondrienbildung sollte es klingeln.

War mir irgendwie bewusst, so richtig hatte ich das Thema aber trotzdem nie auf dem Zettel. Bis mich Arne Bentin vor ein paar Monaten kontaktierte.

Arne ist Heilpraktiker und Sportwissenschaftler und arbeitet sehr eng mit dem Frankfurter Trainingsinstitut IQ Athletik zusammen.

Mein Rennrad-Blog würde ihm gefallen, hier und da hatte ich ja mal was zum Thema Leistungsdiagnostik gemacht, das, was er macht, geht aber noch ein paar Stufen tiefer.

Arne schaut sich nämlich den Zustand eures Darms und eures Blutes an.

Eine Leistungsdiagnostik ist sicherlich schon sehr sinnvoll, durch diese beiden Checks könnt ihr aber noch zahlreiche weitere Potentiale identifizieren – die bei richtiger Behandlung in einer beachtlichen Leistungssteigerung resultieren.

Arne übernimmt an dieser Stelle und nimmt uns mal mit in sein virtuelles Labor.

Darüber spricht Arne Bentin:

  • optimierende Funktionen & Prävention seiner Laboranalysen
  • Optimalversorgung durch gezielte Ernährung – durch gezielte Tests
  • Stoffwechselfunktion, die vom Darm getriggert wird
  • Mitochondrienbildung und –qualität – essentiell für Radsportler
  • die Relevanz des Schilddrüsenhormons T3 für die max. Sauerstoffaufnahme

Arne Bentin über Laboranalysen für Radsportler

Von Arne Bentin

Ich heiße Arne Bentin, bin Sportwissenschaftler und Heilpraktiker. Neben der Arbeit in meiner Praxis und als Trainer beschäftige ich mich seit ein paar Jahren in enger Zusammenarbeit mit einem renommierten Labor im Bereich der Sportlerdiagnostik mittels Laboranalysen. Es ist ein andauernder Prozess mit der Entwicklung und Etablierung sinnvoller und integrativer Diagnostikprofile für Athleten.

Es geht hier nicht um klassische klinische Parameter, wie sie jeder Arzt bei einem Routinecheck untersucht, sondern um Erkenntnisse zur Nährstoffversorgung, Stoffwechselfunktionen oder unterschwelligen Stressbelastungen im Körper.

So, wie mittels Laktatdiagnostik und Spirometrie die physiologische Leistungsfähigkeit als Summe aller Funktionssysteme bestimmt wird, können wir mittels gezielter Laboranalysen einen Einblick bekommen, ob der Körper in der Lage ist z.B. in den Mitochondrien adäquat ATP zu bilden, oder alle Möglichkeiten hat, um in regenerativen Prozessen Strukturen aufzubauen.

Aber auch Faktoren des Immunsystems und der Fähigkeit zur Radikalentgiftung können überwacht werden.

In diesem Sinne hat dieses Analysesystem einerseits optimierende Funktionen, aber auch deutlich präventiven Nutzen, um Langzeitüberlastungen und –schäden zu vermeiden.

Vorstufe zum Doping?

In letzter Zeit treffen mich häufiger die Aussagen „man kann es auch übertreiben“, „das geht zu weit“ oder „die Vorstufe zum Doping“. So ganz kann ich diese Einwände nicht nachvollziehen. Es geht hier nicht darum, irgendwelche Substanzen, auch wenn sie „legal“ sind, extrem hoch zu dosieren, um damit pharmakologische Wirkungen zu erreichen.

Ziel der Messungen ist es, Unterversorgungen und Fehlfunktionen im Organismus zu identifizieren und diese durch gezielte Ernährung und Nahrungsergänzung in einen Optimalbereich zu bringen.

Leistungssteigerung nur bei Unterversorgung

So hat sich z.B. in Studien mit Vitamin D bei Sportlern gezeigt, dass es nur Leistungsverbesserungen gab in einer Spanne von einer Unterversorgung zu einer optimalen Versorgung. Wirkspiegel darüberhinaus brachten keine weitere Leistungssteigerung.

Und das ist das Prinzip.

Der zweite Kritikpunkt, den ich häufig höre, dreht sich immer um wissenschaftliche Nachweise. Zum einen gibt es für zahlreiche Substanzen eine ausreichend gute Studienlage (Vitamin D, Fettsäuren, u.a.), zum anderen können die meisten Interventionen aus der reinen Biochemie und Physiologie abgeleitet werden. Wenn ich also weiß, welche Co-Faktoren und Nährstoffe für z.B. Stoffwechselvorgänge oder Strukturaufbau benötigt werden, dann wird aus den Messungen ersichtlich, wo es Defizite gibt und diese können evtl. mit vorhandenen Beschwerden in Zusammenhang bringen.

Leider ist aber auch niemand daran interessiert, große Studien zum Nutzen von Mikronährstoffen zu finanzieren.

Jetzt aber zum Thema: Da dieses sehr komplex ist, möchte ich Euch im Folgenden zwei Sportler exemplarisch vorstellen.

Laboranalyse Darm

Labordiagnostik in der Praxis: ambitionierter Mountainbiker

Sportler eins ist 39 Jahre jung, männlich, ambitionierter und auch leistungsfähiger Mountainbiker. Wirklich starke Einschränkungen hatte er nicht, außer: Infektanfälligkeit, gefühlt schlechte Regeneration und durch spirometrische Messungen begründet „irgendwie Probleme mit dem Fettstoffwechsel“.

Die erste Messung vollzogen wir im November 2016. Da keine spezifischen Beschwerden vorlagen, starteten wir mit einem Basischeck, welcher eine Vollblutmineralanalyse (VMA), einen Aminosäurestatus (AMS), einen Fettsäurestatus (FSS) und ein Schilddrüsenprofil enthielt. Die Schilddrüse untersuchten wir, weil in vorherigen Arztlaboren eine latente Fehlfunktion diagnostiziert wurde. Abgesehen davon, gibt es einen großen Zusammenhang zwischen der maximalen Sauerstoffaufnahme und dem aktiven Schilddrüsenhormon T3.

Ergebnisse:

In der VMA zeigten sich Unterversorgungen von Calcium, Kupfer und Zink. Mit dem Zink waren schon erste Ansätze in Richtung Immunsystem erkannt. Diese Mineralstoffe, vor allem das Zink, wurden in die Substitution aufgenommen.

Ausgeglichener Aminosäurestatus

Der AMS zeigte sich insgesamt ausgeglichen, was für eine abwechslungsreiche Nahrungszusammensetzung spricht. Die BCAA Aminosäuren, welche hauptsächlich für die Muskelproteinsynthese verantwortlich sind, waren eher im unteren Normbereich. Für diesen Zeitpunkt der Vorbereitung, mit viel extensivem Training, sollte dies aber keine Rolle spielen. Leicht unterversorgt zeigten sich Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan und Arginin.

Phenylalanin und Tyrosin sind Basis für die Synthese von Neurotransmittern und Schilddrüsenhormonen. Dienen also grundsätzlich der neuronalen und hormonellen Steuerung.

Tryptophan ist der Ausgangsstoff für Serotonin, dem so genannten Glückshormon. Es steuert maßgeblich Aspekte der Motivation aber reguliert z.B. auch das Schmerzempfinden. Im Weiteren wird Serotonin zu Melatonin abgebaut. Melatonin steuert den Schlaf-Wach Rhythmus und hat somit Bedeutung für ausreichende Regeneration im Schlaf.

Das Arginin ist die Basis für die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) im Körper. Dieses wird physiologisch in vielen Zellen bedarfsangepasst hergestellt. Für diesen Fall wichtig ist seine Funktion bei Immunzellen, welche NO nuten um Erreger zu zerstören.

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Aus den genannten Gründen wurden alle 4 Aminosäuren substituiert.

Laboranalyse DarmMängel beim Fettsäurestatus

Der FSS zeigte Mängel im Bereich der mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren und dem Verhältnis der Omega-3 FS zur Gesamtmenge an FS, dem Omega-3 Index.

Die Fettsäuren sind im Allgemeinen die Grundlage für den gesamten Baustoffwechsel, da jede Zellmembran aus einer Lipiddoppelschicht besteht, in welche hauptsächlich Omega-3-FS eingebaut werden sollten.

Werden hier durch ein ungünstiges Verhältnis zugunsten gesättigter FS mehr dieser eingebaut, verliert die Membran an Elastizität und Funktion. Der Omega-3 Index ist sowohl im medizinischen Bereich aber auch im Sport sehr gut untersucht. Trotz vieler positiven Studien habe ich persönlich noch NIE einen Sportler getestet, der einen ausreichend hohen Index und somit eine optimale Versorgung mit Omega-3-FS gezeigt hat.

Eine Ergänzung mit Fisch-Öl und entsprechenden Ölen in der Ernährung war zwingend empfohlen.

Das Schilddrüsenprofil zeigte eine latente Unterfunktion. Aus den o.g. Gründen wurde vor diesem Hintergrund Tyrosin und Phenylalanin substituiert.

Weil für die optimale Funktion der Schilddrüse vor allem Selen essentiell ist, wurde in Verbindung mit den o.g. anderen Mineralstoffen eine Kombipräparat gewählt anstatt von Monopräparaten.

Verbesserung nach drei Monaten

Nach drei Monaten Trainingsanpassung und Ernährungssubstitution war für den Sportler vor allem die verbesserte Regeneration subjektiv zu empfinden. Durch die Winterzeit waren noch Infekte aufgetreten, diese wurden aber schneller überwunden. Tatsächlich zeigte sich in einer erneuten spirometrischen Messung auch schon ein verbesserter Fettstoffwechsel.

Die zweite Messung erfolgte im Februar 2017, also ca. 4 Monate später. Zur Kontrolle wurden Aminosäuren, Fettsäuren und Schilddrüse getestet. Ergänzend ein Vitaminstatus. Die Mineralstoffe wurden aus der Erfahrung noch nicht wieder gemessen, sondern entsprechend weiter unterstützt.

Der AS zeigte sich nach wie vor sehr ausgeglichen. Wichtig war, das Phenyalanin und Tyrosin wie gewünscht angestiegen sind. Dies zeigte sich auch in einem verbesserten Schulddrüsenstatus. Zusätzlich war das Tryptophan angestiegen.

Arginin zeigte keine nennenswerte Veränderung. Dies war entweder auf eine zu geringe Dosierung oder einen vermehrten Verbrauch (evtl. durch die Infekte) zurückzuführen.

Auch der Omega-3 Status zeigte nur geringe positive Veränderungen was eine Erhöhung der Dosis zur Folge hatte.

Der jetzt angeforderte Vitaminstatus zeigte eine gute Versorgung mit Vitamin B6, D3 und Folsäure. Suboptimal waren vor allem Coenzym Q10 und Vitamin B12. Da diese zwei Faktoren immens wichtig für die aerobe Energiegewinnung (Atmungskette) sind wurden sie in die Therapie mit aufgenommen.

Subjektiv betonte der Sportler noch einmal das verbesserte allgemeine Wohlempfinden und die deutlich bessere Belastungsverträglichkeit. Weiterhin nannte er auch die verbesserte Regeneration, im Speziellen zwischen zwei aufeinanderfolgende Trainingseinheiten. Diese positiven Anpassungen zeigten sich trotz beruflicher und familiärer Belastung in den letzten Monaten.

Die dritte Messung fand Ende Juli 2017 statt – sie beinhaltete die Kontrolle der Vollblutmineralanalyse, ergänzt um Mangan und Chrom, Q10, B12, Aminosäuren und Schilddrüse.

Bis auf Zink, welches schwer in der Substitution ist, zeigten sich die Mineralstoffe ausgeglichen. Hingegen waren Mangan und Chrom, welche als wichtige Co-Faktoren im Kohlenhydratstoffwechsel und Entgiftungsstoffwechsel fungieren stark im Defizit und wurden aufgenommen.

B12 und Q10 waren deutlich angestiegen. Hier wurde in Folge eine niedrigere Erhaltungsdosis empfohlen. Die Aminosäuren habe sich positiv entwickelt. Aufgrund der deutlich gestiegenen Belastung durch intensives Training und Renneinsätze wurden die BCAA Aminosäuren in den Plan aufgenommen.

Auch ohne weitere Messung wurden die Omega-3-FS beibehalten.

Die Schilddrüse zeigte eine weitere Verbesserung in Richtung optimale hormonelle Steuerung.

  • Informations- und Anamnesegespräch (vor Ort/ telefonisch)
  • Testset für deine Stuhlprobe wird dir nach Hause zugeschickt
  • anschließende Besprechung der Ergebnisse vor Ort/ telefonisch
  • inkl. Erläuterung der Testergebnisse zzgl. therapeutischer Empfehlungen
    • z.B. Medikamente, Rauchen, Stress, sportliche Belastungen und Krankheiten

Sportlerin 2: infektanfällige Triathletin

Die zweite Sportlerin: 26 Jahre, leistungssportlich aktiv im Triathlon. Bei unserem ersten Gespräch berichtet sie sie über häufige Infekte, welche immer stark ausgeprägt und mit Fieber verliefen. Sie konnte nicht mehr leistungssportlich trainieren und keine hochintensiven Belastungen abrufen und war zunehmend erschöpft. Zudem zeigten sich häufig Verdauungsproblematiken. In den letzten Jahren hatte sie wegen der Infekte regelmäßig Antibiotika genommen.

Die Untersuchung umfasst eine Darmanalyse, Aminosäuren, Fettsäuren, mitochondriale Aktivität, Marker für oxidativen und nitrosativen Stress (Lipidperoxidation und Nitrotyrosin), Coenzym Q10 und Vitamin D.

Im Bereich der Aminosäuren zeigte sich vor allem das Arginin deutlich vermindert. Die restlichen Aminosäuren waren zwar zum größten Teil an der unteren Grenze, aber für die aktuelle Situation noch akzeptabel. Das Arginin sollte im Hinblick auf das Immunsystem unterstützt werden.

Die Fettsäuren zeigten sich wie erwartet mit deutlichen Defiziten im Omega-3 Bereich. Auch hier war neben einer Ernährungsumstellung eine Substitution angezeigt.

Der Prozentsatz der intakten Mitochondrien sollte über 90% liegen. Bei Sportlern besser über 95%.

Die Lipidperoxidation war in der Norm, aber für meine Überlegungen doch zu hoch, was für eine leichte Belastung mit Sauerstoffradikalen spricht. Das Nitrotyrosin war unauffällig.

Bis hierhin war der Befund nicht so extrem auffällig, um die angegebenen Symptome zu rechtfertigen.

Die wirklich großen Probleme zeigten sich aber in den Mitochondrien und im Darm.

Der Prozentsatz der intakten Mitochondrien sollte über 90% liegen. Bei Sportlern besser über 95%. Im Befund zeigten sich nur 74% intakte Mitochondrien!!!! Das ist extrem wenig, und für normale Menschen schon ein Zustand der starken Erschöpfung.

Scheinbar konnte sie diesen Zustand noch etwas kompensieren. Das Positive an diesem Befund war, dass von den 26% geschädigten Mitochondrien 100% reversibel geschädigt waren, d.h. mit einer entsprechenden Therapie lassen sich theoretisch alle Mitochondrien wieder reaktivieren.

Der Darm zeigte Auffälligkeiten im Bereich der Bakterienbesiedlung und stark erhöhte Entzündungsmarker.

Sowohl die Problematiken im Darm als auch der Mitochondrien lassen sich durch Medikamenteneinnahme und länger andauernden Stressbelastungen, wie zu intensives Training, erklären.

Nach 2 Monaten Mitochondrientherapie mittels Mikronährstoffen steigerte sich das allgemeine Wohlbefinden deutlich und auch die Leistungsfähigkeit kam langsam zurück. Die Darmauffälligkeiten wurden mittels probiotischer Präparate unterstützt.

Leider kam es nicht mehr zu Folgemessungen – die Leistungsfähigkeit steigerte sich aber weiterhin erkennbar.

 

Weiterführende Links:
– Übersicht der Leistungsdiagnostik-Institute (Link)

– Mitochondrienstrategie mit Dr. Feil (Link)
– Gefahren von falschem Nüchterntraining mit Dr. Katrin Stücher (Link)

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