Der 2-fache Ötztal Gewinner Stefan Kirchmair im Interview. Er blickt zufrieden zurück auf die Saison 2014 und freut sich schon auf 2015, wo er weiter „voll angreifen“ möchte – vielleicht ja mit einem neuen bekannten Teamkollegen an seiner Seite. Auch als „Personal Coach“ mit seiner Firma Kirchmair Coaching sieht die Zukunft vielversprechend für ihn aus…
Fotoquelle: Manu MolleJedem Amateur Rennrad Fahrer ist dieser Name spätestens seit 2011 ein Begriff, wo er als 22-jähriger den Ötztaler gewann. Stefan Kirchmair. Mittlerweile mit 25 Jahren immer noch ein Jungspund – die Liste seiner Triumphe in der Rennrad Marathon Szene liest sich beeindruckend: Ötztaler Radmarathon, Tannheimer Radmarathon, Gewinner der Tour Challenge, Dolomitenrundfahrt Lienz, Endura Alpen-Traum und seit neuestem auch Gewinner der Haute Route (knapp 1.000km und über 20.000 Höhenmeter!!! Wahnsinn!!)… Umso mehr freue ich mich, dass sich Stefan unmittelbar vor dem Saison Highlight, Endura Alpen-Traum 2014, als Titelverteidiger die Zeit für das Interview mit Speed-ville.de genommen hat.
Speed-Ville.de: Hallo Stefan, ist der Alpen-Traum 2014 der Abschluss deiner Rennrad Saison 2014 oder fährst du noch weitere Rennen dieses Jahr?
Ich fahre noch weitere Rennen, aber der Alpen-Traum ist das letzte große Highlight – danach rückt die sportliche Ambition in den Hintergrund. Fix eingeplant sind noch Starts bei: Münsterland Giro und LILA Logistik Bike Cup (als Kapitän im Team Roadbike neben Andre Greipel). Eventuelle weitere Rennen dann nach Lust und Laune – dazu noch einige Events mit dem Team.
Speed-Ville.de: Wie viel km hast du in der Rennrad Saison 2014 abgespult? Was waren deine persönlichen Highlights dieses Jahr auf dem Rennrad?
Ich weiß es nicht – Kilometer sind für mich nebensächlich. Zählen tut (fast) nur die Qualität des Trainings. Bestimmt aber wesentlich weniger als die letzten Jahre, weil ich viel Aufwand und Zeit in mein Team und die Weiterbildung als Trainer investiert habe. Ein besonderes Highlight zu definieren fällt mir schwer. Alle Veranstaltungen mit dem Team waren sehr schön – begonnen bei den Teambuildings im Allgäu, dem Trainingslager auf Mallorca, dem Kick-Off am Achensee oder den Rennen in Nauders, St. Anton oder zuletzt dem Ötztaler und vielen weiteren Events.
Speed-Ville.de: Wie wird das Rennjahr 2015 für Stefan Kirchmair ausschauen? Steht dein Rennkalender schon?
Ja, die Eckpunkte stehen bereits. Die letzten beiden Jahre musste ich ja sportlich etwas kürzer treten – mein Körper war nach meiner Zeit als Elitefahrer ziemlich ausgelaugt, davon habe ich mich jetzt erholt und möchte 2015 wieder voll „angreifen“! Auch mein Training hab ich radikal umgestellt und nehme diese Erfahrungen mit ins neue Jahr.
Speed-Ville.de: Wie hältst du dich über den Winter fit? Machst du ein Trainingslager? Wenn ja, wo…? Gerne nehme ich deine Empfehlungen für Locations in Empfang. Hier in den Tiroler Bergen steht natürlich Schisport weit oben – ich bin Schi- und Langlauflehrer, mache auch Schitouren. Bei wenig Schnee geht´s zuhause aufs Rad und wenn es die Zeit zulässt an den Gardasee oder nach Südtirol. Gran Canaria ist natürlich immer schön – auch Mallorca, aber die Fliegerei ist sehr mühsam und gerade, wenn so wie bei mir immer mehrere Leute dran hängen, ist mir der Norden Italiens schon aus logistischen Gründen lieber. Mallorca hat für mich kaum noch einen Reiz, nach 3 Aufenthalten kennt man jedes Schlagloch. Darum gibt es heuer mal ein Teamtrainingslager am Gardasee – wo und wann genau liest man bald auf meiner Homepage bzw. im Event-Programm 2015.
Speed-Ville.de: Wenn man sich die letzten Siegerpodeste der „Jedermann Rennrad Marathons“ anschaut, fällt auf, dass es meist hieß: Kirchmair vs. Team Beraldo. Gehst du davon aus, dass dies auch so in 2015 bleibt? Hast du drüber nachgedacht, dein eigenes Team „Kirchmair Cycling“ in der Spitze zu stärken, um das Ungleichgewicht auszugleichen?Ob sich das 2015 ändert, müsste man wohl die Geldgeber des Beraldo Teams fragen – aber so unrecht hast du mit deiner These nicht. Es ist schade, dass keiner der heimischen Fahrer Beraldo nur annähernd das Wasser reichen kann und mir fehlen mitunter auch die finanziellen Mittel, um mit Beraldo zumindest organisatorisch gleich zu ziehen. Meiner Meinung nach haben aber Begleitfahrzeuge, Teamfunk und andere Späße, die man sonst nur bei den Profis sieht, in der Marathon-Szene nichts zu suchen.
Speed-Ville.de: Beim Ötztaler 2014 kam noch mal raus, dass du ein sehr gutes Verhältnis hast zu Emanuel Nösig. Warum nicht zusammen mit ihm in einem Team fahren? Das wäre doch für Österreich eine super Sache.
Ja, Emanuel und mich verbindet einiges. Er ist sehr hilfsbereit und sowohl er, als auch sein Team und seine Betreuer haben mir schon unzählige Male geholfen. Ein gemeinsames Team wäre nicht uninteressant – es ist aber oft sehr schwer, unterschiedliche Wünsche von Sponsoren zu berücksichtigen. Wie man hört, soll es wohl ab 2015 einige Veränderungen bei Emanuel geben, aber für eine genaue Auskunft fragst du ihn bitte selbst.
Speed-Ville.de: Kommen wir zu einem anderen spannenden Thema – du hast dich selbstständig gemacht mit deiner Firma „Kirchmair Coaching“. Stelle uns doch bitte deine Dienstleistung vor und für wen ist es gedacht? Für jeden Rennrad Fahrer oder sollte man schon ein gewisses Leistungsniveau haben? Hast du schon einen Fahrer sichtbar nach vorne gebracht? zB in die Top 100 der Radmarathons?
Ja, ich bin selbständig als Trainer und als Teamchef – zudem noch Community Manager für Mavic. Neu dazu kommen jetzt vermehrt Trainingslager für breiteres Publikum und diverse Bewerbungs- bzw. Beratungsaktivitäten für Veranstalter von Marathons, Hotels und Tourismusregionen, die auf Radsport setzen wollen.
Die Trainingsplanung mache ich persönlich, das ist auch das Kernprodukt. Maßgeschneiderte Trainingspläne – nichts von der Stange oder gar vom PC Generiertes. Um interessierten Radfahrern den Zugang zu mir und untereinander zu erleichtern, habe ich 2014 das Kirchmair Cycling Team gegründet. Das war ein hartes Stück Arbeit und viele neue Erfahrungen – ich hab mich um alles selbst gekümmert: Vom Trikotentwurf bis zur Hotelbuchung – von den Verpflegungsstellen bis zur Presseaussendung … Ich hab viel Lehrgeld bezahlt – aber auch viel dafür zurückbekommen von meinen Fahrern!Viele bringen sich vorbildlich ein, unterstützen und motivieren mich, meinen eingeschlagenen Berufsweg weiter zu verfolgen und meine sportlichen Ziele nicht zu vernachlässigen.
Mein Angebot richtet sich an alle Radsportler/Innen, egal welchen Alters, egal welchen Leistungsstandes. Natürlich fahre ich gerne mit ambitionierten Fahrern, um auch selbst einen Trainingseffekt zu haben. Aber auch vermeintlich Schwächere finden in meinem Team und damit auch bei allen Trainingslagern Gleichgesinnte, die eben etwas gemütlicher fahren. Wie schon heuer im Rahmen der Team-Trainingslager erprobt, machen die Schnelleren dann eben einen kleinen Umweg, während die gemütlicheren Radler ihr Tempo fahren und auch nicht auf den Cafe-Stop verzichten müssen! ;-)
Es mag vielleicht vermessen klingen, aber ich denke, dass alle, die heuer in meinem Team gefahren sind, sichtbare Fortschritte gemacht haben. Allein schon die eigene Motivation fürs Training, der einheitliche Auftritt als Team, mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein, dazu noch ein abgestimmter Trainingsplan, Trainingslager und gemeinsame Rennen… Aus den Fahrern sprühen diese Emotionen richtig heraus, was mir zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, mit dem was ich hier begonnen habe.
Speed-Ville.de: Mich würde interessieren, ob du für das Winter/Frühjahr 2015 Trainings Camps organisiert, da ich mitten in der Planung bin. Wenn ja, wo kann man sich bei Euch bzgl. Trainingscamps informieren? Habt Ihr Gruppen in verschiedenen Teamstärken?
Ja, für mein Team und auch andere Gäste veranstalte ich das ganze Jahr über Trainings Camps an verschiedenen Orten. Ich stecke gerade mitten in der Planung, was neben dem laufenden Rennbetrieb nicht so einfach ist. So gut wie fix sind bereits Trainingslager in Österreich (Langlauf), am Gardasee, Südtirol, Füssen, Osttirol, den Dolomiten, Sölden und St. Anton. Je nach Nachfrage vielleicht auch Gran Canaria. 2014 gab es ja das Pro-Team, die Teamfahrer und die Friends – wobei das keine Auskunft über die „Stärke“ der Fahrer gibt. Für die Trainingslager und Rennen 2015 möchte ich schon verschiedene Leistungsstufen anbieten, so dass jeder gleich die für ihn passenden Events buchen kann.
Speed-Ville.de: Zum Abschluss die Frage: was ist dein absoluter Lieblingsberg und welchen Berg magst du überhaupt nicht und warum magst du ihn nicht?
Es gibt so viele schöne Anstiege – ich maße mir nur ungern an, einen besonders hervorzuheben. Gern hab ich es gleichmäßig – muss auch nicht zu steil sein, wie etwa der Jaufenpass oder die meisten Pässe in den Dolomiten. Weniger lieb sind mir hingegen das Penser- oder Stilfser Joch (von der Südseite) – warum weiß ich gar nicht – dort zieht es sich halt mental meist richtig, bis man oben ist. Ungern hab ich auch zu schwierige oder schmale Abfahrten, da sind mir breite, etwas schnellere Abfahrten lieber.
Vielen Dank lieber Stefan, dass du dir die Zeit genommen hast und weiterhin alles Gute – insbesondere jetzt kurz vorm Alpen-Traum.