Freies Feedback vorweg, wie war dein KOTL 2018? Was bleibt hängen?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Da gibt es eigentlich nur eins zu sagen, der King ist das Größte was es gibt, da kann die UCI meinetwegen ein sündhaft teures Rennen mit Qualifikation und sehr schlechten Strecken aufziehen, der King ist absolut das Größte!
Ich glaube, wer da gefahren ist, sagt einmal King immer King!
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Da der KOTL für mich mein erstes reines Einzelzeitfahren war, bleibt vor allem ein fettes Grinsen im Gesicht – es hat einfach diebischen Spaß gemacht, eine solche Runde in der professionellen Atmosphäre dieses Rennens zu fahren, mit viel tollem Publikum.
Das Grundprinzip bin ich zwar aus dem Triathlon gewohnt, konnte aber feststellen, dass ein reines EZF noch einmal etwas ganz Anderes ist. Ich bin auch nicht gerade ein Leichtgewicht, da war es schon schön bei einem flachen Zeitfahren ein Mal im Jahr konkurrenzfähig zu sein. (Anm. Daniel: Meine Rede!!!)
Aber alleine die Landschaft und Umgebung des Attersees sind schon die Reise wert, wenn man auch während des Rennens kaum ein Auge dafür freimachen kann.
Hast du deine Zielzeit erreicht? Was war deine Zielzeit?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Eigentlich habe ich ja keine Zielzeit, sondern nur Zielwatt. Die habe ich nicht ganz erreicht mit den 336 Watt! Aber mein Rad und ich haben auch unglaublich abgenommen in diesem Jahr für meine zwei Höhepunkte.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Die Zielzeit, die ich Dir im Gewinnspiel genannt hatte, waren, wenn ich mich richtig erinnere, 1:17 Stunden.
Das einfach deshalb, weil es eine Hochrechnung von meiner bis dahin schnellsten Radzeit auf einer olympischen Distanz war (40km Radkurs). Die habe ich beim KOTL mit 1:13:10 sozusagen „pulverisiert“, was sicher auch zu dem Gefühl des „fetten Grinsens“ beiträgt.
Was war aus deiner Sicht der Grund, warum du sie übertroffen/nicht erreicht hast?
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Ich habe die Leistungsfähigkeit meines „Motors“ ganz klar unterschätzt und den Zeitverlust durch die kleinen Hügel zu hoch bewertet. Besonders die Anstiege konnte ich viel besser unter Vollast durchdrücken, als ich befürchtet hatte, weil sie relativ kurz sind.
Und ich kann im Nachhinein sogar sagen: ein Quäntchen schneller wäre noch drin gewesen – aber viel besser so als anders herum!
Frage zur Vorbereitung: Wie hast du dich im Training auf das Zeitfahren vorbereitet?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Ich bin im Grunde jemand, der immer dem Wettkampf braucht, um sich richtig zu schinden. Da ist „Strava Life“ schon das Richtige.
Ich bin beruflich in der Region Peine unterwegs gewesen, und da gibt es viele längere Segmente, die auch noch am Startpunkt enden, die gehören jetzt, glaube ich, alle mir. So dauert ein 20 min Intervall auch schon mal 22 min. – längerer Spaß!
Beim Training mit dem TT bekomme ich die Sache mit mehr Disziplin hin, da werden alle Trainingspläne, die ich mir selbst auferlege nach Plan erfüllt – aber das beste Training ist immer noch das Rennen!
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Hier muss ich leider gestehen, dass das spezifische Training auf Zeitfahren viel zu kurz gekommen ist.
Nach einer durch Krankheit verkorksten ersten Saisonhälfte habe ich es zwar gerade so geschafft, rechtzeitig zur zweiten Hälfte noch einigermaßen fit zu werden, durch die Dreifachauslastung mit Schwimmen, Laufen und Rad war aber nicht so viel Zeit für spezifische Einheiten auf dem TT, wie ich mir gewünscht hätte.
Am Ende habe ich mich mit zwei kleinen Zeitfahrtrainings über 20-25km und einem Test über 50km vorbereitet.
Was war deine größte „Sorge“ für den KOTL – womit hast du dich vorweg am meisten beschäftigt?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Meine größte Sorge ist gewesen: Wie rette ich die super Form vom Weltpokal, den ich gesamt mit 21sek Vorsprung gewonnen habe, hin zum King?
Es ist mir gut gelungen, nur der Mut, um mehr zu machen an dem Tag war nicht da. Ich bin einfach in dem Rennen ohne jegliches Risiko gefahren, da ich progressiv fahren wollte, trotzdem war ich, auf Platz zwei ohne Elite nach der ersten Zwischenzeit hinter Marcus!
Mit 24 sek Rückstand nach 12 km – zum Schluss waren es 34.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Am meisten Bammel hatte ich wegen des für meine Begriffe nicht so guten Trainingsstands und dem damit verbundenen noch zu hohem Gewicht; ich hatte in Unkenntnis der Strecke wirklich Bedenken, wie weit mich die Hügelchen ausbremsen würden.
Leider sind auch zwei in der Vorbereitung als Hauptbelastungen gedachte Radeinheiten ausgefallen, der Radpart beim 70.3 Zell am See sowie ein Mannschaftszeitfahren mit unserem Triathlonteam.
Dadurch konnte ich meine Radform in der zweiten Saisonhälfte nur anhand von Trainingsleistungen einschätzen und war mir kurzzeitig sogar unsicher, die angesagte Zeit von 1:17 Stunden liefern zu können.
Wie war es dann in der Realität? Traf(en) diese Befürchtung(en) zu? Wie bist du damit umgegangen?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Zuerst habe ich gedacht, das ich zu wenig gemacht habe auf der ersten Strecke, aber wenn ich mir die Zwischenzeit anschaue, nach 12 km, da war ich, glaube ich, auf Platz zwei.
Aber immer noch mit sehr deutlichem Rückstand zu Marcus. Die restlichen Favoriten lagen fast gleich auf, ein wenig Glück muss man auch haben, wenn man hier startet.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Alle Befürchtungen waren umsonst. Ich bin einfach losgefahren und habe versucht, die flache erste Rennhälfte so zu pacen, dass ich auf jeden Fall mein selbstgestecktes Ziel erreiche, wenn ich in der zweiten Hälfte deutlich langsamer werde, also mit 39-40er Schnitt.
Als dann das gefürchtete Ausbrennen in den Oberschenkeln auch nach den Steigungen in Unterach und Parschallen ausblieb, habe ich mir gedacht: „Jetzt aber los, so viel kommt da doch gar nicht mehr!“
Am Ende hätte ich in der ersten Hälfte mehr Gas geben oder mich an den Anstiegen weiter aus dem Fenster lehnen können, aber wie bereits gesagt: Besser so als anders herum – ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich den ganzen Kurs so schnell fahren kann.
Zeitfahren ist immer eine Materialfrage. Kannst du uns dein Setup beschreiben?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Ich fahre ein BMC TM01, das ist innerhalb von ca.10 Jahren mein sechstes Zeitfahrrad gewesen , passt perfekt für mich!
Es wiegt ca. 7,3-7,4 kg. seit diesem Jahr, Umbau zuerst auf Deda Schalen mit Halter – günstiger geht es nicht, aber 300g leichter wie Profile.
Scheibe von Citec Ultra, Schaltung 56, Mono Blatt hinten, je nach Rennen .
Vorderrad wurde eine Woche vor dem Weltpokal auf Tubeless umgestellt und Victoria Speed, geiles Gefühl.
Hinten ist ein Continental TT montiert, aufgrund der sehr großen Scheibe.
Helm ist von Kask, da ich sehr gerne auf den Tacho schaue, TT Anzug ist ein sehr feiner Zwirn aus England, von Nopinz.
Achso, Lager und Käfig sind natürlich alle von Ceramicspeed, und mit sehr wenig Fett befüllt.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Ich bin 1 zu 1 mein Triathlonsetup gefahren: Ein Cervelo P3 mit 80er Felgen von slowbuild vorne und hinten und Latexschläuchen in ContiGP.
Das ist schon ganz ordentliches Material, wenn auch nicht kompromisslos auf reines Zeitfahren getrimmt.
Alle überflüssigen Halter etc. habe ich natürlich vor dem Rennen abgebaut. Einzige Neuanschaffung für diese Saison war ein Uvex Race8 Zeitfahrhelm, da ich für die Mitteldistanzen schon immer einen Visierhelm haben wollte.
Da kam der KOTL als zusätzliches Argument gerade recht.
War der KOTL dein Saisonabschluss oder kommt noch was?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Es war das letzte A Rennen, aber ich werde jetzt noch eine Woche am Attersee genießen, und auch für mein letztes Rennen an 3 Tagen in der Woche abends nur Joghurt essen.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): Der KOTL war dieses Jahr der Saisonabschluss, jetzt kommt erstmal etwas trainingsfreie Zeit, in der ich nur für meine Familie da bin.
Würdest du in 2019 wieder an den Start gehen beim KOTL? Wenn nein, warum? Wenn ja, was würdest du ggf. ändern?
(Tino Beck, Team Maxim Magdeburg): Die Karin von den Atterbikern hat es deutlich gesagt, kein King ohne Tino und so wird auch in 2019 dort im Zelt getanzt, was mit Sicherheit genau so schön ist wie das RENNEN selbst.
(Marcus Leinweber, Tri Force Fulda): In 2019 passt es wahrscheinlich leider nicht in meinen Terminplan, aber in 2020 möchte ich unbedingt wieder starten!
Der KOTL ist ein richtig tolles Event und Zeitfahren generell ist absolut mein Ding, habe ich gemerkt – ich möchte mich in jedem Fall noch deutlich verbessern und glaube auch, dass das mit etwas mehr Fokus auf die Disziplin und ein paar weiteren kleinen Stellschräubchen machbar ist.
Nächstes Mal muss beim km/h-Schnitt jedenfalls die 4 vorne her! (Anm. Daniel: Deal!!!)
Fotos: Sportograf, Gottfried Gärtner
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