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Der ASVÖ King of the Lake
setzt der Rennradsaison 2016 die Krone auf

by Daniel

Wenn das mal kein grandioses Finale wird: Am 24. September 2016 geht es zum King of the Lake – das Zeitfahren (48 km) rund um den Attersee auf komplett abgesperrter Strecke. Und endlich mal ein Rennen, bei dem man für den Erfolg selbst verantwortlich ist: Keine Ausreden mehr über unharmonische Gruppen, zu steile Berge oder ewig lange Distanzen. Beim King of the Lake kämpft jeder für sich selbst: Etwas über eine Stunde an der eigenen Schallmauer (FTP). Mein Renn-Tipp zum Ende der Saison 2016! Veranstalter Erwin erklärt uns die Erfolgsformel seines schnell wachsenden Radrennens, gibt Tipps für das richtige Taktieren – und wer weiß: Vielleicht startet ja der ein oder andere bekannte Profi am Attersee – schließlich ist der King of the Lake die ideale Generalprobe, zwei Wochen vor der UCI-WM in Katar.

King of the Lake RadrennenErwin, seit 2011 veranstaltest Du das Zeitfahren rund um den Attersee King of the Lake. Was war die Idee dahinter?
Wir sind bei uns im Verein eine Gruppe von vier radsportbegeisterten Personen, und wir wollten unbedingt ein Event organisieren. Da wir mit dem Attersee den perfekten See vor der Tür haben, hat sich die Idee – ein Zeitfahren rund um den Attersee durchzuführen – perfekt angeboten. Die Grundfrage war immer: Wie schnell schafft man es, um den See zu fahren?

Die Grundfrage war immer: Wie schnell schafft man es, um den See zu fahren?

Wobei die eigentliche Idee des Events eher klein gedacht war: Wir dachten an eine Party unter Freunden und Gleichgesinnten; ein paar Bierbänke, ein Grill für Bratwürste und ein Fass Bier. Dann fahren halt 30 Personen um den See und abends sitzen alle gemütlich zusammen und haben einen netten Tag gehabt, das war der Anfangsgedanke. Als wir dann in 2011 an den Start gegangen sind, merkten wir schnell, dass diese Grundidee – einmal mit Volldampf um den Attersee zu fahren – extrem gut ankam: Wir waren innerhalb kürzester Zeit überrannt und ausverkauft. Wir konnten gar nicht so viele Leute starten lassen, wie sich angemeldet hatten. Und neben dem eigentlichen Rennen war uns wichtig, etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches drumherum zu machen: Denn wenn wir schon den King und die Queen am Attersee haben, dann sollen die beiden auch gekrönt werden – so richtig schön mit Thron, Krone und Umhang (lacht). Das kam immer sehr gut an und hat für Stimmung gesorgt.

Das stelle ich mir in der Tat sehr amüsant vor. Was meinst Du ist der Grund für den großen Zulauf?
Der Auslöser ist ganz klar die tolle Strecke und die Anziehungskraft, die der See hat. Hier in der Region kennt jeder Radsportbegeisterte den Attersee, ist schon unzählige Male um den See gefahren. Und natürlich ist ein weiterer großer Reiz, der Kampf gegen sich selbst: Etwas über eine Stunde an der Schallgrenze zu fahren. Nur du und die Uhr. Niemand anders ist Schuld, kein Windschatten, nur Du (lacht).

Wie lang ist die Runde um den Attersee?
Knapp 48 Kilometer. 47,4 km, um ganz genau zu sein.

Das heißt, die Radfahrer in Eurer Region wissen, welche Zeit man in etwa für eine Seerunde benötigt? Es ist eine Art Hausnummer…
Ja, das weiß jeder. Einmal im Jahr gibt es den „Attersee-Radtag“ – da ist die Straße gesperrt. An dem Tag fahren ca. 50.000 Leute um den See – entsprechend hört man in den Tagen danach immer wieder die gefahrenen Zeiten: Der eine brauchte etwas über zwei Stunden, der andere gute eineinhalb. Jeder, der aus der Region kommt, kann mit der Seerunde um den Attersee etwas anfangen. Es ist etwas ganz Besonderes – und daher auch sehr reizvolles.

Besonders reizvoll ist natürlich die Vollsperrung der Strecke beim King of the Lake: Wie lange hat es gedauert, bis du das durchbekommen hast?
Die Strecke ist dieses Jahr zum zweiten Mal komplett gesperrt. Die Jahre zuvor wurde im Ein-Minuten-Intervall gestartet – da waren die Fahrer dann mit anderen Autos auf der Straße. Hier kam es aber öfter als uns lieb ist zu unangenehmen Situationen – das kann sich ja jeder vorstellen, wenn man in Zeitfahrposition auf der Straße mit Autos fährt. Gott sei Dank ist aber nichts passiert, außer ein paar abgebrochene Seitenspiegel und kleineren Geschichten. Einige Teilnehmer hatten uns drauf aufmerksam gemacht, dass es schon sehr hart an der Grenze war. Es war eine Frage der Zeit, bis mal was schlimmeres passierte. Und das war dann ganz klar der Auslöser, wo wir handeln mussten. Denn so lange wollten wir natürlich nicht warten! Die Strecke musste entsprechend abgesperrt werden.

Wie ist das Feedback der Leute heute, die damals auf der nicht abgesperrten Strecke gefahren sind?
Die waren super begeistert. Aber mal ganz klar: Die Straßensperrung war natürlich von der ersten Minute an, als wir über das Rennen nachgedacht haben, ein Thema. Wir hätten aber nie ernsthaft geglaubt, dass wir das auch schaffen durchzusetzen. Die Behörden haben im Laufe der Zeit gesehen wie wir arbeiten und das auf uns Verlass ist – so war es letzten Endes eine glückliche Fügung, dass wir das Unmögliche möglich gemacht haben.

Das war natürlich Grund zum Anstoßen.
Na klar, eine Sensation. Die Information, dass es mit der Vollsperrung klappt, haben wir recht spät bekommen, Anfang Juli 2015 war das. Da durften wir das komplette Rennen nochmal „neu organisieren“ – wir wollten es ja auch perfekt haben. Schlussendlich hat alles prima funktioniert.

King of the Lake

Bei welcher Zeit liegen aktuell die Streckenrekorde?
Der King of the Lake, welcher in diesem Jahr übrigens von Profile Design unterstützt wird, ist ja der Amateur-Fahrer, der keine Lizenz hat. Das ist bei Euch in Deutschland etwas anders: Ihr habt ja A-, B- und C-Lizenzen. Bei uns in Österreich gibt’s nur die Elite-Lizenz oder die Amateure. Und der King kann nur ein Amateur sein – Eure C-Lizenzfahrer fallen hier übrigens auch drunter, da sie mit unserer Amateurlizenz vergleichbar ist.

Nennen wir sie ambitionierte Hobbyfahrer…
Genau. Es gibt ja auch Elite-Fahrer, die dann aufhören, keine Lizenz mehr haben und in Hobbyteams fahren, die dürften da auch starten. Also der King of the Lake, das ist der Amateur-Weltmeister Igor Kopse aus Slowenien, hat eine aktuelle Bestzeit von 1:00:59 Stunden. Die Queen of The Lake, Adelheid Schütz aus Bayreuth, hat eine Zeit von 1:07:29 Stunden.

Und die Bestzeiten bei den Elite-Fahrern?
Die hat Maximilian Kuen, vom Team Amplatz-BMC, mit 1:00:23 Stunden aufgestellt.

„Nur“ 30 Sekunden weniger?
Ja, „nur“ dreißig Sekunden. Ich glaube aber, dass bei der Elite noch einiges möglich ist, so dass die Zeit in den kommenden Jahren noch deutlich übertroffen wird – da werden noch einige prominente Namen an den Start gehen (schmunzelt).

Der Igor Kopse hat aber auch gut Dampf in den Beinen. Respekt, als Amateur…
Definitiv, ein extrem guter Mann. Das musst dir mal vor Augen führen: Der fährt die Runde mit einem 48er Schnitt.

Da brennen die Haxn.
Das darfst du laut sagen. Aber seitdem wir die Absperrung haben, dürfen bei uns ja auch Mannschaften im 4er-Team starten: Hier liegt die Bestzeit übrigens bei 1:02:07 Stunden.

Krass, dass der Einzelfahrer schneller war als die Mannschaft.
Ich hatte auch gedacht, dass die Mannschaften deutlich unter einer Stunde fahren werden. Pustekuchen.

Was mich besonders reizt, ist die Tatsache, dass man etwas über eine Stunde an der Schwellenleistung fährt – was für Wattwerte muss man auf die Kette bringen, damit man „vorne“ finisht?
Wenn man ganz vorne mitfahren möchte, sollte man mindestens 330 Watt im Schnitt treten, da dürfte man bei ca. 1:02 Stunden finishen. Bei 270-280 Watt im Schnitt, läuft man bei 1:13 Stunden ein.

Höhenmeter beim King of the Lake?

Wie viel Höhenmeter hat der Kurs und wie steil sind die Anstiege?
(schmunzelt) Im Prinzip sind die Steigungen nicht schlimm: Die erste Hälfte des Rennens ist komplett flach, quasi null Höhenmeter. Naja, und dann kommen die kleinen Hügelchen – die tun aber dann mit der ganzen Vorarbeit sehr weh. Der typische Fehler derjenigen, die das erste Mal am Start sind, ist zu schnell loszufahren – das bezahlen sie dann in der zweiten Hälfte. Die Steigungen selbst sind recht human, maximal acht Prozent an kurzen Passagen. In Buchberg gibt es nochmal eine Passage von 30 m, die hat 16 Prozent. Wie gesagt: An sich alles nicht schlimm, in Summe tut es dann aber weh – auch wenn es nur 250 Höhenmeter sind.

Wie geht ihr mit dem Thema Windschattenfahren um? Macht ihr Kontrollen?
Wir führen Motorrad-Kontrollen durch und beobachten die Strecke über unsere Streckenposten, die überall verteilt sind. Wir versuchen, einen fairen sportlichen Rahmen für alle Teilnehmer zu bieten. Das betrifft auch das Thema Kurven schneiden. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird disqualifiziert.

Beim Triathlon muss man zehn Meter Abstand halten – wie könnt ihr das sicherstellen?
Das ist wirklich sehr schwer. Es kommt hier viel auf das Fingerspitzengefühl und das richtige Auge an: Wenn einer auffällt, wird er vom Motorrad verfolgt. Und wenn er ein paar Sekunden zu lange im Windschatten ist, wird er verwarnt. Und wenn er dann immer noch nicht aus dem Windschatten raus ist, wird er ausgeschlossen. Wir lassen uns, wie wir in Österreich sagen, nicht auf den Kopf sch**ßen. (lacht)

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Bekommst du im Ziel öfter zu hören, dass einer ständig Windschatten „gelutscht“ hat?
Selbstverständlich, das kommt vor. Wir haben unsere Streckenposten überall verteilt und die Kollegen schreiben sich die Nummern der Kandidaten auf. Einen Großteil der Jungs erwischen wir.King of the Lake RadrennenWas ist Deine Motivation das Rennen zu organisieren? Du machst das Ganze ja nebenberuflich.
Die Motivation ist einfach ein unglaublich tolles Produkt, es ist etwas Einzigartiges. Mir ist jetzt nicht bekannt, dass es ein Einzelzeitfahren in solch einer schönen Landschaft mit komplett abgesperrten Straßen existiert. Der Vorjahressieger, Igor Kopse, hat es super auf den Punkt gebracht:

„Was für ein Tag: Ich alleine auf der Straße, nur mit den Motorrädern und Kameras!“

Er hat sich für einen Tag wie bei der Tour de France gefühlt. Und wenn uns der Amateurweltmeister solch ein tolles Kompliment macht, das ist es dann, was uns die Kraft gibt, das Ganze weiter durchzuziehen.

Ihr könnt in diesem Jahr ca. 1.000 Teilnehmer starten lassen?
Ja, wir dürfen in etwa tausend Teilnehmer auf die Strecke schicken.

Eure Anmeldung ist erst seit ein paar Wochen geöffnet, wo steht ihr zurzeit?
Über 400 Teilnehmer sind jetzt schon gemeldet. Im Vorjahr hatten wir 580 Starter, hätten aber aufgrund der Nachfrage 800 starten lassen können. Das Event wächst wie du merkst (lacht).

Wie setzt sich das Teilnehmerfeld zusammen?
60 Prozent der Teilnehmer sind schon noch Österreicher. Die Deutschen werden aber immer mehr, mittlerweile schon etwas über 30 Prozent – das geht bis hoch nach Frankfurt. Die dritte Kraft im Bunde sind die Schweizer.

Das freut mich sehr, wenn ein Konzept funktioniert. Wo siehst Du das Event in drei bis vier Jahren?
Wir wollen organisch wachsen. Das Event soll weiter unsere Handschrift tragen und diesen familiären Charakter behalten.

Das erinnert mich jetzt spontan an den Mondsee Radmarathon. Der hat für mich auch so einen Charakter.
Ja, das ist hier um die Ecke und auf jeden Fall recht ähnlich. Am Rennwochenende arbeiten die ganzen Vereinsmitglieder ehrenamtlich: Mittlerweile mobilisieren wir ca. 120 ehrenamtliche Vereinshelfer an diesem Tag. Ohne sie würde es nicht funktionieren. Dazu kommen aber noch 100 Feuerwehrmänner, 15 Polizisten, 20 Motorradmarshalls, ein Notarzt und in etwa 15 Sanitäter. Ein ganz großes Dankeschön an jeden Einzelnen – da kann man echt stolz drauf sein.

Der King of the Lake findet unter Topbedingungen statt: Zwei Wochen vor der UCI-WM in Katar könnte das doch für den einen oder anderen Profi noch der ideale Härtetest sein, oder?
Definitiv, daran haben wir auch schon gedacht. Es wäre für alle Profis, die aus der Region kommen eine perfekte Generalprobe: Ohne Straßenverkehr 48 km zu „bolzen“. Auch für die Profis gibt es keine besseren Trainingsbedingungen. Gerne kann sich der eine oder andere Profi bei mir melden, die Details können wir dann besprechen.

Die österreichische Profi-Szene erlebt zurzeit ja ein beindruckendes Wachstum.
Ja, das ist schön mit anzusehen. Der eine oder andere war bei uns ja auch schon am Start: 2011 hat Lukas Pöstlberger (BORA ARGON 18) gewonnen. Riccardo Zoidl (TREK) wollte ebenfalls bei uns starten, wurde aber leider kurz vor dem Rennen krank – dieses Jahr geht er beim Giro als Edelhelfer an den Start. Dieses Jahr ist auf jeden Fall Extremsportler Christoph Strasser (u.a. Gewinner Race Across America und Race Around Austria) mit dabei, darauf freue ich mich ganz besonders. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Zeit vom Christoph (schmunzelt).

Wie viel Prozent der Teilnehmer kommen mit einem Zeitfahrrad und wie viel mit einem normalen Rennrad?
In 2011 war es noch ausgeglichen. Im letzten Jahr waren es aber schon zwei Drittel mit Zeitfahrrad und ein Drittel mit einem normalen Rennrad. Für beide Radtypen haben wir jeweils eine getrennte Wertung, um Chancengleichheit herzustellen. Das wäre ja sonst unfair. So fahren in der einen Klasse die Zeitfahrräder gegeneinander und die Rennräder in der anderen Klasse.

Entscheidend für den Erfolg einer Veranstaltung ist das Wetter. Wie war das in den letzten Jahren?
Mit dem Wetter haben wir bis jetzt sehr viel Glück gehabt: Nur in einem Jahr hatte es ein bisschen genieselt. Bei zwei Events war es ein traumhafter Herbsttag. Also einen richtig üblen verregneten Tag hatten wir bis jetzt zum Glück noch nicht. Ich hoffe das bleibt so.

Wie sind die Temperaturen am Attersee Ende September?
Optimal um eine Stunde Vollgas zu geben: Zwischen 15 und 19 Grad.

Das heißt: Oben lang und unten kurz?
Nein, 80-85 Prozent der Teilnehmer fahren in kurz/kurz.

King of the Lake Radrennen
Das Rennen ist der perfekte Saisonabschluss und findet auch noch an einem Samstag statt: Entsprechend wird gefeiert, oder?
Auf alle Fälle. Man merkt richtig, wie entspannt die Teilnehmer am Ende des Rennens sind – die lange Saison ist für fast alle vorbei, das wird dann auch gehörig gefeiert. Nach der Veranstaltung gibt es dann ein kleines Oktoberfest: Gutes Bier und gute Stimmung (lacht).

Ich freue mich sehr: Das Rennen ist eine gute Möglichkeit für Fahrer wie mich, die etwas mehr wiegen – also die klassischen Allrounder.
Definitiv, für die ist das Rennen perfekt. Das Gewicht spielt auf unserer Strecke nicht die Rolle wie bei einem Bergrennen.

Erwin, wir beide haben eine Wette am laufen: Wenn ich es schaffe, den King of the Lake unter 1:08 Stunden zu finishen, bekomme ich für kommendes Jahr fünf Freitickets für meine Leser. Deal?
(lacht) Sehr gerne, das können wir machen. Ich bin gespannt, was Du für eine Zeit fährst. Auf Strava bist Du ja schon sehr umtriebig. Aber sei dir bewusst: Das ist ein Schnitt von 42,3 km/h.

42,3 km/h. Oh Mann, bin ich wahnsinnig?
Das wird schon (lacht). Zum Schluss möchte ich mich noch bei unseren Unterstützern bedanken – ohne sie würde es den King of the Lake, in dieser Form, sicherlich nicht geben: Der ASVÖ Oberösterreich, der uns beim Organisieren unter die Arme greift, der Behörde, den Bürgermeistern und dem Tourismusverband, der Sparkasse OÖ, Bioracer und unserem Radausstatter SIGA und NAKITA – und einfach allen, die an uns glauben.

Danke fürs Gespräch lieber Erwin!

Fotos: Atterbiker

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