Norddeutsche Meisterschaften in Sachsen??
Zugegebenermaßen, als ich in diversen Ausschreibungen den „HeideGravel“ als Ausrichter der 1. Norddeutschen Gravel Meisterschaft ausmachte, freute ich mich – als Kind der Lüneburger Heide – auf einen Ausflug in Richtung Heimat.
Startort Torgau-Taura….., komisch, kannte ich gar nicht.
Und als ich auf die Suche ging und mein Finger auf der Landkarte immer mehr Richtung Osten wanderte, blieb dieser nahe Leipzig stehen.
Ok, eine Norddeutsche Meisterschaft in Sachsen – irgendwie „strange“…. .
Aber das sollte sich alles noch aufklären!
Also machte sich die Reisegruppe Thilo/Jens auf, um, wie schon so oft in den letzten Jahren, den schönen Gravel Rennsport mit einem Wochenende in unbekannter Umgebung zu kombinieren.
HeideGravel Rennbericht
Von Jens Claussen
Als wir am Vorabend des Rennes (siehe unsere 10 besten Gravelrennen in Deutschland & Europa!) nochmal zu einem kurzen RECON auf die 25 Km Runde gingen, bot sich uns beiden folgender Anblick bei herrlichster Spätsommer-Abendstimmung…
Das Eventgelände war überschaubar, ab und an ein Campingbus, an dem man sich schon auf die Nacht vorbereitete und vor allem eines: eine absolut relaxte, freundliche und angenehme Atmosphäre!!!
So hatte ich auch noch Zeit in Ruhe mit dem Orgateam zu plaudern. Bei dieser Veranstaltung haben übrigens ausschließlich Frauen den Hut auf.
BDR (Bund Deutscher Radfahrer) macht die Vorgaben
Lisa Schulz, Projektmanagerin der Veranstaltung, brachte dann endlich Licht ins Dunkle und erklärte mir:
“Da es im letzten Jahr nur Gesamtdeutsche Gravel Meisterschaften gab, hatte der BDR die Bestrebung, das regional herunterzubrechen.
Und da es eine Süd-, West- oder Ostdeutsche in diesem Jahr nicht geben würde, hat der Verband ziemlich viele Bundesländer als “norddeutsch” deklariert”, schmunzelt Lisa.
“Wir hatten ja im letzten Jahr schon mit dem Heide Cup ein Gravel Event mit Straßenrennen hier vor Ort und sind jetzt den nächsten Schritt gegangen nur auf Gravel zu setzen “, ergänzt Cordula, ebenfalls aus dem Orga Team der Sportfreunde Neuseenland e.V..
“Als diese Entscheidung intern gefallen war, haben wir uns daraufhin aktiv beim BDR auf Meisterschaften beworben”.
Kleines Starterfeld auf tollem Kurs!
So standen letztendlich aber nur 31 Sportlerinnen und Sportler aus Berlin, Bremen, Brandburg, Hamburg, Meck-Pomm., Niedersachsen, NRW, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein am Sonntagmorgen am Start, um den ersten Norddeutschen Gravelmeister auszufahren.
Ok, Taura ist landschaftlich nicht wirklich sexy, aber was da auf der 25 km Runde geboten wurde, war…
- Traumhaft, weil es ausschließlich durch wunderschöne Wälder ging
- Ein Streckenniveau, dass aufgrund von Topografie und Bodenbeschaffenheit ein mehr als würdiges Terrain für eine Meisterschaft bot
40 Kilometer am Rad der späteren Siegerin
Was von Beginn an bei so wenig Startern zu erwarten war, bewahrheitete sich dann auch recht zügig. Der kleine Pulk reißt schnell auseinander und man ist mehr oder weniger in Kleingrüppchen oder gar alleine unterwegs.
Nach ca. 35 km dann der Jackpot für uns: Die Frauen waren ein paar Minuten nach uns auf den Parcours gegangen und die Spitze des Damen Rennens fuhr zu uns auf.
Tina Schulz
Die spätere Siegerin und Profi-Frau Tina Schulz von Maxx Solar Rose Women Racing (mit Marit Sachse im Schlepptau) überholte uns – aber mit einem Speed, der durchaus “machbar” erschien.
Thilo und ich, wir verstehen uns blind, da braucht es nicht immer Worte. Ein Augenkontakt und zack, saßen wir am Hinterrad der schnellen Ladies!
Und das hätte gerne bis zum Ende so weitergehen können, wäre Thilo nicht durch ein stattliches Schlagloch gebrettert.
Sein Lenker hatte kein Erbarmen mit diesem Manöver, und verdrehte sich um 10-20 Grad. Arrivederci an unsere Pacemakerinnen und da war sie dahin, die Option auf eine gute Endzeit.
Als Ü50 darf Mann auch mal im Windschatten bei (Profi) Frau fahren
Kleine Anekdote am Rande dazu:
Irgendwann fährt die Profifrau neben mich und sagt: Sag mal, willst du nicht mit durch die Führung gehen?
Ich darauf zu ihr: Du bist die Profifrau und ich gehe stramm auf die 60 zu.
Ich bin total happy, dass ich an deinem Hinterrad mitfahren kann. Wäre top, wenn wir es dabei belassen könnten!
Ein kurzes Nicken von Frau Schulz und weiter ging die wilde Fahrt durch die Dahlener Heide.
Schön mal einen Vorteil des Älterwerdens zu erleben.
Wildcards für Gravel WM
Als “Leckerli” hatte sich das junge Veranstaltungsteam noch etwas wirklich Besonderes einfallen lassen:
Die jeweils drei erstplatzierten Männer und Frauen durften am Ende über einen Wildcard Platz bei der kommenden Gravel WM in Belgien jubeln!
Hartes Gravel-Rennen
Auch sportlich werde ich diese Premiere für mich in bester Erinnerung behalten.
Mit einer Fahrzeit von 06:04h bin ich Gesamt 13. geworden – mehr als die Hälfte der Teilnehmer musste bei diesem harten Rennen über 150 km mit 1.260 Hm frühzeitig aussteigen… .
Und so hart war das..
Fazit vom HeideGravel
In Summe ist den Sportsfreunden aus dem Sächsischen mit der 1. Norddeutschen Gravel Meisterschaft ein sehr guter Mix aus feinstem Gravel Rennsport und dem ursprünglichen Community Charakter des Gravelns gelungen.
Sprich: chillige Atmosphäre, Schwerpunkt auf dem Miteinander und bei all dem TOP organisiert.
Insgesamt waren an dem Wochenende 350 Gravelsportler am Start, die abseits der Meisterschaften auf einer 30, 50 oder 100 km Strecke an den Start gingen.
Es bleibt abzuwarten, wie viele Radsportler aus dem NORDEN im nächsten Jahr den doch durchaus langen Weg nach Taura antreten, denn eines ist laut Lisa schon heute gewiss: “Wir werden definitiv 2025 wieder die Norddeutschen ausrichten, höchstwahrscheinlich erneut an dem letzten August Wochenende”, gibt sie bekannt.
Merkt euch unbedingt dieses Event, eine Teilnahme in 2025 ist mehr als lohnenswert!
Euer Jens
Fotos: privat