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718 TSS! Erfahrungsbericht der Tour des Stations in der Schweiz

by Daniel
  • wir berichten über die Erfahrungen von Dieter bei der Tour des Stations
  • mit 8848 hm auf 240 km eine der härtesten Prüfungen für Radsportler im DACH-Raum
  • was braucht es für eine Vorbereitung im Training?
  • was musst du an Leistung auf die Kette bringen, um überhaupt zu finishen?
Tour des Stations Erfahrungen
Archivfoto Tour des Stations

Sie darf wohl als eine der härtesten Prüfungen auf dem Rennrad innerhalb von 24 Stunden weltweit betrachtet werden:

8848 hm bei der Tour des Stations

Der Ultrafondo Everest der Tour des Stations (Ultrafondo The Everest – Tour Des Stations), bei dem am 23.08.2025 die 392 Starter 246 Kilometer mit extremen 8.848 Höhenmetern zurücklegen mussten..

Mit zusätzlichen vier Kilometern Neutralisation am Start als auch noch sechs Kilometern neutral zum Finisher-Village. 

Und noch unglaublicher ist die Tatsache, dass diese, im positiven Sinne „Verrückten“ für eine solche Mammutaufgabe lediglich 18 Stunden Zeit hatten, um ihren Namen in der finalen Ergebnisliste wiederfinden zu können.

Zeitlimit für den Wahnsinn: 18 Stunden

Das entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 13,4 km/h bei einer durchschnittlichen Steigung von 3,7% auf der gesamten Strecke!!!!

Ein Event, das unseren Athleten Dieter aus dem benachbarten Alpenland derart “angezündet“ hatte, um es bei unserer Saisonplanung für ihn zu seinem Saisonhöhepunkt 2025 zu erklären.

Um diese grandiose Leistung von Dieter an jenem Samstag im Spät-August besser einordnen zu können, zunächst einmal vorweg seine Vita:

Beeindruckende Leistung von Dieter
Hut ab: Tolle Leistung von Dieter!!!
Athlet Dieter

Unser Athlet Dieter (47) aus Österreich

Selbstständiger Unternehmer mit drei Kindern

  • Dieter / 47 Jahre / 185 cm / 86 kg (am Start der Tour des Stations)
  • aus Österreich, nahe der slowenischen Grenze
  • verheiratet / drei Kinder
  • selbstständiger Unternehmer
  • seit 2018 intensiv Radsport
  • FTP am Start der Tour des Stations: 305 Watt (3,58 Watt/kg) bei HF 163 S/min

“Meet your limits“

Der Slogan des Veranstalters trifft exakt ins Schwarze für das, was die Teilnehmer auf ihrem Weg über 12 schwere Anstiege von Le Chable durch die wallisischen Alpen bis ins Ziel zum Col de la Croix de Coeur bewältigen mussten.

Ganze 12 Anstiege galt es für Dieter auf seiner Fahrt zu erklimmen, wobei das Dach der Tour als Kirsche auf der Torte mit dem letzten Anstieg auf die Teilnehmer wartete:

Übersicht der Anstiege bei der Tour des Stations
Übersicht der Anstiege – da kommt Freude auf :-)

der Col de la Croix de Coeur (Hors Kategorie), 12,9 Kilometer lang mit einer Höhe von 2.172 Metern und im Aufstieg einer durchschnittlichen Steigung von 7% bestückt. 

So ein Ding braucht eine langfristige und gezielte Vorbereitung und vor allem eines: eine unfassbare mentale Stärke!!!

Dieters Weg zur Tour des Stations 2025

Von Jens Claussen

  • Seit Februar 2024 bei uns im Coaching
  • Anfang Februar 2025: Mini-Trainingslager in Porec (Slowenien) für 3 Tage
  • 15./16.02.2025: zwei Tage Test seines Leistungsprofils (All-Out 5 sek., 1 min, 5 min) inkl. FTP Test
  • 22.-29.03.2025: SpeedVille Trainingslager auf Mallorca
  • 01.06.2025: ARBÖ Kärnten Radmarathon (105 Km / 1.600 HM)
  • 14.06.2025: FTP Test
  • 20./21.06.2025: Selbstversuch über 800 Km
  • 05.07.2025: Carnia 300 
  • danach bis zur Tour des Stations: 1x/Woche 6-8 Std. Einheit, immer mit 2.500-4.000 HM

Rennstrategie & Pacing

Im Vorfeld hatten wir besprochen, dass Dieter mit einer Pace von 220 Watt (2,55 Watt/kg) an den Anstiegen beginnen sollte – wohl wissend, dass diese Vorgabe sukzessive mit der Anzahl der Anstiege im weiteren Verlauf leicht sinken würde.

Sein Bike wurde mit einer Übersetzung bestückt, dass er auch nach mehreren Stunden im Sattel noch bergauf eine Kadenz von 65-75 U/min halten kann.

Mind. 90g Kohlenhydrate pro Stunde

Bzgl. der Ernährung hatte Dieter im Vorfeld mehrfach auf langen Trainingsfahrten getestet, dass er über einen Zeitraum von vielen Stunden mindestens 90 g Kohlenhydrate (KH) pro Std. zu sich nehmen kann.

Zu Beginn über langkettige KH wie Reiskuchen, Riegel u.ä., danach überwiegend kurzkettig über Gels.


Strecke der Tour des Stations
Strecke der Tour des Stations (246 km, 8848 hm) – 65% der Starter kamen auch ins Ziel

Auszug von Dieters Renndaten

Nach einer Dauer von 16:05 Std. machte leider Dieters Messtechnik schlapp, die restlichen 01:18 Std. fehlen also.

Bis dahin:

  • Kilometer: 237 km
  • AVG Speed: 14,7 km/h
  • Höhenmeter: 8.132 HM
  • AVG NP: 206 Watt
  • AVG HF: 122 S/min 
  • AVG RPM: 72 U/min
  • Kalorien: 10.940 kcal
  • IF (Intensitätsfaktor): 0.68
  • TSS: 718
Col du Lein

Am Col du Lein (2. Anstieg)

  • Kilometer: 12,7 km
  • AVG Speed: 10,2 km/h
  • Höhenmeter: 928 HM
  • AVG NP: 227 Watt
  • AVG HF: 130 S/min 
  • AVG RPM: 76 U/min
  • Kalorien: 918 kcal
  • IF (Intensitätsfaktor): 0.74

Thyon 2000

Am Thyon 2000 (11. Anstieg)

  • Kilometer: 18,8 km
  • AVG Speed: 9,9 km/h
  • Höhenmeter: 1.107 HM
  • AVG NP: 207 Watt
  • AVG HF: keine Aufzeichnungen mehr 
  • AVG RPM: 66 U/min
  • Kalorien: /IF (Intensitätsfaktor): 0.68

Und nach all den Daten wollen wir nun endlich den Protagonisten Dieter zu Wort kommen lassen, wie er die größte sportliche Challenge seines Lebens erlebt hat:

“Das war wirklich eine unglaublich spannende Erfahrung für mich, bei der ich mich aber eigentlich bis zum Schluss noch ganz gut gefühlt habe. Eine wilde Challenge, einmalig, auch in dem Sinne, dass ich solch ein Everesting wohl in meinem Leben nicht noch einmal machen werde. Lediglich im letzten Drittel hatte ich etwas mehr mit mir selbst zu tun. Das war der härteste Abschnitt – das wusste ich natürlich im Vorfeld, aber ausgerechnet hier hatte ich ein wenig mit dem Magen zu kämpfen.“


Start

“Ich hatte mich für einen Start um 02:30 Uhr in der Nacht entschieden, da ich wusste, dass ich niemals einen Schnitt von 17 km/h auf dieser Strecke würde fahren können (um 05:00 Uhr starteten die Teilnehmer, die sich einen Schnitt von mind. 17 km/h zutrauten, d. Red.). Es hatte um die 10 Grad und ich bin trotzdem ohne Jacke losgefahren, weil mir beim Start heiß war – so vollgedröhnt mit Adrenalin war ich schon! Der erste Berg war recht einfach, hatte aber eine kleine Überraschung für uns parat. Die letzten zwei Kilometer mussten wir “Gravel-like“ eine Schotterpassage überstehen. Zum Glück kein Defekt für mich, so dass ich unbeschadet zur ersten Labestation einfahren konnte. Wie sich im weiteren Verlauf zeigen sollte, waren diese aber leider nicht so gut bestückt….. . Am meisten habe ich mich dann in den ersten Stunden von Reiskuchen ernährt, um erst möglichst spät auf Gels umzustellen“.


Endlich wird es hell

“Als es nach 4 Rennstunden dann endlich hell wurde, war ich sehr froh. Die Fahrt im Dunkeln davor hatte ich mir nicht so anstrengend vorgestellt. Die Anstiege wurden dann kurzweiliger und die nächsten Berge haben mir dann richtig Spaß gemacht. In dieser Phase habe ich mich sehr gut gefühlt und bin auch zügig vorangekommen. Strecke und die Ausblicke, einfach nur lässig!“


Wo ist die Labestation? Fast trocken gelaufen…..

“Für meinen Kopf war das erste Ziel der Ort Grone, die Labe bei Kilometer 157. Da hätte ich dann schon Vieles hinter mir. Dann würden zwar zwei harte Anstiege kommen, die aber schon passen sollten. Dann fehlte aber auf dem Weg dorthin auf einmal eine von den vorher gekennzeichneten Labestationen, so dass ich recht lange kein Trinken auffüllen konnte. Da hatte ich schon rund 11 Std. hinter mir. In Grone habe ich mich dann gut verpflegt und ein wenig mit anderen geplaudert. Keine sehr aufmunternden Gespräche, da mir ein Teilnehmer erzählte, er sei schon zum vierten Mal dabei und hätte es noch nie geschafft“. 


Noch weitere 4.000 Höhenmeter auf den letzten 90 Kilometern….. 

“Diese Zahlen haben mich danach schon etwas ernüchtert. Als ich dann direkt wieder 1.000 Höhenmeter bergauf musste, war ich auf der Hälfte des Anstieges plötzlich völlig unterzuckert und musste bei einem Café anhalten. Das war meine schlimmste Phase im ganzen Rennen. Auf den Abfahrten konnte ich mich aber immer recht gut erholen, die waren technisch nicht sehr anspruchsvoll….“.


Wattzahlen gehen runter…..

“Ich hatte mich vorher schon mental darauf eingestellt, dass die Wattzahlen runtergehen würden und es dann nach hinten raus zu einer reinen Willenssache werden würde. Und so kam es dann auch. Der drittletzte Anstieg war richtig steil und ich wusste, dass dieser nochmal zu einer Schlüsselstelle für mich werden würde. Als der dann geschafft war, konnte ich die Abfahrt hinunter sogar genießen, bevor es nach Thyon 2000 hinaufging. Mich hat dann fokussiert gehalten, dass dort meine Töchter an der Labestation gestanden haben. So konnte ich auch in den Momenten weitertreten, in denen ich eigentlich alles schon zwanzig Mal hinterfragt hatte.“


Probleme mit dem Garmin und 15 € Pommes….

“Mein Garmin hatte vorher schon ein wenig rumgesponnen und oben am Thymon 2000 hat er dann endgültig den Geist aufgegeben. Ich wusste aber, dass der finale Anstieg noch ca. 900 Höhenmeter hat und plötzlich verspürte ich eine irrsinnige Lust auf Pommes. Gesagt, getan – meine Kinder organisierten mir die Fritten für lockere 15 €“.


Und schon wieder Gravel…. 

“Am Anfang des letzten Anstieges dachte ich dann, das kann doch nicht wahr sein – schon wieder eine Gravel-Passage! Und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es mit dem Finishen innerhalb der Karenzzeit knapp werden könnte. Ich musste mich sputen, denn schon den ganzen Tag über hatte ich immer wieder gehört, dass man mit der Finish-Time rigoros umgehen würde. Ich musste um 20:30 Uhr im Ziel sein, keine Minute später“!


5 Grad am Col de la Croix…..

“Mit der Zeit hat es im Ziel am Col de La Croix dann letztendlich noch entspannt gepasst. Oben war es aber auf den letzten Kilometern extrem kalt. Auf der Abfahrt zum Finisher-Village in Verbier habe ich dann nur noch gefroren, wurde aber dort mit meiner Finisher-Medaille für diesen rundum einmaligen Tag mehr als belohnt“.

Glückwunsch an Dieter für die phänomenale Leistung!

Euer Jens!

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Rakete

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Fotos: privat, Veranstalterfotos der Tour des Stations, Screenshots Strava

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