[Anzeige] Tom ging als SpeedVille Reporter an den Start. Und das nicht irgendwo, mit Start/Ziel in Jerusalem schuf die weltweite Rennserie GFNY eins der sicherlich spektakulärsten Gesamtpackages. Ein Rennbericht zwischen historischster Altstadt, knackigen Höhenmetern auf komplett gesperrten Straßen und ein paar österreichischen Ausdrücken, die kein Mensch versteht.
Von Tom Elpunkt
Was verbindest Du mit Israel?
Hummus, Falafel, Heiliges Land, Granfondo Radrennen.
Moment: Granfondo Radrennen?
Ja, genau – das ging mir auch durch den Kopf, als Daniel zur Bewerbung für einen SpeedVille Reporter auf Instagram aufgerufen hat.
Er suchte jemanden, der für SpeedVille beim GFNY Jerusalem teilnimmt.
GFNY Jerusalem, beeindruckender geht kaum!
Denn der GFNY, die weltweite Serie aus New York, startet in 2019 zum zweiten Mal in Jerusalem und Daniel hat vollkommen Recht:
„Tom, das ist deine Once-in-a-Lifetime-Chance für so eine Veranstaltung!“
Kurz überlegt, die Frau mit dem besten “ich bin auch gar nicht lange weg”-Dackelblick bezirzt und dann zugesagt!
Sicher, das möchte ich machen!
Durch die Schweiz Israels
4 Tage Jerusalem, 72 km und 1400 hm durch die “Schweiz” Israels, wie die Jerusalemer ihre Hügel rundherum nennen!
Was weiß man denn über das Land? Ja ok, es ist der Staat der Juden, es ist heiß (ist das nicht eigentlich eine Wüste?) und Jesus soll dort mal gewandelt sein. So weit, so gut!
Das man dort auch wirklich geil Rennradfahren (und Graveln! Oh, mein Gott! Das Land ist Gravelhalla!), daran hab ich nun wirklich nicht gedacht.
Sieht man sich die Topografie rund um Jerusalem an, wird schnell klar:
Alter Schwede, da gehts nur rauf und runter! In einer Tour und das mein ich wirklich so.
Jerusalem selbst wurde auf mehreren Hügeln errichtet – und genau so verlaufen auch die Straßen.
Aber erst mal der Reihe nach.
Flugzeit unter 4 Stunden von Wien
Die Reise selbst war ehrlicherweise schon etwas beschwerlich. Immerhin ging der Flug ab Wien nach Israel, was für mich eine Zugfahrt über 3 Stunden nach Schwechat bedeutet.
Also Tagwache um 4:30, Abfahrt 5:15 in Salzburg.
Internationaler Flug, musst ja rechtzeitig dort sein, also erst mal 2 Stunden warten. Flugzeit hält sich echt in Grenzen, in 3:15 Stunden bist am Airport Ben Gurion, welcher zwischen Tel Aviv und Jerusalem liegt und mit einer Schnellzugverbindung in beide Richtungen gut erschlossen ist.
Leider waren in der Woche gerade mehrere Feiertage, Holocaust-Gedenktag und Unabhängigkeitstag, dementsprechend war gut was los am Flughafen.
Die Passkontrolle dauerte entsprechend 1 ½ Stunden!
[Richtig geil gemacht!] Toms Trip im Video
35 Minuten bis nach Jerusalem
Danach rein die Bahn, und 35 Minuten später bist du quasi im Orient angekommen. So zumindest kam mir der erste Eindruck von Jerusalem vor und da war ich erst in der Neustadt.
Da ich kein Handynetz hatte, musste ich mich trotz vorheriger Recherche mal zum Radgeschäft und dem dorthin fahrenden Bus durchfragen.
Dort angekommen, wurde ich wirklich sehr freundlich von Moshe, dem Besitzer des Radladens empfangen.
Nach 12 Stunden unterwegs, hat mich der Kaffee, so schwarz wie die Nacht, erstmal wieder auf Vordermann gebracht! Was eine Wohltat.
Danach ab ins Dan Panorama, einem wirklich tollen Hotel, das hervorragend zentral zwischen Altstadt, Expo-Gelände und Start/Ziel des GFNY Jerusalem liegt!
Dort angekommen, haben wir uns mal zum Abendessen mit Ilan und Shaun, den Organisatoren und Köpfen hinter dem Rennen, getroffen.
Nach erstem Kennenlernen ging’s für mich nach einem mehr als üppigen Essen ab ins Bett, ich war fix & fertig.
Der Tag vorm Rennen
Am nächsten Tag stand das volle Programm an:
Tagwache wieder um 06:00 Uhr. Frühstück, umziehen und zu Fuß los in Richtung Expo-Gelände, das ca. 10 Minuten vom Hotel entfernt war.
Ich versuche ja, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, und so hatte ich mich im Vorfeld schon entschlossen, meine MTB-Schuhe mit SPD-Platten mitzubringen, um während des Rennens stehen bleiben und Fotos (siehe Toms Instagram Kanal) machen zu können.
Dieser Gedanke hat sich als perfekt herausgestellt, ich konnte mit den Dingern super gehen und genau das hab ich auch gebraucht.
Der französische Kollege hatte SPD-SL-Schuhe und dementsprechend war das mehr ein Eiertanz bei ihm, als ordentlich voranzukommen.
Lustiges Bild.
Warmup-Ride zum JFK Denkmal
Wir hatten einen Warm-Up-Ride über 30 km zum JFK-Denkmal etwas ausserhalb der Stadt, wunderschön gelegen auf einem Hügel. Die Gruppe war etwa 20 Mann stark, wir hatten Eren dabei, der uns hervorragend gelotst und immer wieder was zur Geschichte der Stadt erzählt hat.
Sicher, man hätte sich gleich mal ordentlich zerstören können, aber wir haben’s langsam angehen lassen und nach 2 Stunden durch den Großstadtverkehr waren wir alle sicher zurück im Hotel.
Anschließend ging es nach dem Frischmachen zu einer geführten Tour mit Riky in die Altstadt Jerusalems.
Mehr Historie als in Jerusalems Altstadt geht kaum
Und dort spürt man wirklich den Hauch der Geschichte hinter jeder Ecke. Nicht weniger als 4 Religionen teilen sich den historischen Kern, der nicht größer ist als 1km²:
Juden, Christen, Armenier und Muslime bevölkern den von mächtigen Mauern umgebenen Teil Jerusalems.
Die engen Gassen mit kleinen Geschäften (leider hinterlässt natürlich auch hier der Massentourismus seine Spuren) sind durchzogen von Gerüchen, wie man sie sich auf Märkten in dieser Region vorstellt.
Solltet ihr jemals hier sein, nehmt euch einen Guide.
Nur so kommt ihr zu den versteckten Plätzen. Riky hat uns an Orte geführt, wo ich als normaler Tourie wohl nie hingekommen wäre.
In den insgesamt 4 Stunden haben wir natürlich nur an der Oberfläche der Geschichte gekratzt, aber allein die Grabeskirche versprüht pure Historie.
Beeindruckend, auch ohne religiös zu sein!
Selbst wenn man, so wie ich, nichts mit Religion am Hut hat, das ist schon alles sehr beeindruckend.
An der Klagemauer endet unser kleiner Einblick in dass tief religiöse Leben. An der Stelle endet bereits mein Tag 2 im heiligen Land.
Also, ab ins Bett, Tagwache wieder um 04:15 Uhr.
Der Renntag beim GFNY Jerusalem
Der Wecker läutet so unerbittlich und ich bin in den ersten 15 Minuten komplett ferngesteuert:
Aufstehen, in die Radkleidung zwängen, Flaschen füllen, Frühstück an der Rezeption holen, Abmarsch Richtung Expo-Gelände, wo unsere Räder stehen.
Start des GFNY Jerusalem ist um 06:15 Uhr und wir müssen noch 7 Kilometer zum Start rollen. In der Dunkelheit und ohne Ortskenntnis tun wir uns etwas schwer, doch nach ein paar mal Verfahren finden wir den Start.
Leider ist dieser nicht wirklich gut ausgeschildert. Und hier muss ich das erste Mal etwas Kritik üben. Der Start und das Ziel sind NICHT am gleichen Ort.
Was das organisatorisch für jeden Radler bedeutet, brauche ich euch nicht zu erklären. Alles, was ihr am Ziel (Anm. von Daniel: Was braucht man Persönliches im Ziel?) braucht, solltet ihr euch von jemanden dort hinbringen lassen.
Der Gran Fondo/die Strecke
Was natürlich der absolute Hammer ist, die Strecke ist KOMPLETT gesperrt.
Also hier könnt ihr wirklich völlig unbeirrt durch die sonst mit Autos verstopften Straßen Jerusalems bolzen.
Dass ihr dabei an vielen, vielen Sehenswürdigkeiten vorbeifahrt, wie der Altstadt, Mount Zion, dem Knesset, der Universität, der Nationalbibliothek ist natürlich absolut geil – der Kurs führt durch eine Parkanlage hinaus aus der Stadt und dann kommen die Anstiege.
Super Streckenführung auf gesperrten Straßen
Die Streckenführung ist wirklich toll, dort ist auch die Asphaltqualität hervorragend, die Steigungsprozent übersteigen eigentlich nie 10 % und sind damit für mich wie geschaffen!
Da ich zwischendurch immer wieder mal (fürs Video und die Bilder) stehen geblieben bin, habe ich die Aussichten wirklich genießen können.
Labestationen gibt es mehr als genug, die dort angebotenen Getränke werden auch wirklich benötigt. Es war teils bewölkt, teils sonnig, jedoch ist die Temperatur dort nicht zu unterschätzen.
Es ist wirklich sehr warm, gerade wenn man wie ich bei 5° und Regen aus Österreich nach Israel gestartet ist!
Trinken, trinken, trinken also.
Ich hatte mir für die 72-km-Runde entschieden, einfach um mehr Zeit zu haben, alles zu genießen. Und das war eine gute Entscheidung: Eine perfekte Länge und mit 1400 hm auch nicht zu hart, jedoch fordernd.
Bis Kilometer 45 geht es eigentlich nur rauf, dann kommt die Wende zurück Richtung Jerusalem.
Einen weiteren Fotostopp und eine ausführliche Pause an der Labe später geht’s ab Richtung Ziel.
Weiteres Highlight kurz vor Schluss
Kurz vor Schluss kommt ein wirkliches Highlight, eine Fahrt durch einen Tunnel NUR für Räder, der leicht ansteigend ca. 2 km zum Ziel führt.
Also nochmal die letzten Kräfte mobilisiert und ordentlich durchgeballert – Zielbogen – FINISH!
Im Ziel gab es dann Pasta, Getränke, Kaffee – das alles im Startpreis inkludiert!
Auch einen Bierstand gab es, die Preise waren mehr als fair und man konnte den Tag ganz ordentlich ausklingen lassen.
Mein Fazit vom GFNY Jerusalem
Top:
- gesperrte Strecke
- Rennfeeling
- ordentliche Laben und Verpflegung auch nach dem Finish
- einzigartige Streckenführung
- super Startsackerl mit Jersey, Flasche usw im Preis inkludiert
Verbesserungswürdig:
- der Streckenplanung geschuldet, ist der Start und das Ziel bzw. Expogelände nicht an ein und demselben Ort, was logistisch etwas mühsam ist
- auch mit Öffis zum oder vom Rennen zum Hotel zu kommen ist schwierig bis unmöglich
- hier muss man Taxigeld bzw. eine Anfahrt früh morgens durch die Stadt in Kauf nehmen
Solltet ihr also Israel noch nicht auf dem Tablett haben:
Hier bietet sich die Chance, ein Radrennen mit wirklich lohnenswerten Urlaub zu verbinden, bei Gelegenheit solltet ihr vielleicht einen Abstecher nach Tel Aviv einplanen, ich würde euch insgesamt 1 Woche Aufenthalt empfehlen.
Mir waren die 4 Tage zwar etwas stressig, aber wirklich geil.
Linkübersicht:
>> Mehr Infos zum GFNY Jerusalem & Termine (siehe offizielle Seite des GFNY Jerusalem)
>> GFNY Webseite mit allen Rennen & Terminen (siehe Link)
>> Toms Instagram Kanal (siehe Link)
Fotos & Video: Thomas Linder