Am Abus Gamechanger Helm führte in den letzten Monaten medial kaum ein Weg vorbei. Sei es das Team Movistar, die Jungs vom Rad Race oder zahlreiche Blogger – der Aero-Helm von Abus war auf den bekannten Kanälen allgegenwärtig. In meiner neuen Reihe „Leser testen“ rief ich vor kurzem dazu auf, dass IHR, aktive Rennradfahrer, herzlich eingeladen seid, Produkte aus der Welt des Radsports zu testen – und hier auf SpeedVille drüber zu berichten. Heute schildert uns Tom aus Salzburg seine Erfahrungen mit dem schicken Gamechanger Helm – das KOTL Zeitfahren sollte ein valider Test dafür sein.
Von Thomas Linder
„Wie groß ist deine Murmel?“
Mit einem klassisch saloppen „Müller“ beginnt also der Test zum brandneuen Abus Gamechanger.
Ob ich denn Lust und Laune hätte, den neuen Helm zu testen? Kurz auf die Homepage bei Abus geschaut, klar, klingt nach einem interessanten Package, immerhin geistert er seit Monaten durch sämtliche Radsportübertragungen.
Vor allem beim Team Movistar um Quintana & Co. sticht einem der Gamechanger ins Auge.
Also Daniel meine Größe genannt und eine knappe Woche später trudelt das Paket bei mir auch schon ein. Perfekt für die Ausfahrt am Wochenende, bei der wir uns etwas für mein heuriges Saisonhighlight, den King of the Lake am Attersee, vorbereiten wollen.
Immerhin Team-Zeitfahren, da kann man vorne im Wind schon mal einen Aerohelm tragen.
Is klar, ne?
Wie eigentlich alle Hersteller verspricht auch Abus bessere Performance im Wind, ein paar Watt dort, bessere Belüftung hier, alles erprobt und getestet – wie bereits gesagt, mit Nairo Quintana und dem Movistar-Team.
Abus Gamechanger – die nackten Zahlen
3 Größen. 8 verschiedene Designs von klassisch Schwarz bis Neongelb und Movistar-Team-Optik – da sollte für jeden was dabei sein.
Abgewogene 293 Gramm (im Datenblatt 290 gr.) in Größe L.
Zum Vergleich: Der Cannondale-Cypher, den ich noch mein Eigen nennen darf, wiegt 265 Gramm.
Preis: UVP 199,-
Erfahrungen mit dem Abus Gamechanger
Der Gamechanger ist auf jeden Fall sehr gefällig, was die Optik anbelangt, ja ich achte da sehr darauf. Mit den meisten anderen Helmen sehe ich aus, wie mit einem Topf am Kopf, was leider meinen etwas ungünstigen Körperproportionen geschuldet ist: Klein und großer Schädel, das schlägt sich!
Aber trotz oder gerade wegen der aggressiven Optik finde ich den Helm gut.
Die lästige Einstellerei des Bandes entfällt hier eigentlich zur Gänze, es gibt schlicht nichts zu verstellen. Abus hat hier ein komplett neues Band genannt „FlowStraps“ entwickelt, welches laut Ankündigung, ein Hautschmeichler sein und dazu noch Flattern und Fahrtwind durch eine spezielle Webung reduzieren soll.
Ich persönlich habe bis jetzt bei JEDEM getragenen Modell mit den Bändern gehadert, entweder es zwickt da und dort, die Bartstoppel verfangen sich im Nylon, der Verschluss wird locker und dieses unsägliche Pfeiffen, wenn man mal im Flachen ordentlich bolzt oder sich in die Abfahrt stürzt! Einfach nervtötend. Und in einer gemütlichen Ausfahrt mit Kollegen ist es mit Quatschen auch mal schnell vorbei, weil man nix mehr versteht! So ging’s zumindest mir bis dato.
Ob die FlowStraps das besser hinkriegen, muss die Praxis zeigen.
Innenleben & Schutz des Abus Helms
Was sich einstellen lässt, ist quasi das Innenleben und zwar die Höhe des Verstellrades hinten in kleinen Stufen (bleibt dann auch so, muss man mögen wenn man den Helm in einem Kasten aufbewahrt) und relativ grob die Grundweite in drei Stufen. Das Ganze geht ratzfatz: Helm auf, am Rädchen gedreht, fertig!
Die Birne schützen, das ist ja mal das primäre Ziel eines guten Helmes. Verständlicherweise kann und will ich keinen Sturztest absichtlich herbeiführen, dazu kann man sich natürlich nur auf die Erfahrungen des Herstellers verlassen, bis es einen mal selber „aufblattelt“ (österreichisch für: auf die Fratz packen, d. Red.).
Darüber hinaus soll das Ganze natürlich nicht zu Schweißorgien unter der Plastikschale führen. Wie kann er sich also hier bewähren?
„Forced Air Cooling Technology“ nennen es sie es, gut erkennbar an den zusammenhängenden Lüftungskanälen. Und auch in der Ausfahrt bei knapp 25 Grad, Sonne und ordentlich Tempo im Team konnte ich keinen erheblichen Unterschied zu meinem anderen, komplett offenen Helm in punkto Hitze und Schweiß feststellen.
Bei kälteren Temperaturen könnte ich mir sogar vorstellen, sogar einen Vorteil zu haben, zumindest ich habe oft das Gefühl von Zugluft auf der Stirn, was schon mal zu Kopfschmerzen führen kann, wenn man mehrere Stunden draußen unterwegs ist.
Eventuell ist hier das semi-geschlossene Konzept des Gamechangers vorteilhaft.
Gamechanger im Praxistest beim KOTL-Zeitfahren
Die regelmäßigen Leser dieses Rennrad-Blogs wissen was jetzt kommt: rund 70 Minuten Schmerzen. Das KOTL-Zeitfahren steht auf dem Programm!
Ende September in Seewaldchen am Attersee.
Die Bedingungen perfekt – spätsommerlich warm –, hier sollte so ein Aero-Konzept zeigen, ob die Belüftung der Murmel auch noch bei Vollbelastung funktioniert.
Das Hauptaugenmerk meines Tests beim KOTL war auf Wärmeentwicklung und Windgeräusche gelenkt: In beide Punkten konnte mich der Abus Gamechanger überzeugen.
Das ist nun der vierte Helm in Summe, den ich trage – und der erste in Aero. Der Schweiß hielt sich in Grenzen! Die Lüftungskanäle sorgen für gute Belüftung, ohne Zug unter der Schale, und selbst bei einem 40er-Schnitt konnte ich meine Teamkollegen akustisch gut wahrnehmen. Also das, was man halt noch an sinnvollen Beiträgen bei einem Zeitfahren so hört.
Die Bänder scheinen zu funktionieren, der Stoff ist nebenbei wirklich sehr weich, eher wie ein hochwertiges Baumwollband, einfach sehr angenehm zu tragen.
Auch ein nettes Feature ist die Brillengarage im hinteren Bereich des Helmes. Hier hält die Sonnenbrille sehr gut, wenn auch während der Fahrt etwas fummelig zum Einfädeln.
Was ich leider etwas vermisst habe, ist der angekündigte magnetische Verschluss. Der würde dem schon sehr feinen Teil noch den letzten Schliff verpassen!
Fazit des Gamechanger-Test:
Egal ob Sonntagsradler (getreu dem Motto #lookprogoslow), Tempobolzer oder Hinundwieder-Zeitfahrer: Schaut ihn Euch mal an, der macht auch aus einer nicht wirklich helmtauglichen Birne einen ganz passablen Anblick. Technisch ist der Gamechanger 1a umgesetzt und der Preis ist für einen Helm dieser Kategorie auf alle Fälle in Ordnung!
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(c) Fotos im Artikel: Thomas Linder (Instagram-Profil), John Braynard (Instagram-Profil)
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