Alpen-Traum 2014 – Interview mit einem, der schon mal durch die Hölle und noch viel weiter gegangen ist.
Bei meinen Recherchen zur Vorbereitung für den Alpen-Traum 2014 bin ich auf den mega spannenden Blogbeitrag von Lars gestoßen. Lars beschreibt in seinem Beitrag sehr bildlich wie es ihm beim Alpen-Traum 2013 ergangen ist. Er vergleicht den Endura Alpen-Traum mit einer Hass-Liebe und nennt 5 Gründe, warum man dieses Rennen (auf keinen Fall) fahren muss. Obwohl er den Alpen-Traum 2013 leider nicht gefinisht hat, stand schon im Ziel für ihn fest, dass er dieses Jahr beim Alpen-Traum erneut angreifen wird.
Speed-Ville.de: Hallo Lars, ich freue mich sehr, dass es mit dem Interview geklappt hat. Bitte stelle uns den „Rennradfahrer“ Lars kurz vor (Alter, Größe und Gewicht, welches Rad fährst du, km/Jahr…)
Lars: Hallo Daniel, Danke für das Lob erst mal und die Gelegenheit, diesmal jemand anderes für mich schreiben zu lassen … Ich bin ein Berliner, der seit nunmehr 8 Jahren in Hamburg lebt und arbeitet. Ich bin 2008 zum Radfahren gekommen – damals noch auf dem Liegerad und großen Touren durch Kanada, Japan oder Portugal – und fahre seit 2010 aktiv Rennrad. Und das von Anfang an bei Rennen und auf Cervélo-Rennrädern. Mit meinen 63 Kilo bin ich eher bergtauglich als alles andere und froh, vor allem durch das Sponsoring unserer Teamsponsoren – bisher SunClass Solarmodule und neu ab 2014 DuraCase.eu – eben bei solchen Bergrennen in ganz Europa teilnehmen zu können. Bis mein Sohn unser Leben unglaublich bereichert hat, fuhr ich zwischen 7.000 und 9.000 km im Jahr, aktuell komme ich in 2014 wohl nur auf 4.000.
Speed-Ville.de: Wie bist du auf die Idee gekommen den Alpen-Traum im letzten Jahr erstmalig mitzufahren? Was hat dich dazu bewogen oder wer hat dich überredet? Viel interessanter vor allem dann noch zu erfahren – was hat dich bewogen den Alpen-Traum nun zum zweiten Mal zu fahren nach dem du beim ersten Versuch nicht gefinisht hast?
Lars: Ich habe mittlerweile an rund 30 Rennen in Deutschland, Spanien, Frankreich und vor allem Italien teilnehmen können. Darunter kleinere (aber nicht minder harte) Gran Fondos, unbekanntere Bergrennen in den Pyrenäen und aber auch die großen Namen der Alpen, wie den Dreiländergiro, Ötztaler Radmarathon & Co. Den Alpen-Traum zu fahren war zunächst schlichtweg logisch – er passt einfach in unsere Rennkalender. Zudem finde ich – auch wenn es logistisch wie auch finanziell sicher eine zusätzliche Bürde ist – gerade die Idee des Alpen-Traums, mal nicht von A nach A sondern von A nach B zu fahren, super interessant. Was meine zweite Teilnahme betrifft, ich denke, das habe ich in meinem Rennbericht ziemlich klar heraus gearbeitet: Ich habe nicht gefinished, weil ich im Kopf dazu nicht bereit war. Körperlich wäre das sicher (irgendwie) gegangen, aber ich hatte damals kurz nach der Labe in Nauders keinen Weg aus einem Kopf-Tief gefunden, mich für den Umbrail zu motivieren. Das will ich nun „wieder gut machen“, sozusagen. Und anders gefragt: Was soll ich denn sonst machen, als noch mal teilzunehmen? Nur, weil man etwas einmal nicht geschafft hat, heißt das ja nicht, dass man es nie wieder tun sollte/könnte. Der AT 2013 war extrem schwer, schon allein durch das Wetter und meine Unkenntnis der Strecke. Nun weiß ich da viel besser Bescheid und werde das Ding nach Hause fahren.
Speed-Ville.de: Zwecks Vorbereitung für den Alpen-Traum 2014 – wie sah deine „Rennsaison 2014“ aus? Wie viel km und hm hast du abgespult? Gerne auch Schätzwerte. Welche Rennen hast du in welchen Zeiten abgeschlossen? Hat sich deine Vorbereitung gegenüber letztem Jahr geändert? Wenn ja, inwiefern?
Lars: Die jetzige Saison – ich sprach es schon an – war vor allem durch die Geburt meines Sohnes eine eher bescheidene. Hinzu kam, dass wir unseren langjährigen Teamsponsor leider verloren haben und in Quartal 1, wo ja bereits alles auf die Teilnahme am RAAM 2015 eingestellt war, das ganze Team und unsere Zukunft Kopf stand. Erst sehr spät habe ich – auch durch unseren neuen Sponsor DuraCase.eu – wieder Zeit und vor allem finanzielle Mittel gefunden, um ein kleines, feines „Saisönchen“ zu planen. Begonnen habe ich mit der 330 km langen Mecklenburger Seenrunde, die ich ohne Probleme zur vollsten Zufriedenheit finishen konnte. Dann die 320 km lange und mit 8.000 hm sehr harte Tour du Mont Blanc, bei der ich (mit 42% der anderen Teilnehmer) nur bis km 206 und etwas mehr als 4.100 hm gekommen bin, ehe das Rennen nach 10 Stunden Dauerregen in einem Gewittersturm vorzeitig beendet wurde. Jetzt am Wochenende habe ich den Alpenbrevet auf der 172 km langen und mit 5.200 hm recht anspruchsvollen Gold-Runde beendet. Der Rennbericht dieser „Crazy Ausfahrt“ ist in Arbeit. Am kommenden Wochenende steht dann noch der Ötzi an, den ich 2010 in 10:40h beendet habe. Insgesamt bisher bescheidene 2.700 km und knapp 28.000 hm. Keine wirklich zufrieden stellende Vorbereitung, aber jeder, der schon mal einen Säugling daheim hatte – und dann noch Sponsorenprobleme – der weiß, wovon ich rede. In diesem Kontext finde ich die Leistungen dann doch gar nicht mehr so schlecht …
Speed-Ville.de: Ich habe begeistert deinen Blogbeitrag über das Rennen im letzten Jahr gelesen. Eine Information, welche mich noch brennend auch im eigenen Interesse interessiert – mit welcher Übersetzung bist du den Alpen-Traum 2013 gefahren? Im Blogbeitrag kam raus, dass du dir mind. eine Kompaktkurbel gewünscht hättest. Wie schaut es dieses Jahr bei dir aus?
Lars: Ich hatte damals mein S5 am Start, das mit 36-27 etwas „untermotorisiert“ vor allem für die extrem steile Pillerhöhe und den fiesen Endanstieg hinauf nach Sulden war. Aktuell habe ich mein noch neueres Cervélo S5 Di2 wieder auf 34-28 in der kleinsten Übersetzung ausgerüstet, mit der die 20er-Spitzen zwar noch immer weh tun werden, aber dann doch etwas weniger, als letztes Jahr. Hoffe ich.
Speed-Ville.de: Du hast geschrieben im letzten Jahr hat dir ein Buddy gefehlt. Hast du dieses Jahr einen Buddy an deiner Seite?
Lars: Ja, ich starte im Lousy Legs-Team gemeinsam mit meinem viele tausende Kilometer vertrauten Teamkollegen Heiko Kromm, mit dem ich letzte Woche auch den Alpenbrevet zusammen gefahren bin. Das war ja DER Grund für meinen Psycho-Ausfall 2013, dass ich da mit meinem Kopfkino alleine war und niemand mich wachrütteln konnte. Das wird in 3 Wochen nicht passieren, da wir beide uns schon sehr gut gegenseitig motivieren können und sehr vertraut sind. Zudem sind einige andere Bekannte mit am Start – ob wir allerdings in einer Gruppe werden fahren können, wird sich zeigen.
Speed-Ville.de: Ich selber habe mega Respekt vor den äußeren Bedingungen. Das Rennen findet Mitte September statt und geht durch die Hochalpen. Man könnte sagen mutig oder einfach nur irre. Daher die Frage: wie schaut die MUST HAVE Ausrüstung für das Rennen aus (Bekleidung wie lange Hose oder Mütze unter dem Helm etc…, Equipment am Fahrrad wie z.B. Rücklichter in den dunklen Tunneln etc..)?
Lars: Da hast Du Recht – die Witterungsbedingungen sind meines Erachtens DER bestimmende Faktor des Rennens (die beiden anderen Faktoren sind die „Flachstücke“, die extrem Körner ziehen sowie die wirklich außergewöhnlich steilen Anstiege zur Pillerhöhe und nach Sulden). Aber zum Wetter und der Ausrüstung: Da ich als Non-Fat-Hämpfling schon bei 15 Grad Außentemperatur friere, muss meine Ausrüstung jetzt nicht unbedingt Beispielcharakter haben, aber ich werde wahrscheinlich am Start haben: Doppelte Hosen, doppelte Beinlinge, langes & kurzes Thermo-Unterhemd, Trikot, Windweste & Thermo-Softshell. Unterm Helm eine Thermo-Kopfbedeckung (die über die Ohren geht!), kurze & lange Handschuhe, wasserdichte Überschuhe + Thermo-Überschuhe. Licht ist – glaube ich – keine Pflicht, aber wenigstens kleine LEDs sollte man schon am Start haben – auf der Stelvio-Abfahrt und hoch nach Sulden kann es schon mal dunkel werden.
Speed-Ville.de: Welche weiteren Rennen „dieser Kategorie“ hast du auf deinem Zettel. In deinem Blogbeitrag habe ich gelesen „La Marmotte“. Welche gibt’s noch?
Lars: Ja, für die Marmotte habe ich in 2015 Startplätze für mein Team bekommen, ebenso werden wir wieder die Tour du Mont Blanc in Angriff nehmen. Ich interessiere mich zudem für die Styrkeproven und auch die Haute Route hat nicht ihren Reiz verloren. Der Rennkalender hängt allerdings davon ab, ob wir neben DuraCase.eu noch einen weiteren Co-Sponsor bekommen oder – was natürlich noch besser wäre – einen Sponsor, mit dessen finanzieller Power wir unser RAAM-Konzept umsetzen können. Doch das ist alles noch in weiter Ferne.
Speed-Ville.de: Eine Frage habe ich noch – wie machst du deine Fotos von den Rennen? Hast du hierfür eine spezielle Kamera?
Lars: Bisher habe ich die mit meinem Sony Ericsson Satio gemacht. Das ist superklein, macht mit 12 MPix tolle Bilder und das ohne auf Touchscreens rumgrabschen zu müssen. Leider ist es als Symbian-Handy mittlerweile so outdated, dass ich es ersetzt habe. Mittlerweile habe ich wieder eine ganz normale kleinformatige Digi-Kamera dabei. Danke für die Fragen & Dir alles Gute für Deine Teilnahme!
Vielen Dank lieber Lars, dass du dir die Zeit genommen hast.
Weitere Infos zu Lars und seinen spannenden Berichten findet ihr auf seinem Rennrad Blog unter:
http://cervelover.blogspot.de/