Die Liste der weltweiten GFNY-Standorte liest sich erlesen: New York City (USA), Barcelona (Spanien), Bogota (Kolumbien), Mont Ventoux (Frankreich), Terracina (Italien), Cozumel (Mexico) und San Luis (Argentinien). Stolze 5.000 Teilnehmer zählt alleine der Granfondo New York (GFNY) Jahr für Jahr und gehört damit zu den Top Jedermann-Rennen weltweit.
Hut ab Uli Fluhme!
Uli, Organisator und Chef der GFNY Events, hat es innerhalb von nur 4 Jahren geschafft eine weltweite Marke zu etablieren. Wow!
Im Rahmen der Umfrage „Bist du für Dopingtests bei den Top-Jedermännern“ fiel mir Uli sofort auf meiner Facebook-Seite auf, wo er sich stark machte für den Kampf gegen Doping. Denn der Kampf gegen Doping ist ein wichtiger Bestandteil seiner GFNY Rennen – hier gilt eine „Null-Toleranz-Policy“. Wer einmal negativ mit Doping aufgefallen ist, darf nicht an seinen Rennen teilnehmen bzw. dessen Zeit wird nicht gemessen. Kostspielige Dopingtests vor und nach den Rennen, die Uli u.a. selber finanziert, helfen dabei die Rennen „sauber“ zu halten.
Diese Einstellung hat mich sofort begeistert – endlich mal einer mit klarer Vision und Marschrichtung beim Kampf gegen Doping!
Im folgenden Interview spricht Uli über die Gründung des GFNY und was ihn dazu bewogen hat, seinen gut bezahlten Anwaltsjob zu kündigen, wie das Leben als Rennradfahrer in NYC ist und was ihn so leidenschaftlich gegen Dopingsünder kämpfen lässt.
Speed-Ville.de: Hallo Uli, du bist Organisator des GFNY (Jedermannrennen in New York) und veranstaltest dieses nun am 17. Mai 2015 insgesamt zum 5. Mal. Wie kamst du auf die Idee in NYC ein Rennrad-Jedermannrennen zu organisieren?
Ich fahre seit meiner Juniorenzeit Anfang der 90er Rennen. Ende der 90er bin ich in erster Linie in Italien bei Granfondos gestartet, weil mir die schweren, grossen Runden besser gefielen, als das, was man in Deutschland als Amateur fahren konnte. Größere Strassenrennen waren Mitte der 90er in Deutschland am Aussterben, so dass für uns Amateure nur noch „Rund um den Kirchturm“ oder „Quer durch den Weinberg“ übrig blieb.
2008 schickte mich mein Arbeitgeber via Schweiz und Irland nach NYC. Dass man dort Rennrad fahren kann, konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Umso erstaunter war ich was abging. Direkt ausserhalb Manhattans Richtung Norden gibt es relativ ruhige Nebenstraßen – und da sind Massen unterwegs. Sonntag morgen brennt die „Route 9W“ lichterloh mit Radsportlern. Da ist mehr los als in Cesena oder Lucca!
2009 lernte ich meine Frau Lidia kennen. Sie ist Triathletin und war acht mal beim Ironman Hawaii. Ich erzählte ihr von Granfondos in Italien und nahm’ sie mit, um ihr ein Rennen zu zeigen. Es gefiel ihr total. Zurück in NYC ging uns Granfondo nicht mehr aus dem Kopf. Wir sahen all’ die Rennradfahrer in NYC, aber ausser Amateurrennen im Central Park oder auf einem stillgelegten Flughafen gab es nichts. Februar 2010 beschlossen wir unsere beiden Passionen zusammenzubringen: NYC und Granfondo.
Speed-Ville.de: Vor deiner Zeit als CEO von GFNY hattest du einen gut dotierten Job als Anwalt bei der UBS Bank. Was hat dich bewogen diesen „goldenen Käfig“ zu verlassen? Erforderte dieser Schritt nicht einiges an Mut? Die Sicherheit vs. das Risiko des Scheiterns. Ich vermute deine Familie und Freunde haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen?!
Haha, ja, meine Eltern hatten natürlich schon ihre Zweifel. „Goldener Käfig“ trifft es ins Schwarze. Es war für mich aber nur eine Frage der Zeit. Der Job selbst hat mich immer gelangweilt, das war einfach nicht mein Ding. Wenn die UBS mich nicht in der Welt herumgeschickt hätte, wäre ich schon früher gegangen.
Speed-Ville.de: Euer Streckenprofil ist mit 160 km und 2.400 hm vergleichbar mit einem Radmarathon in den Alpen bei uns. Der längste Anstieg mit 390 hm relativ überschaubar – wie würdest du den Kurs für die interessierten Leser beschreiben? Was macht den GFNY so reizvoll?
Der Kurs ist wie ein Ardennenklassiker. Wenig flach, permanent hoch und runter.
Der Reiz ist selbstverständlich NYC. Jeder muss zumindest ein Mal im Leben diese Stadt erlebt haben. Das ist der absolute Wahnsinn hier. Warum nicht einen Trip nach NYC mit Radsport verbinden?
Da NYC die inoffizielle Hauptstadt der Welt ist, hat GFNY das internationalste Teilnehmerfeld im Radsport: Sportler aus über 70 Ländern sind am Start.
Apropos Start: der findet auf der 2 km langen George Washington Bridge statt, mit 300.000 Autos pro Tag die meistbefahrenste Brücke der Welt, gesperrt extra für uns. Es ist ein wahnsinniges Gefühl am Start zu stehen, 80m über dem Hudson River mit Sonnenaufgang auf der einen Seite und der Skyline von NYC auf der anderen Seite. Mir ist kein Start im Radsport bekannt der so spektakulär ist.
Speed-Ville.de: Wie ist das Leben als Rennradfahrer im Big Apple? Wo sind Eure Reviere und wie würdest du sie charakterisieren? Ich vermute Eure Touren gehen größtenteils raus in den Norden?
Unter der Woche wird viel im Central Park gefahren, der abgesehen von der Rush Hour autofrei ist. Die 10 km Runde ist abwechslungsreich und man trifft immer jemanden.
Ja, längere Ausfahrten sind nach Norden am besten. Es gibt mittlerweile einen Radweg entlang Manhattans der zur George Washington Bridge führt. Sobald man diese überquert hat, geht es entweder auf einem sicheren Seitenstreifen der Route 9W oder – meine bevorzugte Variante – autofrei auf der „River Road“ entlang des Hudson River. Nach 20 km hat man dann mehrere Varianten auf kleineren Strassen.
Speed-Ville.de: Deine Frau ist mehrfache Finisherin des Iron Man auf Hawaii. Du bist selber viele Jahre Jedermannrennen in Europa gefahren, warst kurzzeitig sogar Triathlonprofi. Man könnte von einem sportlichen Ehepaar sprechen ;-) Wie viel trainiert ihr gemeinsam? Wer von Euch ist der Motivator oder wechselt sich das ab?
2011 sind wir als Hochzeitsreise bei der Transalp am Start gewesen: Scheidung am vierten Tag, wieder geheiratet am sechsten Tag. Wir fahren fast immer zusammen. Wenn ich glaube mal schneller fahren zu müssen, dann ziehe ich Lidia halt am Trikot die Berge hoch. Motivieren müssen wir uns nie. Und falls wir mal keine Lust haben, dann fahren wir nicht.
Speed-Ville.de: In Deutschland, so mein Gefühl, wächst der Rennrad Jedermann-Bereich weiter an. Viele Jungs ab 30 Jahren können sich über das Rennradfahren einen guten Ausgleich schaffen zum stressigen Büroalltag. Wie ist aus deiner Sicht die aktuelle Situation in den USA? Insbesondere in Zeiten nach dem Fall Lance Armstrong. Hat Rennradfahren hier an Popularität eingebüßt?
Was aktive Fahrer anbelangt, sehe ich keinen Rückgang. Wer mal den Geschmack am Fahren gefunden hat, lässt sich den nicht von dopenden Sportlern verderben.
Speed-Ville.de: Die weltweiten Standorte Eurer GFNY Rennen leiten sich laut Pressemitteilung ab von den Teilnehmern am NYC Rennen. Gibt es bis jetzt noch nicht genug deutsche Teilnehmer? Als Standort würde sich z.B. München anbieten? Hamburg und Berlin haben ja schon große Rennrad-Events.
GFNY-Deutschland ist in der Planung. Wenn alles klappt, findet das erste Rennen 2016 statt. Details sind noch nicht spruchreif. Wer immer auf dem Laufenden sein will, schreibt mir bitte einfach eine E-Mail an info@gfny.cc mit dem Betreff „News“.
Speed-Ville.de: Bist du alle Kurse Eurer weltweiten Standorte schon selber gefahren?
Nicht vor dem Rennen, aber Lidia und ich sind natürlich immer am Start bei den Rennen selbst. NYC können wir nicht mitfahren, umso mehr geniessen wir es bei den GFNY World Rennen mitzuspielen.
Speed-Ville.de: Mega interessantes Thema: ihr positioniert Euch ganz klar gegen Doping und führt bei Euren Rennen kostspielige Dopingtests vor und nach dem Rennen durch. Bekannte Dopingsünder, insbesondere Ex-Profis, dürfen bei Euren Rennen nur ohne Zeitmessung mitfahren.
Auf meiner Facebook-Seite gabst Du an, dass diese Tests Euch ca. 15.000 $ beim GFNY kosten. Warum verfolgt ihr so rigoros diese „Anti-Doping-Policy“? Für das genannte Geld könntest du mit deiner Frau ja auch ganz bequem einen 5*+ Karibikurlaub verbringen.
Absolut, aber Lidia und ich sind eben selbst Wettkampfsportler, denen faire Bedingungen wichtiger sind als ein 5 Sterne Urlaub in der Karibik. Ich bin seit 2002 im Antidoping sehr aktiv, weshalb Kontrollen bei GFNY schlicht logisch sind.
Ganz generell: wer als Veranstalter ein Rennen anbietet, das Sportler animiert dafür hart zu trainieren, hat die Verpflichtung für faire Bedingungen zu sorgen. Ein Rennen braucht Regeln die durchgesetzt werden, sonst ist es eine Farce. Abkürzungen werden landläufig ja auch nicht akzeptiert, warum dann Doping?
Doping ist unfair, gefährlich und hat soziale Konsequenzen für Amateure. Was sagen Familie und Freunde, wenn sie rausfinden, dass sie belogen wurden? Was sagt der Arbeitgeber?
Unser Ziel ist es nicht jemanden zu erwischen. Das Ziel ist es Doper von unserem Rennen fernzuhalten oder es ihnen schwerer zu machen. Wir kontrollieren nicht nur unmittelbar nach dem Rennen, sondern sogar davor („out of competition“). Stell’ Dir ein abendliches Klingeln an der Türe des Dopers vor: ein Freund oder Antidoping?
Unsere Erfahrung zeigt, dass es funktioniert. Im ersten Jahr unserer Kontrollen hatten wir „interessante“ Nichtstarter („DNS“) und Nichtfinisher („DNF“), als sich die Kontrollen herumsprachen. Seither bleibt der eine oder andere fern, den ich nicht in die Kategorie „unbedenklich“ einstufen würde.
Speed-Ville.de: Im Gegensatz zu Eurem GFNY gibt es bei den Jedermannrennen hier in Deutschland und Österreich keine Dopingtests. Dennoch kommen einzelne Dopingfälle, per Zufall, immer wieder ans Tageslicht. Wie bewertest du das Verhalten der hiesigen Organisatoren? Machen sie es sich zu bequem? Anscheinend präferieren sie im Gegensatz zu dir dann doch den Luxusurlaub, oder?
Grosse Veranstaltungen können Tests finanzieren. Da habe ich kein Verständnis, wenn das nicht gemacht wird. Immer wieder habe ich da mehr oder weniger heftige Diskussionen mit anderen Veranstaltern. Da kommen dann die absurdesten Gründe zusammen, von „rechtlich nicht möglich“ bis „wir haben kein Preisgeld, also ist es egal“. In Italien sind Tests bei Granfondos an der Tagesordnung und wir machen es sogar in den USA, einem Land, in dem Schadensersatzklagen gerne in die Millionen gehen. Ich bin Jurist und mache es trotzdem!
Rennfahrer können ihren Teil zum Antidopingkampf beitragen, indem sie großen Veranstaltungen fern bleiben, die keine Kontrollen vornehmen. Wichtig ist dann, dass dies dem Veranstalter per E-Mail oder Social Media ausdrücklich klar gemacht wird.
Speed-Ville.de: Danke lieber Uli für die tollen Einblicke und viel Erfolg weiterhin mit Eurem spannendem Projekt GFNY. Hoffentlich dann auch bald in Deutschland;-)
Wenn Ihr, liebe Leser, Interesse habt, am GFNY Jedermann-Rennen teilzunehmen, dann klickt bitte auf den folgenden Link:
Alle Infos zu den GFNY Rennen findet ihr hier!
Als kleines Schmankerl habe ich noch ein Video vom GFNY 2014 beigefügt, wo sich Lude einen heißen Kampf mit einem Kolumbianer geliefert hat ;-)
Seht selbst..
4 comments
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