Erst einmal vielen Dank, Daniel, dass Du mich nach meinen ‚Tops und Flops‘ des Jahres 2016 gefragt hast. Allerdings möchte ich hier weniger von Tops und Flops, sondern von meinen Highlight und Lowlights des Jahres 2016 reden.
Ok, kein Problem Claude, dann eben Lows und Highs…
Highlights 2016: Gerne wieder in 2017…
1) Mein radsportliches Highlight 2016 war, wie schon in den sechs Jahren zuvor, die Teilnahme an der 300 km langen Vätternrundan in Schweden. 300 km, die mich trotz fehlender Höhenmeter (max. 1800 hm, wenn man dem Edge glauben darf) immer an meine Grenzen gehen lassen; manchmal sogar darüber hinaus. Auch 2016 versuchte ich meine persönlichen Bestzeit (9:28h brutto) zu toppen. Die größte Herausforderung der Vätternrundan sind Wind und Wetter, zumal der Rundkurs um den See Wind von allen Seiten bietet: Starkregen zwischendrin, Hagel zum Schluss, bei dem Rennen habe ich schon alles erlebt. Aber im Regen loszufahren, davor hatte ich immer Angst. 2016 war es dann soweit. Zum Start, um ca. 1:30 Uhr in der Früh, war es schon nass und der Regen wurde von Kilometer zu Kilometer stärker. Zwischendrin trocknete es immer wieder etwas ab, aber erst nach 150 km war nur noch das Spritzwasser vom vorne unangenehm. Von oben kam nichts mehr. Dafür hatte ich dann mit der Ernährung zu kämpfen, bzw. mit Übelkeit. Ins Ziel kam ich mit einer Bruttofahrzeit von 10:28h, also genau eine Stunde schlechter als im Jahr zuvor. Dennoch war die Vätternrundan mein Highlight, weil ich mental mit der Situation gut zurecht kam. Regen von Beginn an, kann mich in den kommenden Jahren also nicht mehr schocken!
2) Ein weiteres Highlight war mein Abschneiden bei der Wahl zum Top Fahrrad-Blog 2016, das Anfang 2016 kommuniziert wurde. Mit dem 4. Platz hätte ich nicht gerechnet, obwohl ich dank positivem Leserfeedback wusste, dass mein Blog gerne gelesen wird. So freue ich mich auch dieses Jahr über jede Stimme bei der nun laufenden Wahl 2016. Diesmal wird nach Kategorien gewählt. #CyclingClaude ist in der Kategorie ‚Rennrad/Crosser/Fixie‘ zu finden, genau wie Speedville, einen meiner Lieblingsblogs, oder unterlenker.com, den ich auch gerne lese. Beide habe ich gewählt. Einen auf dem MacBook und einen auf dem iPad ;-).
3) Schließlich ist als Highlight aus Bloggersicht zu erwähnen, dass Blogger auf der #Eurobikeshow 2016 als vollwertige Pressevertreter behandelt wurden. Das kommt natürlich auch den Lesern zugute, zumal wir schneller über Messeneuheiten berichten können als die Fachmagazine. Bei der neuen elektronischen Schaltung von FSA, der K-Force We, war ich sogar einen Tag vor der offiziellen Pressekonferenz mit einem Artikel live. Das geht natürlich nur, wenn man entsprechend unterstützt wird.
Da kann doch tatsächlich der Vizepräsident eines deutschen Spitzenverbandes des Sports wiederholt xenophobe bzw. fremdenfeindliche Postings auf seinem privaten Facebook-Account weiter teilen, ohne dass es jemanden juckt.
Lowlights 2016: Bitte nicht nochmal in 2017…
1) Schnelligkeit bzw. Agilität der Blogger und Onlinemedien, das bringt mich zum ersten und absoluten Lowlight des Jahres 2016: die Causa Streng. Da kann doch tatsächlich der Vizepräsident eines deutschen Spitzenverbandes des Sports wiederholt xenophobe bzw. fremdenfeindliche Postings auf seinem privaten Facebook-Account weiter teilen, ohne dass es jemanden juckt. Die Fachpresse war leider gar nicht in der Lage, zeitnah darüber zu informieren, geschweige denn zu opponieren. So schnell sind die Papiermedien leider nicht und die großen Online-Medien hielten bzw. halten sich bedeckt. Zum Glück hatten einige Blogger (bspw. Unterlenker und Coffee & Chainrings) genug Arsch in der Hose, umgehend den Mund aufzumachen, als das BDR-Präsidium Herrn Streng Absolution erteilte. Nicht zuletzt dank uns Bloggern, scheint im Fall Streng das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein.
2) Ein weiteres Lowlight war die unsägliche Diskussion um Scheibenbremsen im Jedermannbereich. Da sahen v.a. die Veranstalter der deutschen Jedermannrennen schwach aus. Nachdem die UCI den Test von Scheibenbremsen im Profipeloton wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen hatte, reagierte man im Ausland schnell und schaffte Klarheit für den Jedermannbereich: In UK und Frankreich wurden Scheibenbremsen bspw. strikt untersagt. Ob das die richtige Entscheidung war, möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Fakt ist, dass in den Reglements der meisten Jedermannrennen auf die Materialbestimmungen des BDR verwiesen wird. Der BDR verweist wiederum auf die UCI. Ergo waren 2016 bei all diesen Rennen Scheibenbremsen verboten.
Eindeutige Aussagen seitens der Veranstalter kamen aber nicht. Genau so wenig wurde bei den Rennen kontrolliert. Man ließ einfach jeden fahren. Letztendlich wäre bei einer durch eine Scheibenbremse verursachten Verletzung der Scheibenbremsen-Fahrer haftbar gewesen, weil sein Rad nicht dem Reglement entsprochen hat.
Warum haben die Veranstalter nicht umgehend eine Scheibenbremsen-Freigabe ins Reglement aufgenommen, wenn sie diese nicht verbieten wollten? In diesem Fall hätte niemand einen anderen Fahrer wegen nicht regelkonformem Material belangen können. Den Veranstaltern wäre aufgrund des Haftungsausschlusses, den jeder Teilnehmer unterschreibt, auch nichts passiert. So hielt man sich viel zu lange bedeckt und ließ die Sportler auf eigenes Risiko in einer Grauzone fahren.
3) Enden möchte ich mit einem privaten Lowlight, das nur bedingt mit dem Radsport verknüpft ist. Im März besuchte ich meinen vom Krebs gezeichneten Vater, eine Woche bevor ich nach Mallorca zum Trainingslager aufbrach. Nach sechs Tagen erreichte mich, Sonntagmorgens beim Frühstück, ein Anruf meiner Mutter. Der Zustand meines Vaters hatte sich in den Tagen zuvor rasant verschlechtert. Ich ließ alles stehen und liegen, packte mein Rad und saß abends in der LH-Maschine nach Frankfurt. Noch als ich in der Luft war, verstarb mein Vater. Dass ich nicht da war, geht mir immer noch sehr nahe. Hätte ich nicht nach Mallorca fliegen sollen? Hätte, wäre, wenn … so ist leider das Leben.
Wenn ich jetzt auf dem Rad sitze und verrückte Sachen wie Vätternrundan oder London100 mache, stelle ich mir manchmal vor, dass mein Vater von oben zuschaut, er mir nahe ist und ich ihm zeigen kann, was ich da tue.