Für den jüngsten Urlaub in Kroatien und Italien habe ich mich mal wieder zurück in die Offline-Welt vergangener Jahre begeben: Urlaub, Sonne und einfach nur entspannt Lesen! Und zwar das gute alte gedruckte Buch und kein „Gewische“ und „Getappse“ auf einer Glasscheibe. Da ich neben dem Radsport ja immer noch eine Passion für den Fußball hege, fiel die Wahl nach zahlreichen Radsport-Büchern dieses Mal auf Volker Keidel mit „Das Wunder von Bernd“ und Philipp Lahms Biographie „Der feine Unterschied“. Ein Buch ist definitiv HOT, eins NOT!
Der eine oder andere wird sich vielleicht fragen, warum ich hier auf dem Rennrad-Blog über Fußball-Literatur berichte? Hm, das mag sicherlich dran liegen, dass ich die längste Zeit meines Sportlerlebens über Rasen- und Ascheplätze gegrätscht bin und dadurch noch immer einen kleinen Fußball in meinem Herzen trage – ein weiterer Grund ist aber auch, dass ich nach zahlreichen Rennrad-Büchern zum Thema „Darum hatte ich jahrelang eine Nadel im Arm und eine Bluttransfusion in miesen 3-Sterne Hotels in den französischen Alpen zu machen, war gar nicht meine Schuld“ einfach mal Lust auf was anderes hatte. Und Sport ist ja irgendwie Sport. Es geht um Leidenschaft und Emotionen.
Somit gibt’s einmal herrlich was zu lachen (Volker Keidel – mein Buchtipp!!), beim anderen zumindest einen Blick hinter die Kulissen (Philipp Lahm).
Volker Keidel – Das Wunder von Bernd
Beim „Wunder von Bernd“ handelt es sich um ein Sammelsurium von lustigen Kurzgeschichten aus Keidels Fußball-Fan-Spieler-Leben – oder wie der Subtitel des Buches sagt: „Geschichten von der Ersatzbank“. Ob als leidgeprüfter HSV Fan, als Notnagel einer Thekentruppe, den keiner in seiner Mannschaft haben will oder die skurrilsten Geschichten seiner „Kreisliga-Karriere“. Spaßfaktor hoch Zehn.
Hängen geblieben ist definitiv, dass Volker Keidel einen top Humor hat. Es gab kaum eine Seite, wo ich nicht lachen musste – das hatte ich sonst nur bei Tommy Jaud mit „Hummeldumm“. Aber diesen Humor braucht Volker Keidel sicherlich auch. Denn, als HSV-Fan in München hat er es bestimmt nicht einfach! Als gebürtiger Franke, noch weniger. Volker Keidel ist aber nicht nur lustig, er kann auch verdammt gut schreiben. Kaum Langatmigkeiten in seinen Texten, gute Pointen, die richtige Mischung aus Ironie und bissigem Humor. Ein absoluter Glücksgriff dieses Buch. Oder in der Fußballersprache: Hat eingeschlagen, wie eine Rakete!
Inhalte des Buchs (u.a.):
- Keidels Abneigung gegen Bayern München, Raffael Van der Vaart, Manuel Neuer und Mario Götze (Reihenfolge entspricht nicht zwingend dem Abneigungsgrad)
- Frauenfußball Sucks – Nadine Angerer wäre besser Biathletin geworden
- Keidels Zuneigung für „Loser-Vereine“ wie HSV, 1860 oder Bielefeld
- Mitspieler stolpern mit 2 Promille über den Platz, andere gar in Unterhose
- Kevin Kuranyi durfte als Kind beim Beach-Soccer an der Copacabana bei Ronaldinho, Roberto Carlos und anderen talentierteren Kindern nicht mitspielen, weil er zu schlecht war – daraufhin beschließt er nach Deutschland auszuwandern und Nationalspieler zu werden
Fazit:
Absoluter Kauftipp! Wer Sport mag, sollte dieses Buch lesen – wer Fußball liebt, wird es in zwei Tagen verschlungen haben. Also, wer bald in den Urlaub fliegt und was gutes/lustiges lesen möchte, der sollte hier „zuschlagen“!
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Philipp Lahm – Der feine Unterschied
Das Buch liest sich so, wie er als Fußballer auftritt: Auf dem Platz und in den Interviews solide, nahezu fehlerfrei – dafür aber auch immer etwas langweilig! Immer etwas angezogene Handbremse. Er macht keine Stockfehler, und Fehlpässe unterlaufen ihm auch nicht – trotzdem: Irgendwie wächst er einem nicht ans Herz! Ecken und Kanten fehlen ihm einfach.
Bereits nach wenigen Seiten wusste ich, dass mich nur der Blick hinter die Kulissen interessiert: Wird in der Bayern Kabine genauso „geprollt“ wie beim Kreisligisten in Köln? Ist der Jogi wirklich so ein dufter Typ? Ballack der nervige Capitano?
Emotional hat mich das Buch in jedem Fall nicht gepackt. Die Story gibt’s nicht her – es ist die Story eines Gewinners ohne „Macken“: Philipp Lahm hatte keine schwere Kindheit, seine Eltern sind nicht geschieden und er musste offensichtlich auch nicht Effenberg und Olli Kahn, einem nach dem anderen, die Schuhe als A-Jugendlicher putzen. Seine Karriere von Weltniveau erinnert eher an einen gemütlichen Ausflug am Sonntagnachmittag zum See. Kratzen und beißen klingt anders. Dem Buch fehlt es schlichtweg an „Dramaturgie“.
Inhalte des Buchs (u.a.):
- Rudi Völler war als Trainer der dt. Nationalmannschaft laut Lahm: „nicht so doll“ – von Taktikbesprechungen und Coaching wenig zu spüren. Mehr Libero als falsche Neun.
- Große Unstimmigkeiten bei der EM 2008 zwischen alten und jungen Spielern (Ballack vs. Odonkor, Anm. d. R.)
- Die WM 2010: Der Grundstein für den WM-Titel 2014
- Lahm ist nicht schwul – da weist er nochmal explizit drauf hin
Fazit:
In Summe ist das Buch interessant für diejenigen, die mal ins Innere einer Mannschaft „luchsen“ möchten – ob bei den Bayern oder in der dt. Nationallmannschaft. Muss man nicht lesen. Keine Champions-League!
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